Samstag, 10. Februar 2024

Mantua

10.2.2024

In der italienischen Stadt Mantua (Mantova) habe ich ein Fußballspiel besucht. 48.000 Menschen leben hier.

Im 12.Jh. wurden rings um Mantua auf vier Seiten durch Aufstauen des Flusses Mincio künstliche Seen angelegt, um die Stadt zu einer in Kriegen gut zu verteidigenden Insel zu machen. Drei der Seen (Lago Superiore, Lago di Mezzo und Lago Inferiore) gibt es noch und prägen das Antlitz der Stadt am Wasser. Den einst auf der vierten Seite bestehenden Lago Paiolo hat man im 18.Jh. trockengelegt, da nach Hochwassern aus den Seen ungesunde Sümpfe geworden waren.
Straßenszene
Basilica di Sant'Andrea, bedeutende Renaissance-Kirche aus dem 15.Jh.
Rotonda di San Lorenzo, romanische Rundkirche aus dem späten 11.Jh. auf Grundmauern eines antiken Rundtempels. Als Kirche wurde das Gebäude 1570 wegen Baufälligkeit geschlossen und verfiel immer mehr, bis die Ruine 1908 bis 1911 wiederaufgebaut wurde.
Der 1242 bis 1250 erbaute Palazzo della Ragione diente im Mittelalter als Rathaus, Gerichtsplatz und Markthalle. Der Uhrturm (Torre dell’Orologio) wurde im 15.Jh angebaut.
Torre del Podestà aus dem 13.Jh. mit Palazzo del Podestà
Straßenszene
Der Dom (Cttedrale di San Pietro apostolo) aus romanischer Zeit mit Innenraum aus dem 16.Jh. und Fassade aus dem 18.Jh.
Der Palazzo Ducale, aus dem 14. bis 17.Jh. stammender Herzogspalast der 1328 bis zu ihrem Aussterben 1627 Mantua beherrschenden Familie Gonzaga, seit 1530 als Herzogtum Mantua (Ducato di Mantova). Nach dem Aussterben der Gonzaga ließen Habsburgerkaiser und framzösischer König ihre Soldaten drei Jahre lang Krieg um die Herrschaft über Mantua führen. Bei der Belagerung, Eroberung und Plünderung Mantuas durch ein Landsknechte-Heer der Habsburger brachten die Söldner die Pest mit, an der viele Überlebende der Verheerung der Stadt starben.
Das Castello di San Giorgio ist eine 1395 bis 1406 anstelle einer dafür abgerissenen Kirche errichtete Burg zum militärischen Schutz der Ostseite der Stadt. Während der französischen Besetzung wurde hier 1810 der gefangengenommene Tiroler Andreas Hofer inhaftiert und verurteilt. Unter späterer Habsburgerherrschaft diente die militärisch bedeutungslos gewordene Anlage 1815 bis 1866 weiter als Gefängnis, in dem politische Gefangene eingesperrt wurden. Zu militärischen Sicherung seiner Herrschaft in Oberitalien ieß des Habsburgerreich ab 1815 über Jahrzehnte und mit dem beträchtlichen Kostenaufwand von circa einer Milliarde Gulden (pi mal Daumen wären das heute 16 Milliarden Euro) ein Festungsviereck (Quadrilatero) aus den zu Festungen ausgebauten Städten Mantua, Peschiera del Garda, Verona und Legnago errichten, das der militärischen Behauptung seiner Herrschaft diente. Die Festungsstadt Mantua war für 30.000 Soldaten konzipiert. In der Revolution von 1848 gelang es des Truppen des dafür in Österreich verehrten Radetzky die italienischen Freiheitsbestrebungen im blutigem Krieg niederzukämpfen und die österreichische Herrschaft mit Repression (961 Hinrichtungen durch Erhängen und Erschießen, über 4.000 Gefängnisstrafen) aufrechtzuerhalten. In den Kriegen von 1859 und 1866 kam dem Festungsviereck keine Bedeutung im Kriegsverlauf zu, da es offene Feldschlachten (und 1866 eine Seeschlacht) gab, aber es war sehr wohl Stützpunkt und Ausgangsort der österreichischen Kriegsführung. Nach der Abtretung Venetiens durch Österreich 1866, nachdem seine Soldaten zwar gegen Italien im Töten erfolgreicher, aber dessen Verbündeten Preußen darin unterlegen waren, wurden die Festungsanlagen im Lauf der Jahrzehnte abgetragen.
Einer der berühmtesten lateinischen Schriftsteller der römischen Antike, Vergil, kam aus Mantua.
„Zu Mantua in Banden ...“ beginnt die Tiroler Landeshymne, das Andreas-Hofer-Lied. Es beschreibt die Hinrichtung des in Ketten gelegten („in Banden“) Andreas Hofer im Jahr 1810. Nach der Kriegsniederlage der Habsburgermonarchie gegen das napoleonische Frankreich hatte der österreichische Kaiser Tirol (mit Vorarlberg) u.a. neben den Venetien und Dalmatien an den französischen Kaiser bzw. dessen Verbündete abtreten müssen. Tirol wurde in Bayern eingeliedert und bayrische Staatsstrukturen eingeführt. Die Autonomierechte v.a. im Kriegsdienst, die Tirol im Rahmen des österreichischen Staats gehabt hatte, galten in Bayern nicht mehr. Die bayrischen Maßnahmen zur Zurückdrängung des öffentlichen religiösen Lebens und Einführung der Impfung gegen die Pockenkrankheit erregten Tiroler Unmut. Die Rekrutierungen für die bayrische Armee lösten schließlich 1809 einen bewaffneten Aufstand aus. Die Tiroler Aufständischen konnten sich in blutigen Schlachten eine Zeitlang gegen die bayrischen und französischen Truppen behaupten und Innsbruck besetzen. Dort führten sie ein religiös-fundamentalistisches Regime ein, ohne Impfungen, dafür mit gewaltätigen Progromen gegen die jüdische Bevölkerung, Vorschriften zur verhüllenden Bekleidung von Frauen, Verbot von Bällen und Festen und Schließung von Wirtshäusern wenn in Kirchen Messen abgehalten wurden. Da die Habsburgermonarchie in einem weiteren Krieg gegen das napoleonische Frankreich auch 1809 unterlag, kam von dort keine militärische Unterstützung und der Aufstand wurde blutig unterdrückt. Zurück blieben tausende Tote und viele Kriegszerstörungen. Andreas Hofer floh zunächst, wurde aber später verhaftet. Um 11 Uhr am 20. Februar 1810 wurde Hofer hier nahe der Porta Nuova durch Erschießen hingerichtet. 1860 wurde am Ort der Hinrichtung ein Denkmal errichtet. 1984 wurde dieses durch den jetzigen Gedenkstein ersetzt. Gleichzeitig errichtete die Stadtverwaltung einen Andreas-Hofer-Park und ein Andreas-Hofer-Museum.

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