Sonntag, 23. Juli 2017

Kritzendorf

23.7.2017

In Kritzendorf wurde ein Fußballspiel besucht. Kritzendorf ist ein Teil der Stadt Klosterneuburg, 3.000 Menschen leben des ganze Jahr über in Kritzendorf und 5.000 in den Sommermonaten.

Bahnhof Kritzendorf. Seit 1870 war Kritzendorf durch die Franz-Josephs-Bahn an Wien angeschlossen und entwickelte sich nicht zuletzt wegen seines Ribiselweins zum beliebten Ausflugsziels.


Die Badstraße führt von Kritzendorf durch den Auwald zum Strombad Kritzendorf.


Das Strombad Kritzendorf an der Donau war eines der ersten Freibäder Österreichs. An einem im Zuge der Donauregulierung stillgelegten Donauarm war hier 1887 ein erstes Badeschiff am Ufer vertäut worden. 1903 kam ein neues Badeschiff direkt am Ufer des großen Donaustromes dazu, das daher „Strom-Bad“ genannt wurde. Am Ufer entstanden Kabinen, Verkaufsstände, diverse Holzhütten etc. 1927 erfolgte ein großer Ausbau des Geländes und die Rahmung des zentralen Platzes mit einem Rondeau, Kabinentrakten, einer Brücke zur Strandwiese, einem Wetterhäuschen und einem Strandpavillon. Das Strombad wurde zum mondänen Freibad der Wiener Oberschicht. Insgesamt frequentierten Kritzendorf in der Zwischenkriegszeit an einzelnen Wochenenden bis zu 12.000 Besucherinnen und Besucher aus allen sozialen Schichten. Seit 1977 gibt es keinen Freibadbetrieb mehr und das Areal ist frei zugänglich.


Mit der Nazi-Machtübernahme wurden 80 Prozent der Pächterinnen und Pächter als Jüdinnen und Juden oder politische Gegnerinnen und Gegner der Nazis verfolgt, ihre Pachtverträge wurden fristlos gekündigt und an Nazis übertragen („Arisierung“ nannten die Nazis ihren Raubzug). Nach der Befreiung 1945 wurden einige der Hütten an ihre Besitzerinnen und Besitzer rückgestellt, aber nur wenigen hatten das Morden der Nazis überlebt und noch weniger kamen zurück. Durch die Ermordung und Vertreibung des Großteils der großbürgerlichen Badegäste hatte Kritzendorf seine Eigenschaft als sommerlicher Hotspot der Wiener High Society verloren und bekam ihn nie wieder.


Die charakteristischen 600 Stelzenhäuser, die so zum Schutz vor Hochwasser errichtet wurden, prägen seit der Zwischenkriegszeit das Antlitz von Kritzendorf. Zuletzt ragten die Hütten im Hochwasser 2013 aus dem überschwemmten Gelände heraus.


Auch Künstlerinnen und Künstler bevölkerten in der Zwischenkriegszeit den Kritzendorfer Badestrand. Heimito von Doderer nahm ihn als Schauplatz in seinen Roman Die Strudlhofstiege auf.

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