Sonntag, 30. Juni 2013

Bad Wimsbach-Neydharting

29.6.2013

Das oberösterreichische Bad Wimsbach-Neydharting wurde wieder einmal für ein Fußballspiel besucht und diesmal auch ein kleiner Spaziergang unternommen. Rund 2.500 Menschen leben hier.

Bemerkenswert sind die Überreste einer antiken römischen villa rustica, eines Landhauses bzw. Sitz eines landwirtschaftlichen Gutes. Das Gebäude wurde ca. 160 u.Z. errichtet und bestand bis ins 4.Jh., ein Stück des Ofens läßt die einstige Fußbodenheizung erkennen und Bleireste ließen auf eine Wasserleitung (Bleirohre) schließen. Das Waldstück, in dem es heute etwas außerhalb der Ortschaft liegt, heißt „Totenhölzl“, da in späteren Jahrhunderten immer wieder Gräber gefunden wurden. Die römischen Ruinen wurden 1950/51 ausgegraben.



Gut sichtbar an einem Abhang liegt die barocke Pfarrkirche aus dem 18.Jh., die anstelle einer gotischen Vorgängerkirche aus dem 15.Jh. errichtet wurde.


Im Tordurchgang zu Kirche und Friedhof wird per ausgehängter Kirchenchronik die Ankunft der US-amerikanischen Armee im Mai 1945 als Beendigung des „unseligen Krieges“ gewürdigt. Ein Schaukasten gibt den im verbrecherischen Krieg auf deutscher Seite getöteten Soldaten ein Gesicht, indem die zeitgenössischen Andachtsbilder ausgestellt werden. Einerseits eine gute Idee, um das sinnlose menschliche Leid deutlicher zu machen. Andererseits sehr fragwürdig aufgrund der damaligen Propaganda-Aufschriften, „gefallen für Führer, Volk und Vaterland“ samt Hakenkreuzemblem.



Das Schloß Wimsbach stammt in der heutigen Gestalt aus dem 18.Jh. Zuvor stand hier eine spätmittelalterliche Burg, die 1596 von aufständischen Bauern belagert und schließlich 1646 in einem Großbrand, der auch die Ortschaft betraf, zerstört wurde.


Eine lange Kastanienallee führt vom Schloß zum nahegelegenen Wald. Sie wurde gepflanzt, um der Herrschaft des Schlosses und seinen Damen einen Spaziergang im Schatten zu ermöglichen.


der Wimsbacher Marktplatz


Der einzige Rest der einst mächtigen Wasserburg Neydharting ist heute ein Turmrest an der Rückseite eines später angebauten Hauses. Zum Schutz ist er mit einer Plane verdeckt. Die Burg dürfte schon vor dem Jahr 1000 u.Z. erbaut worden sein. Im 19.Jh. war hier noch eine Tuchfabrik untergebracht, die Ruine der Burg verfiel aber immer mehr und wurde nur mehr als Steinbruch genutzt.


An der Straße von Wimsbach nach Lambach fand am 19. Dezember 1800 eine Schlacht zwischen einer französischen und einer österreichischen Armee statt. Von den 3.000 österreichischen Soldaten wurden 1.500 getötet oder verwundet, auf französischer Seite 500 von 6.000 − für Gott, Kaiser und Vaterland, also für nichts und wieder nichts. Um Lambach und den Übergang über den Fluß Traun brachten sich auch in den Kriegen von 1804 und 1813 hunderte Menschen um.

Freitag, 28. Juni 2013

Datum 4/2013 und 5/2013


Datum
4/2013
98 S.



Datum
5/2013
98 S.



Themen wie der Sachwalterschaft und ihren gesellschaftlichen und menschlichen Implikationen sollte viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Das sind die Themen des echten Lebens. Georg Eckelsberger beleuchtet in der April-Ausgabe die Sache in einem lesenswerten Text. Die persönliche Geschichte des besachwalterten Journalisten Freddie Kräftner erzählt dieser selbst bewegend.
Interessant ist ebenfalls der Artikel von Patrick Witte über eine bemerkenswerte Frauenbewegung von sogenannten „Unberührbaren“ in Indien, die Gulabi-Gang. Indien ist ein großes unbekanntes Land.

In beiden Heften finden sich bedrückende Reportagen aus dem Bürgerkrieg in Syrien.

Montag, 24. Juni 2013

Zvolen

23.6.2013

Die mittelslowakische Stadt Zvolen (deutsch hieß die Stadt früher Altsohl und ungarisch Zólyom) wurde aus Anlaß eines Fußballspiels besucht.

Das Schloß (Zvolenský zámok) liegt auf einer kleinen Anhöhe. Es wurde zwischen 1370 und 1380 in gotischem Stil als Jagdschloß des ungarischen Königs Ludwig erbaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloß umkämpft und wurde stark beschädigt, aber in der Nachkriegszeit von 1956 bis 1970 wiederhergestellt. Im Inneren ist heute eine Gemäldegalerie.


Im 16.Jh. wurden die Verteidigungsanlagen ausgebaut. Das Stadtschloß löste schließlich die hoch oben am gegenüberliegenden Bergrücken liegende alte Burg (Pustý hrad, „verlassene Burg“) als Komitatssitz ab.


1548 erfolgte ein großer Umbau im Renaissancestil. Die Aufstockung des 16.Jh. hebt sich dabei nicht nur durch andere Gestaltung der Fenster im oberen Teil sondern auch durch die andersfarbige Sgrafittofassade ab.


Gotischer Tordurchgang mit leider nur mehr Resten der mittelalterlichen Deckenbemalung.


Im Schloßhof sind Bühne und Tribüne für Theaterfestspiele aufgebaut.


Im Park vor dem Schloß wurde ein Panzerzug rekonstruiert, wie er im Slowakischen Nationalaufstand SNP (Slovenské národné povstanie) im Einsatz gewesen sein mag. Drei solche Exemplare wurden von den hiesigen Eisenbahnwerkstätten dafür hergestellt. 1944 wurde damals in der Mittelslowakei versucht, sich selbst vom mit Hitler verbündeten faschistischen Regime zu befreien. Der Aufstand wurde von deutscher Wehrmacht, SS und slowakischen Faschisten in heftigen zweimonatigen Kämpfen niedergeschlagen, anschließend verübten sie Massenmorde und Massaker an der Bevölkerung.


Blick vom Schloß auf den Hauptplatz Námestie SNP mit der evangelischen Kirche aus den 1920er Jahren links im Bild und der ursprünglich im 14.Jh. erbauten katholischen Kirche im Hintergrund.


Denkmal am Námestie SNP


Sowjetisches Denkmal, das an die für die Befreiung getöteten sowjetischen Sodlaten erinnert.


Rund um die katholischen Kirche wurden Ausgrabungen durchgeführt. Die unter dem Platz liegenden alten Friedhofsmauern wurden sichtbar gemacht sowie der ehemalige Karner des 14.Jh. durch Holzaufbauten über den freigelegten Fundamenten rekonstruiert.


Dieses Gebäude, das heute ein Chinarestaurant beherbergt, war von 1896 bis 1950 die Synagoge der jüdischen Gemeinde der Stadt. Die beiden Mauervorsprünge trugen einst zwei Türme. Rund 550 Jüdinnen und Juden hatten hier noch 1940 gelebt.


Vor dem jüdischen Friedhof wurde 2009 ein Platz als Park ušľachtilých duší mit der englischen Bezeichnung Park of Generous Souls gestaltet. Er soll an jene Slowakinnen und Slowaken erinnern, die während des Holocaust ihren jüdischen Mitmenschen halfen. Vor der Friedhofsmauer steht ein fünf Meter hoher Obelisk der Hoffnung aus Glas von Palo Macho als Symbol für Hoffnung und Leben.


Das zweite Kunstwerk nennt sich Schwelle des Lebens und stammt von dem Künstler Peter Kalmus. Ein Schienenstrang ist über einem Weg im Untergrund quer durch die Grünfläche verlegt. Glaskästen zwischen den Schienen enthalten in Draht eingewickelte Flußsteine, als Symbol für Gebete für slowakische Opfer des Holocaust.


Im Vorderteil des Friedhofs fehlen die allermeisten Grabsteine, nur im hinteren Teil zwischen Bäumen sind einige an ihrem urpsrünglichen Ort über den Gräbern erhalten. Von den einst 500 Grabsteinen sind nur mehr rund 50 intakt. Die vergangene Multikultualität zeigt sich in den Inschriften, die auf deutsch, ungarisch, slowakisch oder hebräisch sind. Der jüdische Friedhof wurde 1998 renoviert, aber seit 2001 war er mehrmals Schauplatz von antisemitischen Vandalenakten.



Gedenktafeln mit den Namen der hunderten ermordeten jüdischen Holocaust-Opfer aus Zvolen. Die Tafeln reichen in alphabetischer Ordnung der Nachnamen nur von A bis S und auch ihre Anordnung läßt darauf schließen, daß in der zweiten Reihe Tafeln fehlen. Wurden sie nicht angebracht, wurden sie abgenommen oder wurden sie zerstört?


Bemerkenswert ist ein Denkmal für die von 1939 bis 1945 ermordeten Roma. Heute werden sie nicht mehr umgebracht, aber leben in erschreckender Armut wie ein Wohnblock an der Zugstrecke zeigt.


Nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands war der jüdische Friedhof Schauplatz einer Massenerschießung von Jüdinnen und Juden, Partisanen und anderen willkürlich zusammengefangten Männern, Frauen und Kindern. 128 Menschen wurden umgebracht und liegen hier in einem Massengrab.



In der Bahnhofshalle hängt eine Gedenktafel für zwischen Herbst 1944 und Frühjahr 1945 umgebrachte Eisenbahner, die Widerstand gegen deutsche Naziherrschaft und Faschismus geleistet hatten.

Sonntag, 23. Juni 2013

Fischamend

22.6.2013

Im nahe Wien gelegenen Fischamend spielte Rapid, was für einen Abend hierher führte. Rund 4.800 Menschen leben in der Stadt.

Der Fischaturm am Hauptplatz wurde im 13.Jh. errichtet, das heutige Erscheinungsbild stammt aus dem 17.Jh. Der Turm überragt mit 31 Metern Höhe die Gebäude des Hauptplatzes. Er diente militärischen Zwecken, stellte aber auch ein Hoheitszeichen an der nahen Grenze zu Ungarn (heute Burgenland) dar.


An der Turmspitze prangt ein Fisch über Fischamend.


Fischamend war ein wichtiger Luftwaffenstützpunkt der k.u.k. Armee und dann auch im Zweiten Weltkrieg. Das von 1910 bis 1918 als Offizierskasino genutzte Gebäude dient heute als Volksheim den Menschen.


Das alte Feuerwehrdepot wurde 1819 im klassizistischen Stil erbaut und bis 1873 als Kornlager verwendet. Danach diente es als Feuerwehrhaus, heute ist hier das Rote Kreuz.


Das Feuerwehrhaus wurde 1928 in expressionistischer Architektur errichtet und war von 1888 bis 1992 Sitz der Feuerwehr Fischamend-Dorf. Seit 2005 ist in dem Gebäude ein Feuerwehrmuseum untergebracht.


Straßenansicht

Montag, 17. Juni 2013

Šumperk

16.6.2013

Šumperk (deutsch Mährisch Schönberg) ist eine Stadt in Nordmähren, in der heute rund 27.000 Menschen leben. Südlich der Stadt verlief bis 1946 die deutsch-tschechische Sprachgrenze, etwa drei Viertel der Stadtbevölkerung waren deutschsprachig und ein Viertel tschechisch. Nach dem Anschluß an Hitlerdeutschland 1938 wurde der Großteil der tschechischen Bevölkerung aus der Stadt vertrieben. Noch kurz vor Kriegsende wurden im März 16 Tschechen hingerichtet. Nach ihrer Exhumierung und Bestattung im Jänner 1946 begann im Februar 1946 die unterschiedslose Vertreibung der deutschmährischen Bevölkerung. Ein Fußballspiel führte hierher.

Im 19. Jahrhundert war Šumperk eine bedeutende Industriestadt. Der Wohlstand des Bürgertums äußerte sich in einigen Bauten jener Zeit, etwa dem 1903 eröffneten Stadttheater.


In der Fußgängerzone (Hlavní třída)


Das wuchtige Jahrhundertwende-Rathaus steht inmitten des zentralen Platzes der Altstadt (Náměstí Míru).


Umringt ist der Platz von niedrigeren älteren Häusern mit Fassaden aus dem 16./17.Jh.


Das Schloß (Zámek) ist im Kern ein um 1500 errichteter Renaissancebau. Nach klassizistischem Umbau zwischen 1840 und 1851 und kleineren Veränderungen im 20.Jh. ist davon aber von außen nichts zu sehen..


Die historische Altstadt befindet sich auf einem Hügel, der nach 1496 ringsum mit Stadtmauern umgeben wurde. Reste davon sind heute noch zu sehen.


Am Stadtrand liegt der 1911 eröffnete jüdische Friedhof mit markanter Zermonienhalle.


Es gibt nur mehr wenige Grabsteine, die auf auf deutsch und/oder hebräisch an die im Holocaust ausgelöschte jüdische Gemeinde erinnern.



Ein Gedenkstein von Hinterbliebenen an ermordete Familienmitglieder.

Sonntag, 16. Juni 2013

Scheiblingkirchen

15.6.2013

Bevor es zu einem Fußballspiel ging, gab es einen kleinen Abstecher auf den Hauptplatz von Scheiblingkirchen. Es ist dies ein Ortsteil der Gemeinde Scheiblingkirchen-Thernberg, in der 1.910 Menschen leben.


Dominante des Platzes und bemerkenswertestes Gebäude des Ortes ist die Kirche. Es ist eine romanische Rundkirche in Form eines breiten Turmes, die im 12.Jh. als Wehrkirche errichtet wurde. Die Mauern sind daher zwei Meter dick. 1862 kamen der Turm und der Kapellenzubau hinzu. Der Kirche verdankt Scheiblingkirchen seinen Namen. Denn bis ins 16.Jh. hieß der Ort Puchberg. Die Umbenennung geht auf die Kirche zurück, für die im 14.Jh. aufgrund ihrer runden Form die Bezeichnung Scheiblkirchen aufgekommen war.



Der Innenraum wurde 1930 mit Malereien versehen. Nach deren Zerstörung durch ein Erdbeben wurde der Raum 1972 dann wieder in einen angenommenen romanischen Zustand versetzt.



Über der Apsis ist ein Rest eines mittelalterliches Freskos aus dem 14.Jh. zu sehen, das dann in den 1970er Jahren entdeckt wurde.