Samstag, 3. Juni 2017

Warschau

3.6.2017

In der polnischen Hauptstadt Warschau wurde ein Fußballspiel besucht und dazu wieder ein weiteres Stück der Stadt besichtigt.

Die Warschauer Zitadelle, polnisch Cytadela Warszawska oder nach dem russischen Zaren auch Cytadela Aleksandrowska genannt, wurde ab 1832 von der russischen Armee errichtet, um sich gegen Aufstände zu verteidigen und sie niederzuschlagen. Unmittelbarer Anlass war der langwierige Krieg, den die russischen Truppen 1830/31 führen mussten, um den polnischen Aufstand gegen die 1815 erfolgte Angliederung Polens an das Zarenreich niederzuschlagen. Bis 1874 wurde an der weitläufigen militärischen Befestigungsanlage von zeitweise bis zu 2.000 Arbeitern gebaut. Die Feuerkraft der Zitadelle war enorm. Im Jahr 1837 befanden sich in der Anlage 217 Kanonen und ab 1863 waren es 555 Stück. Sie konnten die gesamte Alt- und Neustadt Warschaus bombardieren. Während des Zweiten Weltkriegs war hier die deutsche Wehrmacht stationiert und die Zitadelle diente auch wieder als Gefängnis und Hinrichtungsstätte der Besatzungsmacht. Im Warschauer Aufstand von 1944 war die Zitadelle umkämpft, den Aufständischen der polnischen Heimatarmee gelang gegen die Festungsbesatzung nicht die Vereinigung ihrer Einheiten in der Innenstadt mit denen im Norden der Stadt.


Von Anfang an wurde die Zitadelle nicht nur als Kaserne russischer Truppen sondern auch als Hochsicherheitsgefängnis für politische Häftlinge genutzt. Im X. Pavillon konnten bis zu 3.000 Gefangene eingesperrt werden. Hunderte Menschen ließen hier die russischen Behörden hinrichten, darunter die Anführer des erneuten polnischen Aufstands von 1863/64, der wieder erst in einem blutigen Krieg niedergeschlagen wurde. Die Gefangenen und Hingerichteten waren vor allem Mitglieder der polnischen Unabhängigkeitsbewegung sowie der Arbeiterbewegung, u.a. die Revolutionäre des „Großen Proletariats“ und während der Revolution von 1905 Rosa Luxemburg. Ingesamt sollen bis Ende der russischen Herrschaft hier 40.000 Menschen eingesperrt gewesen sein. Der X. Pavillon wurde zum hundertjährigen Jubiläum des Aufstands von 1863 von der bis heute militärisch genutzten Anlage getrennt und als Museum eingerichtet. Einen Besuch ließ die Zeit leider nicht zu.


Das Hinrichtungstor (Brama Straceń) war ursprünglich vermutlich der Zugang zur weichselseitigen Artilleriefeuerstellung. Später wurde das Tor als Hinrichtungsplatz genutzt und 1933 zu einer Gedenkstätte umgewandelt.


Ein symbolischer Friedhof erinnert an die tausenden hier wegen ihrer politischer Meinung und Aktivitäten Hingerichteten.


Der Danziger Bahnhof Warschaus (Warszawa Gdańska) wurde ursprünglich 1880 eröffnet und beim Abzug der russischen Truppen 1915 von ihnen zerstört. Im Zweiten Weltkrieg diente der Westteil des nach dem Ersten Weltkrieg wiederaufgebauten Bahnhofs den Nazis zur Deportation der Jüdinnen und Juden aus dem Warschauer Ghetto zur Ermordung in den Vernichtungslagern (Umschlagplatz). Das heutige Bahnhofsgebäude ist ein Neubau der Jahre 1958/59.


Ein Denkmal aus dem Jahr 2012, das an einen offenen Güterwaggon aus Stein erinnert, gedenkt heute an den sogenannten Umschlagplatz. Der westliche Güterbahnhofsbereich des Danziger Bahnhofs befand sich direkt am Ghetto, in das die deutsche Besatzungsmacht die Warschauer Jüdinnen und Juden zusammengepfercht hatte. Am 22. Juli 1942 begannen die Nazis sie von hier zu deportieren. An manchen Tagen wurden 7.000 Jüdinnen und Juden hier dicht gedrängt in Güterwaggons zusammengepresst. Insgesamt wurden von hier aus 300.000 Menschen in den Tod in den Gaskammern deportiert. Das Bereich war erst durch einen Holzzaun und dann durch eine Mauer vom übrigen Bahnhofsbereich abgetrennt, wo der normale Reise- und Güterbetrieb weiterlief.


Das Denkmal der im Osten Gefallenen und Ermordeten (Pomnik Poległych i Pomordowanych na Wschodzie) erinnert an die ab der sowjetischen Besetzung Ostpolens 1939 und später unter kommunistischer Herrschaft verschleppten, in Massenhinrichtungen umgebrachten sowie sonst im Rahmen der kommunistischen Unterdrückung ermordeten Polinnen und Polen. Ein Waggon mit Kreuzen erinnert an die Verschleppten, die Schwellen der imaginären Schienen tragen die Namen von Orten der Verbrechen.

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