Dienstag, 24. Januar 2017

Alicante

24.1.2017

Im spanischen Alicante, valencianisch Alacant, wurde das Stadion von Hércules de Alicante besichtigt. 330.000 Menschen leben hier.

Alicante ist eine Hafenstadt an der Costa Blanca am Mittelmeer.


Das Castillo de Santa Bárbara thront auf einem 166 Meter hohen Felsen über der Stadt und der Meeresküste. Mit dem Bau der Burg begannen die Mauren im 9.Jh., es wurden dort oben aber auch archäologische Spuren aus der Bronzezeit sowie aus iberischer und römischer Zeit gefunden. Der Turm La Torreta ist der älteste Teil der Festungsanlage und war der Standort des maurischen Alcázars. Der mittlere Teil stammt aus dem 11. bis 13.Jh. und der untere Ausbau wurde im 18.Jh. gebaut. Der Name der Burg erinnert daran, dass sie am 4. Dezember 1248, dem Tag der Barbara im christlichen Kalender, von den Soldaten des kastilischen Königs erobert und die maurische Geschichte Alicantes beendet wurde. Die militärische Bedeutung der Burg ging im 18.Jh. zurück. Bis 1893 wurde sie militärisch verwendet und danach zeitweise zum Gefängnis umfunktioniert. Ab 1962 wurde sie restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.


Ausblicke vom Castillo de Santa Bárbara.


Der im 18.Jh. ausgebaute Festungsteil des Castillo de Santa Bárbara mit dem Truppenquartier.


Die Stadt wurde 324 v.u.Z. von griechischen Kolonisten als Λευκῆ (Akra Leuke) gegründet, nach der römischen Eroberung 201 v.u.Z. hieß die Stadt Lucentum, im maurischen halben Jahrtausend von 718 bis 1248 auf arabisch Al Lucant. Bis zur zwangsweisen Vertreibung der verbliebenen Viertelmillion zum Christentum zwangskonvertierter Mauren aus Spanien Anfang des 17.Jhs. hatten diese wie großteils an der Mittelmeerküste die Bevölkerungsmehrheit in Alicante gebildet. (Die nicht den Glauben zum Christentum wechseln wollten, hatten schon Jahrhunderte vorher ihre spanische Heimat verlassen müssen: Konvertierung hatte den Nachteil, dass man damit wie die übrige christliche Bevölkerung der die Rechtgläubigkeit überprüfenden und bei Abweichung mit dem Tod strafenden Inquisition unterworfen war).


Straßenszene in der Innenstadt. Während der Jahrzehnte der Franco-Diktatur war die katalanische Sprache verboten und damit auch der valencianische Dialekt. Der valencianische Stadtname Alacant durfte nicht genannt werden. Seit der Wiedereinführung der Demokratie in den 1970er Jahren wurde die Sprache gefördert. 1986 verstanden in Alicante 56% katalanisch, 2001 waren es 79%.


Die Basílica de Santa María ist die älteste Kirche der Stadt. Sie wurden im gotischen Stil ursprünglichen im 14.Jh. auf den Grundmauern der abgerissenen ehemaligen Hauptmoschee der maurischen Zeit gebaut. Bis ins 18.Jh. wurde sie bei Kriegen mehrmals zerstört und wiederaufgebaut, zuletzt 1691 bei französischer und 1709 bei englischer Bombardierung der Stadt vom Meer aus. Während des Spanischen Bürgerkriegs wurde die Kirche verwüstet und als Militärlager genutzt. Leider war die Kirche verschlossen, denn das Taufbecken aus Carrara-Marmor hat eine eigene Geschichte: Es wurde im 16.Jh. per Schiff aus Italien geliefert und war für eine Kirche im Inneren Spaniens bestimmt. Die Lieferanten kapitulierten aber vor seinem Gewicht und ließen es im Hafen zurück.


Casa consistorial, das Rathaus von Alicante, wurde 1688 im barocken Stil errichtet, beim Beschuss der Stadt durch eine französische Flotte 1691 schwer beschädigt und im 18.Jh. wie man es heute sieht, neu errichtet. Hier befindet sich der „cota cero“, der Nullpunkt für die Meereshöhe, auf den sich in Spanien alle anderen Meereshöhen-Angaben beziehen.


Die 1616 bis 1662 anstelle einer ehemaligen Moschee errichtete Concatedral de San Nicolás de Bari ist die Hauptkirche Alicantes und seit 1959 zweiter Bischofssitz der katholischen Diözese Orihuela-Alicante. Sie ist dem Schutzheiligen der Stadt, dem Nikolaus von Bari, geweiht.


Blick vom Castillo de Santa Bárbara auf San Nicolás de Bari.


Die Uferpromenadenstraße Explanada de España wurde in den 1950er Jahren mit Millionen bunten Marmorsteinen in kilometerlanger Wellenbewegung geschmückt.


Während des Spanischen Bürgerkriegs von 1936 bis 1939 blieb Alicante Teil der Republik und wurde 71-mal bombardiert, am schwersten am 25. Mai 1938 durch die italienische Luftwaffe, wobei 313 Menschen getötet wurden. Im Herbst 1938 war Alicante eine der letzten Städte, die in die Hand der Putscharmee des Diktators Franco fielen. Am überfüllten Hafen geschahen dramatische Szenen von Menschen, die versuchten per Schiff zu fliehen. Ausländische Schiffe wollten meist keine Flüchtlinge an Bord nehmen, da sie befürchteten, dann am Meer angegriffen zu werden. Die einzigen, die Flüchtlinge retteten, waren algerische Schiffe und ein britisches Frachtschiff. Insgesamt 3.028 Männern, Frauen und Kindern gelang so die Flucht vor der Rache der Sieger.


Im Hafen liegt recht unmotiviert als touristische Attraktion ein Nachbau des spanischen Kriegsschiffs Santissima Trinidad („Allerheiligste Dreifaltigkeit“), das 1769 in Havanna auf Kuba gebaut worden war und 1805 als Flaggschiff der spanischen Marine an französischer Seite in die Seeschlacht von Trafalgar ging und danach sank. Im Gemetzel mit seinen insgesamt 5.000 Toten wurde es von den Briten erobert, wobei von den 1.500 Mann Besatzung 400 getötet wurden, 300 vermisst waren und der Rest gefangengenommen wurde.

Die Stierkampfarena wurde ursprünglich 1848 gebaut, aber 1888 auf ihre heutige Größe von knapp 16.000 Plätzen erweitert. Alicante hatte zu dieser Zeit nur 19.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Das Töten der Tiere war damals ein viel größeres Massenspektakel als heute.


Blick vom Castillo de Santa Bárbara auf die Stierkampfarena


Das Gefangenenlager Campo de Los Almendros wurde von italienischen Armeeeinheiten, die von Mussolini geschickt auf Seiten Francos im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft hatten, zwei Tage vor Kriegsende am 30, März 1939 eingerichtet, um besiegte republikanische Soldaten einzusperren. Die meisten hatten eine Flucht über den Hafen von Alicante erhofft, waren aber dabei gescheitert. Rund 19.000 Menschen wurden hier gefangengehalten. Das Lager war provisorisch und bestand nur wenige Tage bis zum 6. April. Es gab keine Infrastruktur, wenig Wasser und fast keine Lebensmittel. Die Mandelbäume im Lagerbereich waren bald von den hungernden Gefangenen kahlgegessen. Die Zahl der Toten im Lager von Alicante in jenen wenigen Tagen wurde nie genau bestimmt, zumindest ließ man hier in dieser Woche 600 Menschen, höchstens 2.000, elendiglich sterben. Die überlebenden Gefangenen wurden dann auf andere Lager verteilt, teilweise wurden sie anschließend in der Stierkampfarena und der Burg Santa Barbara gefangengehalten. 2012 wurde der Park von der Stadt zum Gedenken an das Lager benannt und 2014 das Denkmal errichtet.

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