Montag, 29. August 2011

Salzburg

28.8.2011

Die Zeit zwischen zwei Fußballspielen in Salzburg am Vormittag und Nachmittag bot Platz, um sich nach vielen Jahren wieder einmal ein wenig in der Stadt Salzburg umzusehen.

Versteckt hinter einer umschließenden Baumreihe steht am Bahnhofsplatz das 2002 errichtete Antifaschismus-Mahnmal, eine Konzeption des Wiener Künstlers Heimo Zobernig.

Im überaus empfehlenswerten Reiseführer zu den NS-Erinnerungsorten in Salzburg Im Schatten der Mozartkugel heißt es darüber: „Die Dachplatte wird von nur drei Pfeilern getragen. Der fehlende vierte soll Betrachter irritieren und zugleich jene Opfer symbolisieren, die vom Nationalsozialismus aus der Gesellschaft heraus ermordet wurden.“ Diese spannende Grundidee habe sich aber, weiter im Text, als „im Alltag unbrauchbar und praktisch rätselhaft“ erwiesen, da man den Erinnerungstext von außen nicht sehe, so den Sinn des Mahnmals nicht erkennen könne und der Text außerdem nur durch Halsverrenken zu lesen ist. Letzteres stimmt jedenfalls. Dadurch verfehle das Mahnmal seinen Sinn: „Beobachtungen zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten haben gezeigt: Es liest diesen Text so gut wie niemand, der/die nicht thematisch mit dem ,Mahnmal vertraut ist, nicht von Eingeweihten hierhergeführt wurde oder sich nicht zuvor eingelesen hat. Ein kunst- oder geschichtspädagogisches Konzept der Stadt Salzburg oder ihrer offiziellen Museen für den Ort existiert nicht.“ Das ist schade und sollte geändert werden. Ein verstecktes und ignoriertes Mahnmal verfehlt seinen Zweck.

Im Garten des 1606/07 errichteten Schlosses Mirabell steht ein 1991 aufgestelltes Denkmal in Form einer teils aschegefüllten Glassäule „Zum Gedenken an die über 250 Opfer der NS-Euthanasieaktion in Salzburg 1941“.


Schöner Blick über die Altstadt Salzburg mit der über ihr seit dem 11.Jh. thronenden Festung Hohensalzburg. Aussicht von der Hettwer-Bastei am Kapuzinerberg am gegenüberliegenden Ufer des Flusses Salzach.


Das Zentrum des Altstadtensembles ist die herrschaftliche Machtsymbolik der Salzburger Fürsterzbischöfe am Residenzplatz. Links die sogenannte Neue Residenz aus dem 16.Jh. und rechts die Alte Residenz aus dem 15./16.Jh mit Barockfassade aus dem 17.Jh. dazwischen in der Mitte der Dom (1628 eingeweiht).


Blick vom Kapitelplatz hinter dem Dom auf die Festung Hohensalzburg, im Vordergrund die 2007 aufgestellte Skultur Mensch auf einer goldenen Kugel des deutschen Künstlers Stephan Balkenhol.


Die Gedenktafel an Theodor Herzl am Mozartplatz hat eine bemerkenswerte Geschichte. Ursprünglich hat man hier nämlich 2001 ziemlich schamlos Herzls Satz „In Salzburg brachte ich einige der glücklichsten Stunden meines Lebens zu“ aus dessen Tagebuch 1885 angebracht und dabei den darin folgenden Wortlaut „Ich wäre auch gerne in dieser schönen Stadt geblieben, aber als Jude wäre ich nie zur Stellung eines Richters befördert worden.“ einfach unter den Tisch fallen lassen. Die offizielle Seite von Stadt und Land Salzburg weigerte sich damals standhaft, den Hinweis auf Antisemitismus aufzunehmen. Erst nach Intervention von Bundespräsident Thomas Klestil (!) wurde die für Salzburg sehr peinliche Causa beendet und eine Tafel mit dem vollständigen Zitat angebracht. Ebenfalls nachzulesen im bereits erwähnten Reiseführer Im Schatten der Mozartkugel.


Die Altstadt Salzburg ist voller schöner Gassen und Plätze (hier Blick auf den Turm des Alten Rathauses aus der Judengasse). Doch mir ist es hier etwas zuviel. Salzburg ist nicht meine Stadt.

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