Donnerstag, 25. Dezember 2014

Lyon

22.12.2014

Im südostfranzösischen Lyon wurden ein Fußballstadion besichtigt. Rund eine halbe Million Menschen lebt in der drittgrößten Stadt Frankreichs.

Der große Platz Place Bellecour. Während der Französischen Revolution war Lyon das Hauptwiderstandszentrum gegen den Nationalkonvent im südlichen Frankreich. Am 9. Oktober 1793 wurde Lyon nach 66 Tagen Belagerung von den Truppen des Nationalkonvents erobert. In den folgenden sechs Monaten wurden im Terror der siegreichen Revolution 1.962 Stadtbewohnerinnen und Bewohner umgebracht. Schließlich ordnete der Nationalkonvent an, die Häuser aller „Gegner der Revolution“ abzureißen. Lyon sollte zu einer „Ville sans Nom“ („Stadt ohne Namen“) werden. Betroffen waren von dieser Maßnahme vor allem die Gebäude an der Place Bellecour.


Blick auf den Hügel Fourvière, auf die 1872 bis 1896 als sichtbares Symbol der Religiosität hoch über der Stadt errichtete Basilika Notre-Dame de Fourvière und den 1892 bis 1894 als antiklerikales Gegenstück der Moderne dazu errichteten Tour métallique.


Blick vom Ufer der Saône-Ufer auf die Kathedrale mit der Basilika Notre-Dame und dem Turm im Hintergrund


Straßenszene


Die Kathedrale (Cathédrale Saint-Jean-Baptiste) steht an einer Stelle, an der bereits im 2.Jh. ein Kirchenbau zur Zeit der ersten Bischöfe von Lyon gestanden haben soll. Die ältesten erhaltenen Gebäudereste stammen aus dem 6.Jh., der heutige Bau aus romanischen und gotischen Elementen wurde zwischen 1165 und 1481 errichtet. 1245 und 1274 fanden hier wichtige Konzile statt, 1316 gab es hier zur Zeit der Päpste in Avignon eine Papstwahl. Seit dem 11.Jh. ist der Erzbischof von Lyon Primas der katholischen Kirche in Frankreich.


Die am Hügel Fourvière von der ganzen Stadt aus gut zu sehende Basilika Notre-Dame de Fourvière wurde ab 1872 neben der alten Marienkirche errichtet und 1896 geweiht. Zur Zeit ihrer Entstehung war sie, wie Sacré-Cœur in Paris, ein Monument des Renouveau catholique, der katholisch-konservativen Gegenbewegung gegen den säkularen republikanischen Staat und als symbolische Unterstellung der Stadt unter die Gottesmutter gedacht.


Fourvière, vom Lateinischen forum vetus, „altes Forum“, war das Zentrum der antiken römischen Stadt. Im 11.Jh. begann die Stadt nach jahrhundertelangem Bedeutungsverlust wieder zu wachsen, das neue Zentrum entstand jedoch am Fuß des Fourvière-Hügels nahe dem Saône-Ufer. Auf den Ruinen des alten Forums wurde 1168 die erste Marienkapelle errichtet.


Der Tour métallique ist ein dem Pariser Eiffelturm nachempfundener Stahlfachwerkturm mit einer Höhe von 85,9 Metern, der zwischen 1892 und 1894 nach Plänen von Gustave Eiffel gebaut wurde. Bis 1953 diente er als Aussichtsturm, heute ist er ein nicht zugänglicher Sendeturm. Der Turm wurde von privater Seite, einem Gastronomen namens Gay, aus Anlass der großen Lyoner Ausstellung von 1894 errichtet, galt und gilt aber als bewusste Zeichensetzung der republikanischen, laizistischen Fraktion des Lyoner Bürgertums gegen die Herausforderung der katholisch-konservativen Kreise, die die benachbarte Marienbasilika errichtet hatten. Kulturkampf am Hügel über der Stadt.


Ausblicke vom Hügel Fourvière auf die Stadt Lyon


Im Zuge der römischen Eroberung Galliens wurde die Stadt Lyon im Jahr 43 v.u.Z. anstelle einer vorigen keltischen Siedlung unter dem keltischen Namen Lugdunum (Festung des Lug) als römisches Verwaltungszentrum gegründet. Das große römische Theater am Fourvière-Hügel aus dem 2.Jh. bot einst ca. 10.000 Menschen Platz bei Aufführungen.


Daneben befindet sich das Odeon, ebenfalls aus dem 2.Jh. In diesem kleineren Theater fanden in der römischen Antike 3.000 Menschen Platz.


Neben den kulturellen Höhepunkten der Theater umfaßte die römische Stadt Lugdunum auch ein Amphitheater. Das den Gottheiten der Drei Gallier geweihte Amphitheater (Amphithéâtre des Trois Gaules) ist nur teilweise erhalten, läßt seine Ausmaße aber erkennen. Hier wurden Menschen dazu gezwungen, sich zum Gaudium des Publikums möglichst blutig und schmerzhaft gegenseitig abzuschlachten.


Die Oper (Opéra national de Lyon) wurde 1829 anstelle eines früheren Theaters erbaut. In den 1990ern wurde sie komplett renoviert, in einer Kombination von Tradition (Außenmauern und Salon) und Moderne (Innenraum, Dachaufbau) nach Plänen des Architekten Jean Nouvel.


Die Frontansicht des noch einen Hof umschließenden Rathauses (Hôtel de Ville) am Place des Terreaux. Rathaus und Platz wurden gemeinsam zwischen 1645 und 1651 erbaut. Die platzseitige Fassade stammt aus dem Jahr 1674. Seit der Renaissance war die Wirtschaft der Stadt stark mit dem Seidenhandel und dann mit den Seidenwebern (Canuts) verbunden. Lyon hatte um 1830 etwa 165.000 Einwohnerinnen und Einwohner, davon waren geschätzte 30.000 mit Seidenweberei beschäftigt, hauptsächlich in kleinen Werkstätten mit wenigen Webstühlen. Die Arbeit war hart und die Lebensbedingungen elendig. Als 1831 ein Mindestlohn abgelehnt wurde, entwickelte sich ein Streik zu einem Aufstand, der ersten große Sozialrevolte zu Beginn des Industriezeitalters in Frankreich. Der Aufstand wurde von 20.000 Soldaten niedergeschlagen, es gab 1.200 Tote und etwa 10.000 Menschen wurden aus der Stadt vertrieben. 1834 und im Zuge der Revolution von 1848 gab es erneut Aufstände, die wiederum mit hunderten Toten vom Militär äußerst blutig beendet wurden. Im April 1835 fand in Paris ein großes Gerichtsverfahren über 10.000 Gefangene des Lyoner Aufstands von 1834 statt, sie wurden zu schweren Kerkerstrafen oder Verbannung in die Kolonien verurteilt.


Das Lyoner Denkmal zum Völkermord an den Armenierinnen und Armeniern (Memorial Lyonnais du genocide des Armeniens) wurde 2006 im Gedenken an die Opfer des Völkermords von 1915 im Osmanischen Reich errichtet. Es war Gegenstand politischer Auseinandersetzungen, 3.000 Leute demonstrierten vor seiner Einweihung dagegen, 4.000 nahmen an der Eröffnung teil.

Saint-Étienne

21.12.2014

Im südostfranzösischen Saint-Étienne wurden neben kleineren ein großes Fußballspiel besucht. Rund 170.000 Menschen leben hier.

Der Bahnhof. 1823 wurde zwischen Saint-Étienne und dem 15 km westlich an der Loire gelegenen Andrézieux-Bouthéon die erste Eisenbahnverbindung Frankreichs gebaut, um die bei Saint-Étienne abgebaute Steinkohle abzutransportieren. 1832 wurde die Eisenbahn von Saint-Étienne nach Lyon eröffnet. Diese Strecke war dann die erste Bahn-Personenverkehrsverbindung.


Das Denkmal Le fusillé am Bahnhofsvorplatz erinnert an die von 1939 bis 1945 von Nazis und deutschen Besatzern umgebrachten Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer sowie die rassistisch verfolgten Deportierten.


Das Mémorial de la Résistance et de la Déportation de la Loire wurde 1999 eröffnet. Das Museum zeigt in seiner Ausstellung das Leben unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg, den Widerstand sowie Verfolgung und Ermordung der Jüdinnen und Juden. Leider hatte es an diesem Tag geschlossen.


Straßenszene


Die gotische Grand'Église Saint Etienne wurde ab 1310 anstelle einer früheren Pfarrkirche errichtet. 1469 wurde der Chor der Kirche zerstört, aber bis 1486 wiederaufgebaut.


Das Rathaus (Hôtel de Ville).


Der größte Platz ist nach dem Sozialisten Jean Jaurès benannt, der im Sommer 1914 gegen die um sich greifende Kriegseuphorie das Wort ergriff und kurz vor Kriegsausbruch von einem Attentäter umgebracht wurde.


Die Kathedrale (Cathédrale Saint-Charles-Borromée) wurde zwischen 1912 und 1923 in einfacher Neogotik errichtet. Das ursprüngliche Baukonzept sah drei weitere Türme und eine Kuppel vor, wurde aber nicht vollendet.


Die alte Mine Puits Couriot ist heute ein Bergwerksmuseum. Sie war von 1913 bis 1973 in Betrieb. Allein in dieser Mine wurden bis zu 3.000 Tonnen Kohle pro Tag gefördert und fanden 1.500 Bergarbeiter Arbeit. Die übrigen Bergwerke sind heute nicht mehr erhalten und von der Stadt überbaut. Bergbau und Schwerindustrie waren die wirtschaftlichen Standbeine Saint-Étiennes im 19. und 20.Jh. Die Krise der Montanindustrie in den 1970er Jahren brachte wirtschaftliche Probleme und Arbeitslosigkeit, seither gab es eine Umorientierung zum Dienstleistungssektor. Die Bevölkerungszahl, die zwischenzeitlich über 200.000 betrug, geht seither aber zurück.


Das 1864 errichtete Hauptgebäude der Waffenfabrik Manufacture d'armes de Saint-Étienne. Seit dem 14.Jh. war Saint-Étienne ein Zentrum der Metallverarbeitung und der Waffenherstellung. Im Zuge der Französischen Revolution wurde die Stadt daher sogar kurz in Armeville umbenannt. Im Zuge der Industrialisierung im 19.Jh. verstärkte sich die Bedeutung der Stadt als Standort der Waffenindustrie noch mehr. Lebten hier 1832 noch 33.000 Menschen, waren es 1880 bereits 110.000.

Avignon

20.12.2014

Im südostfranzösischen Avignon wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 90.000 Menschen leben hier.

Während der TGV-Bahnhof weit außerhalb der Stadt liegt, kommt man am Gare d'Avignon-Centre wortwörtlich vor den Toren der Altstadt an. Das heutige Bahnhofsgebäude wurde 1860 eröffnet.


Die historische Altstadt ist von einer über vier Kilometer langen Stadtmauer umgeben, die bis heute erhalten ist. Die erste Mauer war bei der Belagerung der Stadt 1226 durch die Truppen des französischen Königs Louis VIII. zerstört worden. Die heutige Mauer wurde zwischen 1348 und 1376 errichtet. Die ehemaligen Wassergräben wurden im 19.Jh. zugeschüttet.


Die ehemalige Stiftskirche Saint-Didier (St. Desiderius), ein Bauwerk der Gotik aus den Jahren 1356 bis 1359.


Ein Umzug.


Avignon war eine Provinzstadt als sie ab 1309 durch das avignonesische Papsttum zu einem Zentrum der europäischen Öffentlichkeit wurde. Das Aussehen der Stadt änderte sich danach radikal und schnell. Die mächtige Papstpalast (Palais des Papes) wurde in zwei Bauphasen errichtet. Er gleicht von außen einer Festung und innen einem Schloss. Leider war das Innere an diesem Winterabend bereits geschlossen. Bei der Papstwahl 1305 waren der französische Einfluss im Kardinalskollegium und die Macht des französischen Königs so groß, dass der Erzbischof von Bordeaux als Papst Clemens V. gewählt wurde. Der neue Papst kam gar nicht erst nach Rom, sondern blieb in Frankreich, wurde in Lyon gekrönt und wählte schließlich 1309 Avignon zu seinem Sitz. Erst 1377 konnte Papst Gregor XI wieder nach Rom ziehen, woraufhin es aber zur Spaltung der katholischen Kirche kam und bis 1430 in Avignon Gegenpäpste amtierten.


Avignon wurde mit dem Papstpalast zur größten Baustelle des 13.Jh. Die Palastanlage wurde zwischen 1334 und 1370 errchtet. Die Stadt Avignon wurde zu einem intellektuellen, künstlerischen und kulturellen Zentrum. Mit 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern wurde sie zu einer der größten Städte Westeuropas. Die Gegensätze zwischen dem kirchlichen Reichtum und Prunk und den Lebensbedingungen der einfachen Menschen in der schnell gewachsenen Stadt waren groß. Die schlechten hygienischen Zustände begünstigten 1349 den Ausbruch der Pest, die hier 11.000 Menschen das Leben kostete.


Die neben dem Papstpalast (Eckturm rechts) stehende Kathedrale im roten Abendlicht. Die Cathédrale Notre-Dame des Doms d’Avignon entstand als romanisches Bauwerk hauptsächlich im 12.Jh. und wurde im 14.Jh. erweitert. Markanter Blickfang ist die große Marienstatue, die 1859 auf den Turm gestellt wurde.


Berühmt ist Avignon neben dem Papsttum vor allem für seine − im Volkslied Sur le pont d'Avignon seit dem Mittelalter besungene − Brücke über die Rhône, Pont d'Avignon oder Pont Saint-Bénézet. Sie wurde im 12.Jh. errichtet und führte einst über einer Länge von 900 Metern auf 22 Bögen über zwei Flussarme der Rhône und eine dazwischenliegende Insel. Sie war damals wohl die längste Brücke Europas. Nachdem sie in Kriegen oft umkämpft und beschädigt worden war, wurde sie nach einem Hochwasser 1660 aufgegeben und nicht wieder instand gesetzt. Nach nachfolgenden Hochwassern und Verfall sind heute nur noch vier Bögen erhalten.


Die Stadtmauer am Flußufer stellte neben ihrer militärischen Funktion auch einen Hochwasserschutz dar.


Antike römische Arkaden. Unter der ab 48 v.u.Z. beginnenden römischen Herrschaft wurde der Flusshafen ausgebaut und die Stadt Colonia Iulia Augusta Avenionesium genannt. Von der römischen Stadt sind nur wenige Überreste erhalten geblieben. Die meisten Bauten wurden vermutlich zur Zeit der Päpste zerstört oder überbaut.


Die Synagoge befindet sich im ehemaligen jüdischen Viertel am Place Jérusalem, wo seit 1236 die Synagogen jeweils immer wieder neu gebaut wurden. Die Synagoge wurde zwischen 1785 und 1787 gebaut und nach einem Brand 1846 im Jahr 1849 wieder eingeweiht. Obwohl von außen ein rechteckiger Bau, ist der Synagogenraum eine klassizistische Rotunde. Im Juni 1941 lebten rund 300 Jüdinnen und Juden in Avignon, darunter viele Flüchtlinge aus dem vom Deutschen Reich annektierten Elsaß. Am 17. April 1943 wurden die jüdischen Familien von den kollaborierenden französischen Behörden verhaftet und von den deutschen Besatzern zur Ermordung nach Osten deportiert.


Straßenszene

Montag, 15. Dezember 2014

Mainz

13.12.2014

Im westdeutschen Mainz wurden eins zwei Fußballspiele besucht. Rund 204.000 Menschen leben in der Hauptstadt von Rheinland-Pfalz.

Mainz war früh ein christliches religiöses Zentrum. 782 wurde der Bischof von Mainz zum Erzbischof erhoben. Mainz ist neben Rom die einzige Diözese der Welt, die den Titel eines „Heiligen Stuhles“ führt, der Heilige Stuhl (von Mainz), Sancta sedes (Moguntia). Die Mainzer Erzbischöfe regierten eine der größten Kirchenprovinzen nördlich der Alpen und wurden mit weltlicher Macht als Reichserzkanzler, Landesherren und Königswähler (Kurfürsten) auch zu den wichtigsten Fürsten des deutschen Reiches. Der Dom wurde ursprünglich zwischen 975 und 1009 errichtet, brannte aber bereits am Tag seiner Einweihung großteils ab (wahrscheinlich aufgrund seiner Festbeleuchtung mit Fackeln). Der romanische Dom wurde wieder aufgebaut, und im Lauf der Jahrhunderte immer größer umgebaut. Im Mittelalter war der Dom außen weiß gestrichen. Die heutige Rotfärbung erhielt er erst beim Wiederaufbau in der Nachkriegszeit des 20.Jh.


Straßenszene


Von 1244 bis 1462 erlangte die Mainzer Bürgerschaft als freie Stadt Selbstbestimmungsrechte vom Erzbischof. Als sie Mitte des 15.Jh. den Erzbischof unterstützte, der sich Kaiser und Papst zum Feind gemacht hatten, wurde Mainz 1462 belagert und erobert. Alle Rechte wurden einkassiert, aus Mainz eine Residenzstadt unter adeliger Herrschaft.


Die St.Johannis-Kirche wurde im Jahr 910 geweiht. Sie ist die älteste Kirche der Stadt und zweitälteste Kathedrale (nach Trier) in Deutschland. Bis zur Weihe des Mainzer Doms fungierte diese Kirche als Kathedrale des Erzbistums und wurde daher später auch als Aldeduom (Alter Dom) bezeichnet. 1828 wurde die Kirche von der evangelischen Gemeinde übernommen. Im 14. und 18.Jh. wurde die Kirche groß umgebaut sowie neu gestaltet, nachdem sie 1942 nach einem Luftangriff ausgebrannt war.


Das Haus zum Römischen Kaiser wurde in der zweiten Hälfte des 17.Jh. als erster adeliger Neubau in der vom Dreißigjährgen Krieg zerstörten Stadt errichtet. Die Fassade stammt aus dem 18.Jh. Heute befindet sich darin (sowie in einem Neubautrakt dahinter) das Gutenberg-Museum, eines der ältesten Druck- und Schriftmuseen der Welt. Leider blieb dafür keine Zeit.


Die frühgotische Kirche St. Christoph wurde zwischen 1240 und 1330 erbaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie von Bombentreffern 1942 und 1945 zerstört. Die Ruine wurde als Kriegsmahnmal stehengelassen.


Römische Heere richteten hier im 1.Jh.v.u.Z., spätestens 13/12 v.u.Z., ein Legionslager ein. Es erhielt den Namen Mogontiacum, in Aufnahme des keltischen Gotts Mogon der hier zuvor siedelnden keltischen Bevölkerung. Rund um das Armeelager entstand eine Stadt, die schließlich ab 89 u.Z. zur römischen Provinzhauptstadt wurde. Hier eine 1962 aufgestellte Nachbildung des Dativius-Victor-Bogens, Mitte des 3.Jh der Mitteldurchgang einer Portikus (Säulenhalle) eines öffentlichen Gebäudes, sowie eine Nachbildung der 1904/05 in 2000 Fragmenten aufgefundenen Jupitersäule aus der zweiten Hälfte des 1.Jh.


Im Oktober 1792 eroberten die französischen Revolutionsarmeen das linke Rheinufer. Der Fürsterzbischof floh. Die Besatzungsmacht ließ im März 1793 nach französischem Vorbild eine Mainzer Republik gründen und Wahlen abhalten. Auch wenn dies unter militärischer Besetzung geschah und mit heutigem Demokratieverständnis nicht übereinstimmt (Beschränkung auf Männer), war dies die erste Demokratie in Deutschland. Doch das Experiment war bereits im Juli zu Ende. Preußische Truppen belagerten und beschossen die Festungsstadt Mainz und erzwangen den Abzug der französischen Armee.


Das 1737 fertiggestellte barocke Deutschhaus diente in der Mainzer Republik als Sitz des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents, war somit erstes deutsches Parlamentsgebäude. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen nach Bombentreffern wenig mehr als einige Außenwände. Der Repräsentationsbau wurde 1950/51 wiederaufgebaut, mit rekonstruierten historischen Fassaden und modernem Innenraum, und dient seither als Sitz des Landtags von Rheinland-Pfalz. Anlässlich des 220. Jubiläums der Mainzer Republik wurde der Platz vor dem Deutschhaus 2013 in Platz der Mainzer Republik umbenannt.


Das barocke Neue Zeughaus aus dem 18.Jh. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen nur mehr die Außenmauern, das Innere wurde 1960 neuerrichtet und dient seither als Rheinland-Pfälzischen Staatskanzlei. Am rechten Bildrand der Rheinuferstraße der Landtag und ganz außen das Schloss.


Das Kurfürstliche Schloss war die ehemalige Stadtresidenz der Mainzer Erzbischöfe, die als solche auch Kurfürsten und Landesherren des Mainzer Kurstaates bis zu dessen Ende 1792 waren. Der Bau wurde im 18.Jh. als barocker Neubauflügel der Martinsburg aus dem 15.Jh. am Rhein errichtet. Die Burg wurde während der Zeit der Angliederung an Frankreich (1797 bis 1815) 1809 abgerissen. Nach Bombentreffern in Zweiten Weltkrieg wurde die Schlossfassade wiederhergestellt, das Innere modern gestaltet.


Die Theodor-Heuss-Brücke, benannt nach dem Bundespräsidenten, der sie 1950 wiedereröffnete, wurde zwischen 1882 und 1885 errichtet. Etwa hundert Meter flussaufwärts bestand bereits in römischer Zeit vom 1. bis zum frühen 5.Jh. eine feste Brücke über den Rhein. Diese bestand aus mindestens 21 Steinpfeilern von 18 Metern Länge und 7 Metern Breite und besaß eine 12 Meter breite mehrspurige Fahrbahn. Nach ihrer Zerstörung in der Völkerwanderungszeit wurde hier um 813 unter Karl dem Großen ein frühmittelalterliches Großprojekt betrieben. Unter Verwendung der steinernen Pfeiler der römischen Brücke wurde in zehnjähriger Arbeit eine Holzbrücke über den Rhein errichtet. Sie brannte aber kurz nach oder kurz vor der Eröffnung ab. Der karolingische Brückenbau in Mainz ist der einzige große frühmittelalterliche Brückenbau. Zwischen Basel und den Niederlanden wurde für mehrere Jahrhunderte kein fester Brückenbau über den Rhein mehr unternommen.


Das Rathaus wurde 1970 bis 1974 neben weiteren Bauten der Nachkriegszeit am Rheinufer errichtet.


Der Eisenturm, ein mittelalterlicher Stadtturm aus dem 13.Jh. mit Ausbauten aus dem 15.Jh. Die Obergeschosse dienten am dem 17.Jh. als Gefängnis. Nachdem der Turm im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt war, wurde er 1958 wiederhergestellt.


Das Mahnmal der Deutschen Einheit wurde 1961 in Erinnerung an die blutig niedergeschlagenen Demonstrationen des 17. Juni 1953 in der DDR errichtet. Das gespaltene Denkmal trägt die Inschrift „Deutschland ist unteilbar“ und ist dreigeteilt, was in damaligem Verständnis West-, Mittel- (DDR) und Ostdeutschland (die ehemals deutschen Städte des heutigen Polen) symbolisiert. Auf der Seite sind die Namen von Städten aus der damaligen DDR und des heutigen Polens eingemeißelt.


Der Holzturm war ein Wachturm und Stadttor der mittelalterlichen Stadtmauer und stammt im heutigen Anblick aus dem 15.Jh. Nach der Beschädigung im Zweiten Weltkrieg 1961 wiederhergestellt.


Die Zitadelle auf dem Jakobsberg erinnert an die Jahrhunderte von Mainz als militärischer Festungsstadt. Im Mittelalter wurde dort 1050 ein Benediktinierkloster errichtet, in den 1620er Jahren während des Dreißigjährigen Kriegs dann die Schweickhardtsburg als Militäranlage. Nach 1655 wurde die heutige Zitadelle mit Bastionen nach französischer Festungsbauart erbaut. Ab 1816 wurde Mainz Bundesfestung des Deutschen Bundes (bis 1866) und preußische und österreichische Truppen bezogen die Zitadelle als Kaserne. Während des Ersten Weltkrieges und des Zweiten Weltkrieges diente die Zitadelle als Kriegsgefangenenlager, unter anderem war der Historiker Fernand Braudel hier festgehalten.


Die mittelalterliche Stadtbefestigung war ab der Mitte des 16.Jh. einer moderneren Festungsanlage gewichen, die schließlich die ganze Stadt umfasste. Außerhalb dieser Festung durften keine Steinbauten entstehen, um anrückenden Truppen keinen Schutz bieten zu können. So konnte sich die Stadt nur in den innerhalb der Mauern entwickeln, was das Wachstum bis in das 20. Jh. hinein stark begrenzte. Bis zum Ende der Festung hatte die Stadt fast nie mehr als 30.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Ihre militärische Bedeutung als deutsches Bollwerk gegenüber Frankreich verlor Mainz nach der Eroberung Elsaß-Lothringens im dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 an Metz. Aber erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurden die Festungsmauern abgerissen.


Der Drususstein am Gelände der Zitadelle ist ein zwanzig Meter hoher Turm aus römischer Zeit, einst massives Gussmauerwerk. Es dürfte sich um den baulichen Überrest des Grabmals für den römischen Feldherrn Drusus, Adoptivsohn des Kaisers Augustus, handeln, der im Jahr 9 u.Z. in Mogontiacum (Mainz) gestorben war. Im Frühmittelalter wurde die Außenverkleidung entfernt. Ab dem 16.Jh. diente der Turm als Wachtum. Dafür wurde der bis dahin massive Baukörper des Grabmals ausgehöhlt und eine Wendeltreppe eingebaut.


Ausblick von der Zitadelle auf Mainz


Am Abhang unterhalb der Zitadelle liegen die in den 1990er Jahren freigelegten Überreste des römischen Theaters aus dem 1.Jh. u.Z. Mit Platz für 10.000 Menschen war es das größte römische Bühnentheater nördlich der Alpen. Mitte des 4.Jh. lag das Theater außerhalb der Stadtmauer, Steine wurden für den Mauerbau verwendet und der Betrieb eingestellt. Wiederverwendbares Steinmaterial wie die Steinblöcke der Zuschauerränge wurden nach und nach abgetragen. Die gemauerten Gewölbe wurden ab dem 6.Jh. als Katakomben für Bestattungen aus den umliegenden Klöstern verwendet. Beim Bau der Zitadelle Mitte des 17.Jh. kam es dann zu einer völligen Einebnung des Geländes.


Die Neue Synagoge wurde 2010 am Platz der von den Nazis im Novemprogrom 1938 in Brand gesetzten und wenige Tage später gesprengten alten Mainzer Hauptsynagoge eröffnet. Die 3.000 Menschen zählende jüdische Gemeinde von Mainz wurde von den Nazis fast vollständig deportiert. Einige Säulen der 1911/12 errichteten alten Baus wurden 1988 als Mahnmal aufgestellt. Mit der jüdischen Geschichte von Mainz ist vor allem das Pogrom von 1096 verbunden. Nach dem Aufruf des Papstes zum Kreuzzug zur Eroberung Jerusalems fanden an mehreren Orten Pogrome statt, bei denen in Ermangelung anwesender Muslime die örtliche jüdische Bevölkerung beraubt, vertrieben und ermordet wurde. Ein Kreuzritterheer belagerte Mainz, da in der erzbischöflichen Stadt seit Jahrhunderten eine jüdische Gemeinde lebte. Als das Heer in die Stadt gelangte, begingen die meisten Jüdinnen und Juden Selbstmord. Nur etwa 53 Menschen konnten später von 300 Mann der erzbischöflichen Garde nach Rüdesheim gerettet werden, wo sie aber von den Kreuzfahrern eingeholt wurden. Am Ende der Menschenjagd waren 1014 Jüdinnen und Juden tot, 90% der Gemeinde.