Freitag, 30. Dezember 2016

Wilberforce House, Kingston upon Hull

Kingston upon Hull, 30.12.2016

Wilberforce House ist Geburtsort und heute Museum des britischen Parlamentsabgeordneten William Wilberforce (1759–1833). 1780 wurde er als Abgeordneter von Hull ins britische Unterhaus gewählt und trat dort ab 1787 als einer der wichtigsten Politiker aus religiöser Begründung für die Abschaffung des Sklavenhandels ein. Seit 1825 lebte Wilberforce aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Er starb 1833 drei Tage, nachdem die Sklaverei in Großbritannien abgeschafft wurde.


Nach 18 Jahren Kampagnen wurde der afrikanische Sklavenhandel 1807 verboten, der interne Sklavenhandel in den außerafrikanischen Kolonien blieb weiterhin erlaubt.

Lebensgeschichte von Wilberforce


Wahlkampfmaterialien des Politikers Wilberforce


Geschichte der Versklavung von Menschen seit der Antike


Sklavenketten aus Ostafrika (19.Jh.). Während in Antike und Mittelalter jeder Mensch versklavt werden konnte, wurden in der Neuzeit aus rassistischer Begründung Afrikanierinnen und Afrikaner als nicht-menschliche Sklavinnen und Sklaven behandelt.


Westafrikanische Kultur, aus der die Sklavinnen und Sklaven durch Menschenraub herausgerissen wurden.


Mit großen wirtschaftlichen Gewinnen wurden in Afrika auf Menschenraubzügen gefangene Menschen zu rechtlosen Sklaven erklärt und zur Sklavenarbeit vor allem nach Amerika verkauft. Nicht nur in Amerika sondern auch in vielen anderen Kolonien wurden aus rassistischer Begründung Menschen als Sklaven gehalten. Dies war Teil eines profitablen Wirtschaftskreislaufs. 12 Millionen Menschen wurden zwischen 1500 und 1900 versklavt und aus Afrika nach Amerika verschifft.


Eines der politisch wirksamsten Bilder der Antisklaverei-Kampagne war diese Darstellung der eingepferchten Lagerung der am Boden angeketteten Menschen in den Lagerräumen der Schiffe bei den Überfahrten von Afrika nach Amerika. Dabei erfolgten die Transporte vielfach in viel engerer Schlichtung, in der die Menschen nah aneinander hockend angekettet viele Tage auf See verbringen mussten. Auf menschliche Bedürfnisse wurde wenig Rücksicht genommen, Ernährung und Versorgung erfolgte rudimentär zur Lebenserhaltung. Die Überfahrt war ein traumatisches Erlebnis der Entmenschlichung. Rund 15% der menschlichen Fracht überlebte die Fahrt durchschnittlich nicht.


im Haus


Merchandising. Durch die Versklavung wurden die Menschen zu Sachen. Als 1781 im von Afrika nach Jamaika fahrenden Schiff Zong die eingepferchten Menschen an Krankheiten starben, ließ der Kapitän Collingwood die restlichen 131 Menschen aus seinem Frachtraum von der Schiffsbesatzung lebend ins offene Meer werfen und dort ertrinken. Er versuchte einen Versicherungsbetrug, denn die Versicherung deckte keine an Krankheiten verstorbenen Sklaven, aber womöglich ertrunkene Sklaven. Im Gerichtsprozess wurde der Versicherung recht gegeben und es kam zu keiner Auszahlung. Der Mord an 131 Menschen war nie Thema, denn rechtlich war es kein Mord und es waren keine Menschenleben.


Ausstellung


Die Abschaffung der Sklaverei war ein langer Weg.


1833 wurde die Sklaverei im britischen Machtbereich abgeschafft und durch eine Form von Dienstverhältnis ersetzt, in dem die nur formal freien ehemaligen Sklavinnen und Sklaven weiter in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihren Herren standen. Dies wurde 1838 dann ebenfalls fallengelassen.


Ausstellung




Sklavenarbeit gibt es, wenn auch in anderer Form, auch heute.


Im Nebengebäude gibt es eine allerdings wenig ergiebige stadtgeschichtliche Ausstellung.

Kingston upon Hull

30.12.2016

Im englischen Kingston upon Hull wurde ein Fußballspiel besucht. 110.000 Menschen leben hier.

Die Stadt wurde 1299 auf Veranlassung des englischen Königs Edward als Militärhafen für die Kriege in Schottland gegründet und erhielt den Namen Kings Towne on the River Hull, der sich schließlich zum heutigen Kingston upon Hull einschliff. Kurz wird die Stadt einfach nur Hull genannt.


Kingston upon Hull spielte eine wichtige Rolle am Beginn des englischen Bürgerkriegs von 1642 bis 1649 zwischen Monarchie und Parlament, mit 200.000 Toten blutiger Höhepunkt einer Zeit der Bürgerkriege sowie Aufstände in Irland und Schottland gegen die englische Herrschaft auf den britischen Inseln von 1639 bis 1651. 1642 stellte sich der Gouverneur Hulls vor dem offenen Kriegsausbruch auf die Seite des Parlaments, indem er dem König den Zugriff auf das im Arsenal von Hull gelagerte Kriegsgerät verwehrte und die königliche Armee daraufhin die Stadt angriff und belagerte.


Rathaus, Kunstgalerie und Marinemuseum rund um den Victoria Square.


Im Zweiten Weltkrieg war Hull aufgrund des Hafens und seiner Industrieanlagen Ziel deutscher Luftangriffe. Hull war nach London die am meisten bombardierte britische Großstadt. Von 320.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zu Beginn des Krieges wurden 152.000 durch die Bombenangriffe obdachlos. 95% der Gebäude von Hull wurden entweder beschädigt oder zerstört. 1.200 Menschen wurden getötet und 3.000 verletzt.


Die nach 1945 abseits öffentlicher Gebäude mit nüchternen Nachkriegsbauten wiederaufgebaute Stadt hat hat keinen besonders guten Ruf in England, zusammengefasst im Sprichwort „Hull is dull“ („Hull ist fad“).


Straßenszenen


Das Wilberforce Monument erinnert an William Wilberforce, der maßgeblich an der nach jahrzehntelangem Ringen durchgesetzten Abschaffung der Sklaverei im britischen Reich beteiligt war. Sein Geburtshaus ist ein ebenfalls besichtigtes Museum.


Die 1320 bis 1500 erbaute Dreifaltigkeitskirche, Holy Trinity Church.


Der goldene Reiter von Hull ist eine Statue des Königs William III.


Bis in die zweite Hälfte des 20.Jh. lebte Hull wirtschaftlich vor allem vom Walfang als wichtigsten Zweig der hiesigen Hochseefischerei. Die Fischindustrie hat ihre Bedeutung verloren, im Hafen arbeiten aber immer noch etwa 5.000 Menschen und 18.000 weitere Arbeitsplätze hängen indirekt am Hafen. Über eine Million Passagiere werden im Fährverkehr mit Kontinentaleuropa befördert


Hafenstraße


Blick aufs Meer


Denkmal für ihn Kriegen getötete Soldaten und Seeleute der Marine


Die auf das Wasser hinausblickende Skulptur Voyage hat ein Gegenstück an der isländischen Küste. Es ist ein Denkmal für die Fischer und Seefahrer, die der Nordsee trotzen.


Die High Street, Hauptstraße des 18./19.Jh.


Am Bahnhof, Paragon Interchange.


Denkmal des Dichters Philip Larkin in der Bahnhofshalle


Das Militär prägte die Stadt von ihrer Gründung an. In der äußeren Bahnhofshalle hängen ringsum zahlreiche Tafeln mit unzähligen Namen von Soldaten, die von hier aus im Ersten Weltkrieg in den Tod fuhren. Dies lässt erinnern, dass in diesem Krieg mit 715.000 Toten fast dreimal soviele britische Soldaten getötet wurden als im Zweiten Weltkrieg und er nicht zuletzt auch deswegen einen hohen Stellenwert in der Erinnerungskultur hat.


Kriegerdenkmallandschaft vor dem Bahnhof mit Denkmal für die getöteten Soldaten im südafrikanischen Kolonialkrieg 1899 bis 1902, als das britische Kolonialreich zum zweiten Mal nach Nordamerika gegen aus Europa eingewanderte Bevölkerung Krieg führte (vorne), sowie für diejenigen des Ersten Weltkriegs (hinten).


Gedenktafel für die Toten eines regiments, das an der Befreiung Österreichs beteiligt war.


Am Abend wurden die Gebäude am Victoria Square spektakulär bunt beleuchtet.