Sonntag, 7. Mai 2017

Freiburg

7.5.2017

Im südwestdeutschen Freiburg im Breisgau (alemannisch Friburg im Brisgau) wurde ein Fußballspiel besucht. 226.000 Menschen leben hier

Im 11.Jh. entstand Freiburg als Wohnsiedlung der Dienstleute und Handwerksfamilien des adeligen Herrschaftssitzes Castrum de Friburch.


Das Freiburger Münster (Münster Unserer Lieben Frau) wurde von etwa 1200 bis 1513 erst in romanischem und dann großteils in gotischem Stil erbaut. Der große Kirchenbau wurde mit den Einnahmen aus den Silberminen im Schwarzwald finanziert, wo das von den Bergarbeitern gewonnene Silber die Freiburger städtische Oberschicht reich machte. Da Freiburg bis 1805 unter Habsburgerherrschaft stand, blieb es katholisch während die umliegenden Landstriche, die den Markgrafen von Baden unterstanden, in der Reformationszeit protestantisch wurden. Welche Religion die Menschen zu haben hatten, bestimmte der Herrscher.


Das Historische Kaufhaus am Münsterplatz fällt mit seiner roten Fassade auf. Das erste Kaufhaus der städtischen Marktverwaltung wurde im 14.Jh. errichtet. Von 1520 bis 1532 wurde nördlich davon das heutige Gebäude mit Blick auf das Freiburger Münster errichtet. Das Kaufhaus wurde später mehrfach umgestaltet. Von 1946 bis 1947 war das Gebäude Tagungsort der Beratenden Landesversammlung Badens, von 1947 bis 1951 diente das Historische Kaufhaus als Parlamentsgebäude des Landes Baden. Freiburg war von 1945 bis zur Gründung des Bundeslandes Baden-Württemberg 1952 Landeshauptstadt von Baden (und nicht Karlsruhe).


1368 kaufte sich die Freiburger Bürgerschaft um die große Summe von 20.000 Mark Silber von ihrer bisherigen Herrschaft der Grafen von Freiburg frei und unterstellte sich der Habsburgerherrschaft, von der man sich mehr Freiraum erhofft. Die Habsburger führten damals Krieg gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen der Schweizer Eidgenossen. Das geographisch nahe Freiburg musste einen großen finanziellen Anteil an den Kriegskosten tragen und Soldaten stellen. 1386 wurde in der Schlacht bei Sempach der für die Habsburger kämpfende Großteil der Männer des Freiburger Adels von den siegreichen Schweizern mitsamt ihrem Fußvolk getötet, wonach fortan die bürgerlichen Handwerkszünfte den Stadtrat dominierten. Erst 1805 beendete Napoleon die habsburgische Herrschaft im Breisgau und gliederte dieses an Baden an, was auch nach seinem Sturz 1815 so blieb.


Die Freiburger Bächle genannten Wasserrinnen in den Altstadtstraßen.


Das Martinstor (im Mittelalter auch Norsinger Tor) ist der ältere der beiden noch erhaltenen Tortürme der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es mehrfach umgebaut. Zeitweilig diente es auch als Gefängnis, von dessen Insassen man sagte, man habe ihnen „den Martinsmantel umgehängt“. Äußerlich blieb das Martinstor bis Ende des 19.Jh. für sich weitgehend unverändert bis es 1901 von 22 auf 66 Meter aufgestockt wurde, also in seiner Höhe verdreifacht wurde. Durch die Schaffung der zweiten Durchfahrt im angrenzenden Privathaus wurde ein zuvor diskutierter Abriss verworfen


Auf der Innenstadt-Seite befindet sich neben dem Torbogen des Martinstors eine Gedenktafel für die Hexenverbrennungen in Freiburg. Stellvertretend genannt sind die drei Freiburger Bürgerinnen Marghareta Mößmer, Catharina Stadelmann und Anna Wolffart, die 1599 im religiösen Mordwahn umgebracht wurden.


Am Augustinerplatz leuchtet in der Nacht die Säule der Toleranz. Gegen 23 Uhr verfärbt sich ihr abendliches grünes Licht in ein rotes Licht und mahnt damit das nächtliche Partyvolk, die Nachtruhe der hier Wohnenden nicht zu stören.


Straßenszenen mit Krokodil (ein 2002 aufgestelltes Kunstwerk im Bach)


Im Zweiten Weltkrieg bombardierte de deutsche Luftwaffe 1940 irrtümlich Freiburg, da die Flugzeuge glaubten, bereits über Frankreich zu sein. 57 Menschen wurden dabei getötet, darunter zwanzig Kinder. Die Urheberschaft wurde vertuscht und die deutsche Öffentlichkeit durch die Nazi-Propaganda über einen Angriff der Kriegsgegner falschinformiert. Gleichzeitig nutzten die Nazis den angeblichen alliierten Bombenangriff um Luftangriffe auf englische und französische Städte als Vergeltungsmaßnahmen zu begründen. 1944 wurde Freiburg im Zuge des Fortgangs des Zweiten Weltkriegs tatsächlich von der britischen Air Force bombardiert und dabei rund um das relativ unbeschädigt bleibende Münster die Altstadt großflächig zerstört und 2.800 Menschen getötet.


Das um 1250 errichtete Schwabentor (im Mittelalter auch Obertor) ist das jüngere der beiden erhaltenen Stadttore. 1901 wurde der Torturm von 26 auf 65 Meter massiv erhöht und ein zweiter Tordurchbruch für die Straßenbahn geschaffen.


Der inoffiziell als Platz der letzten Barrikade bezeichnete Platz neben dem Schwabentor erinnert an die Eroberung der von 1.200 republikanischen Revolutionären besetzten Stadt durch 6.000 Soldaten der Großherzogtümer Baden und Hessen sowie des Herzogtums Nassau im Zuge der Niederschlagung der demokratischen Revolution von 1848.


Das Alte Rathaus (rechts am Rand im Bild) und das Neue Rathaus am Rathausplatz.


Der Rathausplatz hieß früher nach dem ehemaligen Kloster Franziskanerplatz, von dem nur die gotische Martinskirche und ein Teil des Kreuzgangs erhalten ist. Auf dem Platz steht ein 1855 aufgestellter Brunnen mit dem Denkmal für den Mönch Berthold Schwarz aus dem ehemaligen Kloster. Einer Legende nach soll er um 1359 (nach anderen Angaben 1353) durch Zufall das Schwarzpulver (Schießpulver) und die Kanone entdeckt haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach stimmt das nicht, da das Schwarzpulvers bereits um 1260 in Europa und davor bei den Arabern und in China benutzt wurde. Der Name Schwarzpulver stammt offensichtlich von seiner schwarzen Farbe und nicht von seinem legendären Namensgeber. Auch kanonenartige Geschütze wurden schon um 1300 in Europa verwendet.


Offener Bücherschrank in einer alten Telefonzelle.


Fahrräder sind in Freiburg als innerstädtisches Hauptverkehrsmittel allgegenwärtig und dementsprechend auch in der Straßenbodenmarkierung berücksichtigt. Grammatikalisch bin ich mir bei der Aussage dieser Aufforderung, die Einbahnregelung auf Radwegen einzuhalten, nicht sicher.


Stolpersteine im Straßenpflaster vor ihren Wohnhäusern erinnern an die von den Nazis 1940 deportierten und ermordeten Freiburger Jüdinnen und Juden. Eine erste jüdische Gemeinde hatte sich im Mittelalter ab 1230 in Freiburg gebildet. Als 1349 die Pest in Freiburg zwar noch nicht ausgebrochen war, aber die Angst vor ihr umging, beschuldigten die christlichen Freiburger Bürger die Jüdinnen und Juden für die Seuche verantwortlich zu sein und brachten sie mit Ausnahme schwangerer Frauen am 31. Jänner 1349 auf Scheiterhaufen alle um.


Am heutigen Platz der Alten Synagoge stand die 1869/70 erbaute Synagoge der jüdischen Freiburger Gemeinde. 1938 wurde die Synagoge von den Freiburger Nazis verwüstet und angezündet. Von einer größeren Anzahl verhafteter Jüdinnen und Juden wurden 100 Männer ins KZ Dachau gebracht. Die Brandruine wurde anschließend gesprengt. 1996 wurde der bis dahin Europaplatz genannte Platz nach der alten Synagoge benannt. Bei den Bauarbeiten für das neue Mahnmal in Brunnenform wurden 2016 Fundamentreste der Synagoge ausgegraben, aber gegen den Willen der jüdischen Gemeinde Freiburgs zugunsten des ursprünglichen Bauplans zerstört.


Seit 2001 erinnert ein scheinbar in großer Eile vergessener Mantel mit Judenstern aus Bronze an der Wiwilí-Brücke über den Bahnhofsgeleisen an die Verschleppung von 450 Jüdinnen und Juden aus Freiburg und Umgebung in das Internierungslager Gurs im deutsch besetzten Frankreich in der Nacht vom 21. und 22. Oktober 1940. Die Deportation der Menschen erfolgte von der Güterhalle des damaligen Bahnhofs aus auf selbständige Veranlassung der regionalen Nazi-Führung. In Gurs ließ man schon viele an Hunger und Krankheiten sterben, die meisten wurden später in Auschwitz umgebracht.


1984 wurde der Freiburger Arzt Albrecht „Tonio“ Pflaum und 1986 der Freiburger Kommunist Berndt Koberstein während der Durchführung eines Hilfsprojekts zur Trinkwasserversorgung in Wiwilí in Nicaragua von Mitgliedern der USA-unterstützten Guerilla-Armee Contras, die gegen die sowjetisch unterstützte Regierung Bürgerkrieg führte, ermordet. Gedenktafeln an der nach der nicaraguanischen Partnerstadt Freiburgs Wiwilí benannten Brücke erinnern an sie.

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