Sonntag, 24. Juli 2016

Hardegg

24.7.2016

Im zu Hardegg gehörenden Pleissing wurde ein Fußballspiel besucht. Die Stadtgemeinde Hardegg besteht aus neun Ortschaften und ist mit zusammen 1.300 Einwohnerinnen und Einwohner dennoch noch die kleinste Stadt Österreichs. Die Bevölkerungszahl hat sich seit den 1950er Zahlen halbiert.

Im eigentlichen Hardegg selbst leben 86 Menschen.


Die Burg Hardegg wurde erstmals im Jahr 1145 schriftlich erwähnt. Der Burgberg dürfte im 11.Jh. besiedelt worden sein. 1041 konnten die Babenberger die Grenze ihres Herrschaftsgebiets zur Thaya erweitern, eine hölzerne Wehranlage zur Kontrolle des Flussübergangs entstand. Die Burg war das Herrschaftszentrum der Grafschaft Hardegg, die ab 1294 nachweisbar ist. Als Grenzfestung wurde die Anlage ausgebaut. Die Adelsgeschlechter, die von hier aus über die Menschen der Gegend herrschten, wechselten sich ab. Ab 1730 herrschten hier die Grafen und späteren Fürsten Khevenhüller-Metsch, die aber ihren Wohnsitz in das neugebaute Schloss Riegersburg verlegten. Seit damals wurde die Burg kaum mehr bewohnt und verfiel. Beim Brand der Stadt Hardegg im Jahr 1764 durften die Bewohnerinnen und Bewohner Steine und Holz der Burg zum Wiederaufbau ihrer Häuser entnehmen. Schon 1754 waren als Bauholz für die Erbauung der Pfarrkirche Dachstühle und Böden abgetragen worden. Ab 1878 ließ der damalige Fürst die Ruine nach romantischem Stil der Zeit teilweise wiederaufbauen. Hardegg ist eine der größten und ältesten Burgen Niederösterreichs.


Türme


Burgkapelle


Der damalige Fürst Khevenhüller beteiligte sich ab 1864 mit einer 7.000-Mann starken österreichischen Abenteurer-Armee aus allen Teilen des Habsburgerreichs am Herrschaftsversuch des Habsburgers Maximilian, Bruder des Kaisers Franz Joseph, in Mexiko. Der Habsburger wollte als Teil eines französischen Plans und mithilfe militärischer Unterstützung aus Frankreich über Mexiko herrschen, was aber die Mexikanerinnen und Mexikaner großteils nicht wollten. Maximilian wurde nach dreijährigem blutigen Krieg gegen die europäischen Soldaten gestürzt und hingerichtet. Auf der Burg Hardegg richteten die Khevenhüller eine Gedenkstätte für den Habsburger ein. Man erfährt hier nichts über die politischen Zusammenhänge oder die monarchische Vorstellung, von „Gottes Gnaden“ über x-beliebige Menschen herrschen zu können.


Ausblick von der Burg über Hardegg


Architekturdetail


Im Festsaal gibt es u.a. interessante Ausstellungstafeln zur Burggeschichte.


Im Saal hängt ein Gemälde, dessen Inhalt mir unklar blieb: Ein Vogel fliegt mit dem Symbol des katholischen Austrofaschismus, dem Kruckenkreuz, zur Burg Hardegg und darunter marschierte eine Menschenmasse aus Nazis zur Burg. Ebenfalls unklar blieb mangels Beschriftung die Botschaft der beiden ausgestellten Hochzeitsfotos mit Männern in Nazi-Uniform.


Die mittelalterliche Winterküche, damals der einzige beheizbare Raum der Burg. Ausgestattet ist der Raum heute mit Gaststättenmöbeln vermutlich des 19.Jh.


Nicht nur die Burg sondern die ganze Stadt Hardegg war eine mittelalterliche Festung.


Der Stadtturm oder Uhrturm ist im Kern ein Wehrturm aus dem Mittelalter, der Teil der militärischen Befestigungsanlagen war.


Der Brandlesturm war als Signalturm Teil der Stadtmauern des Mittelalters.


Die Pfarrkirche. Das romanische Langhaus vom Anfang des 13. Jh. wurde vermutlich Anfang des 14. Jh. um ein Seitenschiff erweitert. An der Nordseite steht der barocke Turm aus dem Jahre 1754.


Der Karner gilt als ältester Karner in Niederösterreich. Der romanische Rundbau wurde zwischen 1150 und 1160 errichtet, Er ähnelt in seiner Bauweise der älteren Rotunde im nahen Znaim. Der Karner wurde an einer Geländestufe errichtet. Vom Friedhof aus betrachtet erscheint das Gebäude hier dadurch niedrig, während es von außen aus betrachtet wie ein hoher Turm wirkt.


Der Fluss Thaya, seit tausend Jahren die Grenze zwischen Mähren und (Nieder-)Österreich. Nach Jahrhunderten als Binnengrenze innerhalb der Habsburgermonarchie seit 1918 Staatsgrenze zwischen der Tschechoslowakei bzw. Tschechien und der Republik Österreich.


Die Brücke über den Fluss Thaya (tschechisch Dyje) zwischen dem niederösterreichischen Hardegg und dem mährischen Cížov (deutsch früher Zaisa) wurde 1873/74 errichtet. Im August 1945 wurde von tschechoslowakischen Soldaten der Fahrbahnbelag der Brücke auf der tschechischen Hälfte entfernt und die Grenze geschlossen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde die Brücke 1990 als Fuß- und Radweg wieder instandgesetzt und der Grenzübergang wiedereröffnet.


Die Grenzlinie ist auf der Brücke am Lack der Geländer erkennbar, der auf der tschechischen Seite heller und auf der österreichischen Seite eher dunkler ist.


Nachdem 1918 die bisherige Landesgrenze inmitten des Flusses zur österreichisch-tschechoslowakischen Staatsgrenze wurde, wurde ein Grenzübergang eingerichtet und an beiden Ufern wurden Zollhäuser errichtet. Dank Europäischer Union ist die Grenze heute ohne Hindernisse offen.


Unter der kommunistischen Herrschaft in der Tschechoslowakei spannte sich der tödliche Grenzraum des Eisernen Vorhangs über den bewaldeten Hügel hinter dem Flussufer, durch den Grenzwachebeamte mit Schusswaffen streiften, auf der Suche nach Menschen, die vor der Diktatur fliehen wollten. 129 Menschen starben bis 1989 beim Fluchtversuch nach Österreich, 648 tschechoslowakische Grenzsoldaten kamen bei Unfällen im Minengürtel oder durch Selbstmord ums Leben. Heute kann man dieser einst tödlichen Grenze auf einem Radweg folgen.


Nach den Verbrechen der Nazi-Gewaltherrschaft in Tschechien von 1938 bis 1945 wurde die deutschsprachige Bevölkerung in der wiedererstandenen Tschechoslowakei nach Kriegsende ohne Unterschied vertrieben. Daran erinnern mehrere Denkmäler im Grenzraum, so auch in Hardegg.


An der Straße nach Felling und dann weiter nach Riegersburg stehen die Reste eines von ehemals fünf Hardegger Stadttoren, das Eiserne Tor.


Das Schloss Riegersburg ist ein Schloss im gleichnamigen Ort Riegersburg bei Hardegg, in dem 222 Menschen leben. 1568 wurde anstelle einer verfallenen mittelalterlichen Burg ein Renaissance-Wasserschloss als gräflicher Verwaltungssitz errichtet. Zwischen 1730 und 1780 wurde in mehreren Phasen das Schloss in seiner heutigen Form als Barockschloss errichtet.

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