13.5.2017
In der Salzburger Stadt Hallein wurde ein Fußballspiel besucht. 21.000 Menschen leben hier.
Statue eines Salzträgers. Der Name Hallein ist seit der 1. Hälfte des 13.Jh. belegt und ein typischer Hall-Name der Salzgewinnung. Die Silbe Hal(l) ist Bestandteil vieler Ortsnamen, wo Salzbergbau betrieben wurde. Um 600 v.u.Z. begann hier in keltischer Zeit der Salz-Abbau im Untertagebau. Nach der römischen Besetzung des keltischen Königreichs Noricum um 15 v.u.Z. wurde aber mangels Bedarf bzw. aufgrund des nun folgenden Imports von Meersalz aus dem Mittelmeerraum die Salzgewinnung eingestellt.
Das historische Saliniengebäude auf der Pernerinsel. Im Mittelalter entstand der Ort Hallein als neue Siedlung. Die Salzproduktion wurde nach rund 1000 Jahren Stillstand unter Herrschaft der Salzburger Erzbischöfe wieder aufgenommen. Aus dem Salzhandel mit dem im Dürrnberg und der Salinenstadt Hallein gewonnenen Salz erwirtschafteten die Erzbischöfe über Jahrhunderte mehr als die Hälfte ihrer gesamten Einkünfte. Mit diesen finanzierten sie ihre Macht und ließen sich die Residenzstadt Salzburg prächtig ausbauen. Durch die Gewinnung eines Großteils der Reichenhaller Absatzmärkte stieg Hallein im 16.Jh. zur leistungsfähigsten Saline im Ostalpenraum auf. Nach einem Salzkrieg gegen Bayern verlor der Salzburger Kirchenstaat im 18.Jh. aber die böhmischen Absatzmärkte an das habsburgische Österreich, was zu einer Wirtschaftskrise führte.
Die ehemalige Salinenverwaltung am Pflegerplatz. Vom durch das Salz gewonnenen Reichtum hatten die Salzburger Erzbischöfe profitiert, den Wegfall hatten nun die Halleiner Bergknappen und Salinenarbeiter zu tragen. Hallein verarmte. 1731/32 ließen die Salzbuger Erzbischöfe als Landesherrn in den sogenannten Protestantenausweisungen Salzburgerinnen und Salzburger evangelischen Glaubens aus dem Land vertreiben. Auch 780 Dürrnberger Bergknappen mussten mit ihren Familien das Land verlassen. Nach dem Ende der Herrschaft der Erzbischöfe und der Eingliederung Salzburgs in das Habsburgerreich 1809 hatte die Saline Hallein im österreichischen Salinenwesen nur untergeordnete Bedeutung. 1989 wurde die Saline eingestellt.
Der Ansitz Colloredo (auch Colloredo-Sudhaus) wurde um 1798 mit klassizistischer Fassade als Sudhaus zur Salzgewinnung unter Erzbischof Colloredo errichtet. Allerdings war die gesamte Anlage eine technische Fehlkonstruktion, die auch durch einen Umbau nicht behoben werden konnte sodass der Betrieb hier bereits 1803 wieder eingestellt wurde.
Straßenszenen
Rathaus mit Malerei zum Lebensthema Halleins: Salzgewinnung, Salztransport, Salzhandel.
Stolpersteine erinnern an Menschen aus Hallein, die von den Nazis ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine von Hallein sind – da es in Hallein im Jahre 1938 offenbar nur einen Juden gab – fast ausschließlich Opfern der Ermordungsaktionen an Behinderten und des politischen Widerstands gegen das NS-Regime gewidmet. Aus dem Bundesland Salzburg wurden zumindest 262 behinderte Kinder und Erwachsene im Rahmen der Kinder-Euthanasie und der T4-Aktion von den Nazis ermordet, davon zumindest 27 aus Hallein. Die meisten in Hartheim in Oberösterreich, wo 30.000 Kranke und Behinderte ermordet wurden - neben Häftlingen aus Konzentrationslagern, verschleppten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und 332 Priestern.
Antonie Brunauer, geb. Scheibl, wurde am 24. Dezember 1902 in Salzburg-Itzling geboren. Laut Krankenakt soll sie „ausgestiftet“ worden sein, d. h. als lediges Kind (beispielsweise einer Magd) im Alter von sechs bis acht Jahren einer Bauernfamilie übergeben worden sein. Dort wurde das Kind verpflegt, musste aber am Hof arbeiten. 1922 heiratete sie Josef Brunauer, einen Halleiner Fabrikarbeiter. Im November 1933 wurde sie wegen Angstzuständen in der Salzburger Landesheilanstalt aufgenommen. Die Krankengeschichte schilderte sie als „vollkommen uneinsichtig“, weil sie immer wieder forderte, zurück nach Hause gehen zu dürfen. Am 16. April 1941 wurde sie in die Tötungsanstalt Hartheim deportiert und dort ermordet.
Die Halleiner Pfarrkirche wurde 1347 erstmals schriftlich erwähnt. Der gotische Chor stammt vom mittelalterlichen Kirchenbau. Von 1769 bis 1775 wurde das Langhaus neu erbaut. 1943 brannte die Kirche aus. Der Turm wurde beim Brand so sehr beschädigt, dass er 1945 einstürzte. Die Kirche wurde 1953/54 restauriert und der Turm 1965 modern neu errichtet.
In dem Gebäude neben der Pfarrkirche lebte und starb der Komponist des Stille-Nacht-Lieds Franz Xaver Gruber (Oberndorf bei Salzburg). Sein Grab wurde hier beibehalten als der alte Friedhof 1882 aufgelassen wurde.
Straßenszenen
Von der vor 1300 errichteten Stadtmauer sind Teile erhalten. Das verbaute mittelalterliche Stadttor Griestor. In der zweiten Hälfte des 14.Jh. förderte der Salzburger Erzbischof als Landesherr zur Wirtschaftsförderung die Ansiedlung jüdischer Händler, wodurch eine jüdische Gemeinde in Hallein entstand. 1404 wurden alle Jüdinnen und Juden in Salzburg ebenso wie in Hallein in einem Pogrom beraubt und auf Scheiterhaufen umgebracht. In der Kirche in Mülln hatte es einen Einbruch gegeben, für den man fälschlicherweise Juden beschuldigte und deshalb alle im Land – Männer, Frauen, Kinder – tötete.
Am Ufer der Salzach. Nachdem die Wirtschaft Halleins stets einseitig auf die Salzgewinnung ausgerichtet gewesen war, wurden in der zweiten Hälfte des 19.Jh. neuen Industrien angesiedelt, so ein Zementwerk, eine Zigarren- und eine Papierfabrik.
Katze
An der Wiestalstraße zwischen Hallein und Adnet wurde 2012 ein Gedenkstein für die hier bis zu 90 zwangsarbeitenden, zu Tode geschundenen und ermordeten KZ-Häftlinge des Halleiner KZ-Außenlagers errichtet. Es waren großteils politische Gegner Hitlers aus Salzburg, Oberösterreich und Bayern sowie republikanische Österreicher, die im Spanischen Bürgerkrieg gegen den Faschismus gekämpft hatten. Die KZ-Häftlinge wurden von 1943 bis ins Frühjahr 1945 jeden Tag mehrere Kilometer ins Halleiner Stadtgebiet getrieben, dabei immer wieder geprügelt und misshandelt. Das heute hier befindliche Betonwerk Deisl hat das Denkmal finanziert.
Der kommunistischen Halleiner Widerstandskämpferin Agnes Primocic riskierte gemeinsam mit ihrer Freundin Mali Ziegenleder ihr eigenes Leben, als sie zum Kriegsende 1945 den KZ-Kommandanten mit dem bevorstehenden Einmarsch der kurz vor Salzburg stehenden US-amerikanischen Truppen unter Druck setzte. Sie rettete damit den 17 noch gefangenen Menschen das Leben, deren Ermordung bereits angeordnet war. 1943 war bereits dem Widerstandskämpfer Sepp Plieseis u.a. mit ihrer Hilfe die Flucht aus dem KZ gelungen. Sowohl im Austrofaschismus als auch von den Nazis wurde Primocic immer wieder wegen ihrer politischen Meinung und Aktivität eingesperrt. Sie verlor deswegen ihre Arbeit. Auch als ihr Mann und der älteste Sohn als Soldaten in den Krieg für Hitler ziehen mussten und sie allein zwei Kinder zu versorgen hatte, gab sie nicht auf. Bis zu ihrem Tod 2007 lebte sie in Hallein.
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