Freitag, 3. August 2012

Novi Sad

1./2.8.2012

In die Hauptstadt der nordserbischen Vojvodina brachte ein Europacupspiel von Rapid. In Novi Sad (Нови Сад, ungarischer Name Újvidék, deutsch früher Neusatz) leben heute rund 222.000 Menschen. Die Bevölkerung der Stadt ist heute zu 75% serbisch und zu 6% ungarisch (Rest u.a. jugoslawisch, kroatisch, montenegrinisch, slowakisch etc.). 1921 waren von damals 39.000 Einwohnerinnen und Einwohner 16.000 (41%) serbisch, 13.000 (33%) ungarisch, 6.500 (16%) deutsch und 2.600 (7%) jüdisch. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen beendete auch hier eine jahrhundertelange Multikulturalität der einstigen österreichisch-ungarischen Grenzstadt.

Der Trg slobode („Freiheitsplatz“) ist der Hauptplatz der Stadt. Er hieß bis 1918 Franz-Josephs-Platz und zeugt wie der Altstadtkern von der Architektur der vorigen Jahrhundertwende im Habsburgerreich.


Den Platz dominiert die neugotische römisch-katholische (ungarische) Marienkirche (Crkva imena Marijinog). In den Kämpfen der ungarischen Revolution von 1848/49 wurde die alte Kirche an dieser Stelle beim Bombardement der Stadt zerstört. Der heutige Bau wurde von 1892 bis 1894 errichtet. Sein 72 Meter hoher Turm prägt das Stadtbild.


Gegenüber steht am Trg slobode das Rathaus (Gradevska Kuca ). Es wurde 1895 fertiggestellt und ist eine Kopie des Rathauses von Graz.


Die serbisch-orthodoxe St.-Georgs-Kathedrale (Св. Георгија, Sv. Georgija) geht auf eine 1720 bis 1734 errichtete Kirche zurück, die nach ihrer Zerstörung 1849 im Zuge des Beschusses der Stadt von der Festung Petrovaradin aus zwischen 1860 und 1880 im barocken Stil wiederaufgebaut wurde.


Das Palais des orthodoxen Erzbischofs.


Blick in die Dunavska ulica in der Fußgängerzone der Altstadt.


Das Gebäude der Matica srpska (Матица српска, „serbische Stammmutter“). Die Matica srpska wurde 1826 in der Hauptstadt Budapest (die Vojvodina gehörte bis 1918 zu Ungarn) als erste serbische wissenschaftliche und kulturelle Gesellschaft gegründet und, nach Verbot und Unterberechung ihrer Tätigkeit, 1864 nach Novi Sad verlegt. Heute befindet sich hier eine große Bibliothek. 1954 ging von hier die Initiative zum Abkommen von Novi Sad aus, mit dem die serbokroatische Sprache kodifiziert wurde.


Das serbische Nationaltheater (Српско народно позориште, Srpsko narodno pozorište wurde 1861 gegründet und ist damit das älteste professionelle Theater im südslawischen Raum. Das heutige Gebäude wurde 1981 eröffnet.


Die ehemalige Synagoge von Novi Sad (Новосадска синагога, Novosadska sinagoga) wurde zwischen 1906 und 1909 in eklektizistischem Stil erbaut. Sie steht an der Stelle einer Vorgängersynagoge aus dem Jahr 1826. Nur ein Viertel der rund 4.000 Jüdinnen und Juden von Novi Sad überlebten den Holocaust, der dem deutschen Angriff auf Jugoslawien 1941 folgte. 1944 wurden die Menschen in der Synagoge eingesperrt und von hier aus in die Vernichtungslager deportiert. Die Synagoge war noch bis 1991 in Betrieb. Seither wird sie als städtische Konzerthalle und noch für bestimmte Anlässe von der jüdischen Gemeinde genutzt.


Am Ufer der Donau erinnert das Denkmal Spomenik Žrtvama Racije an das Massaker von Novi Sad, das hier im Jänner 1942 stattfand. Nachdem die deutsche Wehrmacht Jugoslawien 1941 überfallen hatte, wurde Novi Sad links der Donau an Ungarn und Peterwardein mit seiner Festung rechts der Donau an den neuen faschistischen kroatischen Staat angegliedert. Von 21. bis 23. Jänner 1942 ermordeten ungarische Besatzungssoldaten 1.246 zumeist serbische und jüdische Einheimische und warfen die Leichen hier in die Donau. Dies geschah unter dem Vorwand eines Gefechts mit Partisanen, aber wohl eher zum Zweck der Festigung der Herrschaft mittels blutigem Terror, wie es auch deutsche Wehrmacht und SS in ihrem Herrschaftsgebiet praktizierte. Bis zum Abschluß der Aktion wurden in der ganzen Region rund 4.000 Menschen zusammengefangen und umgebracht.


Gegenüber der Donau liegt die Festung von Petrovaradin (deutsch Peterwardein, ungarisch Pétervár). Auf der Erhebung stand einst bereits eine römische Siedlung und eine mittelalterliche Burg.



Nach der habsburgischen Eroberung von 1687 wurde die Festung in den ersten Jahrzehnten des 18.Jh. nach den Erkenntnissen des französischen Festungsarchitekten Vauban neu errichtet und diente als Bollwerk gegen das osmanische Reich. 1716 wurde in der Schlacht von Peterwardein zehntausende Menschen für Sultan, König und Kaiser abgeschlachtet und der große Sieger Prinz Eugen konnte sich anschließend das Schloß Belvedere in Wien leisten. 16 Kilometer lange Tunnel führen durch Berg und Festung und ermöglichten geschützte Transporte.



Der Uhrturm der Festung ist berühmt, da hier der lange Uhrzeiger die Stunden und der kurze Uhrzeiger die Minuten anzeigt − angeblich, um die zeitliche Orientierung für die Fischer auf der Donau zu vereinfachen.


Gebäudekomplexe auf der Festung


Blick von der Festung auf Novi Sad am gegenüberliegenden Ufer der Donau


eine Festungskatze


in der vom Barock geprägten Altstadt von Petrovaradin am Fuße der Festung

2 Kommentare:

  1. Wenigstens hat man auch als auf der festung"eingesperrter" aufgrund deines blogs das gefühl, ein bisserl was von der stadt gesehen zu haben, danke :)

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