17.8.2018
Im unterfränkischen Schweinfurt (schweinfurterisch Schweifert, fränkisch Schweifädd oder Schwainfodd) im Norden des deutschen Bundeslands Bayern wurde ein Fußballspiel besucht. 53.000 Menschen leben hier.
Der Name Schweinfurt hat nichts mit Schweinen zu tun sondern kommt vom Wort Swin, das aus der Herkunftsregion der Franken in den heutigen Niederlanden stammt. Ab dem 6.Jh. besiegten und vertrieben die Franken die Thüringer in Kriegen von hier und siedelten sich hier an. Swin bedeutet im eigentlichen Sinn abnehmen („schwinden“) und beschreibt wohl ein Sumpfgebiet, in dem ein Flusslauf verschwindet. Die (erste) Furt, also ein Übergang durch den Wasserlauf, wird 1,5 km östlich der heutigen Altstadt auf Höhe eines Altwassers des Mains, dem heutigen Sennfelder Seenkranz vermutet, einem Sumpf und Quellengebiet. Im Jahr 791 wird Schweinfurt als Suuinfurtero erstmals schriftlich erwähnt.
Das 1589 bis 1591 im Renaissancestil errichtete Zeughaus war das Waffenarsenal der Reichsstadt. Die Geschichte Schweinfurts wurde von zwei sogenannten Stadtverderben geprägt. In den Kriegen, die das Adelsgeschlecht der Henneberger und der Bischof von Würzburg um die Herrschaft in Mainfranken ´führen ließen, wurde die Stadt zwischen 1240 und 1250 völlig zerstört (Erstes Stadtverderben). Die Stadt wurde später wiederaufgebaut. Drei Jahrunderte später wurde Schweinfurt im Mai 1553 im sogenannten Zweiten Markgrafenkrieg, in dem Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach seinen Herrschaftsbereich ausweiten wollte, von dessen Soldaten besetzt. Ein Heer aus den Truppen Braunschweigs, Kursachsens und Würzburgs belagerte daraufhin erstmals im Juni 1553 und dann nocheinmal erfolgreicher von März bis Juni 1554. Schweinfurt wurde zehn Wochen beschossen, die Bevölkerung hungerte. Die Belagerer nahmen die Stadt nach Abzug der markgräflichen Truppen kampflos ein, plünderten sie, zündeten sie an und töteten diejenigen, die nicht wie der Großteil der Einwohnerinnen und Einwohner während dessen in Massen flüchteten. Die Landbevölkerung des Umlands, die unter Krieg und Belagerung schwer gelitten hatte, gab Schweinfurt die Schuld an ihrem Leid und zerstörte nach Abzug der siegreichen Belagerungsarmee anschließend, was in der Stadt noch heil geblieben war (Zweites Stadtverderben).
Die im 13.Jh errichtete Johanniskirche ist seit der Reformation die evangelische Stadtkirche. Die Reichsstadt Schweinfurt schloss sich 1542 der Reformation an und ihre Bevölkerung wurde damit evangelisch. das war brisant, da Schweinfurt vom territorium des katholischen Hochstufts Würzuburg umgeben war und mit dem Konfessionswechsel damit einer virulenten militärischen bedrohung ausgesetzt war. 1609 trat Schweinfurt zum Schutz der Protestantischen Union bei, einem Zusammenschluss protestantischer Fürsten und Städte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Schweinfurt häufig von den Truppen beider Kriegsparteien besetzt, aber weder zerstört noch nennenswert beschädigt. Zur Zeit der gewaltsamen katholischen Gegenreformation in Würzuburg kamen 700 evangelische Flüchtlinge aus Würzburg nach Schweinfurt.
Straßenszene. Im Reichsdeputationshauptschluss wurde die seit sechs Jahrunderten bestehemde unabhängige Reichsstadt Schweinfurt aufgelöst, 1802 an Bayern angegliedert und von bayrischen Truppen besetzt. 40.000 Menschen demonstrierten hier am Roßmarkt gegen den Anschluss an Bayern, was aber den Fürsten egal war.
Das Alte Rathaus wurde 1570 bis 1572 als Rathaus im Stil der Renaissance errichtet, im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt nach ihrer Zerstörung im Zweiten Markgräflerkrieg 1554. 1954 bis 1958 wurde daneben das Neue Rathaus als modernes Verwaltungsgebäude angebaut.
Straßenszene
Die Stadtmauer wurde 1258 erstmals schriftlich erwähnt. In der zweiten Hälfte des 16. Jh. wurde der östliche Wall erhöht, da man die Ostseite als gefährlichste Angriffsseite ansah, da dort vom Kiliansberg ein Beschuss auf die Stadt möglich war. An Stelle der Reichsburg (1310–1427), am ehemaligen Burgenviertel Zürch.
am Main
Das bayerische Religionsedikt von 1803 erlaubte 1806 die Wiedergründung einer katholischen Pfarre. 1902 wurde die neoromanische Heilig-Geist-Kirche als katholische Hauptkirche fertiggestellt und in Betrieb genommen.
Die mittelalterliche jüdische Gemeinde war 1298, 1348/49 und 1554/55 Progrom ausgesetzt, bei denen Jüdinnen und Juden von den christlichen Schweinfurter Bürgern verfolgt, beraubt, getötet und vertrieben wurden. In bayerischer Zeit durften sich nach 1814 jüdische Familien wieder in der Stadt ansiedeln. 1864 wurde eine neue jüdische Gemeinde in der Siebensbrückleinsgasse gegründet. Die Synagoge im Hinterhof wurde im Novemberpogrom 1938 von Schweinfurter Nazis überfallen und verwüstet. Im Frühjahr 1939 musste die jüdische Gemeinde Synagogengebäude und Gemeindehaus an die Stadt Schweinfurt verkaufen - weit unter Verkehrswert; beide Gebäude wurden später als Feuerwehrgerätehäuser benutzt. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, während das 1888 errichtete jüdische Gemeindehaus vorne an der Gasse unversehrt den Krieg überstand und erst um 1965 für den Bau eines Parkplatzes der Städtischen Sparkasse abgerissen wurde. Irreführend wird dies an einem Gedenkstein aus dem Jahr 1973, der sich am Ort des ehemaligen Gemeindehauses befindet, mit dem falschen Hinweis, dass hier die Synagoge gestanden hätte, verschleiert. Seit 2008 ergänzt eine Informationstafel den Gedenkstein. Zwischen 1933 und 1941 hatten mehr als 200 Jüdinnen und Juden ihre Heimatstadt Schweinfurt verlassen und waren in den vermeintlichen Schutz anderer deutscher Großstädte verzogen; im gleichen Zeitraum flüchteten nochmals mehr als 200 jüdische Einwohnerinnen und Einwohner Schweinfurts in die Emigration. 1942 begannen die Deportationen der in Schweinfurt verbliebenen Juden und der aus den kleinen ländlichen Nachbargemeinden zur Ermordung im April 1942 nach Izbica bei Lublin und im September 1942 nach Theresienstadt.
Denkmal für den Sozialdemokraten und Gewerkschafter Fritz Soldmann, der ab 1903 in Schweinfurt lebte und 1012 erstmals in den Stadtrat gewählt wurde. Als Reichtagsabgeordneter warnte er lange und laut vor den aufkommenden Nazis und wurde nach deren Machtergreifung 1933 sofort verhaftet . Seine Familie wurde aufgefordert, Schweinfurt zu verlassen. Soldmann wurde nach Haft im KZ Dachau vorübergehend entlassen, aber immer wieder von der Gestapo verhaftet, eingesperrt und gequält bis er schließlich 1944 erneut ins KZ Buchenwald kam, wo er 1945 von US-amerikanischen Truppen befreit wurde. Er war allerdings bereits schwer durch die langjährigen Terror und die KZ-Haft geschwächt, sodass er bald darauf noch im Mai 1945 starb.
Im Zweiten Weltkrieg war Schweinfurt aufgrund der für die deutschen Angriffskriege kriegswichtigen Wälzlagerindustrie ein Ziel alliierter Luftangriffe. Die Stadt wurde dabei zu verhältnismäßig gerning 40%, das Industriegebiet hingegen zu 80% zerstört. Die deutsche Kriegsführung stationierte aufgrund der Industrie bei Schweinfurt die stärkte Luftabwehr Deutschlands, weshalb die Luftwaffe der USA hier ihre größten Verluste erlitt. Bei den Luftangriffen gab es unter der Zivilbevölkerung, ohne Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene, 1.079 Todesopfer. Schweinfurt gehörte zu den 56 deutschen Städten, in denen Hochbunker errichtet wurden. Bei denBombenangriffen kamen viele der 10.500 bis 12.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ums Leben, die aus den besetzten Gebieten hierher verschleppt und in den Fabriken zur Arbeit für den Krieg gezwungen wurden, da sie nicht in den Hochbunkern der Stadt Schutz suchen durften.
1945 befreite die US-Army nach zwei Tagen Artilleriebeschuss Schweinfurt. Die US-Streikräfte richteten hier einen großen Militärstützpunkt ein, den sie bis 2014 betrieb. Bis in die 1990er Jahre wurde eine amerikanische Kleinstadt-Infrastruktur aufgebaut. Bis zu 12.000 Amerikanerinnen und Amerikaner, darunter 5.000 Soldateninnen und Soldaten sowie über 7.000 Familienangehörige und Zivilangestellte lebten zeitweise hier.
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