Montag, 3. Dezember 2007

Mit Django kam der Tod (L'uomo, l'orgoglio, la vendetta)



Mit Django kam der Tod
(L'uomo, l'orgoglio, la vendetta)
Italien/BRD 1967
Regie: Luigi Bazzoni
u.a. mit: Franco Nero, Tina Aumont, Klaus Kinski






Den halben Film fragt man sich, warum das ein Italowestern sein soll - man erkennt den Stil des italienischen Films der 1960er Jahre, aber keine Spur von Western. Erst die zweite Hälfte des Films bringt den Western - markant durch den Bruch des Orts der Handlung (staubige Gebirgslandschaften anstatt einer Stadt), den Wechsel Franco Neros vom Soldat zum Outlaw und dem Erscheinen Klaus Kinskis, als Bösewicht immer wieder unglaublich beeindruckend. Man denkt sich noch, daß das handlungstragende Schimpfen auf "Zigeuner" heute so nicht mehr möglich ist - und immer kommt es einen noch nicht in den Sinn, was hier verfilmt worden ist. Hätt' ich nur die leiseste Ahnung von Musiktheater und Georges Bizet, wär' ich da wohl früher drauf gekommen: Das ist eine Verfilmung des Carmen-Stoffes. So heißt Tina Aumont in der italienischen Fassung auch Carmen und nicht Conchita und Franco Nero José und nicht Django und der Film übersetzt Der Mann, der Stolz, die Rache.

Daß das einer der vielen Filme ist, die in der deutschen Fassung aufgrund des großen Erfolgs von Django taxfrei zu Django-Filmen gemacht worden sind, ist schnell klar - die männliche Hauptfigur hat, außer daß sie von Franco Nero verkörpert wird, ja gar nichts mit der Django-Figur gemein. Bezeichnend ist auch, daß hier die deutsche Synchronfassung durch sinnlos eingebaute Schmähs sehr viel von der Stimmung des Films zusammenhaut. Franco Nero erzählte "was mich wirklich zum Lachen brachte, war, daß in Deutschland, weil Django einen solchen Erfolg hatte, viele meiner Filme Django hießen, auch wenn es keine waren. Ich machte z.B. eine Carmen-Verfilmung, die wurde Mit Django kam der Tod betitelt oder einen Film über Haijäger nannte man Dschungel Django." *)

Ulrich P. Bruckner schreibt, daß der Film von Anfang an als Italowestern vermarktet worden ist, was angesichts des zweiten Teils des Films auch geht. Nicht ganz klar wird bei Bruckner, ob das ganze jetzt nach Mexiko versetzt ist oder doch in Spanien spielt, da Django/José bei ihm Soldat der mexikanischen Armee ist, er aber auch schreibt, daß die Handlung wie Prosper Mérimées Carmen in Spanien spielt. Was jetzt!? Wenn es Spanien sein soll, dann wurde das im zweiten Teil aber im Western-Flair gut versteckt.

Die Liebesgeschichte zwischen Conchita/Carmen und Django/José und den Film insgesamt finde ich nicht sehr überzeugend, den ersten Teil fad, die Bilder des zweiten Teils besser (hängt aber vielleicht auch an meinem Zugang). Die Brüchigkeit der Figur Neros find ich ganz gut, wobei Nero schon ein bisserl ins Outrieren fällt. Schluß: Kein wirklich guter Film. Schaut man sich aus Italowestern-enzyklopädischem Interesse an, aber sonst nicht.


*) A Man on a Horse on Top of the Hill. Ein Gespräch mit Italowestern-Legende Franco Nero. in: Studienkreis Film (Hg.), Um sie weht der Hauch des Todes. Der Italowestern - die Geschichte eines Genres. 2., erweit.Aufl., Bochum 1999, S. 97-101, S.101

Literatur:
Ulrich P. Bruckner, Für ein paar Leichen mehr. Der Italo-Western von seinen Anfängen bis heute. Stark erweit.u.aktual.Neuausg., Berlin 2006

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