Montag, 15. August 2016

Berlin

14./15.8.2016

In der deutschen Hauptstadt Berlin wurden wieder einmal zwei Tage verbracht und dabei auch Fußball geschaut, u.a. bei Union Berlin.
3,4 Mio. Menschen leben hier.

Der Flughafen Berlin-Tempelhof wurde 1923 eröffnet und war einer der ersten Linienverkehrsflughäfen in Deutschland. Bis zu seiner Schließung 2008 war Tempelhof neben Tegel und Schönefeld einer von drei internationalen Zivilflughäfen Berlins. Das zwischen 1936 und 1941 errichtete Flughafengebäude hat eine Gesamtlänge von 1,2 km und ist damit eines der längsten Gebäude Europas. In seiner Funktionalität mit Trennung von Abflug und Ankunft oder Fracht und Personenverkehr war es ein bahnbrechender Flufhafenbau. Die Bauarbeiten am Flughafen liefen auch nach Beginn des Zweiten Weltkriegs weiter. Nun wurden aus den besetzten Gebieten v.a. der Sowjetunion verschleppte Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Verhältnissen zum Bau eingesetzt, die in Barackenlagern am Flughafengelände gefangenhalten wurden. Bei Kriegsende 1945 war der neue Flughafen noch nicht vollständig fertiggestellt.


Die Reichsadler sind noch überall angebracht, die Hakenkreuze zwischen den Krallen wurde abgeschlagen.


Am Ort des Flughafen stand zuvor das Columbia-Haus, das als Militärgefängnis des Kaiserreichs errichtet worden war und von den Nazis als Gestapo-Gefängnis benutzt wurde, wo nach der NS-Machtübernahme Andersdenkende gefangen, gefoltert und auch ermordet wurden. Von 1934 bis 1936 wurde es als KZ geführt. 1994 wurde ein Mahnmal an die Opfer errichtet.


Das Luftbrückendenkmal wurde 1951 am neubenannten Platz der Luftbrücke vor dem Flughafen Tempelhof errichtet. Die drei Zacken des als Bogen nach Westen gestalteten Denkmals stehen sinnbildlich für die drei Luftkorridore zwischen West-Berlin und der damaligen Trizone, der 1948 zusammengeschlossenen US-amerikanischen, britischen und französischen Besatzungszonen. Die Inschrift am Sockel „Sie gaben ihr Leben für die Freiheit Berlins im Dienste der Luftbrücke 1948/1949“ erinnert an die dabei bei Unfällen Verstorbenen. Im Juni 1948 wurde in den westlichen Besatzungszonen, der späteren Bundesrepublik Deutschland, gemeinsam die D-Mark eingeführt, die auch in den US-amerikanischen, britischen und französischen Sektoren Berlins (Westberlin) gelten sollte, das innerhalb der sowjetischen Besatzungszone (der späteren DDR) lag. Daraufhin blockierte die sowjetische Militärverwaltung für fast ein Jahr lang, von 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949, den Güter- und Personentransport auf Straßen, Schienen und Wasserwegen nach Westberlin. So organisierten die Westmächte eine aufwändige Versorgung der Berliner Bevölkerung auf dem Luftweg, der ihnen uneingeschränkt offenstand. In 280.000 Flügen wurden 1,44 Mio. Tonnen Kohle, 490.000 Tonnen Lebensmuttel und 160.000 Tonnen Baustoffe zum Ausbau der Flughäfen und zum Neubau des Kraftwerkes Ruhleben eingeflogen. Es gab mehrere tödliche Unfälle, bei denen insgesamt 39 Briten, 31 US-Amerikaner und 13 Deutsche ihr Leben verloren.


Die Siegessäule auf dem Platz Großer Stern in der Parkanlage des Großen Tiergartens in Berlin wurde von 1864 bis 1873 als militaristisches Nationaldenkmal zur Verherrlichung der Kriege errichtet, die zur Entstehung des Deutschen Kaiserreichs unter preußishcer Führung geführt hatten. Das Denkmal stand zuerst auf dem damaligen Königsplatz, heute Platz der Republik, an dem später das Reichstagsgebäude errichtet wurde. Im Zuge der geplanten Umgestaltung Berlins wurde die Säule von den Nazis 1938/39 hierher versetzt und um 7,5 Meter aufgestockt.


Das 1901 eingeweihte Bismarck-Nationaldenkmal für den ersten deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck. Es stand ursprünglich vor dem Reichstagsgebäude und wurde 1938 an den heutigen Standort am Großen Stern im Tiergarten versetzt. Der deutsche Nationalheld setzte sein Ziel eines vereinten Deutschlands unter preußischer Führung gegen den Habsburgerstaat und Frankreich in Kriegen durch. Er ließ Sozialdemokraten einsperren und verfolgen und gleichzeitig rudimentäre erste Sozialgesetze beschließen, um an Ausbeutung und Lebensbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter nicht grundsätzlich etwas ändern zu müssen. Er wollte so „in der großen Masse der Besitzlosen die konservative Gesinnung erzeugen, welche das Gefühl der Pensionsberechtigung mit sich bringt.“


Das Sowjetische Ehrenmal wurde 1945 errichtet, um die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Roten Armee zu ehren und insbesondere der 80.000 sowjetischen Soldaten zu gedenken, die bei der Schlacht um Berlin 1945 getötet wurden. Im rückwärtigen Teil der Anlage liegen die Gräber von zwischen 2.000 und 2.500 sowjetischen Soldaten.


Irgendwie steht man dann doch bei jedem Berlin-Besuch wieder vor dem Brandenburger Tor.


Die Bronzeskulptur Der Rufer des Künstlers Gerhard Marcks steht seit dem 19. Mai 1989 auf der ehemaligen Westseite des Brandenburger Tors, von wo sie in den Osten der DDR den auf dem Sockel angebrachten Spruch „Ich gehe durch die Welt und rufe Friede Friede Friede“ rief.


Das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas wurde 2012 eröffnet. Es gedenkt den von den Nazis als „Zigeuner“ verfolgten europäischen Roma und den dabei bis zu 500.000 ermordeten Menschen. Auf der Außenseite der Glasplatten wird in englisch und auf der Innenseite in deutsch die Verfolgung der Sinti und Roma von 1933 bis 1945 dokumentiert. In der Mitte steht nach Konzept des Künstlers Dani Karavan ein rundes Wasserbecken („Brunnen“) mit schwarzem – „endlos tiefem“ – Grund. Das Wasserbecken wird von unregelmäßig geformten Steinplatten umgeben, in denen in unregelmäßigen Abständen Namen von Konzentrationslagern eingemeißelt sind.


Ein Denkmal an der Staatsbibliothek erinnert an zwei Jugendliche, die im August 1968 an Hauswände im damaligen Ostberlin den Namen „Dubček“ schrieben. Sie drückten damit ihren Protest gegen den Einmarsch der Ostblockarmeen in die ČSSR zur militärischen Niederschlagung des Reformkommunismus des Prager Frühlings aus. Die achtzehnjährigen Schüler Frank Havemann, ein Sohn des bekannten Dissidenten Robert Havemann, und Hans-Jürgen Uszkoreit wurden als Urheber als „Staatsfeinde“ verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Nach ihrer Entlassung mussten sie sich in der Produktion „bewähren“ (harte Arbeit statt Bildung), ihrer beruflichen Entwicklung wurden viele Steine in den Weg gelegt.


Auch am Lustgarten ist man bei jedem Berlin-Besuch irgendwie wieder.


Blick auf den Stand der absurdesten Baustelle Berlins, dem Neubau eines verlorenen (im Zweiten Weltkrieg zerstört, in der DDR abgerissen) Königsschlosses des 18./19.Jh. im 21.Jh.


Auf der Museumsinsel hatte von den drei aus persönlichen Interessen am meisten interessanten Museen das Alte Museum montags geschlossen und das Pergamon-Museum wurde aufgrund wegen laufenden Umbaus eingeschränkter Sammlungspräsentation ausgelassen. So wurde das Neue Museum besucht. Das Gebäude wurde zwischen 1843 und 1855 errichtet, da das Alte Museum zu klein geworden war. Seit der Wiedereröffnung 2009 beherbergt das Neue Museum Sammlungen aus dem alten Ägypten und Teile der Antikensammlung. 1939 wurden die Sammlungen geschlossen, im Zweiten Weltkrieg wurde eine Vielzahl der Kunstwerke ausgelagert und so gerettet, da das Gebäude zu großen Teilen zerstört wurde. In der Nachkriegszeit nutzten andere Museen der Museumsinsel die weniger beschädigten Räume als Magazin. Wiederaufbaupläne der 1980er Jahre wurden mit dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung beendet. Zwischen 1999 und 2009 wurde das Neue Museum dann wiederaufgebaut. Die komplett zerstörten Teile wurden in enger Anlehnung an die ursprünglichen Volumina und Raumfolgen neu errichtet und die erhaltenen Bauteile restauriert und ergänzt.


Das Hauptaugenmerk lag auf den bewunderswerten und bewunderten Stücken der ägyptischen Sammlungen. Ein Fotografieren des berühmtesten Ausstellungsstücks, der Brüste der Nofrete, ist verboten und wird vom Ordnerpersonal unterbunden.


Auch aus anderen antiken Kulturen gibt es schöne Stücke wie hier ein Kopf aus Zypern. Dazu einiges aus Ur- und Frühgeschichte.


Stücke aus dem von Troja-Entdecker Heinrich Schliemann so genannten Schatz des Priamos.


Im Neuen Museum.


Der Goldhut aus der Bronzezeit. Das Kunstwerk aus dünnem Goldblech diente wahrscheinlich religiösen Zwecken und wurde von Priestern eines in der späten Bronzezeit in Zentraleuropa verbreiteten Sonnenkultes verwendet.


Denkmal am Landwehrkanal für Rosa Luxemburg am Ort, an dem sie tödlich verwundet oder tot ins Wasser geworfen wurde. Der Namenszug rutscht ins Wasser. Das Denkmal ließ 1987 das Architektenehepaar Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte privat aufstellen. Rosa Luxemburg wirkte ab 1887 in der polnischen und ab 1898 in der deutschen Sozialdemokratie, in der sie Linksaußen-Positionen einnahm. Im Ersten Weltkrieg war sie vehemente Kriegsgegnerin, weswegen sie ins Gefängnis musste. Sie beteiligte sich in der Revolution 1918/19 an der Gründung der kommunistische Partei, auch wenn sie die Dikatur Lenins in Russland vehement kritisierte („Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.“) Unzufrieden mit dem Verlauf der Revolution wurde im Jänner 1919 in Berlin mit Streik und Barrikadenkämpfen der Spartakusaufstand versucht. Die Regierung der Republik verteidigte sich mit Freikorps-Einheiten aus ehemaligen Frontsoldaten und großteils republikfeindlichen, kaisertreuen Freiwilligen, die mit militärischer Erfahrung und Bewaffnung den Aufstand schnell und blutig niederschlugen. Für tote Aufständische wurden Geldprämien bezahlt, sodass nach Niederschlagung des Aufstands hunderte Arbeiterinnen und Arbeiter von den Soldaten ermordet wurden. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden von Soldaten verhaftet und schwer misshandelt. Rosa Luxemburg wurde mit einem Gewehrkolben bewusstlos geschlagen, in einen Transportwagen gelegt und unterwegs durch Schüsse in den Kopf ermordet.


Karl Liebknecht wurde wenig später einige hundert Meter weiter nördlich, am Neuen See, erschossen. Hier steht der zweite Teil des 1987 errichteten Denkmals in Form einer Gedenksäule. Er war 1916 wegen seiner Kritik an der Kriegsbefürwortung der Sozialdemokratie aus der SPD ausgeschlossen worden. Er wurde vom Kaiserreich wegen seiner Kriegsgegnerschaft ins Gefängnis geworfen, aus dem er erst kurz vor Kriegsende wieder freikam. 1918/19 beteiligte er sich an der Gründung der KPD.


Ein weiters Rosa-Luxemburg-Denkmal steht vor dem 1969 bis 1974 errichteten Verlagsgebäude des Neuen Deutschland, in der DDR die zentrale Parteizeitung des Regimes. Heute sind darin mehrere Institutionen und Organisationen aus dem Ex-DDR-Umfeld untergebracht, von der Rosa-Luxemburg-Stiftung bis zur Initiativgemeinschaft zum Schutz der sozialen Rechte ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe und der Zollverwaltung der DDR als Sozialverein ehemaliger Stasi-Leute, Todesschützen der Grenzwachen und anderer Unterdrückungsorgane der DDR. Das Denkmal Rosa Luxemburgs entstand 1998/99 und ergänzte zwei 1996 aufgestellte Terrakotta-Stelen zu Ehren der 1943 von den Nazis im KZ Theresienstadt ermordeten Mathilde Jacob und von Karl Liebknecht.


1972 wurde der Platz vor dem Verlagsgebäude nach dem bedeutenden marxistischen Publizisten und Historiker Franz Mehring (1946 bis 1919) Franz-Mehring-Platz benannt. Im Ersten Weltkrieg trat er als Kriegsgegner gegen die Mehrheitssozialdemokratie auf.


Die Köpenicker Blutwoche war eine Verhaftungs-, Folter- und Mordaktion der SA nach der Nazi-Machtübernahme im Jahr 1933. Von 21. bis zum 26. Juni 1933 wurden im Berliner Stadtteil Köpenick etwa 500 politische Gegnerinnen und Gegner der Nazis von der Köpenicker SA gefangengenommen, gedemütigt, gefoltert und teils ermordet. Zahlreiche Personen starben an Verletzungen, die ihnen durch Folter zugefügt wurden, oder behielten bleibende gesundheitliche oder psychische Schäden. Die Angaben zu den Todesopfern schwanken zwischen 24 und 91, dabei bis zu 70 Vermisste. Gedenksteine und ein Mahnmal erinnern heute an sie.


Straßenszene Berlin-Köpenick


Das Köpenicker Rathaus im Berliner Ortsteil Köpenick wurde 1901 bis 1905 anstelle eines Vorgängerbaus für die damals eigenständige brandenburgische Stadt Cöpenick erbaut, die seit 1920 Teil Berlins ist und seit 1931 Köpenick geschrieben wird. Bekannt wurde das Köpenicker Rathaus ein Jahr nach seiner Einweihung, als der 57-jährige arbeitslose Schuster Friedrich Wilhelm Voigt am 16. Oktober 1906 in einer zuvor erworbenen Hauptmannsuniform des 1. Garde-Regiments mit zehn herbeikommandierten gutgläubigen Soldaten Bürgermeister Georg Langerhans verhaftete, um sich der Stadtkasse zu bemächtigen. Der gelungene Raub flog erst nach dem Verschwinden des mehrfach Vorbestraften auf und der zehn Tage später verhaftete Voigt ging als „Hauptmann von Köpenick“ in die Geschichte ein. Die Episode zeigte, wie im militaristischen Deutschen Kaiserreich ein Offizier ohne jegliche Legitimation außer seiner Uniform alle sonstige staatliche Gewalt außer Kraft setzen konnte. Vor dem Haupteingang des Rathauses wurde 1996 eine Skulptur für den Hauptmann von Köpenick aufgestellt.

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