Freitag, 22. Juli 2016

Gleisdorf

22.7.2016

Im oststeirischen Gleisdorf wurde ein Fußballspiel besucht. 10.000 Menschen leben hier seit der Eingemeindung von Umlandgemeinden 2015 in der Stadtgemeinde Gleisdorf, in eigentlichen Gleisdorf selbst sind es 6.000.

Hauptplatz


Die Pfarrkirche am Hauptplatz wurde unter Einbeziehung gotischer Teile 1648 bis 1672 in barockem Stil neu errichtet. Eine erste Vorgängerkirche am Standort wurde 1229 erstmals schriftlich erwähnt. Der neugotische Turm stammt aus dem Jahr 1875.


Das Rathaus am Florianiplatz wurde 1892 bis 1894 in historistischem Stil erbaut.


Der Solarbaum am Hauptplatz wurde 1998 errichtet. Dieser 17,3 Meter hohe und 12,7 t schwere Stahlbaum besteht aus 140 Photovoltaikmodulen, die jährlich zusammen 6.650 kWh produzieren. Seit sich hier 1988 eine „Solaranlagen-Selbstbaugruppe“ gegründet hat, heute Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie hat sich in Gleisdorf ein Schwerpunkt auf erneuerbare Energie entwickelt.


Diverse Solaranlagen sind beim Stadtspaziergang anzutreffen, darunter selbst eine Sonnenuhr mit Sonnenkollektoren.


1944/45 hatten die Nazis zehntausende zumeist ungarische jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen schließlich militärisch sinnlose Erdgrabenanlagen an der burgenländisch-ungarischen Grenze ausheben lassen. Mit dem Näherrücken der sowjetischen Armee wurden die überlebenden Menschen im März und April 1945 in Fußmärschen quer durch die Steiermark zum KZ Mauthausen getrieben. Als Bewachung dienten unter anderem Angehörige der Volkssturmeinheiten (Jugendliche und alte Männer) jener Gemeinden, durch die die Routen führten. Die Marschroute führte unter anderem auch durch Gleisdorf und den Ortsteil Nitscha. In 17 Tagen wurde nur viermal Essen ausgegeben. Wer ein Essen erbettelte, einen Fluchtversuch unternahm oder zu schwach war, wurde vom Wachpersonal erschossen. Die SS war zwar zuständig, die Morde führten aber oft die Jugendliche und alten Männer der Ortschaften der Umgebung aus. Zwischen 60.000 und 70.000 Jüdinnen und Juden waren Ende 1944 aus Ungarn zur Zwangsarbeit verschleppt worden. Die Zahl derer, die das KZ Mauthausen erreicht haben dürften, wurde vom Lagerschreiber von Mauthausen mit etwa 20.000 geschätzt. Ein 2008 enthülltes Mahnmal erinnert in Gleisdorf an diese in aller Öffentlichkeit geschehenen NS-Verbrechen im April 1945.


Im Jahr 2005 initiierte die Gemeinde Nitscha, heute Teil von Gleisdorf, ein Buchprojekt und sammelte die Erinnerungen von ZeitzeugInnen. Im Zuge dieser Recherchen wurde in der Gemeinde die verdrängte Erinnerung bekannt, dass Jüdinnen und Juden während des Todesmarsches quer durch Nitscha getrieben wurden. Die Stadtgemeinde Gleisdorf hatte 2006 einen Jugendwettbewerb für das Mahnmal in Gleisdorf abgehalten und den zweitplatzierten Denkmalentwurf umgesetzt. Das eigentliche Siegerprojekt kam von Sabine Mahr aus Nitscha. Nach ihren Plänen wurde das Denkmal in Nitscha 2014 errichtet.

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