Mittwoch, 25. August 2010

Blätter, Juli 2010



Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 7/2010
128 S.







Karin Priester beschäftigt sich mit der Frage von Politik und Authentizität, der Diskussion um Inszeniertes und Authentisches in der Politik und dem (medial vermittelten) Wunsch nach Authentizität. Das Konzept der Authentizität in der Politik ist für sie nicht als scheinbarer Gegensatz zur (unaufrichtigen) Inszenierung zu begreifen. Es sei selbst Teil davon.
In Betrachtung der Rezeption zweier jüngster Rücktritte in Deutschland, des Bundespräsidenten und einer Bischöfin, stellt Priester fest: Wenn aber Feigheit oder Mut, Flucht vor der Verantwortung eines Amtes oder Respekt vor dessen Würde gleichermaßen als ,authentisch gelten, zeigt dies eine beunruhigende Verwirrung von Maßstäben. Nicht zuletzt deswegen, weil die Sphäre des Politischen insgesamt zugunsten des menschlich-privaten Faktors abgewertet wird.
Der Maßstab des Authentischen treibe eine Entpolitisierung voran, nach dem Motto Right or wrong, Hauptsache authentisch. Die Figur des authentischen leader kann sich für Priester für die Unterprivilegierten wie für die Privilegierten politisch einsetzen, jedenfalls aber handle er − Anm.: und sie? − als Egozentriker; er will nicht respektiert, sondern grenzenlos bewundert werden. Das Ego dient nicht mehr der Politik oder einer Großorganisation wie Partei oder Gewerkschaft, sondern die Politik dient dem Ego und wird austauschbar mit anderen Bühnen der Selbstinszenierung.

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