Sonntag, 11. August 2013

Uherský Brod

10.8.2013

Im mährischen Uherský Brod (deutsch Ungarisch Brod) an der tschechisch-slowakischen Grenze leben etwas weniger als 17.000 Menschen. Ein Fußballspiel wurde hier besucht und das Altstadtpanorama von der Stadiontribüne bewundert.

Das Rathaus (Radnice). Zwischen 1703 und 1715 wurde ein spätgotisches Bürgerhaus zum heutigen Gebäude ausgebaut. Nach der Zerstörung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg und Vertreibung ihrer protestantischen Bevölkerung wurde die Stadt in der zweiten Hälfte des 17.Jh. neu besiedelt, vor allem von Deutschen, unter ihnen viele Jüdinnen und Juden. Es gab ein eigenes jüdisches Stadtviertel. Die Deutschen waren vom 18. bis Mitte des 19.Jh. in der Mehrheit, dann gab es einen tschechischen Überhang und ab 1890 auch eine tschechische Stadtregierung.


Gedenktafel am Rathaus für einen Partisanenkämpfer gegen die deutsche Besatzung und drei auf alliierter Seite kämpfende Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg getötet wurden


Die katholische Mariä-Himmelfahrt-Kirche (Kostel Nanebevzetí Panny Marie) war ursprünglich eine gotische Kirche aus dem 13.Jh., wurde aber mehrmals zerstört und schließlich mitsamt dem Dominikanerkloster im 17.Jh. als Ausdruck der mit habsburgischer Militärmacht erzwungenen katholischen Gegenreformation in barocker Pracht errichtet.


Von dem auf eine Burganlage des 13.Jh. zurückgehenden Schloß (Zámek) an der nördlichen Stadtmauer ist nicht mehr viel übrig nachdem es bei der schwedischen Belagerung der Stadt 1643 zerstört und die Ruine später abgerissen wurde. Ein barocker Saal wurde dann neuerrichtet, aber mehr nicht mehr. Hier das einstige Schloßtor, hinter dem seit 1927 ein Comenius-Museum eingerichtet ist. In den 50er Jahren wurde die Comenius-Statue davor aufgestellt.




Auch im Süden der Altstadt ist ein Stück der Stadtmauer erhalten, die zuletzt im Rahmen der Verteidigungsmaßnahmen beim preußischen Einmarsch in Böhmen und Mähren 1742 militärische Verwendung fand und in den 1870er Jahren dann großteils abgerissen wurde.


1942 wurden von den Nazis 350 Menschen aus Uherské Hradiště in das jüdische Ghetto in Uherský Brod gebracht und die Stadt im Jänner 1943 zum Ausgangspunkt der Deportation von 2.837 Jüdinnen und Juden aus dem Südosten Mährens in KZ und Vernichtungslager. Nur 81 Menschen überlebten. Das Comenius-Gymnasium in Bahnhofsnähe diente der NS-Besatzung aus Deportationszentrale.



Der Alte Jüdische Friedhof wurde im 17.Jh. angelegt. Während der NS-Besatzung wurde er verwüstet und übriggebliebene Grabsteine nach Kriegsende auf den Neuen Jüdischen Friedhof gebracht. Am frei zugänglichen Gelände erinnern heute ein Schild und zwei Steinmonumente aus dem Jahr 2007 an den Friedhof und den Holocaust. 1857 lebten hier 1.068 Jüdinnen und Juden (26% der Stadtbevölkerung), 1930 waren es noch 493 (8%). Die Synagoge wurde 1941 angezündet und die Ruine später abgerissen.




Der 1870 eröffnete Neue Jüdische Friedhof ist erhalten und erinnert an die einstige jüdische Gemeinde. In der 1906 errichteten Zeremonienhalle gedenkt ein 1948 aufgestelltes Denkmal mit Namenstafeln an die tausenden im Holocaust Ermordeten der Region. 1945 waren etwa 30 Jüdinnen und Juden in die Stadt zurückgekehrt, nach antisemtischen Ausschreitungen 1948 emigrierten 20 nach Israel, was das endgültige Ende der jüdischen Gemeinde bedeutete.



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