Sonntag, 18. März 2018

Osijek

18.3.2018

In Osijek (ungarisch Eszék, deutsch Esseg) im ostkroatischen Slawonien wurde ein Fußballspiel besucht. 108.000 Menschen leben hier.

Der alte Stadtkern von Osijek (Tvrđa) ist die ehemalige barocke Festungsanlage. Gegen Ende des Mittelalters entwickelte sich um eine Burg der slawischen Adelsfamilie Kružić auf dem Areal der späteren Festung eine neue frühneuzeitliche Stadt. Im Jahre 1196 wurde das ungarische Eszék erstmals urkundlich erwähnt. Bei der osmanischen Eroberung 1526 und bei der habsburgischen Eroberung 1687 wurde die Stadt jeweils völlig zerstört, 1687 auch die osmanische Brücke über die Drau. Die wiederaufgebaute Festung des 18.Jh. war die größte Grenzfestung des Habsburgerreichs gegenüber dem Osmanischen Reich bis sie nach der Neuordnung der Balkangrenzen 1878 militärisch bedeutungslos wurde. Erst ab 1923 wurde der Festungsring abgebrochen. Die Mauern sind heute nur mehr auf der Drauseite zu sehen.


Das Wassertor (Vodena vrata) ist das einzige erhaltene von ehemals vier Toren der Festungsmauern.


Am Marktplatz befinden sich die ehemalige Militärkommandantur des Habsburgermonarchie.


Die 1729 errichtete Hauptwache ( Glavna straža) der Festung, heute ist hier ein Museum.


Straßenszenen. Durch den Neubau der Festungsanlage im 18.Jh. ist hier alles recht einheitlich Barock.


Im Bürgerkrieg nach der kroatischen Unabhängigkeit 1991 war Osijek ein Brennpunkt des Krieges. Die Stadt wurde monatelang von serbischen Soldaten belagert und beschossen, wobei 800 Einwohnerinnen und Einwohner getötet wurden. Insgesamt starben 1.260 Menschen auf kroatischer Seite bei den Kämpfen, mehr als 5.000 wurden verwundet. Die kroatischen Verteidiger konnten die Eroberung der Stadt verhindern, die serbischen Einwohnerinnen und Einwohner wurden vertrieben oder flohen, begleitet von mehreren Morden. Das 2011 aufgestellte Kunstwerk und Denkmal Crveni fićo (Der rote Fićo) oder Fićo gazi tenka! (Der Fićo überfährt den Panzer) erinnert symbolisch an die kroatische Abwehr der Angriffe von Jugoslawischer Armee und serbischen Einheiten in der Schlacht um Osijek von August 1991 bis Juni 1992. Hier fuhr Branko Breškić mit seinem roten Zastava 750 (Spitzname Fićo) vor laufenden Fernsehkameras am 27. Juni 1991 einem jugoslawischen Panzer entgegen. Der rote Fićo wurde zu einem Symbol.


Wunden des Krieges


Elefant.


Da die Bevölkerung in den Kriegen des 17./18.Jh. großteils geflohen war, wurde die Region als Teil der Militärgrenze des Habsburgerreichs neu besiedelt, wo die Bauern gleichzeitig Soldaten zur Verteidigung und für Überfälle auf die Menschen auf der anderen Seite der Grenze waren. Die Leute kamen aus verschiedenen Gebieten der Monarchie, neben Kroaten auch viele Deutsche, Ruthenen, Slowaken, Walachen, Tschechen etc. Dabei bildet sich als besondere Sprache das „Essekerisch“ („Osijeker Deutsch“). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden infolge der Naziverbrechen die meisten deutschsprachigen Bewohnerinnen und Bewohner (Donauschwaben) pauschal vertrieben.


Die 1692 gegründete Oberstadt (Gornji grad) außerhalb der damaligen Militärfestung ist heute das eigentliche Zentrum.


die katholische Peter-und-Paul-Kathedrale aus dem Jahr 1898


Das Theatergebäude des Kroatischen Nationaltheaters wurde 1866 errichtet und ist damit das älteste Theatergebäude im Inneren Kroatiens. Im Krieg 1991 wurde das Gebäude bombardiert und schwer beschädigt, sodass kein Theaterbetrieb mehr möglich war. 1994 wurde es wiederhergestellt.


Vor dem deutschen Überfall auf Jugoslawien und der Etablierung des faschistischen kroatischen Vasallenstaats lebten 1940 2.584 Jüdinnen und Juden in der Stadt. Kurz nach dem deutschen Einmarsch steckte ein Mob aus in Osijek lebenden Deutschen und kroatischen Ustascha-Faschisten am 13. April 1941 die Hauptsynagoge in Brand und verwüsteten den jüdischen Friedhof. Die Synagoge in der Oberstadt von Osijek war 1867 errichtet worden. Von 1948 bis 1950 wurde die Ruine abgerissen und danach ein Wohnhaus auf dem Grundstück errichtet. Im Dezember 1941 wurden 2.000 jüdische Frauen und Kinder in ein Lager in Djakovo nahe Osijek gesperrt. Von März bis August 1942 wurde im Dorf Tenja bei Osijek ein Ghetto bzw. KZ errichtet, in das vor allem Jüdinnen und Juden aus Osijek und den umliegenden Städten und Dörfern deportiert wurden, um von hier aus gesammelt zur Ermordung in das kroatische KZ Jasenovac der Ustascha oder in das deutsche KZ Auschwitz gebracht zu werden. Zehn Osijeker Jüdinnen und Juden überlebten das Morden und konnten nach der Befreiung zurückkehren.


Straßenszene


Die Kinos Europa und Urania (1912) sind markante Bauten.


Picasso


Ägypten. In der römischen Antike gab es hier unter dem Ortsnamen Mursa erst einen Militärstützpunkt an der wichtigen Draubrücke und ab dem 2.Jh.u.Z. eine Stadt. 351 gab es hier in der Schlacht bei Mursa im Zuge eines römischen Bürgerkriegs zwischen dem Heer des oströmischen Kaisers und der Armee eines weströmischen Generals, der den weströmischen Kaiser ermorden hatte lassen, am 28. September 351 einen der blutigsten tage der römischen Geschichte, bei der auf beiden Seiten zusammen 54.000 römische Soldaten umgebracht worden sein sollen. Im 5.Jh. endete die römische Zeit, Mursa wurde geplündert und niedergebrannt und an der Wende vom 5. zum 6.Jh. verlassen.


Anfang des 20.Jh. wurden viele Bauten im Jugendstil errichtet, es entstand ein eigener Stil der Osijeker Sezession.

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