Mittwoch, 29. Februar 2012

Blätter, Februar 2012




Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 2/2012
128 S.







Die Februar-Ausgabe bietet Informationen über politische Lage in Nigeria und dem Tschad, eine kontroverse Analyse zur Revolution in Ägypten von Samir Amin (die Muslimbrüder als ausführende Organe einer US-angeleiteten Politik) und einen Artikel über Rußland vor der „Präsidentenwahl“.
Karl Georg Zinn erinnert an John Maynard Keynes Kritik gegen die fatale Kaputtsparpolitik unter Brünng in Deutschland vor Hitler und stellt dies, ohne falscher Analogieschlüsse, in Kontext zum heutigen Budgetkürzungsdogma. Denn: „Momentan sieht es danach aus, als würde sich die Geschichte wiederholen − eben so, wie sich Geschichte üblicherweise wiederholt, nämlich aus Sicht der jeweiligen Zeitgenossen als etwas scheinbar völlig Neues und Anderes.“ Man kann nie genug um Geschichte wissen.

Sonntag, 26. Februar 2012

Graz

25.2.2012

Zwischen zwei Fußballspielen mittags und abends blieb in Graz Zeit, einmal auf den Schloßberg zu fahren. Die Standseilbahn Schloßbergbahn ist dafür ein stilvolles Verkehrsmittel.

Am Schloßberg, der die Stadt Graz 123 Meter überragt, wurde im 12. Jahrhundert eine Burg errichtet. Sie gab der Stadt ihren Namen, das slawische Wort gradec bedeutet „kleine Burg“. Der Ausblick von hier oben reicht weit, sowohl über die Stadt als auch hinaus ins Land.

Im österreichisch-französischen Krieg von 1809 hielt die Grazer Burg ihrer letzten Belagerung durch französische Truppen stand, den Krieg gewann aufgrund anderer Gemetzel und Massaker zur höheren Ehre der beiden Kaiser allerdings Napoleons Armee. Als Teil der Bedingungen des Friedensvertrags wurde die Festung geschliffen, nur ein Glockenturm und der bekannte Uhrturm wurden davon freigekauft. Hier ein Blick auf die erhaltene Stallbastei rechts, sie läßt die einstige Macht der Befestigungen erahnen. Im Vordergrund der sogenannte Türkenbrunnen, der 94 Meter tief bis zum Grundwasser reicht und im Belagerungsfall zur Trinkwasserversorgung diente. Seinen Namen trägt er, da zu seinem Bau im 16.Jh. türkische Kriegsgefangene herangezogen worden sein sollen.

Ein großartiges Panorama über die Stadt Graz tut sich hier auf.

Der bekannte Uhrturm. Nach 1560 erhielt der Turm den eigentümlichen hölzernen Aufbau und seine Uhr. Das heutige Uhrwerk stammt aus dem Jahr 1712.

Der im Ersten Weltkrieg gebaute sogenannte Kriegssteig führt hinab in die Stadt, auf den Schloßbergplatz. Blick von unten auf das vom Uhrturm gekrönte Felsmassiv. Ein im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzkeller gegrabener Tunnel führt hier auch durch den Berg.

Vom Schloßbergplatz ein kleines Stück hinab zum Flußufer, denn hier liegt die Murinsel in der Mur. Sie wurde Jahr 2003, als Graz europäische Kulturhauptstadt war, nach einer Idee von Robert Punkenhofer vom Künstler Vito Acconci geschaffen. Wie eine große, stählerne Muschel liegt sie im Wasser.

Das geschwungene Innere der Murinsel erinnerte mich an das Münchner Olympiastadion.

Freitag, 17. Februar 2012

Datum 2/12




Datum
2/2012
98 S.







Gute Reportage von Linda Osusky aus einem Ort im spanischen Andalusien, wo ein kommunistischer Dorfbürgermeister seit drei Jahrzehnten regiert, mittels Arbeitsbeschaffung und billigem Wohnen, aber auch auf demokratiepolitisch umstrittener Art und Weise. Ebenfalls spannend zu lesen ist Stephanie de la Barras Bericht über Jugendliche, die heute noch zur landwirtschaftlichen Arbeit nach Kuba fliegen − über Illusionen und unterschiedliche Interessen.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Granada

6.2.2012

Von Sevilla führte der Weg weiter östlich, nach Granada. Die berühmte Alhambra hoch über der Stadt wurde eingehend besichtigt, ein Rundgang durch die Altstadt unternommen und abschließend am Abend ein Fußballspiel besucht.
Ab 711 war der größte Teil der iberischen Halbinsel unter maurischer Herrschaft. 1010 zerfiel dieses Al Andalus in mehrere kleine Königreiche, von denen Granada eines bildete und ab 1238 unter der Herrschaft der Dynastie der Nasriden stand. Diese suchten als Verbündete der christlichen Königreiche Spaniens deren Schutz, als diese erfolgreich darin waren, ein islamisches Reich nach dem anderen zu erobern (Reconquista). Als letztes mußte 1492 Granada daran glauben. Davor kam es hier zu einer kulturellen Hochblüte.

Die Alhambra wirkt von außen sehr massiv wie hier die Alcazaba, der älteste Teil der Festung.


Was für die Alhambra als ganzes gilt, gilt auch für den Königspalast der Nasriden (Palacios Nazaries). im Inneren tut sich dann ein Traum aus 1001 Nacht auf. Da braucht es nicht viele Worte.





Neben den unscheinbaren Nasridenpalast ließ sich Kaiser Karl V. (als spanischer König Carlos I.) im 16.Jh. einen wuchtigen Renaissancepalast bauen. Im Geist der Zeit geometrisch angelegt: Außen ist das Gebäude ein Quadrat, innen ein Kreis.



Blick von der Alhambra auf die Sierra Nevada.


Blick von der Alhambra auf die arabische Altstadt Granadas, Albayzin.


Das Wasser ist ein bestimmendes Element im maurischen Palastgelände. Überall Wasserkanäle, Springbrunnen, Bassins. Nicht nur eine Spielerei, sondern im andalusischen Sommer bei 40 Grad sehr hilfreich zur Kühlung.


Wieder unten in der Stadt: Straßenszene in der vom 19.Jh. geprägten Altstadt Granadas.


Eng zwischen den umliegenden Häusern steht die Kathedrale, die nach der christlichen Eroberung der Stadt an die Stelle der abgerissenen Großen Moschee gebaut wurde. Sehr spannend im Inneren ist die architektonische Ausgestaltung, da der Bau 1523 als gotische Kathedrale begonnen wurde, was in der Grundstruktur sichtbar ist, aber 1528 auf den aktuellen Renaissancestil umgeschwenkt wurde und daraus die erste Renaissancekathedrale Spaniens wurde.



Blick auf die Alhambra im Abendrot des (leider wolkenverhangenen) Sonnenuntergangs, vom Mirador de San Nicolás aus. Von ihrer abendlichen Farbgebung kommt der Name, vom arabische al hamra, „die Rote“.

Sevilla

5.2.2012

Die Hauptstadt Andalusiens im Süden Spaniens wurde angesteuert, um hier am Abend ein Fußballspiel zu besuchen. Die Stadt hat aber allerhand mehr zu bieten. 700.000 Menschen leben hier.

Der Sitz des Herrschers über die Stadt ist seit der römischen Zeit am selben Ort. Die Mauern, die heute das Palastgebiet des Real Alcázar umschließen, stammen aus maurischer Zeit. Ab 711 hatte eine arabisch-berberische Invasion fast die ganze iberische Halbinsel erobert und in diesem Land, das sie Al Andalus nannten, eine jahrhundertelange prägende Kultur entfaltet.


Sevilla wurde 1248 im Zuge der Reconquista von den Armeen der christlichen spanischen Könige erobert (unter Zuhilfenahme der Truppen des muslimischen Königreichs von Granada, das als Vasall der christlichen Könige sein Überleben zu sichern suchte). Da die maurische Kunst aber beeindruckende Bauten schuf, ließ sich der christliche König mit dem bezeichnenden Namen Pedro el Cruel (Peter der Grausame) hier von maurischen Künstlern und Handwerkern in den 1350er/60er Jahren einen Palast bauen. Hier ein Blick in den Patio de las Doncellas, den Damenhof.


Die maurische Baukunst unter christlichen Vorzeichen heißt Mudéjarstil und der Königspalast von Sevilla ist sein leuchtendes Zeichen. Man sieht faszinierende Räume orientalischer Pracht, die gerade in Kontrast zur gotischen Architektur hier oder dem hiesigen Palast Kaiser Karls V. (als spanischer König Carlos I.) aus dem 16.Jh. umso prächtiger sind.


Nach der christlichen Eroberung wurde wie üblich die Große Moschee abgerissen und an ihrer Stelle eine christliche Kathedrale gebaut. Von der Moschee übriggeblieben ist in Sevilla ihr Minarett aus dem 12.Jh., der zum Kirchturm umfunktioniert wurde. Der 97 Meter hohe Turm ist weithin sichtbar und im strengen Stil der Almohaden gehalten, wie er in Marokko häufig zu finden ist. Nur die Turmspitze, in der die Glocken hängen, stammt aus dem 16.Jh. Nach der dortigen Wetterfahne heißt der Turm Giralda.


Die christliche Kathedrale wurde auf den Grundmauern der islamischen Moschee errichtet, weswegen sie für eine gotische Kirche ungewöhnlich breit ausladend ist (die Gotik strebte ja v.a. in die Höhe) und daher die größte gotische Kirche der Welt darstellt.


Bis 70 Meter kann man auf die Giralda hinauf und einen herrlichen Ausblick über das landestypisch weiße Sevilla genießen. Nach oben führt keine Stiege, sondern eine Rampe. Der erste Muezzin soll bereits sehr alt gewesen sein, sodaß er mit dem Pferd nach oben reiten mußte. Heißt es.


Der Orangenhof der Kathedrale (Patio de los Naranjos) mit hierzulande allgegenwärtigen Orangenbäumen stammt ebenfalls noch von der einstigen Almohadenmoschee, wie die charakteristische Architektur verrät. Er war damals der Ort für die rituellen Waschungen, aber auch für Vorlesungen und Gerichtsakte.


Der Fluß Guadalquivir ist vom Meer aus bis Sevilla im Landesinneren schiffbar. Daher wurde hier im 16.Jh. der königliche Rat angesiedelt, der für die Kolonien zuständig war. Die Stadt hielt zudem bis 1711 das Monopol auf den Überseehandel, alle Waren und alle Raubgüter aus Amerika liefen über Sevilla ein. Die Dokumente dazu werden seit 1784 hier im Archivo General de Indias verwahrt.


Der Torre del Oro wurde zur Zeit der Herrschaft der maurischen Almohaden 1220 errichtet. Der Turm überwachte die Einfahrt nach Sevilla über den Fluß Guadalquivir. Hier wurde das in Amerika geraubte Gold der Inka und Azteken im 16.Jh. entladen und zwischengelagert. Außerdem leuchtet die Turmspitze in der Sonne etwas golden. Daher der Name.


In der alten Tabakfabrik, der Antigua Fábrica de Tabacos, befindet sich heute die Universität. Doch von 1757 bis 1949 befand sich in dem großen Komplex mit palastartiger Barockfassade eine Tabakfabrik, in der 1845 der französische Schriftsteller Prosper Mérimée seine Cármen ansiedelte.


Für die große Ibero-Amerikanische Ausstellung von 1929 wurde mit dem Pabellón de España, dem spanischen Ausstellungsgebäude, ein riesiger Komplex in historistischem Stil errichtet. Alles andere als modern, aber unglaublich prunkvoll verschnörkelt umgibt ein ausladendes halbkreisförmiges Arkadengebäude die große Plaza de España. Der Platz ist von Kanälen durchzogen, auf denen man Ruderboot fahren kann.



1992 fand die Weltausstellung in Sevilla statt. Dafür wurde auf der Isla de la Cartuja, einer Insel im Guadalquivir, ein Ausstellungsgelände errichtet. Manche Gebäude dienen heute anderen Zwecken, doch andere wie dieser Weltraumausstellungskomplex wirken devastiert.


Dem NO8DO begegnet man in Sevilla mit der Häufigkeit von SPQR in Rom. Es steht für NO − madeja − DO, was lautmalerisch auf den Ausspruch „No me ha dejado.“ („Sie hat mich nicht verlassen.“) des spanischen Königs Alfonso X. verweist, der im 13.Jh. in Sevilla Zuflucht fand, als er um seinen Thron kämpfen mußte.

Sonntag, 5. Februar 2012

Huelva

4.2.2012

Die andalusische Stadt Huelva blickt auf eine 3.000-jährige Geschichte zurück und war bereits in der Antike durch Erzabbau eine wichtige Handelsstadt. 1873 begann der Bergbau erneut. Die Minen wurden von einem englischen Unternehmen betrieben. Die britischen Arbeiter brachten den Fußball ins Land und gründeten hier den ältesten Fußballverein Spaniens, dessen Besuch Ziel der Reise war.

Am schönen Hauptplatz Plaza de la Monjas steht eine Statue von Christoph Kolumbus, da dieser von Huelva aus auf seine Fahrt nach Indien aufbrach, die ihn Amerika entdecken ließ.


Die Kirche La Merced (1605 begonnen, aber erst 1970 endgültig fertiggestellt) mit ihrer schönen Fassade.


Ein Symbol der industriellen Vergangenheit der Hafenstadt Huelva (der zweitgrößte Hafen Spaniens) ist der alte Verladekai, der in den Fluß Odiel reicht und dazu diente, die Erze und Mineralien aus den Bergwerken per Eisenbahnwaggons auf die Schiffe zu verladen.

Samstag, 4. Februar 2012

Lagos

3.2.2012

Ein Stückerl weiter westlich ging es diesmal an der portugiesischen Algarve, in die Hafenstadt Lagos. Etwa 18.000 Menschen leben hier.
Die Stadt hat viel Geschichte. Doch noch viel mehr glänzt sie durch fast schon kitschige Postkartenidylle.

An der Hafenpromenade, der Avenida dos Descobrimentos.


Ein Nachbau des Schiffs, mit dem Bartolomeo Dias von hier aus 1488 das Kap der guten Hoffnung umrundete, um den Seeweg nach Indien für Portugal zu erschließen. Natürlich ein touristisches Objekt, dennoch sieht man recht gut die Charakteristika des Schiffstyps der portugiesischen Karavelle des 15.Jh.


Vor dem Rathaus steht eine 1973 aufgestellte Statue des portugiesischen Königs Sebastião des Künstlers João Cutileiro. 1578 führte der jugendliche König 800 Schiffe mit 18.000 Soldaten samt der adeligen Elite des Staates auf einen Kreuzzug nach Marokko. Dort starb er mitsamt der Hälfte seiner Armee, der Rest wurde gefangen und versklavt. Da der Teenager keinen direkten Erben hatte, trat zwei Jahre später der spanische König die Erbfolge an. Für 60 Jahre kam Portugal zu Spanien, seine wirtschaftliche und politische Blütezeit im Zeitalter der Entdeckungen war zu Ende. 1973 sorgte in der damals noch bestehenden Diktatur die Statue eines Kindes in einer zu großen Rüstung für Aufregung, da eine solche ungeschminkte Geschichtsdarstellung nicht ins nationalistische Konzept paßte.


Besser ins vom Salazar-Regime gepflegte Geschichtspolitik paßte die brave, 1960 aufgestellte Statue Heinrichs des Seefahrers am Praça Infante Dom Henrique.


Dieses Haus symbolisiert, daß die Entdeckungsfahrten immer auch politischen Eroberungen und wirtschaftlichen Raubzügen dienten. Unter diesen Arkaden wurde 1444 235 Menschen angebunden, die man in Afrika gefangengenommen hatte. Sie wurden zur Schau gestellt und als Sklaven verkauft. Mit diesem ersten Sklavenmarkt stieg Portugal in ein großes Geschäft ein. Bis ins 18.Jh. blieb der Menschenhandel eine Haupteinnahmequelle des Landes.


Die Hafeneinfahrt bewachte einst die Festung Ponta de Bandeira aus dem 17.Jh. Auch von der Stadtmauer ist noch einiges erhalten.


Blick auf den Atlantischen Ozean, Praia de Balata vor Lagos.


Eine tatsächliche Attraktion ist der felsenreiche Strand südlich von Lagos, Praia da Dona Ana.



Die Sonne geht in den Atlantik unter, am Ponta da Piedade.



Beim Fußballstadion wurde ebenfalls vorbeigeschaut.