Samstag, 7. Juni 2014

Marchegg

6.6.2014

In der niederösterreichischen Grenzstadt Marchegg leben 2.900 Menschen. Es wurde ein Fußballspiel besucht und zuvor durch die Stadt spaziert.

Die Stadt wurde 1268 vom böhmischen König Přemysl Ottokar II. als Grenzfestung an der ungarischen Grenze, dem Fluß March, gegründet. Sie wurde planmäßig als Viereck mit einer großzügigen Stadtmauer und einer großen Stadtburg gebaut. Ein großer Teil der Stadtmauer ist in Teilen noch erhalten, hier das teilweise rekonstruierte Wienertor und die Ruine des Ungartores. Ottokar nützte die neue Grenzfestung wenig, bald darauf führte er hunderte Menschen in den Tod und verlor sein Leben und sein Reich in Schlachten am Marchfeld, allerdings nicht gegen Ungarn sondern den Habsburger Rudolf.



Das Schloß Marchegg ging aus der ursprünglichen Stadtburg des 13.Jh. hervor. Als Grenzfestung vor Wien wurde sie mehrmals belagert und erobert. Zwischen 1621 und 1947 besaß die Adelsfamilie Pállfy das Schloß, ließ die mittelalterlichen Anlagen im 17.Jh. abtragen und es zu einem Barockschloß umbauen. Das nach dem Zweiten Weltkrieg verwüstete Schloß wurde 1953 von Marcheggern vor dem Abriß gerettet und 1957 von der Stadt angekauft.



Die Rauchfänge am Dach des Schlosses sind von Störchen in Beschlag genommen.



Straßenszene in Marchegg


Das 1876 ursprünglich als Schulbau errichtete Rathaus. Für seinen Bau anstelle eines abgebrannten Gasthauses wurden Steine der dadurch teilweise abgetragenen mittelalterlichen Stadtmauer verwendet.


Der Fluß March bildet seit dem Mittelalter die Staatsgrenze. Am hiesigen Ufer ist Österreich, drüben die Slowakei. Bis vor 25 Jahren ertranken Menschen, die versuchten in die Freiheit zu schwimmen oder wurden dabei von den Grenzsoldaten der kommunistischen Tschechoslowakei erschossen.


Bis 1918 war die March die innerstaatliche Grenze Österreich-Ungarns mit regem Verkehr mittels einer Fähre. Sie wurden mit dem Hochziehen neuer Grenzen 1918 eingestellt.


Ein Denkmal aus dem Jahr 1955 erinnert an den 125. Jahrestag der Gründung der österreichischen Zollwache 1830.


Am städtischen Friedhof befinden sich ein dutzend Gräber sowjetischer Soldaten, die 1945 bei der Befreiung Österreichs getötet wurden.



Hier sind auch zwei preußische Offiziere bestattet, die 1866 im Krieg zwischen Österreich und Preußen in einer Schlacht vor dem nahen Preßburg ums Leben gekommen waren. Stilecht mit Pickelhaube.


Hinter der Friedhofsmauer liegt das einst 203 m² umfassende Areal des jüdischen Friedhofs. Er wurde 1887 als Teil des städtischen Friedhofs gegründet, nach der Nazi-Machtübernahme 1938 wurde der Friedhof zerstört und die Grabsteine abtransportiert. Der letzte Grabstein wurde allerdings erst 1958 entfernt. 1934 hatten 35 Jüdinnen und Juden in Marchegg gelebt. Marchegg gehörte zur Israelitischen Kultusgemeinde Gänserndorf, wo es auch eine Synagoge gab.


Eine Gedenktafel aus dem Jahr 2004 in einem kleinen Hain erinnert an die hier Bestatteten.


Die Pfarrkirche besteht aus dem hier rechts zu sehenden hohen gotischen Teil aus dem 13.Jh., an dem 1789/90 ein wesentlich niedrigeres Langhaus angebaut wurde. Der 1855 errichtete Turm ist mitsamt Dach nur wenig höher als der gotische Kirchenbau.


Im Eingangsbereich der Pfarrkirche wird an die im Zweiten Weltkrieg als deutsche Soldaten umgekommenen Marchegger erinnert. Darunter finden sich unterschiedslos genauso die SS-Männer, aller Wahrscheinlichkeit nach Mörder und Kriegsverbrecher, wie Jugendliche, von denen es im Unterschied zum Rest nicht einmal mehr Passbilder in Uniform gibt, und die wohl in den letzten Kriegswochen 1945 für Hitlerdeutschland in einen sinnlosen Tod gehetzt wurden.


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