Montag, 30. Mai 2011

Kattowitz

29.5.2011

Erste Station des Wochenendes war das polnische Katowice, Zentrum des oberschlesischen Steinkohlebeckens mit 310.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Bergbautradition sieht man hier in der Region an den Fördertürmen. Doch auch die Fußballtradition ist hier stark vertreten, in Kattowitz wurde ein Spiel besucht. Heute ist die Stadt auch ein wichtiger Universitätsstandort.

Das 1967 errichtete Denkmal für die drei schlesische Aufstände 1919, 1920 und 1921 (Pomnik Powstańców Śląskich). Es stellt sie in Form von drei Flügeln dar. Das gemischtsprachige polnisch-deutsche Gebiet Schlesiens war bis 1918 Teil des Deutschen Reichs und nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Deutschland und dem neugegründeten Polen umstritten. Es gab Terror und Gegenterror. In drei Aufständen wurde versucht, den Anschluß an Polen zu erreichen, was monatelangen heftigen Bürgerkrieg mit tausenden Toten zur Folge hatte. Nach Volksabstimmung und Einbeziehung der Alliierten wurde das Gebiet geteilt, Kattowitz kam 1922 endgültig zu Polen.


Das 1907 eröffnete Schlesische Theater (Teatr Śląski im. Stanisława Wyspiańskiego), zunächst deutsches und nach 1918 polnisches Stadttheater. Die meisten Gründerzeithäuser am Marktplatz ringsum wurden in der Nachkriegszeit durch zeittypische Neubauten ersetzt (der südliche Teil war 1945 zerstört).


Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht am 3. September 1939 wurde die Große Synagoge am 8. September niedergebrannt. Heute steht an ihrer Stelle, am Plac Synagogi (Synagogenplatz) ein 1988 errichtetes Denkmal für die von den Nazis ermordeten 8.000 Jüdinnen und Juden von Kattowitz.


Der alte Jugendstilbahnhof, der in den 1970er Jahren stillgelegt und durch einen Neubau ersetzt wurde. Das zur Zeit seiner Errichtung bereits dritte Bahnhofsgebäude ist ein Zeichen der Zeit, als ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Entwicklung von Industrie und Bergbau aus mehreren kleinen Dörfern in wenigen Jahrzehnten die Großstadt Kattowitz entstand.


Die ulica Mariacka mit schönem Blick auf die Marienkirche (Kościół Mariacki) aus den Jahren 1862−1870, einer der ältesten Kirchen der Stadt.


Das nenne ich Graffiti!


Das Gebäude der ehemaligen preußischen Königlichen Baugewerbeschule, heute die Musikakademie (Akademia Muzyczna). Vor der Fertigstellung des Parlamentsgebäudes tagte hier das Schlesische Parlament.


Das 1925−1929 errichtete Gebäude des ehemaligen Schlesischen Parlaments (Sejm Śląski), in dem das von 1920 bis 1939 bestehende Parlament der Autonomen Woiwodschaft Schlesien tagte. Heute das Amtsgebäude der Woiwodschaft.
Ein in seinen großen Dimensionen wuchtiger Bau, der die neue Hauptstadt des neuen Autonomen Schlesiens im neuen Polen der Zwischenkriegszeit repräsentieren sollte. Am Sonntag leider geschlossen, denn innen gibt es einen der nur mehr vier bestehenden Paternoster in Polen zu sehen.


Das 1930−1932 fertiggstellte Hochhaus Drapacz Chmur („Wolkenkratzer“) war das erste seiner Art in Polen. Das 60 Meter hohe Gebäude war bis 1955 das höchste Haus des Landes.


In einem Jugendstilhaus einer Seitengasse befindet sich das Muzeum Historii Katowic. Die Ausstellung zur Stadtgeschichte von Kattowitz zeigt viele schöne Stücke und Originaldokumente. Leider ist die Beschriftung aber nur in polnisch. Interessant ist weiters die Präsentation zweier Wohnungen über ein gesamtes Stockwerk des Hauses. Samt (teilweise liebevoller) Einrichtung sind eine großbürgerliche und eine mittelständisch-bürgerliche Kattowitzer Wohnung um 1900 zu sehen. Vor allem in der großbürgerlichen Wohnung wird man von der dargebotenen Pracht etwas überwältigt. Ein kleiner Blick auf die Lebensumstände von Dienstbotinnen oder Arbeitern hätte darüber hinaus nicht geschadet.


Am Nachmittag ging es weiter nach Zabrze.

2 Kommentare:

  1. Ich möchte noch etwas über Kattowitz/Katowice erzählen den Katowice hat ca.350.000 Einwohner.:-)

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    1. Der Eintrag ist ja vier Jahre alt, da kann sich etwas verändern. Laut Wikipedia sind es 2014 aber nur 303.314.

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