2.2.2012
Nach der Stadtbesichtigung blieben mir vor allem zwei Orte in Faro an der Algarve, die eingehender besichtigt werden wollten.
Cemitério Israelita de Faro e Museu
Vor der Mauer des alten jüdischen Friedhofs von Faro stehen 18 Zypressen. Die Bäume wurden 1993 in Gedenken an Aristides de Sousa Mendes gepflanzt, der als portugiesischer Konsul in Bordeaux 1940 tausende Transitvisa nach Lissabon an jüdische Flüchtlinge ausstellte und ihnen so das Leben rettete. Er tat dies entgegen ausdrücklicher Anweisung des nazifreundlichen portugiesischen Regimes, wurde abberufen und bestraft.
Die jüdische Gemeinde von Faro hatte eine lange Geschichte bevor alle Jüdinnen und Juden 1496 aus Portugal ausgewiesen wurden (wie schon zuvor 1492 in Spanien geschehen). Herausragend war, daß hier 1487 das erste Buch in Portugal gedruckt wurde. Das Original des von Samuel Gacon hergestellten Buchs befindet sich in der British Library in London. Ein Faksimile dieses hebräischen Pentateuch (die fünf Bücher Moses) ist hier im Museum zu sehen.
Der heutige Friedhof umfaßt Gräber aus der Zeit zwischen 1838 und 1932. Nach dem großen Erdbeben von 1755 wurde Jüdinnen und Juden für den wirtschaftlichen Wiederaufbau die Ansiedlung in Portugal wieder gestattet. Infolge der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre verlor sich die Gemeinde und zog teilweise in den Norden.
Die Grabsteine liegen nach sephardischer Art über den Bestatteten.
Die letzte Beerdigung fand erst letztes Jahr statt (der Grabstein folgt traditionsgemäß erst nach einem Jahr). Hier liegt Ralf Pinto, der sich gemeinsam mit Isaac Bitton um die 1993 fertiggestellte Renovierung des zuvor devastierten Friedhofs verdient gemacht hatte.
Im ehemaligen Taharahaus, wo Begräbniszeremonien erfolgten, und im neuen hölzernen Zubau befindet sich heute ein kleines Museum zur jüdischen Religion und Geschichte. Es wurde sichtlich bemüht liebevoll gestaltet und wird vom freundlichen Museumswärter durch englischsprachige Führung erschlossen. (Im Hintergrund ist ein Flutlichtmast des nebenan liegenden Estádio de São Lúis zu sehen.)
Museu Municipal de Faro
Das städtische Museum von Faro befindet sich seit 1973 in einem ehemaligen Klosterkomplex (Nossa Senhora da Assunção) aus dem 16. Jahrhundert. Genau an dieser Stelle befand sich bis zur Vertreibung der Gemeinde das mittelalterliche jüdische Viertel, hier entstand also das oben beschrieben erste gedruckte Buch Portugals. Dieser Umstand kommt in der Ausstellung allerdings nicht vor.
Schön ist der Innenhof mit seinen zweistöckigen Arkaden des Kreuzgangs.
Die archäologische Sammlung zeigt einige hiesige Fundstücke aus der sechshundertjährigen römischen (wie hier) und der fünfhundertjährigen islamischen Zeit. Zuviel darf man sich nicht erwarten.
Ein wahres Prunkstück der Sammlung und den Besuch jedenfalls wert ist allerdings das römische Oceanus-Mosaik aus dem 2./3.Jh.u.Z.
Es war in einem öffentlichen Gebäude mit maritimen Aktivitäten, vielleicht einer schola naviculari des römischen Faro, das damals Ossonoba hieß.
Im Obergeschoß gibt es eine nicht umwerfende Sammlung von Gemälden aus dem 18.Jh. mit meist religiösen Motiven.
Am Abend ging es dann wieder zum Rapid-Spiel.
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