Freitag, 3. November 2023

Nancy

3.11.2023

In der französischen Stadt Nancy habe ich ein Fußballspiel besucht und davor ging sich ein kurzer Blick in die Stadt aus. 104.000 Menschen leben in der Stadt, Zentrum einer Stadtregion (Unité urbaine de Nancy) von 287.000 und einer aire métropolitaine von 511.000 Leuten.


Besiedelt war die Gegend schon zuvor immer mal wieder gewesen, der Ursprung der heutigen Stadt war aber die Burg mit dem lateinischen Namen Nanciacum um das Jahr 1050, die sich Gerhard, ab 1048 Herzog von Lothringen, (Gérard de Lorraine) hier um 1050 herum errichten ließ. Seine Herrschaft musste er in jener Zeit im Krieg gegen die Truppen seines Bruders Gottfried (Godefroid), der als Herzog vom Kaiser abgesetzt worden war, und den diesen unterstützenden Adel, militärisch behaupten. Im Umfeld der Burg entstand eine Siedlung, die nach einer Belagerung und Zerstörung in einem Krieg 1218 großangelegt und mit einer massiven Stadtmauer geschützt wiederaufgebaut wurde, so 1265 das Stadtrecht erhielt und sich als Hauptstadt des Herzogtums Lothringen etablierte. Im Grenzgebiet zwischen Burgund (letztlich 1477 in der Schlacht bei Nancy samt Tod des burgundischen Herzogs Karl der Kühne / Charles le Téméraire gemeinsam mit vielen tausend Soldaten gescheiterter Eroberungsversuch), dem deutschen Reich und Frankreich immer wieder Schauplatz von Kriegen, Zerstörungen, Leid und Tod der Bevölkerung. Leitspruch der Stadt ist der lateinsiche Satz non inultus premor („Niemand bedrängt mich ungestraft“), womit auf die Schlacht bei Nancy 1477 und die Tötung Karls des Kühnen angespielt wird.


Kathedrale


Die Place Stanislas ließ sich 1752 bis 1755 als repräsentativer Hauptplatz der damals als Herzog hier regiernde, zuvor mit schwedischer militärischer Unterstützung zweimalige polnischn Königs 1704 bis 1709 und 1733 bis 1736, Stanisław Leszczyński errichten. Er hatte nach seiner endgültigen Absetzung und Verteibung ins Exil schließlich 1737 von seinem Schwiegersohn, dem französischen König Ludwig XV. die Herzogtümer Nanvy und Lunéville zur Beherrschung halten. Die ursprünglich am Place Royale (Königsplatz) benannten Platz hier aufgestellte Statue des Königs wurde in der französischen revolution abgeräumt. Stattdessen wurde später 1831 eine Stanislaus-Statue errichtet und der Platz nach ihm benannt.


Triumphbogen Arc Héré an der Place Stanislas, 1757 als Tor in die Stadtmauer gebaut, welche die Altstadt und die Neustadt trennte.


Straßenszene. Im August 1790 meuterten die Soldaten eines aus Schweizer Söldnern gebildeten Infanterieregiments und ein Kavallerieregiment der französischen Armee in Nancy gegen ihre Offiziere und nahmen diese gefangen. Es ging um den Gegensatz zwischen den mit der Revolution von 1789 sympathisierenden Soldaten und den dem König zugetanenen Offizieren, aber auch um nicht erfolgte Bezahlung. Die französische Nationalversammlung schickte eine Armee, welche den Aufstand in blutigen Kämpfen mit 300 Toten und Verwunden niederschlug. 138 gefangene Schweizer Söldner wurden erst alle zum Tod verurteilt, nach einem zweiten Verfahren wurde einer durch Rädern besonders qualvoll hingerichtet, 22 weitere am Galgen getötet und der Rest zur Galeerenstrafe (was de facto eine verzögerte Todesstrafe bedeutete, sie wurden später amnestiert) und zu Gefängnisstrafen verurteilt.

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