Samstag, 18. August 2018

Ulm

17.8.2018

Im südwestdeutschen Ulm wurde ein Fußballspiel besucht. 124.000 Menschen leben hier im württembergischen Ulm links der Donau und 60.000 sind es im bayrischen Neu-Ulm rechts der Donau, sodass der städtische Ballungsraum zusammen rund 180.000 Menschen umfasst.

1802, noch vor der Verkündung des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803, wurde die Stadt nach über sechs Jahrhunderten Unabhängigkeit an Bayern angegliedert. 1810 wurde hier die Donau die Grenze zwischen Württemberg und Bayern und Ulm wurde geteilt. Ulm links der Donau wurde württembergisch und das Ulmer Gebiet rechts der Donau blieb bayrisch. Hier entwickelte sich die bayrische Stadt Neu-Ulm. Ulm wure Grenzstadt und war durch die Grenzkontrollen und den Passzwang am Donauübergang vom bisherigen Naherholungsgebiet und den Arbeitsplätzen im Süden abgeschnitten.


Das Rathaus besteht aus drei verschiedenen Bauteilen. Die Baugeschichte begann im 14. Jh,, sein jetziges Aussehen erhielt das Gebäude in der Frührenaissance. Bei einem Luftangriff auf Ulm im Zweiten Weltkrieg am 17. Dezember 1944 wurde das Innere des Ulmer Rathauses größtenteils zerstört. Die äußere Form sowie die Wandgemälde blieben jedoch weitgehend intakt. Ulm wurde im Jahr 854 erstmals schriftlich erwähnt und war frühmittelalterliche karolingische Königspfalz. Seine Bedeutung als Ort von Königsaufenthalten verlor Ulm erst während der Zeit der sächsischen Könige im 10. und 11.Jh. Die Staufer-Könige bauten Ulm ab dem 11.Jh. zu einem ihrer Hauptstützpunkte aus, nachdem sie Staufer ab 1079 das Herzogtum Schwaben regierten. In Kriegen nach dem Aussterben der Salier wurde Ulms Umland 1131 niedergebrannt und 1134 dann auch die komplette Stadt angezündet. 1181 wurde Ulm zur Stadt erhoben und 1184 zur Freien Reichsstadt. Eine unabhängige Freie Reichsstadt blieb Ulm bis 1802. Innerstädtisch war die erste Hälfte des 14.Jh. von bürgerkriegsähnlichen Unruhen geprägt, aufgrund von Auseinandersetzungen zwischen den Zünften der Handwerker und dem herrschenden Stadtadel. 1345 kam es zu einer vorläufigen Streitbelegung in Form des Kleinen Schwörbriefs, der erstmals den Zünften entscheidende Mitsprache in politischen und rechtlichen Dingen einräumte. Der Große Schwörbrief, die Ulmer Verfassung, trat 1397 in Kraft, nachdem der Kompromiss des Kleinen Schwörbriefs immer unbefriedigender wurde. Er regelte die Machtverteilung und die Aufgaben des Bürgermeisters neu. Die Zünfte hatten nun 30, die adeligen Patrizier nur noch 10 Ratssitze. Gleichzeitig wurde den Patriziern das aktive Wahlrecht entzogen. Der Bürgermeister musste den Einwohnern Rechenschaft ablegen. Der Schwörmontag (vorletzter Montag im Juli) ist seither ein Ulmer Feiertag.


Die neue Ulmer Zentralbibliothek wurde 2004 in Form einer gläsernen Pyramide fertiggestellt.


Das Ulmer Münster (oder Münster Unserer Lieben Frau in Ulm) ist die größte evangelische Kirche Deutschlands. Mit dem Bau wurde 1377 begonnen und die gotische Kathedrale 1405 noch als Baustelle als katholische Kirche geweiht. Bis 1543 wurde weitergebaut, wobei aufgrund der Reformation beim Bildersturm am 19. Juni 1531 über 60 Altäre, auch der Hauptaltar, zerstört und entfernt wurden, um den katholischen Charakter des Kirchenbaus zu beenden. Der Hauptturm war zur Zeit der Baueinstellung 1543 rund 100 m hoch, die Chortürme jeweils etwa 32 m. Einen Weiterbau konnte sich die Stadt Ulm nicht mehr leisten. Über 300 Jahre wurde die Stadt Ulm wieder wohlhabend und nahm 1844 bis 1890 die Bauarbeiten wieder auf. Mittelalterliche Baupäne hatte man nicht mehr, sodass die neuen Obergeschosse und die Aufstockungen der Türme Neubauten waren. Der 1890 vollendete 161,53 Meter hohe Hauptturm ist der höchste Kirchturm der Welt.


Die im Jahr 2000 eröffnete Ulmer DenkStätte Weiße Rose erinnert im Foyer des EinsteinHauses der Ulmer Volkshochschule (leider derzeit geschlossen) in ihrer Ausstellung „wir wollten das andere“ an Ulmer Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose wie auch eine Reihe anderer Ulmer Jugendlicher, die gegen die Verbrechensherrschaft der Nazis Widerstand leisteten. 1942 bildete eine Gruppe Abiturienten um Hans und Susanne Hirzel sowie Franz J. Müller den Ulmer Ableger der bekannten Münchner Widerstandsgruppe Weiße Rose, in der die beiden Ulmer Hans und Sophie Scholl aktiv waren. Beide Widerstandsgruppen wurden 1943 gefasst. Ihre Mitglieder wurden teils zum Tode, teils zu Gefängnisstrafen verurteilt.


Straßenszene. Ab dem späten 17.Jh. wurde Ulm zum zentralen Sammlungsort für meist schwäbische Auswandererinnen und Auswanderer, welche den Rufen der Herrscher des Habsburgerreichs und des russischen Reichs folgten, sich in deren neueroberten Gebieten in Südosteuropa und im südlichen Russland anzusiedeln, wo nach jahrhundertelangen Kriegen mit dem Osmanischen Reich nur mehr wenige Menschen lebten. In ihren neuen Siedlungsgebieten im heutigen Rumänien, Ungarn und Serbien entstanden die Volksgruppen der Ungarndeutschen und/oder Donauschwaben. In leichten Booten (Zillen) für den Einmalgebrauch, den sogenannten Ulmer Schachteln, fuhren sie die Donau flussabwärts auf der Suche nach landwirtschaftlichen Flächen, weniger Unterdrückung und Religionsfreiheit. Eine zweite Auswanderungswelle folgte Anfang des 19.Jh.: Von 1804 bis 1818 fuhrende Tausende von Ulm aus über den Strom ins Mündungsgebiet der Donau (Dobrudscha) im heutigen Bulgarien und Rumänien sowie nach Bessarabien (heutige Republik Moldau) ans nördliche Schwarze Meer (heutige Süd-Ukraine) und von dort nach Süd-Russland, insbesondere in das Gebiet des Kaukasus. Zahlreiche Unglücksfälle und Krankheiten, die nach dem Genuss von verschmutztem Flusswasser und aufgrund schlechtester hygienischer Bedingungen in der drangvollen Enge der meist überfüllten Boote ausbrachen, forderten zahllose Todesfälle. Nach der Vertreibung der Ungarndeutschen und Donauschwaben aus Serbien und Ungarn infolge der Nazi-Verbrechen im Zweiten Weltkrieg sowie mit der nach der Wende 1990 möglichen Auswanderungswelle von Deutschstämmigen aus Rumänien entstand rund um Ulm eine donauschwäbische Gemeinde.


Albert Einstein wurde am 14. März 1879 in der heutigen Bahnhofstraße geboren. Die Familie zog allerdings bereits kurz nach der Geburt Alberts 1880 nach München. Heute wird der prominente jüdische Sohn der Stadt gefeiert und geehrt, von den Nazis wurde er ausgebürgert.


Straßenszene. Um 1500 war Ulm eine prosperierende Stadt, beherrschte das nach Nürnberg zweitgrößte reichsstädtische Territorium auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands (drei Städte sowie 55 Dörfer gehörten zum Ulmer Gebiet), war wichtiger Handelsplatz für Eisen, Textilwaren, Salz, Holz und Wein sowie eines der bedeutendsten Kunstzentren Süddeutschlands. Kunstwerke, vor allem aufwändig gestaltete Skulpturen und Flügelaltäre, wurden hergestellt und exportiert. Der wirtschaftliche Niedergang in der ersten Jahrzehnten des 16.Jh. war dann umso dramatischer. Er lag am Entstehen neuer Handelszentren und der Verlagerung der wichtigsten europäischen Handelsrouten Richtung Atlantik durch die neuen Seewege nach Amerika (1492) und Indien (1497) sowie an der Religion. Ulm gehörte schon 1529 zu den Vertretern der protestantischen Stände (Protestation) am Reichstag zu Speyer und trat 1531 offiziell vom katholischen zum protestantischen Glauben über. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts waren Katholiken vom Bürgerrecht ausgeschlossen. In einem Bildersturm wurden im Zuge der Reformation über 30 Kirchen und Kapellen abgerissen oder profaniert sowie weit über 100 Altäre (allein über 60 im Münster) zerstört oder entfernt. Das brachte auch das Ende Ulms als Kunstzentrum. In Kriegen mit den Soldaten des katholischen Habsburgerkaisers verlor Ulm 35 seiner Dörfer durch Plünderung oder Brandschatzung und musste sich dem Kaiser Karl V. unterwerfen, welcher 1546 die bis dahin gültige städtische Verfassung (Großer Schwörbrief) aus dem Jahre 1397 aufhob und dem städtischen Adel (Patriziat) durch den sogenannten Hasenrat die Entscheidungsgewalt in der Stadt übergab. Ulm wurde de facto zu einer Adelsrepublik.


Das Schiefe Haus, ein spätgotisches Fachwerkhaus aus dem 14./15.Jh., senkte sich im Lauf der Zeit zum Fluss stark ab, sodass bereits Anfang des 17.Jh. Stützmaßnahmen unternommen wurden. Heute hat das Haus eine Neigung von 9 bis 10°.


Durch seine Lage am Knotenpunkt mehrerer Handels- und Pilgerrouten zu Lande und zu Wasser entwickelte sich Ulm während des Hoch- und Spätmittelalters als Freie Reichsstadt zu einem führenden Handels- und Kunstzentrum in Süddeutschland. 1480 wurde eine neue Stadtmauer entlang der Donau errichtet, und zwar im reißenden Flusslauf. Im 16.und 17. Jh. wurden die Befestigungsanlagen nach jeweiligem Stand der Militärtechnik aus- und umgebaut. Die mittelalterliche Mauer wurde 1527 nach Albrecht Dürers Befestigungslehre umgebaut. Die an die Stelle der Mauer tretende Mauer-Wall-Grabenwehr sollte Kanonenbeschuss besser standhalten und Verteidigungsartillerie besser positionieren.


Die Ulmer Bundesfestung wurde von 1842 bis 1859 gebaut. Ulm war neben Landau, Luxemburg, Mainz und Rastatt eine von fünf Bundesfestungen des Deutschen Bundes, dem von 1815 bis 1866 bestehenden deutschen Staatenbund. Die Bundesfestungen als militärische Verteidigungsanlagen gegenüber Frankreich waren eines der wenigen Projekte des Deutschen Bundes, die verwirklicht wurden. Mit einer polygonalen Hauptumwallung von rund 9 km um beide Städte Ulm und Neu-Ulm war es die größte Festungsanlage des 19.Jh. Bis zu 10.000 Arbeiter bauten die Festungsanlagen. In Friedenszeiten sollte die Festung 5.000 Soldaten des Bundesheeres beherbergen, im Krieg rechnete man mit bis zu 20.000 Soldaten. Weiterführende Planungen sahen sogar 100.000 Soldaten vor. Zahlreihe Bastionen, Festungen und Militäranlagen wie hier erinnern in Ulm und Neu-Ulm daran.


Das Schwörhaus ist Mittelpunkt des Ulmer Schwörmontags. Es wurde 1612 erbaut und nach einem Brand 1785 mit einem Barockgiebel versehen. 1944 im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, wurde es bis 1954 mit modernen Innenräumen wiederaufgebaut. Heute befindet sich darin das Stadtarchiv.


Seit dem Mittelalter gab es in Ulm eine jüdische Gemeinde (1241/42 erstmals belegt). Während der Pest 1349 wurden die Jüdinnen und Juden als Sündenböcke für die Krankheit von den christlichen Bürgern verfolgt, vertrieben und umgebracht. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts siedelten sich erneut Jüdinnen und Juden an, die große wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt hatten, doch 1499 aus der Stadt vertrieben wurden. Erst ab 1806 konnten Juden wieder zuziehen. 1933 lebten rund 530 Jüdinnen und Juden in Ulm. In der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 überfielen Ulmer Nazis die 1873 geweihte Ulmer Synagoge znd zündeten sie an. Jüdinnen und Juden wurden misshandelt und 56 jüdische Männer wurden für mehrere Monate im KZ Dachau eingesperrt. Zwei Verhaftete aus Ulm überlebten die dortigen Quälereien nicht. Die Ulmer Stadtverwaltung ordnete den Abriss der ausgebrannten Synagoge an und zwang die jüdische Gemeinde, ihn zu finanzieren. Die in Ulm lebenden Jüdinnen und Juden mussten ihre Wohnungen und Häuser verlassen und wurden zwangsweise in sogenannte Judenhäuser einquartiert. 1941 bis 1942 wurden die verbliebenen Ulmer Jüdinnen und Juden, die nicht flüchten hatte könne, in die Vernichtungslager in den Osten deportiert, um sie dort zu ermorden. 197 jüdische Ulmerinnen und Ulmer wurden deportiert und ermordet. 2012 wurde an alter Stelle die Neue Synagoge errichtet. Am Platz der neuen Synagoge in Ulm befindet sich ein Denkmal.

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