Sonntag, 25. Oktober 2015

Anif und Grödig

24.10.2015

In Anif bei Salzburg wurde ein Fußballspiel besucht. 4.000 Menschen leben in Anif.

Das Schloss Anif wurde spätestens im 16.Jh. als Wasserschloss errichtet. Es gehörte den Salzburger Erzbischöfen, ging dann mit der Angliederung Salzburgs an die Habsburgermonarchie 1806 in österreichischen Staatsbesitz über und wurde 1837 von den Grafen Arco-Stepperg gekauft. Diese ließen das Schloss zwischen 1838 und 1838 in neugotisch-romantisierenden Stil umgestalten.
Das Schloss diente als Kulisse mehrerer Hollywoodfilme und TV-Serien. Wichtiger ist seine Bedeutung in der bayerischen Geschichte: In das Schloss Anif floh der bayerische König Ludwig III. am 7. November 1918 vor der Revolution in München. Am 12. November, als in Wien auch gerade die Republik gegründet wurde, gab er hier eine Anifer Erklärung ab, in der er trotzig die Abdankung als König verweigerte, aber sich dennoch mit dem Ende der Monarchie abfand.


Straßenszenen. Die Gemeinde Anif spaltete sich erst 1894 von Grödig ab, da der Graf und die Anifer Bauern sich für etwas Besseres als die in den Grödiger Fabriken und im Steinbruch beschäftigten Arbeiterinnen und Arbeitern hielten.


Eine erste Kirche in Anif ist bereits im 9.Jh. erwähnt. Heutiger Turm und Kirchenraum (Chor) stammen wohl aus der Spätgotik (15.Jh.). 1883 wurde eine eigene Pfarre Anif gegründet und vom Grafen mit Grundbesitz ausgestattet.


Anifer Honoratioren


An der Grenze zwischen den Gemeinden Anif und Grödig erinnert der Lagerfriedhof Grödig oder Russenfriedhof Neu Anif an das riesige Lager Niederalm, das hier 1915 im Ersten Weltkrieg errichtet wurde. Hier waren in drei von hohem Stacheldraht umgebenen und von Soldaten bewachten Lagern 40.000 Menschen eingesperrt. Die Stadt Salzburg selbst hatte damals nur 35.000 Einwohnerinnen und Einwohner, weniger als hier im Lager vor den Toren der Stadt leben mussten. In zwei Lager waren gefangene Soldaten untergebracht, vor allem russische, serbische und italienische Soldaten. In einem dritten Lager sogenannte Evakuierte. Es waren Menschen, die vor dem Krieg und der russischen Armee im Osten geflohen waren oder von der österreichisch-ungarischen Armee zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen wurden. Zivil-Internierte nannte man Menschen, denen man gruppenweise pauschal mögliche Sympathien für Kriegsgegner unterstellte und darum massenhaft aus ihrer Heimat deportierte und fernab davon in Lager sperrte. Unter ihnen waren viele Kinder, die an den Strapazen zugrunde gingen und hier bestattet wurden. Jeder vierte Insasse des Lagers starb in Obhut des Kaisers: Die Menschen hungerten und gingen an Krankheiten zugrunde (Blattern, Ruhr, Cholera). Am 1. April 1918 brach im Lager ein Aufstand gegen die Lebensbedingungen aus, an dem sich 3.000 Lagerinsassen aus den Reihen der Zivilflüchtlinge beteiligten. Dieser wurde vom Militär mit Gewalt, aber ohne Tote unterdrückt. In den Jahren 1944/1945 wurden wiederum volksdeutsche Flüchtlinge aus dem Osten in den noch bestehenden Baracken untergebracht, die mit der zurückziehenden deutschen Wehrmacht vor Racheaktionen für die Naziverbrechen geflohen waren. In dieser Zeit erhielt die Barackensiedlung den Namen Schwabenlager. Am Lagerfriedhof wurden während der Nazizeit auch Zwangsarbeiter begraben.


Das ehemalige Leichenhaus des Friedhofs wurde später zu einem Wohnhaus umgebaut.

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