11.−13.7.2011
Drei schöne Tage in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Der unsäglichen Hitze zuhause entkommen und angenehme 23 Grad Tagestemperatur genossen. Tageslicht bis 22 Uhr.
Im Großraum leben 1,9 Millionen, in der eigentlichen Stadt Stockholm 830.000 Menschen
Fußballerisches wurde mit einem Erstligaspiel bei AIK und einem weiteren Match sowie der Besichtigung des Olympiastadions von 1912 und des Söderstadions von Hammarby im Zuge des Aufenthalts natürlich ausreichend absolviert. Aber auch an historisch und kulturell interessanten Plätzen hat die Stadt einiges zu bieten.
Die Hauptattraktion Stockholms ist das Wasser. Ein Drittel der Stadtfläche ist damit bedeckt, im Westen der Mälarsee, der im Osten in das Meer der Ostsee übergeht. Hier der Blick übers Wasser auf die Insel Riddarholmen. Stockholm verteilt sich über 14 Inseln.
Blick auf den schwedischen Reichstag, ebenfalls auf einer Insel am Wasser liegend. Hier zu sehen der Westflügel der Parlamentsanlage aus dem 19.Jh., der früher die Reichsbank beinhaltete. Im modernen Glastrakt befindet sich der Sitzungssaal.
Das Königliche Schloß am Nordosteck der Insel Stadsholmen, gegenüber der Reichstagsinsel. Das heutige Schloß wurde 1770 an der Stelle des bis ins 13.Jh. zurückgehende Vorgängerbaus fertiggestellt. In seiner äußeren Form erinnert das Schloß eher an einen Bau im Renaissancestil als an das 18.Jh.
Hauptplatz der historischen Altstadt, Gamla stan, auf Stadsholmen ist der Platz Stortorget. Die Häuser stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, waren also nicht Zeugen, als hier der dänische König Kristian II. im Jahr 1520 zur Feier seiner Krönung zum schwedischen König 80 schwedische Adelige öffentlich hinrichten ließ, um seinen Herrschaftsanspruch zu untermauern. War eine Fehleinschätzung. Im folgenden Aufstand wurde die dänische Herrschaft über Schweden beendet. Im rechts zu sehenden großen Bau der ehemaligen Stockholmer Börse aus dem Jahr 1778 ist heute das Nobelmuseet, ein Museum zur Geschichte des Nobelpreises.
Herrliche Ausblicke gibt es immer wieder auf das Wasser und am Ufer liegende Schiffe.
Panoramablick über die Stadt von der Insel Södermalm aus.
Das 1913 eröffnete Stadshuset, wo das Stockholmer Stadtparlament tagt. Markant der 106 Meter hohe Turm mit seiner goldenen Spitze (mit drei Kronen, dem Stadtwappen).
Schöne Blicke auf die Stadt gibt es von den zahlreichen Fähren. Hier Aussicht auf die Insel Södermalm. Mit der Fähre ging es hinaus aus der Stadt in das idyllische Inselgebiet der Schären, nach Fjäderholmarna.
Geradezu mediterran mutet Stockholm an manchen Stellen an.
Einen architektonischen Gegensatz zur Altstadt bietet nördlich davon Norrmalm, wo in den 1950er Jahren die Häuser aus dem 17. bis 19. Jahrhundert radikal abgerissen wurden und ein neuer Stadtteil im Geschmack der Zeit geschaffen wurde. Hier der Platz Sergels torg, der dabei das neue städtische Zentrum bilden sollte und als urbaner Platz offenbar auch funktioniert.
Die Stadsbibliothek, in imposanter funktionalistischer Architektur im Jahr 1927 eröffnet.
Das 1952 errichtete Brantingmonumentet am Platz Norra Bantorget. Es erinnert an den bedeutenden sozialdemokratischen Politiker Hjalmar Branting (1860−1925). An diesem Platz endet die alljährliche Kundgebung zum 1. Mai.
Plakette am Boulevard Sveavägen an der Stelle, wo 1986 der schwedischen Ministerpräsident Olof Palme ermordet wurde.
Überaus ansprechende Gestaltung mancher Stationen der U-Bahn (Tunnelbana), hier in der Station Solna centrum.
Das 1990 fertiggstellte Vasamuseet, das mit seinen stilisierten Schiffsmasten am Dach seinen Inhalt in gelungener Weise anzeigt: das 1961 nach 333 Jahren praktisch unversehrt vom Grund der Ostsee gehobene schwedische Kriegsschiff Vasa.
Das ausgestellte Schiff Vasa ist sehr beeindruckend. Bereits auf seiner Jungfernfahrt sank im Jahr 1628 das Flaggschiff der königlichen Marine nur eineinhalb Kilometer nach Verlassen des Stockholmer Hafens. Dank günstiger natürlicher Bedingungen konservierte der Schlamm das Schiff für über drei Jahrhunderte am Meeresboden.
Noch in den 60er Jahren des 17.Jh. wurden mittels Taucherglocke fast alle der wertvollen Kanonen aus dem Wrack geholt. Die noch aus dem Wasser ragenden Masten wurden gekappt, um die Schiffahrt nicht zu behindern. 1956 wurde das Wrack dann wiederaufgefunden und 1961 schließlich geborgen. In 17 Jahren Kleinarbeit wurde es samt allerlei gefundener loser Teile konserviert und wieder zusammengesetzt, sodaß das Schiff heute zu 95 Prozent Originalteilen in ganzer Pracht zu bestaunen ist.
Zur Zeit seins Baus verfolgte Schweden unter seinem König Gustav II. Adolf eine aggressive Außenpolitik, führte ständig Krieg und entwickelte sich so im 17. Jahrhundert zur Großmacht. Der Bau des großen Kriegsschiffs war ein Prestigeprojekt. Doch während das Schiff in seinen Proportionen für ein Kanonendeck ausgerichtet war, wurde auf königlichem Befehl während der Bauphase noch ein zweites Deck mit Kanonen eingebaut. Die Folge war anstatt mehr Feuerkraft in einer Schlacht, daß die Statik des Schiffs beeinträchtigt wurde. Bereits zwanzig Minuten nach Verlassen des Hafens endete die erste Ausfahrt. Der erste stärkere Windstoß ließ das Schiff kentern und sinken.
Hier ein Modell der Vasa vor dem Hintergrund des originalen Schiffs.
Die Ausstellung des Vasamuseet ist sehr gelungen. Sie stellt das Schiff und seinen Bau in den historischen Kontext seiner Zeit, stellt die (verlorene) Farbenpracht seiner Verzierungen nach, erklärt diese und rekonstruiert das Leben der Menschen an Bord. Ausstellung und Präsentation des Schiffswrack sind gut gemacht, überaus gelungen und beeindruckend. Zwei Wermutstropfen: Die Gründe für den Untergang des Schiffs werden unzureichend thematisiert. Weiters: Die Zurschaustellung der Skelette beim Untergang umgekommener Besatzungsmitglieder in beleuchteten Glasvitrinen ist pietätlos. Darauf sollte man verzichten.
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