21.10.2011
Vor dem Fußballspiel am Abend wurde ein wenig die Altstadt der alten Stadt Augsburg erkundet. 265.000 Menschen leben hier im bayrischen Schwaben.
Augsburg nennt sich auch Fuggerstadt nach der jahrhundertelangen Dominanz der Bankiersfamilie Fugger, die von hier aus mit ihren Kredit und Geldgeschäften vom 16.Jh. bis ins 17. Jh. wirtschaftliche und politische Fäden zogen. Hier die Fuggerhäuser in der Maximilianstraße, die 1512 bis 1515 in ihrer Hochphase errichtete Residenz. Jakob Fugger ließ das Stadtpalais nach eigenen Plänen im Renaissancestil nach italienischem Vorbild erbauen. Allein die Länge der Fassade ist ein Symbol von Macht und Reichtum, da hier damals die Gebäudesteuer nach der Fassadenlänge berechnet wurde, weswegen die umliegenden Häuser viel schmäler (dafür tiefer) sind. Im Haus ist auch heute noch die Fuggersche Privatbank untergebracht. Die Baustelle als Symbolik der allgemeinen Bankenkrise?
Die von zahlreichen alten Bürgerhäusern gesäumte Maximilianstraße, die den Reichtum ihrer Erbauer ausdrücken. In ihrem Süden steht die große Ulrichskirche, von 1474 bis 1603/04 in spätgotischem Stil errichtet.
Altstadtgasse in Augsburg (Annastraße)
Ein herrliches Ensemble am Rathausplatz bilden das Rathaus und daneben der Perlachturm. Bis 1944 stand davor seit 1828 das Börsengebäude, doch seit dessen Zerstörung durch einen Bombentreffer und der Beseitigung der letzten Mauerreste in den 60er Jahren ist der Blick frei.
Das Rathaus (rechts) wurde zwischen 1615 und 1620 (außen) bzw. 1624 (Innenausbau) als Renaissancebauwerk errichtet, anstelle des alten gotischen Rathauses von 1385.
Der Perlachturm wurde im Jahr 989 anstelle abgebrannter Häuser als Wachturm erbaut und 1348 mit einer großen Feuerglocke versehen, um vor allfälligen Gefahren zu warnen. Zwischenzeitlich wurde der Turm auch als Glockenturm der benachbarten Kirche genutzt. 1526 wurde der Turm zu seiner heutigen Höhe von 70 Metern aufgestockt. Zwischen 1612 und 1618 ließ ihn Stadtbaumeister Elias Holl äußerlich an das nebenan entstehende neue Rathaus anpassen (z.B. durch das Zwiebeldach). Die heute zu sehende grau-weiße Farbgebung wurde 1984/85 rekonstruiert.
Der Perlachturm läßt sich über Stufen erklimmen. Das Stiegensteigen ist es wahrlich wert, denn man genießt von oben eine sehr schöne Aussicht über die Stadt. Blick über die Maximilanstraße nach Süden und Blick über den Rathausplatz.
Sicht vom Perlachturm auf das Jakobertor.
Das Zentrum des Rathauses ist der bis 1643 entstandene Goldene Saal. Ursprünglich wurde er zur Beherbergung des Reichstagssitzungen errichtet und sollte dabei Pracht und Reichtum der Stadt zeigen. Doch aufgrund des Ausbruchs des Dreißigjährigen Krieges 1618 tagte der Reichstag hier schließlich nie. Im Zweiten Weltkrieg war Augsburg, Standort der Motorenwerke für die deutschen U-Boote und Flugzeuge, 1944 und 1945 Ziel von Luftangriffen, wobei auch das Rathaus schwer getroffen wurde und außer den Außenmauern nichts übrig blieb. Der prächtige Goldene Saal wurde erst zwischen 1980 und 1985 zum 2000-Jahr-Jubiläum der Stadt rekonstruiert. Die umgebenden Fürstenzimmer sind erst teilweise wiederhergestellt.
Im sogenannten Unteren Fletz des Rathauses, ein Gewölbesaal im Erdgeschoß, war gerade eine interessante Ausstellung anläßlich des 50. Jahrestags des Beginns der Anwerbung von Arbeitskräften in der Türkei durch die Bundesrepublik Deutschland 1961 statt. Die künsterische Umsetzung der Mühsal und beengten Verhältnisse der Migraton durch Koffer in einem Glaskubus gefiel (Künstlerin Taybe Cevik).
In einem Nebenraum im Unteren Fletz des Rathauses befindet sich ein Gedenkraum für die in der Nazizeit ermordeten jüdischen Augsburgerinnen und Augsburger. Auf der Glasplatte sind die Umrisse der erhaltenen Jugendstilsynagoge der Stadt zu erkennen.
Anderswo wäre ein ab 995 entstandener Dom (noch dazu über einer Vorgängerkirche) wie der Augsburger Mariendom uralt, doch die römische Gründung Augsburg war damals bereits tausend Jahre alt. Die Stadt Augusta Vindelicum wurde im Jahr 15 v.u.Z. unter Kaiser Augustus gegründet.
Vor dem Dom steht die sogenannte Römermauer, an der Repliken von Funden aus dem römischen Augsburg aufgestellt sind. Hier ein Altar der Siegesgöttin Victoria (260 u.Z.) und Grabdenkmäler.
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