Dienstag, 20. April 2010

Europäische Rundschau 2009/4




Europäische Rundschau
4/2009
134 S.







Der ungarische Historiker György Gyarmati beleuchtet in einem Artikel über Geheimdienstberichte zur Grenzsituation Ungarns 1989 einen Aspekt, der in den vielen Betrachtungen des vorigen Jahres zum Fall des Eisernen Vorhangs unberücksichtigt blieb. Wir alle haben dank ihrer damaligen Dramatik, ihrer historischen Folgen und der regelmäßigen medialen Erinnerung die Bilder der Massenflucht aus der DDR über Ungarn lebhaft vor Augen. Doch wer weiß noch, daß tausende aus dem Ceauşescu-Rumänien ins "gulaschkommunistische" Ungarn flüchteten? War es laut Bericht vom Juni 1989 zwischen 1985 und 1987 zu 654 illegalen Grenzübertritten gekommen, waren es 1988 7.991. 1989 flohen bereits 18.825 Menschen aus Rumänien nach Ungarn.
Gyarmati beschreibt eine Situation des Drucks auf die ungarischen Grenzen von drei Seiten im Lauf des Jahres 1989, von Norden aus der Tschechoslowakei über die grüne Grenze strömende Ostdeutsche, die im Westen wiederum die Grenze nach Österreich übertraten (50.640 im Jahr 1989) sowie die Fluchtwelle im Osten. Gyarmati verweist auf die außen- und innenpolitischen Implikationen dieser Menschenmassen in Bewegung: "Ungarn absolvierte den friedlichen Regimewechsel 'am runden Tisch' inmitten eines ständigen äußeren sicherheitspolitischen Risikos."

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