Freitag, 30. Juli 2010

Sofia

28./29.7.2010

In die bulgarische Hauptstadt Sofia führte ein Europacupspiel von Rapid. 1,1 Mio. Menschen leben hier.

Das Mineralbad von Sofia, 1911 im Stil des bulgarischen Historismus, angelehnt an byzantinische Architektur errichtet. Die öffentliche Badeanstalt stammt aus der Zeit des rasanten Wachstums der Stadt. Zur Zeit der Gründung des modernen bulgarischen Staats 1878 lebten hier erst 12.000 Menschen, 1910 waren es bereits 100.000.

Vor der angrenzenden Banja-Baschi-Moschee sieht man Überreste des vom 16.-20.Jhs. bestehenden Bads (Hammam).

Die Banja-Baschi-Moschee, 1576 erbaut. Ein Zeichen der fünf Jahrhunderte Zugehörigkeit zum osmanischen Reich (1392-1878). Noch heute gehören 10% der Bevölkerung Bulgariens der türkischen Minderheit an. Die Moschee ist auch noch "in Betrieb". Die einstige Große Moschee im Stadtzentrum beherbergt heute ein Museum.


Gegenüber der Moschee steht die Zentrale Markthalle, 1909-1911 errichtet. Als eines der wenigen Beispiele für Jugendstilarchitektur in Bulgarien ist vor allem die Dachkonstruktion sehenswert.



Etwas versteckt hinter der Markthalle steht die 1909 eingeweihte Synagoge, erbaut nach Plänen des Wiener Architekten Friedrich Grünanger als historistische Mischung von neobyzantinischen und arabischen Stilelementen. Im Zweiten Weltkrieg war Bulgarien mit Nazideutschland verbündet, die bulgarische jüdische Bevölkerung entkam dem Holocaust allerdings unter dem Schutz des Regimes − anders als die Jüdinnen und Juden der bulgarisch besetzten Gebiete Griechenlands, die ermordet wurden.


Im Innenhof eines jüngeren Gebäudekomplexes liegt versteckt das älteste erhaltene Gebäude Sofias, die Rotunde Sveti Georgi. Im 4.Jh. errichtet war sie zunächst eine römische Kultstätte, bevor sie zu einer Kirche für den christlichen Heiligen Georg umgewandelt wurde. Die Wandmalereien im Inneren aus dem 6. und dem 10. bis 14.Jh. sind leider nur schlecht zu erkennen.
Vor der Kirche sind Ausgrabungen spätantiker Gebäude zu sehen.


In einer Straßenunterführung sind Reste des Osttores der antiken Stadt Serdica zu sehen, die hauptsächlich aus dem 6.Jh.u.Z., aus der Zeit der Herrschaft des oströmischen Kaisers Justinian, stammen. Serdica war eine thrakische Gründung aus dem 5.Jh.v.u.Z. und wurde im Jahr 29 v.u.Z. dem römischen Reich eingegliedert. Im Jahr 809 u.Z. wurde die Stadt Bestandteil des ersten Bulgarischen Reichs und erhielt den slawischen Namen Sredez.


Das einstige Parteigebäude der Kommunistischen Partei.


Das ehemalige Zarenschloß war eines der ersten öffentlichen Gebäude der neuen Hauptstadt nach der Unabhängigkeit 1878. Ein türkischer Konak (Amtsgebäude) wurde nach Plänen der Wiener Architekten Viktor Rumpelmayer und Friedrich Grünanger umgestaltet und erweitert. Farbgebung daher natürlich Schönbrunnergelb. Heute befinden sich hier Museen.


Eines der von außen unspektakulärsten Gebäude der Stadt ist zugleich eines der wichtigsten. Die Sofienkirche (Sveta Sofia) gilt als Namensgeberin der Stadt im 14.Jh.
Im 4.-6.Jh. eine byzantische Basilika der Hagia Sophia, war sie im Mittelalter die Kathedrale der Stadt und dann in osmanischer Zeit eine Moschee. Sie überstand Zerstörungen in den Erdbeben 1818 und 1858 und wurde erst im 20.Jh. stückweise (1935, 1982 und 1998-2001) wieder instandgesetzt.


Der imposante Alexander-Nevski-Kathedrale mit ihren goldenen Kuppeln. Nach der Erlangung der Unabhängigkeit durch den russischen Sieg im russisch-türkischen Krieg 1877/78 wurde als Dankeszeichen 1882 der Grundstein für die Kirche gelegt, geweiht dem russischen Großfürsten Alexander Nevski (1220-1263), dem im 16.Jh. von der russisch-orthodoxen Kirche heiliggesprochenen Schutzpatron der russischen Armee. Die eigentliche Bauphase begann aber erst 1904 und wurde 1916 abgeschlossen, 1924 wurde die Kirche eingeweiht.


Abendstimmung am Platz vor dem 1906 eröffneten Nationaltheater Ivan Vasov (nach Plänen des Wiener Theaterarchitektenbüros Helmer und Fellner erbaut).


Sofia bietet viel Geschichte, was die Stadt sehr interessant macht. Die fußballinteressierte Besichtigung des Nationalstadions Vassil Levski, des angrenzenden Stadions von CSKA Sofia und der Ruine des Stadions G.S. Rakovski rundeten zwei schöne Tage hier ab.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Europäische Rundschau 2010/1




Europäische Rundschau
1/2010
153 S.







Joana Radzyner erinnert sich an ihre Zeit als langjährige ORF-Ostmitteleuropakorrespondentin (hier der Artikel).
Erzählungen aus dem journalistischen Nähkästchen wie dem Zugang zu Lech Wałęsa im Polen der 1980er Jahre, da der Solidarność-Intellektuelle und Historiker Bronisław Geremek ihren Namen aufgrund ihrer geschichtswissenschaftlichen Dissertation kannte.
Begegnungen mit der Polizeiüberwachung des Ostblocklands wie jener einprägsamen: "Ich erinnere mich noch wie heute an einen Abend im Winter 1976. Mein Freund und späterer Ehemann rief aus Kairo an, wo er geschäftlich zu tun hatte. Wir sprachen französisch miteinander. Nach höchstens einer Minute schaltete sich eine polnische Frauenstimme in das Gespräch ein: 'Proszę mówić po polsku', sagte sie, also 'bitte sprechen Sie polnisch'. Auf mein erbostes 'Mein Verlobter spricht kein Polnisch!' erwiderte die Stimme lakonisch, daß in diesem Fall das Gespräch abgebrochen werde. Und dann war die Leitung tot."

Freitag, 16. Juli 2010

Vilnius

15.7.2010

Nach Kaunas wurde die litauische Hauptstadt Vilnius besucht. Ein dichter Tagesablauf, dem am Abend das Europacupspiel von Rapid folgte. Während hier der Austragungsort Marijampolė ebenso wie Panevėžys, wo vortags ein Fußballspiel besucht wurde, touristisch wenig hergeben, sind die beiden größten Städte des Landes eine Reise wert.
In Vilnius leben fast 600.000 Menschen, davon 50% litauisch und je 20% russisch und polnisch.

Das einzige noch erhaltene Stadttor, Aušros vartai, das Tor der Morgenröte.


Ansicht des Stadttors Aušros vartai von innerhalb der Altstadt. Darin ist eine Kapelle, in der v.a. polnische Pilgerinnen und Pilger vor einer Marienstatue aus dem 16.Jh. beten, was man dank offener Fenster bis auf die Straße hört.


Die in ihrer rosa Farbgebung auffällige Kasimirkirche (Šv. Kazimiero), die erste Barockkirche Litauens (1604-1618).


Rotušės aikštė, der Rathausplatz, mit Blick auf das klassizistische Rathausgebäude, in dem heute die Tourismusinformation sitzt.


Pilies gatvė, sehr schöne Altstadt-Fußgängerzone mit Blick auf den Burgberg mit dem Gedimias-Turm (Gedimino kalnas). Benannt nach dem litauischen Großfürst Gediminas, der Vilnius Anfang des 14.Jhs. zur Hauptstadt machte. Rund um den wiederaufgebauten Turm stehen die Reste der sogenannten Oberen Burg.


Am Kathedralenplatz (Arkikatedros aikštė) stand einst die Untere Burg, die im 17.Jh. im Krieg mit Rußland zerstört wurde. Von der Burg erhalten blieb der untere Teil des Glockenturms links im Bild, der wie ein Campanile neben der klassizistischen Stanislaus-Kathedrale (1783-1801 erbaut) steht.


Vom Burgberg aus hat man eine schöne Aussicht über die Stadt, hier der Blick auf die Bürohochhaus-Skyline jenseits des Flusses Neris.

Kaunas

15.7.2010

Erster touristischer Programmpunkt des zweitägigen Aufenthalts in Litauen anläßlich des Europacupspiels von Rapid in Marijampolė war (nach dem Besuch eines weiteren Spiels am Vorabend) ein Rundgang durch die Altstadt von Kaunas. In der zweitgrößten Stadt des Landes lebt eine halbe Million Menschen, im Unterschied zur anschließend besuchten Hauptstadt Vilnius hauptsächlich Litauerinnen und Litauer (85 %). Da Vilnius in der Zeit der ersten Unabhängigkeit Litauens (1918-1940) ab 1920 zu Polen gehörte, war Kaunas in dieser Zeit provisorische Hauptstadt.

Fußgängerzone der Vilniaus gatvė


Hier gbt es noch stilechte Telephonzellen.


Rotušės aikštė, der Rathausplatz. Was rechts wie eine Kirche ausschaut, ist in Wahrheit das Rathaus (1771-1780 erbaut). Das Gebäude links ist tatsächlich ein Kirchenbau, die barocke Jesuitenkirche Šv. Stanislovo.


Kauno pilis, die Burg von Kaunas. Erstmals im 13.Jh. erbaut, wurde sie in vielen Kriegen mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Heute sind nur mehr Reste und ein Turm zu sehen, alles, was die finalen Zerstörungen durch ein Hochwasser des Flusses Neris im 17.Jh. und die Kämpfe des russisch-schwedischen Kriegs im 18.Jh. übriggelassen haben. Bereits 1961 erstmals rekonstruiert ist derzeit ein weiterer Wiederaufbau im Gange. Ich finde so etwas ja immer etwas fragwürdig.


Blick von der Brücke über den Fluss Nemunas auf die Altstadt. Links die Vytautas-Kirche (Vytauto bažnyčia). Vom litauischen Großfürsten Vytautas für die ausländische, hauptsächlich deutsche, christliche Bevölkerung von Kaunas errichtet, war sie auch ein Teil der Christianisierung der litauischen Bevölkerung. Litauen hatte sich jahrhundertelang erfolgreich seine politische und religiöse Selbständigkeit bewahrt, zuletzt in langen und heftigen Kriegen gegen deutsche Kreuzritterorden. Erst als der litauische Großfürst Jogaila sich 1386 taufen ließ, um die polnische Thronerbin heiraten zu können und König von Polen zu werden, fanden in Litauen katholische Massentaufen statt.


Die Erzengel-Michael-Kirche (Šv. Mykolo arkangelo bažnyčia). 1895 als russisch-orthodoxe Garnisonskirche als Endpunkt einer Allee eingeweiht. Nach dem Ende des Zarenreichs wurde die heutige nette Fußgängerzone Laivė alėja (Freiheitsallee) benannt. Die Kirche war in der sowjetischen Zeit (1940/41 und 1944-1990) ein Museum, heute ist sie eine katholische Kirche.

Montag, 12. Juli 2010

spw 178



spw
Heft 178 (3/2010)
Juni 2010
63 S.







Der Themenschwerpunkt über "Bedeutung von Autonomie, Anerkennung und Sicherheit durch Arbeit" bringt Artikel zur soziologischen Analyse wachsender Unsicherheit am Arbeitsplatz oder der Entstehung psychischer Krankheiten ebendort.

Die "wechselvolle Karriere" der Theorie der Entfremdung beschreibt Christina Ujama in einem kurzen historischen Abriß des Aufs und Abs dieses zentralen Konzepts des Marxismus. "Die Themen Entfremdung und Arbeit haben an gesellschaftlicher Relevanz verloren und das ist ein Problem für die Linke, die dadurch ihr politisches Gravitationszentrum verloren hat. Noch mehr ist es aber ein Problem der Arbeitenden, deren Interesse nicht mehr vertreten werden." meint sie abschließend und fordert eine "linke Neuformulierung des Entfremdungstheorems, die Arbeit, Kultur und Leben zusammendenkt".

Samstag, 3. Juli 2010

Datum 7-8/10



Datum
7-8/10
98 S.







Man lernt nie aus. So erfahre ich hier von Stefan Kraft, daß es tatsächlich einen österreichischen Grillverband und Grillstaatsmeisterschaften gibt. Wo Teams mit mit so schönen Namen wie "Grillage People" (was für ein großartiger Wortwitz!) antreten.