Freitag, 29. Juni 2018

Böheimkirchen

29.6.2018

Im niederösterreichischen Böheimkirchen wurde ein Fußballspiel besucht. 5.000 Menschen leben in der aus 27 Ortschaften bestehenden Gemeinde Böheimkirchen, im Ort Böheimkirchen selbst sind es 2.500.


Das Rathaus wurde 1897 durch Zusammenbau des alten, schon 1662 schriftlich erwähnten, Marktrathauses mit einem Nachbarhaus geschaffen und mit einer späthistoristischen Fassade versehen.


Im März 2018 wurde das neue Rathaus von Böheimkirchen nach zwanzigmonatiger Bauzeit eröffnet. Der Kubus neben dem alten Rathaus bietet eine frei zugängliche Aussichtsterrasse am Flachdach.


Blick auf die Kirche von der Terrasse.


Die Kirche wurde als mittelalterliche Wehrkirche auf dem Hochfeld, Am Berg, als militärische Anlage errichtet. 1731 bis 1734 wurde die Kirche barock umgebaut.


Straßenszenen


Die Westbahn wurde 1858 eröffnet. Sie verbindet seither Böheimkirchen mit Wien.

Montag, 11. Juni 2018

Bregenz

10.6.2018

In der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz wurde ein Fußballspiel besucht. 29.500 Menschen leben hier in der nach Dornbirn und Feldkirch drittgrößten Stadt des Landes.

Die hoch oben liegende mittelalterliche Oberstadt liegt innerhalb des etwa rechteckigen Vierecks an Stadtmauern aus dem 13. bis 16.Jh. Im 19.Jh. wurden Fenster der dahinterliegenden Häuser durch die ehemaligen Stadtmauern gebrochen.


Das Untere Tor der Stadtmauer der Oberstadt wurde im Kern im 14./15.Jh. erbaut. Nach dem Stadtbrand in Bregenz im Jahr 1571 wurde das Bauwerk um- und ausgebaut. Im 17. Jh.wurde das Gebäude nochmals umgebaut, mit einem Wohnhaus und der Fassadenbemalung versehen.


Der Martinsturm ist ein ehemaliger Getreidespeicher im ersten Hof der Grafen von Bregenz in der Oberstadt. Im 13.Jh. wurde der Turm an der Nordostecke der Stadtmauer gebaut und im 14.Jh. darin eine Kapelle eingerichtet. 1599 bis 1601 wurde der Turm um drei Stockwerke erhöht und das imposante Zwiebeldach aufgesetzt, militärische Nutzung gab es keine mehr. Der Martinsturm gilt als das erste barocke Bauwerk am Bodensee und die Kuppel als die größte Turmzwiebel Mitteleuropas.


Fachwerkhäuser in der Oberstadt


Straßenszenen herunten in der modernen Stadt


Die Leute aus Bregenz werden im übrigen Vorarlberg als „Seebrünzler“ bezeichnet, weil ihnen unterstellt wird, heimlich in den Bodensee zu „brünzla“. Bregenz drehte die Beschmimpfung um und vor einer historischen Weinstube wurde 2013 stolz eine kleine Statue eines „Seebrünzlers“ aufgestellt.


Das Vorarlberger Widerstandsmahnmal der Künstlerin Nataša Sienčnik aus dem Jahr 2015 erinnert mit dreizeiliger Fallblattanzeige an etwa 100 Menschen aus Vorarlberg, die sich gegen die NS-Verbrechensherrschaft stellten, aus dem Kriegsdienst des Vernichtungskriegs der Nazis desertierten oder Flüchtlingen halfen und sich damit trotz der Gefahr von Haft, Deportation und Ermordung für Mitmenschen einsetzten.


Bregenz liegt am Bodensee.


Bregenzer Festspiele


Gedenken an Hugo Lunardon, der als österreichischer Gendarmeriebeamter im Dienst der austrofaschistischen Diktatur 1933 bis 1938 Nazis verfolgt und verhaftet hatte, die in Dornbirn mit Böllerattentaten und Sprengstoffanschlägen mit Terrorismus für Hitler warben. Nach der NS-Machtübernahme 1938 wurde er von der Gestapo verhaftet und in das KZ Mauthausen gesperrt, wo er 1940 am Weg zur Zwangsarbeit in den Steinbruch von einem SS-Mann totgeprügelt wurde.


Fundamentreste und nachgebaute Fundamentlinien einer antiken römischen Kaufmannsvilla aus der Zeit von 68 bis 260 u.Z., die 1984–1990 bei einem Tunnelbau freigelegt wurden. In der keltischen Zeit (ab ca. 500 v.u.Z.) lebte hier der keltische Stamm der Brigantier und das heutige Brgenz war einer der militärisch am stärksten befestigten Orte der Region. Nach der römischen Eroberung 15 v.u.Z. wurde die römische Stadt Brigantium errichtet. Nach dem Ende der römischen Herrschaft nahmen um 470 das germanische Volk der Alamannen die Gegend in Besitz und brachte die alemannische Sprachfärbung mit. Aus Brigantium wurde im Lauf der Jahrhunderte Bregenz.

Sonntag, 3. Juni 2018

Bozen

3.6.2018

In der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen (italienisch Bolzano, ladinisch Bulsan oder Balsan) wurde ein Fußballspiel besucht. 107.000 Menschen leben hier, rund 74% italienischsprachig, 26% deutschsprachig und 0,7% ladinisch.

Der Waltherplatz (italienisch Piazza Walther) mit dem 1889 aufgestellten Denkmal für den deutschen Mittelalter-Dichter Walther von der Vogelweide in der Mitte des Platzes. 1935 wurde das Denkmal in der Zeit des italienischen Faschismus abgebaut und 1981 wieder aufgestellt.


Der Bozner Dom war ursprünglich im 12.Jh. in romanischem Stil auf den Ruinen einer frühchristlichen Basilika aus dem 6.Jh. errichtet worden. Im 14.Jh. wurde die Pfarrkirche in spätgotischem Stil neugebaut und 1519 fertiggestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche 1943/44 bei alliierten Luftangriffen schwer beschädigt. Bei den Wiederaufbauarbeiten der zerstörten Kirche wurden die Reste der Kirche aus dem 6.Jh. gefunden. 1964 wurde der sogenannte „deutsche Anteil“ der katholischen Diözese Trient mit Bozen und Meran von Trient abgetrennt und der Diözese Brixen angegliedert, die dann zur Diözese Bozen-Brixen wurde. Die Bozner Stadtpfarrkirche wurde zur Konkathedrale mit der Brixner Kathedrale. Der Bischofssitz wurde nach Bozen verlegt, währen das Domkapitel in Brixen blieb.


Bozen wurde ca. 1170–1180 als neue Marktsiedlung mit einer zentralen, von Lauben gesäumten Gasse und einem Marktplatz, dem Kornplatz (italienisch Piazza del Grano), planmäßig errichtet. Die Herren des Landes, die Bischöfe von Trient, wollten sich damit hier ein von ihnen kontrolliertes Handelszentrum schaffen, mussten die Herrschaft darüber allerdings bald mit den Grafen von Tirol teilen. Am Kornplatz stand bis zur Zerstörung im 15.Jh. die Stadtburg der Bischöfe von Trient.


Die Bozner Lauben (italienisch Via dei Portici) wurde im 12.Jh. als zeittypischer Straßenmarkt mit Straßenführung zum zentralem Kornplatz mit der Stadtburg hin angelegt. In den Lauben hatten Kaufleute ihr Geschäfts- und Wohnhäuser. Die nördlichen Lauben waren bevorzugt den Kaufleuten aus dem Süden vorbehalten („welsche Lauben“), die südlichen denen aus dem Norden („teutsche Lauben“).


Straßenszenen


Das neobarocke Rathaus wurde 1907 am damaligen Dreifaltigkeitsplatz, der später zum Rathausplatz wurde, eröffnet. Im Marsch auf Bozen genannten Überfall mehrerer hundert italienischer Faschisten auf Bozen und das Rathaus am 1./2. Oktober 1922, setzten sie hier den gewählten (und letzten deutschsprachigen) Bürgermeister Julius Perathoner ab. Es war eine Art erfolgreiche Generalprobe für den Ende Oktober folgenden Marsch auf Rom, mit dem Mussolini mit einer Ansammlung von mehreren zehntausend Faschisten in Rom samt Überfällen und Gewalttaten gegen Andersdenkende die Macht im Staat bekam.


Straßenszenen. Unter der faschistischen Herrschaft ab 1922 wurde deutschsprachige Ortsnamen durch italienische Namen ersetzt, Kindergärten und Schulunterricht in deutscher Sprache verboten und deutschsprachiger Privatunterricht strafrechtlich verfolgt, Italienisch als alleinige Amtssprache eingeführt und das deutschsprachige Personal aus der Staatsverwaltung entlassen, deutsche Vornamen italianisiert, deutschsprachige Grabinschriften verboten etc. Wer gegen die faschistische Italianisierungspolitik war und Widerstand leistete, wurde verfolgt, festgenommen und bestraft. Durch eine staatlich subventionierte Industriezone in Bozen wurden Arbeitsplätze geschaffen und Betriebe, die sich hier ansiedelten, wurden für zehn Jahre steuerfrei gestellt. Bis 1939 zogen 56.000 Italienerinnen und Italiener nach Südtirol. 1939 vereinbarten die befreundeten Diktatoren Mussolini und Hitler, dass die Südtirolerinnen und Südtiroler entweder italienisch werden oder ihr Land verlassen müssten, was durch den Verlauf des Zweiten Weltkriegs aber dann hinfällig wurde.


Ausblick von der Talferbrücke


Blick auf die Burgruine Rafenstein (italienisch Castel Rafenstein) hoch über der Stadt. Die Burg wurde wurde im 13.Jh. errichtet und in den folgenden Jahrhunderten die militärischen Wehranlagen ausgebaut. Im 19.Jh. wurde die im 17.Jh. zum Wohnsitz umgebaute Burg verlassen und verfiel zur Ruine.


Das Schloss Maretsch wurde im 13.Jh als Burg der Adeligen Maretsch errichtet und ab dem 14.Jh. unter verschiedenen Herrschern ausgebaut. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Burg im 16.Jh., als die mittelalterliche Burg zum Renaissanceschloss umgebaut wurde (u.a. durch die runden Außentürme).


Der 1859 eröffnete Bahnhof wurde 1928 mit einem neuen Gebäude im pompösen Stil des Faschismus im Rahmen der Umgestaltung Bozens zu einer italienischen Stadt versehen. Vor dem Ersten Weltkrieg war Bozen samt den damals noch eigenständigen und später eingemeindeten Gemeinden Gries und Zwölfmalgreien überwiegend deutschsprachig (1910 zusammengerechnet 29.241 Einwohnerinnen und Einwohner, von denen 1.605 Italienisch und 26.558 Deutsch als Umgangssprache angaben). Nach der Angliederung Südtirols und des Trentinos an Italien 1918 und v.a. im Zuge der faschistischen Unterdrückungspolitik nach 1922 wurde die Zuwanderung aus dem übrigen Italien stark gefördert, um Stadt und Land zu italianisieren, wodurch Bozen seit den 1940er Jahren eine italienische Bevölkerungsmehrheit hat.


Statuen an der Bahnhofsfassade, die Allegorien mechanischer (männlich) und elektrischer Kraft (weiblich) darstellen


Ausblick

Das Siegesdenkmal (italienisch Monumento alla Vittoria) wurde 1928 als Symbol des Faschismus und der Italianisierung Südtirols errichtet. Der Triumphbogen wurde in typisch faschistischer Architekturmischung aus antiker, faschistischer und christlicher Symbolik ausgestaltet. Die 14 Säulen und Pilaster wurden als überdimensionale Liktorenbündel, das faschistische Parteisymbol, ausgearbeitet. Formal war es eine Gedenkstätte für die im Ersten Weltkrieg im Krieg gegen die Habsburgermonarchie getöteten italienischen Soldaten und dient der Erinnerung an den italienischen Sieg im Ersten Weltkrieg und die Angliederung Südtirols an Italien. Für den Bau wurde ein 1917 errichtetes Kriegerdenkmal für im Krieg gegen Italien getötete österreichisch-ungarische Soldaten an dieser Stelle 1926 abgerissen. 2014 wurde nach einer Renovierung in den unterirdischen Räumen eine Ausstellung BZ ’18–’45: ein Denkmal, eine Stadt, zwei Diktaturen eingerichtet.


2004 wurden von der Stadt Bozen vor dem Siegesdenkmal Tafeln aufgestellt, die in den drei Landessprachen Italienisch, Deutsch und Ladinisch sowie auf Englisch gegen den Nationalismus Stellung nehmen. Aufgrund des starken Widerstandes der italienischen Rechtsparteien gegen eine diesbezügliche Ergänzung des Kriegsdenkmals wurden die Gedenktafeln in kleiner Größe und ca. 50 m Entfernung vom Monument errichtet.


2002 wurde der Siegesplatz (italienisch Piazza della Vittoria) von der Stadt Bozen in Friedensplatz (italienisch Piazza della Pace) umbenannt, musste nach einer Volksabstimmung aber wieder rückbenannt werden.


Die „Arbeitsgemeinschaft der Optanten“ (AdO), eine Organisation zur Aussiedelung der Südtirolerinnen und Südtiroler aus Mussolinis Italien in Hitlers Deutsches Reich, erstellte nebenbei 1942 auch Listen der Südtiroler Jüdinnen und Juden. Nach diesen Listen wurden sie unmittelbar nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 8. September 1943 verhaftet. Die Bozner Jüdinnen und Juden wurden beeits an den Tagen danach zur Ermordung in KZ deportiert. Im damaligen Bozener Vorort Gries, heute ein Stadtteil Bozens, wurde im Sommer 1944 als Ersatz für das aufgrund des Kriegsverlaufs aufgelösten Lagers Fossoli bei Carpi das Durchgangslager Bozen-Gries errichtet. Ungefähr 3.500 Menschen wurden von hier in Konzentrationslager deportiert und etwa 300 Menschen wurden hier selbst ermordet.


Der Gerichtsplatz (italienisch Piazza del Tribunale) wurde 1939 bis 1942 unter faschistischem Regime angelegt und damals nach Arnaldo Mussolini, dem Bruder des Diktators, benannt. Hier wurde die lokale faschistische Parteizentrale Casa Littoria errichtet und mit einem großen Relief des Bozner Bildhauers Hand Piffrader versehen, das die zwanzigjährige faschistische Herrschaft seit 1922 zum Jubiläum 1942 feiert. Die letzten Tafeln des „Mussolini-Fries“ genannten Reliefs wurden erst 1957, also über ein Jahrzehnt nach der Niederlage des Faschismus, angebracht. 2017 wurde das faschistische Relief in einem Akt der Historisierung mit Anbringung eines Zitats von Hannah Arendt und Informationsblöcken zu einem Mahnmal umgestaltet.


Das „Mussolini-Fries“ zeigt in der Mitte den Diktator Mussolini, als Reiter mit faschistischem Gruß und dem Leitspruch der italienischen Faschisten „credere, obbedire, combattere“ („glauben, gehorchen, kämpfen“). Daneben werden unter anderem der italienische Sieg im Ersten Weltkrieg, die Gründung der verschiedenen faschistischen Kampfbünde, die faschistische Machtergreifung („Marsch auf Rom“), der italienische Angriffskrieg auf Äthiopien (Abessinienkrieg) und die italienische Militärintervention im Spanischen Bürgerkrieg zum Sturz der Spanischen Republik gerühmt. An der linken oberen Ecke des Reliefs ist steht eingraviert „VV Mussolini“ („Viva / es lebe Mussolini“).