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Das sind dann die Momente, wo ich meine Bibliothek wirklich genieße: Wenn ich von diesem interessanten Abend heimkomm', aus den Hobsbawm-Büchern zwei herausnehm', die Autobiographie und ein Interview-Buch - und zu schmökern beginn'. Die Autobiographie hab' ich wieder nur angelesen, hier bin ich hängen geblieben:
Eric Hobsbawm
In conversation with Antonio Polito
The New Century
London 2000 (Abacus)
176 S.
Hobsbawm spricht über Weltpolitik, viel über den damals aktuellen Kosovokrieg, aber auch über die USA als einzige Supermacht im historischen Vergleich. Die USA sind für ihn im Unterschied zu vorherigen Hegemonen "a revolutionary power, based on a revolutionary ideology. Like revolutionary France and Soviet Russia, America is not just a state, it is also a state dedicated to the transformation of the world in a certain manner." Seine Meinungen sind oft zeitgebunden, aber eigentlich interessiert es mich ja eh immer mehr, solche Texte zu lesen als aktuelle. Hobsbawm analysiert weiters die Globalisierung oder redet über linke Politik, deren und der Demokratie Probleme heute. Alles sehr nett. Zurück bleibt die Frage, ob es eine ernstzunehmende Diagnose eines hochintelligenten Menschen ist, wenn er meint, mit nicht viel Optimismus in die Zukunft blicken zu können, oder das doch stark von seinem Alter geprägt ist. Als Interview reicht das Buch natürlich nicht an die Tiefenschärfe seiner wissenschaftlichen Studien heran. Die hab' ich ja bisher eher als Historiker-Steinbruch benutzt und eklektisch ausgebeutet - ich glaub', ich werd' jetzt Hobsbawm-Wochen in meiner Lektüre ausrufen.
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