Montag, 1. September 2014

Mladá Boleslav

31.8.2014

Im nordböhmischen Mladá Boleslav (alter deutscher Name Jungblunzau) wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 44.000 Menschen leben hier.

Stadt und Burg wurden in der zweiten Hälfte des 10.Jh. vom böhmischen König Boleslav II. gegründet. Die im wesentlichen vor 1350 errichtete und 1555 zu einem Renaissanceschloss umgebaute Burg erhebt sich auf einem Felsen über einer Flussmündung.


Ab dem 18.Jh. wurde die Burganlage als Kaserne genutzt, im kommunistischen Regime ab 1948 als Gefängnis. Seit 1970 ist die Burg ein Museum.



Im Jänner 1942 wurden von den Nazis 1.041 Jüdinnen und Juden aus Mladá Boleslav und der Umgebung in der Burg versammelt und von dort erst ins KZ Theresienstadt und dann in Vernichtungslager deportiert.


Der 1584 erstmals erwähnte jüdische Friedhof erzählt davon, dass Mladá Boleslav im 17. und 18.Jh. eines der wichtigsten jüdischen Zentren Böhmens war. Nach der Vertreibung der Jüdinnen und Juden aus Wien unter Kaiser Leopold I. 1670 war hier zwischen einem Zehntel und einem Fünftel der Bevölkerung jüdisch, die Stadt eine Hochburg der hebräischen Buchproduktion. Im 19.Jh. ging der jüdische Bevölkerungsanteil im Zuge der Industrialisierung und Aufhebung der Diskriminierungen zurück, betrug 1880 nur mehr 9% und 1930 1,3%. Bis zur Gleichberechtigung 1848 war die jüdische Gemeinde eine eigene Stadt. 1897 kam es sozusagen als Nebenprodukt der sich hochschaukelnden tschechisch-deutschen nationalistischen Auseinandersetzungen zur antisemtischen Ausschreitungen.


Erinnerung an frühere Zweisprachigkeit in Nordböhmen. Mladá Boleslav ist aber nicht für sein Gewerbe oder seine Backwaren bekannt sondern für Industrie. Das 1895 hier gegründete Industrieunternehmen Laurin & Klement, ursprünglich ein Fahrradproduzent, wurde 1925 an den Škoda-Konzern aus Pilsen verkauft. Die in der kommunistischen Tschechoslowakei ausgegliederte Automobilsparte Škoda Auto (seit 1990 VW) hat ihren Sitz und die größte Fabrik in Mladá Boleslav.


Der Hauptplatz Altstädter Ring (Staroměstské náměstí), umgeben von hauptsächlich aus der Renaissance stammenden Bürgerhäusern.



Das Alte Rathaus mit seinem Turm wurde im 16.Jh. in der Renaissance errichtet, 1710 barockisiert und zwischen 1934 und 1941 modern umgestaltet.


Brunnenanlage mit amüsanten Figuren am Hauptplatz




Im 16.Jh. wurde die Stadt zum Zentrum der Böhmischen Brüder (Jednota bratrská), die als Religionsgemeinschaft Vorstellungen des Urchristentums und den Ideen des Jan Hus folgten. Sie bauten diese Kathedrale im Stil der Renaissance. Im Zuge der gewaltsamen Rekatholisierung der Gegenreformation und der Religionskriege des 17.Jh. (Dreißigjähriger Krieg) wurden sie unterdrückt und lösten sich auf. Seit 1910 wird das Gebäude als Ausstellungsraum und Galerie genutzt.


Das 1909 eröffnete, im Jugendstil errichtete Stadttheater.


Gedenktafel an von den Nazis ermordete Eisenbahner am Hauptbahnhof.

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