Montag, 24. Juni 2013

Zvolen

23.6.2013

Die mittelslowakische Stadt Zvolen (deutsch hieß die Stadt früher Altsohl und ungarisch Zólyom) wurde aus Anlaß eines Fußballspiels besucht.

Das Schloß (Zvolenský zámok) liegt auf einer kleinen Anhöhe. Es wurde zwischen 1370 und 1380 in gotischem Stil als Jagdschloß des ungarischen Königs Ludwig erbaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloß umkämpft und wurde stark beschädigt, aber in der Nachkriegszeit von 1956 bis 1970 wiederhergestellt. Im Inneren ist heute eine Gemäldegalerie.


Im 16.Jh. wurden die Verteidigungsanlagen ausgebaut. Das Stadtschloß löste schließlich die hoch oben am gegenüberliegenden Bergrücken liegende alte Burg (Pustý hrad, „verlassene Burg“) als Komitatssitz ab.


1548 erfolgte ein großer Umbau im Renaissancestil. Die Aufstockung des 16.Jh. hebt sich dabei nicht nur durch andere Gestaltung der Fenster im oberen Teil sondern auch durch die andersfarbige Sgrafittofassade ab.


Gotischer Tordurchgang mit leider nur mehr Resten der mittelalterlichen Deckenbemalung.


Im Schloßhof sind Bühne und Tribüne für Theaterfestspiele aufgebaut.


Im Park vor dem Schloß wurde ein Panzerzug rekonstruiert, wie er im Slowakischen Nationalaufstand SNP (Slovenské národné povstanie) im Einsatz gewesen sein mag. Drei solche Exemplare wurden von den hiesigen Eisenbahnwerkstätten dafür hergestellt. 1944 wurde damals in der Mittelslowakei versucht, sich selbst vom mit Hitler verbündeten faschistischen Regime zu befreien. Der Aufstand wurde von deutscher Wehrmacht, SS und slowakischen Faschisten in heftigen zweimonatigen Kämpfen niedergeschlagen, anschließend verübten sie Massenmorde und Massaker an der Bevölkerung.


Blick vom Schloß auf den Hauptplatz Námestie SNP mit der evangelischen Kirche aus den 1920er Jahren links im Bild und der ursprünglich im 14.Jh. erbauten katholischen Kirche im Hintergrund.


Denkmal am Námestie SNP


Sowjetisches Denkmal, das an die für die Befreiung getöteten sowjetischen Sodlaten erinnert.


Rund um die katholischen Kirche wurden Ausgrabungen durchgeführt. Die unter dem Platz liegenden alten Friedhofsmauern wurden sichtbar gemacht sowie der ehemalige Karner des 14.Jh. durch Holzaufbauten über den freigelegten Fundamenten rekonstruiert.


Dieses Gebäude, das heute ein Chinarestaurant beherbergt, war von 1896 bis 1950 die Synagoge der jüdischen Gemeinde der Stadt. Die beiden Mauervorsprünge trugen einst zwei Türme. Rund 550 Jüdinnen und Juden hatten hier noch 1940 gelebt.


Vor dem jüdischen Friedhof wurde 2009 ein Platz als Park ušľachtilých duší mit der englischen Bezeichnung Park of Generous Souls gestaltet. Er soll an jene Slowakinnen und Slowaken erinnern, die während des Holocaust ihren jüdischen Mitmenschen halfen. Vor der Friedhofsmauer steht ein fünf Meter hoher Obelisk der Hoffnung aus Glas von Palo Macho als Symbol für Hoffnung und Leben.


Das zweite Kunstwerk nennt sich Schwelle des Lebens und stammt von dem Künstler Peter Kalmus. Ein Schienenstrang ist über einem Weg im Untergrund quer durch die Grünfläche verlegt. Glaskästen zwischen den Schienen enthalten in Draht eingewickelte Flußsteine, als Symbol für Gebete für slowakische Opfer des Holocaust.


Im Vorderteil des Friedhofs fehlen die allermeisten Grabsteine, nur im hinteren Teil zwischen Bäumen sind einige an ihrem urpsrünglichen Ort über den Gräbern erhalten. Von den einst 500 Grabsteinen sind nur mehr rund 50 intakt. Die vergangene Multikultualität zeigt sich in den Inschriften, die auf deutsch, ungarisch, slowakisch oder hebräisch sind. Der jüdische Friedhof wurde 1998 renoviert, aber seit 2001 war er mehrmals Schauplatz von antisemitischen Vandalenakten.



Gedenktafeln mit den Namen der hunderten ermordeten jüdischen Holocaust-Opfer aus Zvolen. Die Tafeln reichen in alphabetischer Ordnung der Nachnamen nur von A bis S und auch ihre Anordnung läßt darauf schließen, daß in der zweiten Reihe Tafeln fehlen. Wurden sie nicht angebracht, wurden sie abgenommen oder wurden sie zerstört?


Bemerkenswert ist ein Denkmal für die von 1939 bis 1945 ermordeten Roma. Heute werden sie nicht mehr umgebracht, aber leben in erschreckender Armut wie ein Wohnblock an der Zugstrecke zeigt.


Nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands war der jüdische Friedhof Schauplatz einer Massenerschießung von Jüdinnen und Juden, Partisanen und anderen willkürlich zusammengefangten Männern, Frauen und Kindern. 128 Menschen wurden umgebracht und liegen hier in einem Massengrab.



In der Bahnhofshalle hängt eine Gedenktafel für zwischen Herbst 1944 und Frühjahr 1945 umgebrachte Eisenbahner, die Widerstand gegen deutsche Naziherrschaft und Faschismus geleistet hatten.

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