15.5.2011
In die oberbayrische Donaustadt Ingolstadt führte der Besuch eines Fußballspiels. 125.000 Menschen leben hier.
Aufgrund der strategischen Lage an der Donau war Ingolstadt seit dem Mittelalter ein militärischer Hotspot und wurde stark befestigt. Hier das Kreuztor, Torturm der Stadtmauer aus dem späten 14. Jahrhundert. Von 1363 bis 1430 wurde eine drei Kilometer lange Stadtmauer mit allerlei Verteidigungsanlagen in Ziegelbauweise errichtet.
Im Pfründnerhaus hatte die 1472 gegründete erste bayrische Universität ihren Sitz. Neben der militärischen Bedeutung machte die Hohe Schule Ingolstadt auch zu einem geistigen und kulturellen Zentrum, insbesondere in der katholischen Gegenreformation (1549 kamen die Jesuiten hierher). 1800 wurde die Universität nach Landshut und 1826 von dort schließlich nach München verlegt.
Am Rathausplatz hat man den Blick auf gleich zwei Rathäuser. Links das (eingerüstete) Alte Rathaus mit Kern aus dem 14.Jh., das 1882 im Stil der Neorenaissance gestaltet wurde. Rechts der Nachkriegsbau des Neuen Rathauses mit moderner Fassadengestaltung. Im Hintergrund des Alten Rathauses erheben sich links der gotische Pfeifturm, der ehemalige städtische Wachtum, sowie rechts der (ebenfalls eingerüstete) romanische Kirchturm der St. Moritzkirche.
Der Herzogskasten, Palas der mittelalterlichen Burganlage und ehemaliges Herzogsschloß aus dem 13. Jahrhundert. Der älteste Profanbau der Stadt.
Blick in die Fußgängerzone der Altstadt, die Hieronymusgasse.
Das Neue Schloß aus dem 15. Jahrhundert erhebt sich am Rand der Altstadt. Von 1392 bis 1447 war Ingolstadt Hauptstadt des souveränen Herzogtums Bayern-Ingolstadt, bis die Teilung Bayerns rückgängig gemacht wurde.
Blick vom gegenüberliegenden Donauufer auf die Altstadt.
Auf gegenüberliegenden Seite der Donau liegen die besterhaltenen Teile der in klassizistischem Stil gehaltenen umfangreichen Festungsbauten, die von 1828 bis 1848 vom Königreich Bayern aufwändig errichtet wurden, nachdem die alten Anlagen 1799 von französischen Truppen geschleift worden waren. Hier das Reduit Tilly, benannt nach dem kaiserlichen Feldherrn des Dreißigjährigen Krieges Tilly, der 1632 in Ingolstadt an einer Verwundung gestorben war. Das halbkreisförmige Reduit sollte im Kriegsfall der Rückzugsort der königlichen Familie sein.
Versteckt im Luitpoldpark, nicht ausgeschildert und schwer zu finden, liegt ein geschichtspolitisch interessantes Ensemble von Erinnerungsorten. In den 1920er Jahren wurde hier ein Kriegerdenkmal errichten. 1998 wurde die Anlage durch die Künstlerin Dagmar Pachtner umgestaltet. Neben Wegweisern fehlen hier leider auch Informationstafeln.
Neben militärhistorischen Denkmälern, wie den an Grabplatten erinnernden Bodentafeln, die an die Toten diverser Regimenter aus Ersten und Zweitem Weltkrieg erinnern, steht u.a. auch ein 1968 (!) errichtetes Relief für die „Toten des deutschen Ostens 1945“. Die unkritische Erinnerung wird gebrochen durch eine 1998 den Liegesteinen hinzugefügte Platte für die jüdischen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs, die dann vom Naziregime verfolgt wurden sowie durch eine Installation von blauen Stelen, die an Opfer des Naziterror und Holocaust erinnert. Die Stelen zeigen Bilder einzelner NS-Opfer, wie z.B. einer Ingolstädter Bürgerin, die zwangssterilisiert wurde.
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