Sonntag, 22. Januar 2017

Mailand

22.1.2017

Im italienischen Mailand wurde ein Fußballspiel besucht. 1,3 Mio. Menschen leben hier.

Die große Stazione Centrale, der Mailänder Hauptbahnhof, ist immer wieder ein bemerkenswerter Anblick. Er wurde bereits hier an anderer Stelle gewürdigt .


In der christlichen Spätantike und im Frühmittelalter waren die Mailänder Bischöfe die mächtigsten Männer der Stadt. Der Mailänder Dom, Duomo di Santa Maria Nascente, wurde ab 1388 als Statussymbol der Mailänder Macht gebaut. Zuvor hatten sich an dieser Stelle schon ein antiker Tempel und seit dem 4.Jh. eine frühchristliche Kathedrale und eine römische Basilika befunden, die im Lauf der Jahrhunderte mehrfach zerstört und verändert wiederaufgebaut wurden. Die heute so prägnante Fassade wurde im 17.Jh. teilweise errichtet, aber erst 1805 bis 1813 anlässlich der Krönung Napoleons zum König von Italien fertiggestellt. Ein Turm wurde nie gebaut. An der höchsten Stelle thront über dem Dach seit 1774 eine goldene Marienstatue, die Madonnina. Sie wurde zum Wahrzeichen und Symbol der Stadt. Aufgrund langer Warteschlangen wurde diesmal nicht hineingegangen. Beim Mailand-Besuch vor zehn Jahren war ich noch problemlos im Dom, habe davon aber keine Bilder.


Im ehemaligen Königspalast, Palazzo Reale, neben dem Dom ist heute das Dommuseum. Das Stadtschloss von Mailand stammt in seinem heutigen Erscheinungsbild aus dem 18.Jh. 1771 heiratete hier ein Sohn Kaiserin Maria Theresias, Erzherzog Ferdinand Karl, der von 1780 bis zur napoleonischen Eroberung 1796 österreichischer Gouverneur der Lombardei war und sich den Palast groß umbauen ließ. Bei der Schaffung des Domplatzes in den 1860er Jahren wurde der Ostflügel des Palasts abgerissen. 1936 wurde ein weiterer etwa 60 Meter langer Palastflügel für die Errichtung des faschistischen Palazzo dell’Arengario abgerissen, sodaß von der Erscheinung des Palasts des 18.Jh. heute nur mehr ein Teil zu sehen ist.


Die Piazza del Duomo wurde als zentraler Hauptplatz von Mailand erst zwischen 1865 und 1873 geschaffen. Der Platz vor dem Dom wurde durch Abriss von Häusern und Kirchen 1330, 1458 und 1548 erweitert, war zuvor aber wesentlich kleiner. 1898 richtete die italienische Armee am Domplatz ein Massaker an, als sie in eine Protestdemonstration von Arbeiterinnen und Arbeitern schoss und mehr als 200 Menschen tötete. Das italienische Königreich finanzierte seine kostspielige Eroberung von Kolonien durch Steuererhöhung und Sparmaßnahmen, was im Frühjahr 1898 in mehreren Städten zu Hungerunruhen führte. Tagelang gab es in Mailand Ausschreitungen und schließlich einen veritablen Aufstand von zumindest 30.000 Menschen mit Barrikadenkämpfen gegen die Staatsmacht, der schließlich von Armee und Polizei mit blutiger Gewalt beendet wurde. Der König Umberto I. jubelte und beglückwünschte den kommandierenden Armeegeneral für das Massaker am Domplatz. Zwei Jahre später wurde der König in Monza von einem Attentäter erschossen, der dieses Verhalten als Grund nannte.


Die Galleria Vittorio Emanuele II wurde zwischen 1864 und 1877 als erste überdachte Einkaufspassage der Welt errichtet. Die protzend-prunkvolle noble Galerie liegt zwischen dem Mailänder Dom und der Scala.


Das 1778 eröffnete Opnerhaus Teatro alla Scala.


Der Palazzo della Ragione (oder Broletto ) war im Mittelalter das zentrale Gebäude für Ratssitzungen, Gerichtsverhandlungen und Märkte. Es wurde 1233 errichtet und fungierte bis 1776 als städtisches öffentliches Gebäude. Im 18.Jh. wurde es zum Archiv umgebaut und mit einem klassizistischen oberen Stockwerk mit runden Fenstern aufgestockt und einheitlich verputzt. Erst Ende des 19.Jh. erkannte man die Bedeutung und den Wert des mittelalterlichen Bauwerks.


Die Piazza Mercanti, der Platz der Kaufleute, vor dem Palazzo della Ragione war das mittelalterliche Stadtzentrum. Damals war der Platz noch größer.


Straßenszene


Nur die unterirdische Krypta und ein Mauerrest der Apsis sind von von der Kirche San Giovanni in Conca übrig. Die auf das 4.Jh. zurückgehende, im 11. und 13.Jh. jeweils neu errichtete und im 19.Jh. umgebaute Kirche wurde aus verkehrstechnischen Gründen für eine Straße zwischen 1948 und 1952 abgerissen. Die Fassade wurde abgebaut und an der neuen Waldenserkirche wiederaufgebaut. Die Kirche gehörte seit 1879 der christlichen Religionsgemeinschaft der Waldenser, die im 12.Jh. gegründet worden ist. Die katholischen Kirche ließ sie durch die Inquisition verfolgen und ihre Gläubigen töten, die Gemeinschaft überlebte dennoch.


Die Torre Velasca wurde als Hochhaus 1958 inmitten des im Zweiten Weltkrieg 1943 großflächig zerbombten Stadtzentrums von Mailand im Stil des Brutalismus errichtet. Die auskragende Form zitiert die Torre del Filarete des Castello Sforzesco.


Italien


Die Säulen der Colonne di San Lorenzo sind eines der wenigen Überreste des antiken Mediolanum. Die meisten antiken Gebäude gingen bei mehrmaligen Eroberungen und gründlichen Zerstörungen der Stadt im Mittelalter verloren. Nach der ersten römischen Eroberung der keltischen Stadt der Insubrer 221 v.u.Z. versuchten diese während des scheinbar günstigen Zeitpunkts des Zweiten Punischen Kriegs einen Aufstand gegen die römische Herrschaft, wurden aber 196 v.u.Z. militärisch unterworfen. In der römischen Zeit war Mediolanum eine der wichtigsten Städte der Provinz Gallia Transpadana und ebenso wie heute Mailand ein Verkehrsknotenpunkt. Nach der Reichsteilung im 4.Jh.u.Z. war es zeitweise Residenzstadt weströmischer Kaiser. Die Kolonnaden aus der Zeit des 2.Jh. waren wahrscheinlich Teil eines Tempels oder einer Badeanstalt und wurden im 4.Jh. an ihrem heutigen Ort aufgestellt. Die Säulen begrenzen heute den Vorplatz der Basilika San Lorenzo, der aber erst 1935 durch Abriss der hier stehenden Altstadthäuser geschaffen wurde.


Die Basilika San Lorenzo (Chiesa di San Lorenzo Maggiore) wurde zwischen 372 und 402 errichtet, und zeigt trotz Umgestaltung aus dem 16. Jh. nach Kuppeleinsturz 1573 noch die ursprüngliche byzantinische Struktur als Zentralbau mit einer Kuppel und vier Türmen. Die heutige Fassade wurde 1894 im Geist der Neorenaissance errichtet. Vor dem Portal steht ein Denkmal des römischen Kaisers Konstantin I., eine Bronzekopie eines römischen Originals. Konstantin sich die christliche Religion zum Sieg im Bürgerkrieg um die Alleinherrschaft zunutze gemacht und sie 313 erstmals offiziell erlaubt.


Die Porta Ticinese war ein Stadttor der mittelalterlichen Stadtmauern Mailands. Es gab drei Mailänder Stadtmauern: die römische Mauer, die gegen Ende der Kaiserzeit erweitert wurde, die mittelalterliche Mauer und jene aus der Zeit der Herrschaft Spaniens im 16.Jh. Bei der Renovierung des Stadttors 1861 wurden neben dem mittleren Tor die zwei weiteren Öffnungen für den Verkehr geschaffen.


The Pusterla di Sant’Ambrogio wurde bei der Neuerrichtung von Befestigungsanlagen 1171 gebaut, nachdem Stadt und Mauern vom Heer des Kaisers Friedrich Barbarossa 1162 zerstört worden waren. Nach der Errichtung der spanischen Mauern im 16.Jh. wurde daraus ein Gefängnis. 1939 wurde der mittelalterliche Bauzustand wiederhergestellt.


Die Basilica di Sant'Ambrogio wurde zwischen 379 und 386 errichtet. Im Mittelalter wurde das hiesige Kloster und die Kirche zu einem Großgrundbesitzer mit Ländereien bis hinein ins Tessin. 1528 wurde hier ein Abkommen unterzeichnet, das einen städtischen Mailänder Bürgerkrieg beendete. Im August 1943 wurde die Kirche bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt.


Das Castello Sforzesco ließ ab 1450 der Mailänder Herzog Francesco I. Sforza an der Stelle der in den Jahren 1360-1370 erbauten und im Jahre 1447 zerstörten Burg der Familie Visconti als Herzogsresidenz erbauen. Im 16. und 17.Jh. war es eine der größten innerstädtischen Befestigungsanlagen in Europa. 1833 bis 1905 wurde die Anlage umfangreich restauriert und beherbergt heute Museen.


Der Arco della Pace (Friedensbogen) wurde als Triumphbogen 1807 begonnen, der zunächst Napoleon hochleben lassen sollte und dann nach dessen Niederlage als Symbol der europäischen Friedensordnung von 1815 umgewidmet wurde.


Das Denkmal für Sandro Pertini, 1990 fertiggestellt, ist ein Werk des Mailänder Architekten Aldo Rossi, der es als Begegnungsort geplant hat. Vorne laden Stufen zum Verweilen ein, hinten plätschert ein Brunnen. Der sozialdemokratische Politiker Sandro Pertini (1896 bis 1990) war wohl der populärste Präsident der italienischen Nachkriegsgeschichte. Als junger Sozialist wurde er 1925 vom faschistischen Staat verurteilt und floh ins Exil nach Korsika. Er kehrte inkognito zurück, wurde aber verraten und und verbrachte ab 1929 bis zu seiner Befreiung nach Mussolinis Sturz 1943 fast eineinhalb Jahrzehnte in verschiedenen Verbannungsorten und Gefängnissen. 1944 wurde er als Widerstandskämpfer von der deutschen SS gefoltert ohne jemand zu verraten. Der Hinrichtung entkam er, da er bei einem Überfall von Partisanen befreit wurde. Im Nachkriegsitalien wurde er Abgeordneter, Parlamentspräsident und schließlich Staatspräsident.


Zwei porte nuove der ehemaligen Stadtbefestigung sind zu unterscheiden. Die mittelalterlichen Archi di Porta Nuova (Bögen des Neuen Stadttors) sind ein romanisches Stadttor der mittelalterlichen Stadtmauern von Mailand. Das Tor wurde 1176 erbaut und zwischen 1330 und 1339 auf der stadtauswärtigen Seite umgestaltet mit Streifeninkrustationen und einem Relief der Madonna mit Heiligen. An die Innenseite hat man Grabsteine aus der Römerzeit versetzt, deren Herkunft nicht mehr bekannt ist. Die seitlichen Durchlässe stammen aus dem 19. Jahrhundert.


Die klassizistische Porta Nuova entstand 1810 bis 1813 im Verlauf der ehemals spanischen Befestigungsanlagen. Eine Gedenktafel für einen getöteten Widerstandskämpfer ist hier stadtauswärts angebracht.


Eine doppeltes Denkmal für Giuseppe Mazzini findet sich an der Piazza della Repubblica. Eine Statue aus dem Jahr 1874 wurde 1974 durch ein marmorne Skulptur von Pietro Cascella ergänzt, die den Weg zur staatlichen Vereinigung Italiens symbolisiert. Giuseppe Mazzini strebte im 19.Jh. die italienische Einigung in einer Republik an, die er durch revolutionäre Aufstände des Volkes erreichen wollte und stand der schließlich erfolgten Einigung durch Bündnisse des piemontesischen Königshauses mit Frankreich und der Nationalbewegung als Königreich Italien skeptisch bis ablehnend gegenüber.


Porta Garibaldi. Im 18.Jh. verloren die Stadtmauern ihren militärischen Wert und mit der Mailänder Stadterweiterung 1873 verloren sie auch ihre Zollfunktion als Verbrauchssteuergrenze. 1885 begann der Abriss der spanischen Bastionsbefestigungen, die Mehrzahl der Torbauten blieb aber erhalten.

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