Montag, 10. März 2014

Padua

8.3.2014

Im norditalienischen Padua ging es zum Fußball, aber auch die Stadt wurde natürlich besichtigt. Rund 211.000 Menschen leben hier.

Die Brücke Ponte Molino aus dem 1.Jh. u.Z. ist eine von vier erhaltenen antiken römischen Brücken in der Stadt. Die anderen sind allerdings verbaut und nicht mehr sichtbar bzw. in Funktion wie hier. Im übrigen gibt es hier am Fluß Bacchiglione malerische Häuserzeilen.


Nach der Brücke betritt man durch das mittelalterliche Stadttor Porta Molino die Altstadt.


Die Ruinen der antiken römischen Arena aus den Jahren 60 bis 70 u.Z.
Seit dem Ende des 3.Jh. gehörte Padua zum römischen Reich und wurde eine wichtige Stadt (Patavium). Im 14.Jh. wurden die Ruinen der Arena in eine Adelsfestung integriert, den später wieder abgerissenen Scrovegni-Palast. Seit 1902 ist hier eine öffentliche Parkanlage.


Rest des einstigen Scrovegni-Palasts ist die 1305 geweihte Cappella degli Scrovegni.


Das Denkmal Memoria e Luce wurde 2005 zur Erinnerung an die Opfer des Anschlags auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001 errichtet. Es ist ein Werk des Architekten Daniel Libeskind in Form eines aufgeklappten Buches, das an die Silhouette der Türme erinnert und im Inneren einen Bauteil birgt.

Der Dom, die Basilica cattedrale di Santa Maria Assunta, wurde im heutigen Aussehen zwischen 1635 und 1754 im Barock erbaut. Davor befanden sich hier schon Bischofskirchen aus dem 2., 11. und 16.Jh., die jeweils Vorgängerbauten ersetzten. Der letzte Dombau wurde nicht vollständig ausgeführt wie man an der unvollendeten Fassade sieht. Daneben blieb das romanische Baptisterium aus den Jahren 1260 bis 1281 stehen.


Der große Palazzo della Ragione wurde zwischen 1172 und 1218 errichtet und zwischen 1306 und 1309 um den Dachaufbau aufgestockt. Der Palast diente als Markthalle, Gebäude für die Versammlungen des Rates der Stadt und große Gerichtsverhandlungen. Nach dem dafür geschaffenen Saal im ersten Stock, dem Salone wird auch das ganze Gebäude ebenso genannt. Leider war der freskengeschmückte Saal an diesem Tag nicht zu besichtigen.


Anders als bei den Tuchhallen in Krakau dienen die Gewölbe des Palazzo della Ragione noch ihrem traditionellen Zweck und es gibt hier Lebensmittelstände. Auf beiden Seiten des Palazzos befinden sich Plätze, die an diesem Samstag ebenfalls mit Märkten genutzt wurden.


Im Innenhof des Palazzo del Bo. Das Gebäude wurde Ende des 15.Jh. errichtet und ist seit 1493 Sitz der 1222 gegründeten Universität von Padua. Der Hof ist überreich geschmückt mit den Wappen der einstigen adeligen Studiosi.


Die Stiege zum Rektorat wurde 1941 mit Fresken im Stil von Buchmalerei ausgestattet. Der faschistischen Ästhetik ist eine Statue des Bildhauers Arturo Martini entgegengestellt, die dem Partisanen und Widerstandskämpfer gegen Faschisten und deutsche Nazis Primo Visentin (Massaccio) gewidmet ist. Er hatte hier studiert.


Eines der Beispiele für Türme von mittelalterlichen befestigten Wohnsitzen innerhalb der Stadt, der im Innenhof des Palazzo del Bo im Hintergrund zu sehende sogenannte Torre del Bo aus dem 13.Jh.


Der Stadtturm Torre degli Anziani aus dem 13.Jh. gehört zum Komplex des Palazzo Comunale (Rathaus).


Gedenktafel für den am Ende seines Lebens in Padua lebenden Giorgio Perlasca, der eigentlich Faschist war, aber als Diplomat im Zweiten Weltkrieg in Budapest inmitten des Holocaust Jüdinnen und Juden das Leben rettete. In der Nachkriegszeit interessierte sich bis Ende der 1980er Jahre niemand für ihn.


Im Jahr 1274 wurde ein Grab mit Gebeinen und Grabbeigaben gefunden, das damals für das Grab des mythischen Gründers der Stadt Padua, des nach Trojas Untergang entkommenen Antenor, gehalten wurde. 1284 wurde das repräsentative Grabmal, Tomba di Antenore errichtet. Das Skelett wurde später aber ins 10. oder 3./4.Jh. u.Z. datiert. Jedenfalls ist es Jahrtausende jünger.


Während des Ersten Weltkriegs residierten in Padua das Oberkommando der italienischen Armee und der König. Im Herbst 1917 kam die Front bis auf wenige dutzend Kilometer an die Stadt heran und damit in die Reichweite der österreichischen Artillerie, deren Beschuß hier etwa hundert Menschen tötete. Am 3. November 1918 wurde in der Nähe von Padua der Waffenstillstand von Villa Giusti geschlossen.


Es gab einst drei Synagogen in Padua. Hier die 1525 eingeweihte Synagoge nach deutschem Ritus. 1943 wurde sie zerstört. 1931 hatten 586 Jüdinnen und Juden in Padua gelebt. Zwischen 1943 und 1945 wurden 85 Menschen in deutsche Vernichtungslager deportiert.


Wenige Meter entfernt steht die 1584 erbaute italienische Synagoge. Sie wurde 1892 geschlossen und durch eine neugebaute Synagoge ersetzt, wurde aber wieder genutzt, nachdem diese 1943 von den Faschisten zerstört worden war. Eine Gedenktafel erinnert an die sechs Millionen im Holocaust ermordeten Menschen.


Die Basilica di Sant’Antonio oder nur kurz Basilica del Santo ist dem christlichen Heiligen Antonius geweiht und wurde über seinem Grab zwischen 1232 und 1310 in romanisch-gotischer Stilmischung errichtet. Wie es der katholischen Glaubenstradition entspricht werden die Leichenstücke des Antonius zerstückelt als Reliquien aufbewahrt, z.B. die Zunge, der Unterkiefer und Knorpel der Stimmbänder.


Die Reiterstatue vor der Basilika aus dem Jahr 1453 ist das erste monumentale Standbild, das in Italien seit der Antike aus Bronze gegossen wurde. Es zeigt den venezianischen Feldherrn Erasmo da Narni, genannt Gattamelata, der mit seinem Söldnerheer sowohl für den Papst als auch dessen Rivalen Florenz Krieg führte oder seine Soldaten für Venedig gegen Mailand kämpfen, töten und sterben ließ.


Häuserzeile auf der Piazza del Santo


Der riesige Platz Prato della Valle umfaßt 90.000 Quadratmeter. Geprägt wird der Platz von den schönen Kanälen rund um die Isola Memmia in seiner Mitte. 78 Statuen von mehr oder weniger berühmten Personen umringen sie, einem nie vollendeten Plan aus dem Jahr 1775 folgend. Die Häuser um den Platz stammen aus dem 14. bis 18.Jh.


Am Rand des Prato della Valle erhebt sich die große Basilica di Santa Giustina. Eine erste Kirche wurde hier über dem Grab der Heiligen Justina im 5.Jh. errichtet und im 12.Jh. durch einen romanischen Neubau ersetzt. Dieser wurde Ende des 16.Jhs. abgerissen und dann bis zum Jahr 1600 der heutige Dom im Stil der Renaissance errichtet. Sehr schön sieht man den Bau vom Stadio Appiani aus.


Italien


Von 1405 an stand Padua unter der Herrschaft der Republik Venedig und blieb dies fast vier Jahrhunderte lang bis zu deren Ende unter Napoleon 1797. Die Stadt wurde von zwei venezianischen Adeligen als Gouverneuren regiert und von einem Rat paduanischer Adeliger verwaltet. Die venezianischen Stadtmauern aus dem 16.Jh. sind auf ca. zehn der einst zwölf Kilometer erhalten, mit vielen Bastionen und Stadttoren. Hier die Porta Savonarola


Die alte Burg, Castelvecchio, früher Castello della Torlonga ist eine Befestigung an der mittelalterlichen Stadtmauer. Während des 19. und 20.Jh. wurde die Anlage als Gefängnis genutzt. Kurios: Auf den, auf das 9.Jh. zurückgehenden Bergfried, Torlonga, wurde im 18.Jh. ein Observatorium aufgebaut.

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