21.3.2015
In der nordböhmischen Stadt Jablonec nad Nisou (deutsch Gablonz an der Neiße) wurde ein Fußballspiel besucht. 45.000 Menschen leben hier.
Die Talsperre von Mšeno nad Nisou (Grünwald an der Neiße) wurde 1906 bis 1909 erbaut. Sie sollte vor allem als Hochwasserschutz angesichts regelmäßig wiederkehrender Überschwemmungen dienen und schuf ein Erholungsgebiet für die Stadt. Zuletzt hatte es zuvor 1897 eine Hochwasserkatastrophe gegeben, bei der mehr als hundert Häuser überflutet worden waren.
Bis zu ihrer Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg war die Stadtbevölkerung überwiegend deutschsprachig. 1930 waren es 80%. Vertriebene gürndeten Siedlungen mit dem Namen Neugablonz sowohl in Kaufbeuren in Bayern als auch in Enns in Oberösterreich. An ihrer Stelle wurden die Stadt mit Menschen aus Mittelböhmen, der Slowakei und Roma hier neu besiedelt.
In den frühen 1930er Jahren wurden mit dem Neuen Rathaus und der Herz-Jesu-Kirche zwei Wahrzeichen der Stadt errichtet. Die beiden großen Bauprojekten gaben in Zeiten der Weltwirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit fast zweitausend Menschen Arbeit. Die katholische Herz-Jesu-Kirche (Kostel Nejsvětějšího srdce Ježíšova) wurde 1930/31 als Ziegelbau in funktionalistischem Stil errichtet.
Blick vom Horní náměstí (Oberen Platz) auf die Stadt.
Der Name der Stadt kommt vom tschechischen Wort jabloň (Apfelbaum). Ein Apfelbaum findet sich daher auch im Stadtwappen. Eine erste Siedlung hatte es hier bereits ab Mitte des 14.Jh. gegeben. Nachdem sie 1469 in einem Kriegs zerstört worden war, wurde sie aber nicht wiederaufgebaut. Als in Mšeno (Grünwald) um 16.Jh. eine erste Glashütte entstand, siedelten sich auch hier wieder Menschen an.
Straßenszene
Das Neue Rathaus (Nová radnice) wurde von 1931 bis 1933 errichtet. Das Äußere ist in funktionalistischem Stil gehalten. Die Einrichtung war ursprünglich im Art déco, davon ist aber nur mehr wenig erhalten.
Das Alte Rathaus (Stará radnice) am Unteren Platz (Dolní náměstí) wurde 1867 bis 1869 erbaut. Heute ist darin die Stadtbibliothek.
Das Glas- und Bijouterie-Museum (Muzeum skla a bižuterie) ist seit 1949 in einem im Jugendstil errichteten Gebäude untergebracht, das ursprünglich Sitz der Glasexportfirma Zimmer & Schmidt war. Im 16./17.Jh. lebten die Menschen vor allem von der Glasherstellung. Im 18.Jh. kan das Spezialsegment der Bijouterie-Manufakturen zur Schmuckherstellung hinzu. In der Bijouterie- und Glasherstellung sollen in Jablonec und Umgebung auch heute noch 11.000 Menschen beschäftigt sein.
Nach dem Münchner Abkommen vom September 1938 wurde die Stadt mit dem Sudetenland an NS-Deutschland angeschlossen. Tschechische Einwohnerinnen und Einwohner wurden aus der Stadt vertrieben. Der Großteil der jüdischen Bevölkerung war schon zuvor im Sommer 1938 vor dem aufkommenden Nazi-Terror geflohen, sie wurden teilweise später anderswo Opfer der Nazi-Mörder. Die verbliebenen Menschen wurden 1941/42 von hier deportiert und ermordet. Die Gablonzer Synagoge wurde im Novemberpogrom 1938 in Brand gesteckt und verwüstet. Am einstigen Standort erinnert seit 1993 ein Denkmal.
Die evangelische Kirche (Evangelický kostel) wurde 1892 als neogotischer Neubau anstelle einer seit Anfang des 19.Jh. bestehenden Toleranzkirche errichtet. Heute ist sie im Besitz der hussitischen Kirche.
Straßenszene
Die barocke katholische Annenkirche (Kostel svaté Anny) aus den Jahren 1685 bis 1687 ist die älteste erhaltene Kirche in Jablonec.Der Turm stammt aus dem Jahr 1706.
Das Stadttheater (Městské divadlo) wurde nach Plänen des Wiener Theaterarchitektenbüros Fellner und Helmer 1906/07 grundrissgleich mit jenen im deutschen Gießen und in Klagenfurt im Jugendstil erbaut.
Denkmal für die Opfer politischer Unterdrückung durch die Nazis und das kommunistische Regime, mit tschechischer Inschrift Kämpfer für die Freiheit des Landes 1938 bis 1945 und Opfer der Ungerechtigkeit 1948 bis 1989.
Katze
Blick vom Stadiongelände auf die Altstadt
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