Freitag, 20. September 2019

St. Johann im Pongau

20.9.2019

In der Salzburger Bezirkshauptstadt St. Johann im Pongau (im Pongauer Dialekt: Seiger Håns) wurde ein Fußballspiel besucht. 11.000 Menschen leben in der Stadtgemeinde St. Johann, die aus zehn Ortschaften besteht. Im Hauptort St. Johann selbst leben 4.700 Menschen.

St. Johann ist ein Tourismusort.


Straßenszenen. In der Reformationszeit des 16.Jh. wechselte der Großteil der Bevölkerung zum evangelischen Glauben. Im 18.Jh. ließ das katholische Erzbistum Salzburg die protestanischen Einwohnerinnen und Einwohner in seinem Herrschaftsbereich mit staatlicher Gewalt aus dem land vertrieben. 1731 mussten daher 2.500 Leute aus der Pfarre, mindestens 70% der damaligen Bevölkerung, ihren Heimatort St. Johann und Salzburg verlassen.


Eine Kirche wurde hier erstmals im Jahr 924 schriftlich erwähnt. Die erste Nennung des Ortes erfolgte 1074 als ad sanctum Johannem in villa („im Ort bei Sankt Johann“), womit hier noch die Kirche gemeint ist. Nachdem 1855 in einem Großbrand fast alle Gebäude abgebrannt waren und auch die Kirche zerstört wurde, wurde die heutige Kirche ab 1857 in neugotischem Stil errichtet. 1871 stürzte der Turm ein, woraufhin 1873 bis 1876 die Doppelturmfassade gebaut wurde.


Berge


Die deutsche Wehrmacht richtete in St. Johann 1941 ein Kriegsgefangenenlager ein, das Stalag XVIII C (317), mit zeitweise bis zu 30.000 Gefangenen und 1.000 Wachsoldaten. Das war ein Vielfaches der Ortsbevölkerung nebenan. Es waren eigentlich zwei Lager: Es gab ein Nordlager („Russenlager“; Bahnhofsstraße bis Schörgbrücke) und ein Südlager („Franzosenlager“; bis zur heutigen Speedwaybahn). Die kriegsgefangenen französischen Soldaten wurden besser behandelt und zur Zwangsarbeit bei den Bauern der Umgebung oder auf Baustellen im ganzen Land Salzburg eingesetzt (von 10.000 Gefangenen starben hier nur 15). Die sowjetischen Kriegsgefangenen hingegen ließ die deutsche Wehrmacht unter menschenunwüdigen Bedingungen vegetieren, anfänglich kamen hier bis zu 40 Menschen täglich ums Leben. Die Wehrmachtssoldaten ließen ihre Gefangenen an Erschöpfung zugrundegehen, an Seuchen sterben, erfrieren, verhungern oder erschossen sie in Hinrichtungen. In der Nazi-Ideologie waren sie minderwertiges Leben, das man daher nicht wie Menschen behandelte. Reisende, die während des Krieges im Zug am Lagergelände vorbeifuhren und Einheimische berichteten, dass es im „Russenlager“ keinen Grashalm mehr gab, da die Gefangenen aus Hunger Gras und Wurzeln aßen und Wasser aus der Salzach tranken. Erst als die deutsche Kriegsführung die Gefangenen 1943 als Arbeitskräfte brauchte, begann man sie ausreichend zu ernähren. Dies war nicht nur in St. Johann im Pongau so. Im gesamten Gebiet des Deutschen Reiches ließ die Wehrmacht 3,3 Mio. sowjetische Kriegsgefangene in ihrer Obhut sterben, 57% der Gesamtzahl aller sowjetischen Gefangenen.
Der sogenannte Russenfriedhof erinnert mit einem Denkmal an die tausenden Toten, die hier in Massengräber geworfen wurden nachdem der Ortsfriedhof für die vielen Toten nicht mehr ausreichte, wohin man die Toten auf Pferdefuhrwerken aufgestapelt zuvor hingeführt hatte. Obwohl die sowjetischen Kriegsgefangenen nur etwa ein Viertel bis ein Drittel der Gesamtzahl der Kriegsgefangenen stellten, sind die Todesopfer fast ausschließlich unter ihnen zu finden.

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