Sonntag, 14. August 2016

Olympiagelände Berlin

14.8.2016

In Berlin wurde u.a. ein Fußballspiel am Olympiagelände der Olympischen Spiele von 1936 besucht und dieses davor besichtigt.

U-Bahn-Station. Das Olympiagelände wurde als Reichssportfeld unter Einbeziehung bzw. Neu- oder Umbau bestehender Sportanlagen für die Olympischen Spiele von 1936 in Berlin errichtet. Es besteht aus dem Olympiastadion, dem Deutsche Sportforum, dem Olympia-Schwimmstadion, der Waldbühne, dem Maifeld, dem Glockenturm mit Langemarckhalle, dem Hockey-Olympiastadion, dem Olympia-Reiterstadion und den Stadionterrassen.


Das Olympiastadion wurde 1934 bis 1936 mit einer damaligen Kapazität von 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauern an der Stelle des zuvor dort befindlichen Deutschen Stadions errichtet. Der untere Rang des Stadions ist unter Bodenniveau gegraben, nur der obere Rang ragt außen hervor. Für die Fußball-WM 1974 wurde das Stadion teilüberdacht und für die WM 2006 schließlich eine komplette Dachkonstruktion errichtet. Vor zehn Jahren wurde es bei der WM 2006 besucht.


Die Olympischen Spiele dienten den Nazis zur perfektionierten Propaganda. Erstmals wurde alles im Radio übertragen. Bis auf den Österreicher Lothar Rübelt waren alle zugelassenen Fotografen Mitglied des Reichsverbands der Deutschen Presse. Fast alles war durchorchestriert und inszeniert. Doch der sportliche Wettkampf ließ sich nicht planen und so war der erfolgreichste Athlet der Spiele mit dem US-amerikanischen Leichtathlet Jesse Owens ein Afroamerikaner, der vier Goldmedaillen gewann.


Die Olympiaglocke zierte das Logo der Olympischen Spiele von 1936. Bei der Sprengung des Glockenturms 1947 war sie nicht entfernt worden und wurde beim Sturz schwer beschädigt, sodass sie beim Wiederaufbau nicht verwendet werden konnte und heute eine neue Glocke im Turm hängt. Um Metalldiebstahl zu verhindern, wurde die alte Glocke vergraben, 1956 mithilfe von Metalldetektoren wiederentdeckt und ausgegraben. Sie steht hier heute am Boden als Denkmal.


Der Glockenturm wurden von 1934 bis 1936 als 77,17 Meter hoher Aussichtsturm errichtet. In der Bauphase wurde der Glockenturm „Führerturm“ genannt. Unterhalb des Glockenturms, in den dem Maifeld zugewandten Tribünen, befand sich der heute nicht mehr vorhandene „Führerstand“, unter dem durch eine acht Meter breite Toröffnung große Menschenmassen den „Führer“ Adolf Hitler grüßend das Maifeld verlassen konnten. Im Unterbau war während des Zweiten Weltkriegs auch das Reichsfilmarchiv untergebracht. Nach Kriegsende geriet das Archiv vermutlich durch Nachlässigkeit sowjetischer Soldaten in Brand und tragende Teile des Stahlskelettes des Turms wurden durch die Hitze verformt. Aufgrund Einsturzgefahr wurde der Turm 1947 gesprengt. Von 1960 bis 1962 wurde er nach den alten Plänen wieder aufgebaut.


Die Langemarckhalle befindet sich in den Tribünengebäuden unterhalb des Glockenturms. 1947 wurde die Langemarckhalle durch Sprengung des Turmes zerstört und von 1960 bis 1962 ebenso wiedererrichtet. Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurde die Halle saniert und meine Ausstellung zur Geschichte des Olympiageländes eingerichtet. Der Name der Halle kommt aus dem in den 1920er Jahren entstandenen Mythos der Schlacht von Langemarck, einem Gefecht des Ersten Weltkriegs am 10.11.2014 beim belgischen Ort Langemarck, mit dem Kriegführen als Heldentat verehrt wurde. In der Langemarckhalle stellten die Nazis Kriegsdevotionalien wie Fahnen und blutgetränkte Erde auf und verbanden so an diesem Ort Sport und Krieg, im propagandistischen Konzept des sportlichen Wettkampfs als Vorbereitung für das Töten.


Ausblick von der Aussichtsplattform des Turms. Das 1936 fertiggestellte Maifeld wurde als Aufmarschplatz für Nazi-Massenveranstaltungen konzipiert und bei den Olympischen Spielen 1936 für Polo- und Dressurreitbewerbe genutzt. 1937 ließen sich die Diktatoren Hitler und Mussolini hier von 700.000 Menschen huldigen. 1944 verabschiedete man hier Volkssturm-Einheiten, alte Männer und junge Burschen, die als Kanonenfutter zum Abgeschlachtetwerden an die Front geschickt wurden.
Von 1945 bis 1994 war das Gelände Teil des Hauptquartiers der britischen Armee in Berlin und hier fand vor großem Publikum die jährliche Militärparade zum Geburtstag der Königin statt.


Ausblick vom Glockenturm über das Maifeld auf das Olympiastadion. Während hier Gäste aus aller Welt die Olympischen Spiele feierten, mussten nur etwa 20 Kilometer vom Olympiastadion entfernt 1.500 KZ-Häftlinge das Konzentrationslager Sachsenhausen als neuen großen KZ-Komplex errichten. Das für maximal 10.000 Häftlinge geplante Lager war bereits im Sommer 1938 überfüllt. Politische Gegner der Nazis, Angehörige sozialer und „rassischer“ Minderheiten, darunter nach dem Novemberpogrom 1938 mehr als 6.000 Juden, hauptsächlich aus Berlin, wurden hier gefangengehalten. Allein bis zum Kriegsbeginn 1939 starben dort etwa 1.000 Häftlinge nach Misshandlungen, wurden „auf der Flucht erschossen“ oder erlagen den unerträglichen Arbeits- und Lebensbedingungen. Und dann begann das große Morden erst.


Blick auf Berlin


Zwischen 1926 und 1928 wurde das Deutsche Sportforum mit Sportstätten für diverse Sportarten und Sitz der Deutschen Hochschule für Leibesübungen errichtet, das dann zwischen 1933 und 1936 für die Olympischen Spiele ausgebaut wurde. Um ein Schwimmbecken (Forumbecken) und großen Innenhof (Jahnplatz) herum sind symmetrisch wuchtige Gebäude angeordnet, die Schwimmhalle und das Schwimmhaus im Norden, die große Turnhalle und das Turnhaus im Süden. Beide Ensembles schließen sich an das 1936 fertiggestellte Haus des Deutschen Sports an.


Die Waldbühne wurde 1936 unter dem Namen Dietrich-Eckart-Freilichtbühne errichtet, benannt nach einem Ideengeber und Anhänger Hitlers. Die 22.000 Zuschauerinnen und Zuschauer fassenden, hier verdeckten Ränge wurden nach Vorbild eines antiken Theaters in einen Abhang gebaut. Während der Olympischen Spiele fanden hier die Turnbewerbe sowie Veranstaltungen des Rahmenprogramms statt. Das Zeltdach über der Bühne wurde 2003 installiert.


Die Ausstellung Geschichtsort Olympiagelände 1909 − 1936 − 2006 bietet eine interessante Geschichte des Sports und des Berliner Olympiageländes.


Die österreichische Spitzensportlerin Ruth Langer boykottierte als Zeichen des Protests gegen die NS-Politik und die Misshandlung der Jüdinnen und Juden gemeinsam mit den anderen Schwimmerinnen des jüdischen Wiener Sportvereins Hakoah sowie mit einer Reihe weiterer jüdischer Sportlerinnen und Sportler die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Obwohl ihre Weigerung, bei den Olympischen Spielen anzutreten, sowohl nach den Vorschriften des IOC als auch des ÖOC zulässig war, wurden die Schwimmerinnen Deutsch, Goldner und Langer wegen „grober Missachtung des olympischen Geistes“ und weil sie dem „österreichischen Sport schweren Schaden“ zugefügt hätten, durch den Österreichischen Schwimmverband lebenslang gesperrt und ihnen alle Titel aberkannt. Erst nach massiven internationalen Protesten wurde die Sperre auf zwei Jahre reduziert (was durch die NS-Machtübernahme in Österreich dann auch hinfällig war). Die Tilgung ihrer Rekorde wurde erst 1995 aufgehoben.


In den Murellenbergen unweit der Waldbühne befand sich in der Endphase des Zweiten Weltkriegs der Erschießungsplatz V der deutschen Wehrmacht in Berlin, wo zwischen August 1944 und April 1945 zumindet 232 Menschen von Erschießungskommandos ermordet wurden. Es waren Menschen, die den verbrecherischen Krieg nicht mehr mitmachen wollten, kritische oder sarkastische Bemerkungen getätigt hatten und politische Todesurteile. Zum Gedenken wurden 2002 die Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten der NS-Militärjustiz am Murellenberg der Künstlerin Patricia Pisani aufgestellt. Ausgehend von der Glockenturmstraße stehen entlang des Waldweges 104 Verkehrsspiegel, deren Zahl sich hin zur wahrscheinlich authentischen Erschießungsstätte am Munitionsdepot verdichtet.


Sportstätten und ihre Gestaltung im Deutschen Sportforum


Das Olympia-Schwimmstadion wurde 1935 errichtet. Es besteht aus einem Schwimmbecken, einem Sprungturm mit Sprungbecken und zwei Tribünen mit 7.600 Plätzen. Die Tribünen waren bei den Olympischen Spielen 1936 mit Holz-Zusatztribünen auf 18.500 Plätze erweitert gewesen.


Leichtathletik


Hockey-Stadion


Reiterstadion

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