Montag, 16. März 2015

Lackenbach

15.3.2015

Im mittelburgenländischen Lackenbach (ungarisch Lakompak, kroatisch Lakimpuh) wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 1.100 Menschen leben hier.

Das Schloss Lackenbach (ungarisch Lakompaki kastély) wurde zwischen 1548 und 1542 als Wasserburg im Stil der Renaissance errichtet. Seit 1618 gehört es zum weitläufigen Besitz der seinerzeit halb Westungarn beherrschenden Esterházy. 1806 fiel das Schloss einem Brand zum Opfer und wurde nur zum Teil wiederaufgebaut. Der einstige Wassergraben ist teilweise noch zu erkennen. Anstelle der einstigen Zugbrücke führt heute eine Steinbrücke zum Portal.


Im Schlosspark erinnert ein als Sarkophag gestaltetes Denkmal an Matthias Tarródy, der als Heerführer 1620 in der Schlacht bei Lackenbach getötet wurde. Es wurde schon 1623 am Ort des Geschehens errichtet, zunächst um 1950 dann in die Bahnstraße und 2012 schließlich in den Schlosspark versetzt. 1620 belagerte im Zuge eines Aufstands gegen die Habsburgerherrschaft über Ungarn ein Heer des um die Königskrone kämpfenden siebenbürgischen Fürsten Gábor Bethlen das Schloss Lackenbach, wohin sich der habsburgische Palatin Nikolaus Esterházy zurückgezogen hatte. Das Belagerungsheer wurde geschlagen, dabei wurden 1.200 Männer umgebracht, samt ihrem Kommandanten Tarródy. Der siegreiche Esterházy ließ das Denkmal für den getöteten Gegner Tarródy errichten. Die für den Streit der Fürsten umgebrachten einfachen Soldaten kümmerten sie nicht.


Haus in Lackenbach


Eine erste Pfarrkirche wird in Lackenbach bereits 1222 erwähnt. Ab dem 15.Jh. gab es aber keine eigene Kirche mehr, ab dem 17.Jh. diente die Schlosskapelle als Gotteshaus. Die heutige Pfarrkirche wurde von 1955 bis 1962 in altertümlicher architektonischer Form errichtet.


Straßenszene. 1884 wurde in Lackenbach der sozialdemokratische Politiker Julius Deutsch geboren.


Mahnmal in Erinnerung an das hier von 1940 bis 1945 bestehende sogenannte „Zigeuner-Anhaltelager Lackenbach“. Das 1984 errichtete Denkmal erinnert an die Verfolgung und Ermordung von Roma und Sinti. Das Lager wurde auf einem ehemaligen esterházyschen Gutshof errichtet, burgenländische Roma und Sinti wurden hierher deportiert und zu Zwangsarbeit gezwungen. Der Höchststand an gefangenen Männern, Frauen und Kindern betrug 2.335 Menschen (1941). Die Zahl der Inhaftierten schwankte normalerweise zwischen 200 und 900. Ein Drittel davon waren Kinder. Die Häftlinge waren in ehemaligen Ställen und Scheunen auf Strohlagern untergebracht. Es gab zu wenig Wasser und keine sanitären Einrichtungen. Insgesamt starben zwischen 1940 und 1945 237 Personen im Lager. Als im Winter 1941/42 eine Fleckfieberepidemie ausbrach, überließ man die Häftlinge ihrem Schicksal; es gab keine medizinische Versorgung. Wer nicht arbeitsfähig war (alte Menschen, Kranke, Kinder), dem drohte Deportation und Ermordung. Ende 1941 wurden erstmals 2.000 Lagerinsassen in das Ghetto Litzmannstadt in Łódź und ab 1943 auch in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Alle wurden umgebracht. 35 bis 40 Kinder wurden im Lager selbst mit vergifteter Milch ermordet. Das Lager unterstand der Kriminalpolizei, das Personal der Lagerverwaltung waren Polizisten. Lagerleiter waren SS-Kommandanten. Einer von ihnen, Franz Langmüller, wurde 1948 wegen Verbrechens der Quälerei und Misshandlung sowie des Verbrechens gegen die Menschlichkeit und die Menschenwürde zu einem Jahr schweren Kerkers verurteilt, aber nach zweieinhalb Monaten entlassen. Die Gebäude am ehemaligen Lagerareal wurden in den 1970er Jahren abgerissen und das Gelände zum Teil mit Einfamilienhäusern überbaut.


Nur mehr der jüdische Friedhof erinnert an das einstige blühende jüdische Leben in Lackenbach. Die erste Erwähnung von Jüdinnen und Junden in Lackenbach stammt aus dem Jahr 1552. Zur Entwicklung einer jüdischen Gemeinde kam es später, als der Ausbau des Schlosses, eine Bierbrauerei und ein Meierhof Arbeit in Lackenbach boten und der Ort wirtschaftlich prosperierte. Nach 1670/71 fanden aus Wien vertriebene Jüdinnen und Juden hier ein neues Zuhause. Seit dem 18.Jh. gehörte Lackenbach zu den Esterházyschen Sieben Gemeinden. 1869 lebten 770 (62% der Bevölkerung) und 1934 noch 346 (21%) Jüdinnen und Juden in Lackenbach. Nach der Nazi-Machtübernahme 1938 wurden die Lackenbacher Jüdinnen und Juden unter Beraubung ihres Eigentums in Lastwagen nach Wien gebracht, wo sich ihr weiteres Schicksal verliert. Man muss davon ausgehen, dass die meisten ermordet wurden. Die prächtige Lackenbacher Synagoge wurde 1942 gesprengt. Der jüdische Friedhof ist bis heute erhalten und zählt über 1700 Grabsteine.

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