Dienstag, 29. Oktober 2019

Kapfenberg

29.10.2019

Im obersteirischen Kapfenberg wurde ein Fußballspiel besucht. 23.000 Menschen leben in der aus 16 Ortschaften bestehenden Stadtgemeinde, wobei es im eigentlichen Kapfenberg selbst 3.300 sind.

Am 12. und 13. Februar 1934 fanden beim Februaraufstand des sozialdemokratischen Schutzbunds gegen die Zerschlagung der Demokratie auch in Kapfenberg Kämpfe statt. Bei der bewaffneten Auseinandersetzung zwischen dem Schutzbund unter der Führung von Koloman Wallisch in Bruck an der Mur und der Gendarmerie sowie dem Bundesheer wurden in Kapfenberg zwei Menschen getötet und vier verletzt. Gendarmerie und Bundesheer schlugen auch hier den Aufstand im Sinne der austrofaschistischen Diktatur nieder. Der sozialdemokratische Nationalratsabgeordnete des von der Dollfuß-Diktatur aufgelösten Parlaments Kolomann Wallisch wurde verhaftet und am 19. Februar in Leoben hingerichtet. Etwa 40 Kapfenberger Schutzbundangehörigen wurde in den Monaten danach wegen Hochverrats der Prozess gemacht.


Straßenszenen in Kapfenberg. Die Burg Oberkapfenberg wurde in der Vergangenheit schon einmal besucht.

Freitag, 25. Oktober 2019

Trumau

25.10.2019

Im niederösterreichischen Trumau wurde ein Fußballspiel besucht. 3.700 Menschen leben hier.

Das Schloss Trumau wurde 1650 bis 1667 durch Umbau aus einem militärisch befestigten Gutshof des Stiftes Heiligenkreuz errichtet, um den Äbten als herrschaftliches Schloss für die Sommermonate zu dienen. Im Krieg von 1683 hielten die militärischen Befestigungsanlagen der Angriffswelle des türkischen Heers am Weg nach Wien nicht stand und Trumau wurde zerstört. Am Weg von Südosten nach Wien wurde der Ort im Lauf der Jahrhunderte mit seiner Festungsanlage mehrmals in Kriegen angegriffen, beschossen, geplündert, in Brand gesetzt, Menschen getötet. 1529 und 1683 taten dies etwa osmanische Heere sowie 1471 und 1621 ungarische Soldaten. Das Schloss wurde nach 1693 wiederaufgebaut, allerdings wurden die Türme niedriger gebaut und auch obwohl nach Bränden 1811 und 1880 das Schloss jeweils wiedererrichtet wurde, war die Anlage danach weniger mächtig als zuvor. Seit 2009 ist hier ein Institut für Studien zu Ehe und Familie der katholischen Kirche, in der zur Frage geforscht wird, warum sich die Menschen nicht an die Enthaltsamkeits- und Moralvorstellungen der ehe- und familienlosen katholischen Religionsführer halten.



Die katholische Pfarrkirche wurde im 16.Jh. errichtet.


Straßenszenen

Freitag, 18. Oktober 2019

Wiener Neustadt

18.10.2019

Im niederösterreichischen Wiener Neustadt wurde ein Fußballspiel besucht. 45.300 Menschen leben hier. Nach früheren Besichtigungsspaziergängen und Stadtgeschichtserkundungen wurde diesmal etwas weiter ausgeholt.

Mit dem 1803 in Betrieb genommenen, bis zu 63 km ausgebauten Wiener Neustädter Kanal wurden vor allem Holz, Ziegel und Kohle aus dem Raum südlich der Donau auf dem Wasserweg nach Wien transportiert. Von der dafür errichteten Schiffswerft ist ein ehemaliger Zuleitungskanal übrig, der heute nicht mehr von Schiffen sondern von Enten frequentiert wird.



Die Österreichische Daimler Motoren Gesellschaft (Austro-Daimler) bestand von 1899 bis 1934 in Wien und Wiener Neustadt. Im Jahr 1900 wurde in der Fabrik in Wiener Neustadt das erste Automobil hergestellt. Es wurden alle möglichen Wagen hergestellt, auch Kriegsgerät (Panzerwagen). Zum Betriebsgelände gehörte eine eigene Rennstrecke für Testzwecke. Davon ist ein Stück Asphalt übriggeblieben.


Anstelle der Daimler-Fabrik steht heute eine nach Ferdinand Porsche benannte Wohnsiedlung.


In den Massakern von Kraljevo und Kragujevac ermordeten deutsche Wehrmachtssoldaten im Oktober 1941 2.300 Einwohnerinnen und Einwohner der serbischen Stadt Kragujevac (darunter 300 Schüler und 18 Lehrer des Gymnasium) und 1.700 Menschen in der Nachbarstadt Kraljevo. Nachdem die deutschen Besatzungstruppen nach ihrem Überfall auf Jugoslawien erfolgreich von den jugoslawischen Partisanen angegriffen wurden, ermordeten sie als sogenannte Vergeltung wie an anderen Kriegsschauplätzen unbeteiligte Zivilistinnen und Zivilisten (in Jugoslawien bis zur Befreiung 1944 rund 80.000 Menschen). Die hauptsächlich österreichischen Soldaten der in Wien aufgestellten 717. Infanterie-Division der deutschen Wehrmacht waren im Oktober 1941 damit beschäfigt, in Serbien von Dorf zu Dorf zu ziehen, es niederzubrennen und Dorfbewohnerinnen und -bewohner zu erschießen. In Kraljevo wurden sie dabei allerdings von den jugoslawischen Partisanen eingeschlossen und mit Artillerie beschossen. Nur mit Mühe und unter Verlusten konnten sie den jugoslawischen Gegenangriff abwehren. Aus Rache dafür wurde laut offiziellem deutschen Kriegstagebuch 1.736 Männer und 19 Frauen aus der Stadtbevölkerung in der Waggonfabrik von Kraljevo erschossen. Für ihre Tapferkeit bei der Ermordung der Menschen erhielten zwanzig Soldaten anschließend Orden verliehen. Diese Halle steht hier heute in Wiener Neustadt. Es war eine der größten Stahlträger-Hallen Europas und sie wurde 1942 in mehr als 400 Güterwaggons nach Wiener Neustadt gebracht, um sie in den damaligen Raxwerken in der Raketenproduktion zu verwenden. Aufgrund ihrer Geschichte wurde sie „Serbenhalle“ genannt.


In Wiener Neustadt wurde in der sogenannten Serbenhalle 1943 bis 1945 ein dem KZ-Mauthausen unterstehendes Konzentrationslager mit bis zu 1.000 Gefangenen betrieben. Diese wurden unter unmenschlichsten Bedingungen zur Rüstungsarbeit gezwungen. Viele sind dabei um ihr Leben oder ihre Gesundheit gekommen. Ein Denkmal erinnert an sie.


Die Lokomotive „Fanny“ an der Kreuzung Pottendorfer Straße/Stadionstraße erinnert an die Wiener Neustädter Lokomotivfabrik (LOFAG), die sich in diesem Gebiet entlang der Pottendorfer Straße erstreckte. Während der NS-Zeit wurden in der LOFAG bzw. in den Rax-Werken keine Zugfahrzeuge erzeugt, sondern der Rüstungsbetrieb konzentrierte sich auf V2-Raketen-Teile, Tender (Brennstoff- und Wasser-Vorratsbehälter) und Leichter (Schiffe ohne Aufbauten). Dementsprechend wurde das Industriegelände im Zweiten Weltkrieg von den Alliierten ab 1943 massiv bombardiert.


Viele Arbeiterinnen und Arbeiter waren alles andere als Nazis. Ein aus Spenden errichtetes Denkmal aus dem Jahr 1948 erinnert an in einem KZ ermordete oder wegen Widerstand gegen die NS-Verbrechensherrschaft hingerichtete Arbeiter der Raxwerke.


Die Wiener Neustädter Lokomotivfabrik war die größte Lokomotiv- und Maschinenfabrik in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Im Zuge der Märzrevolution 1848 wurde hier bereits der 10-Stunden-Tag durch die Arbeiter erkämpft, was ihnen nach der Niederschlagung der Revolution aber wieder entzogen wurde. 1865 wurde der erste österreichische Arbeiterverein in der Wiener Neustädter Lokomotivfabrik gegründet. 1907 und 1912 wurden weitere Fabrikshallen und das alte Werksgebäude stillgelegt, von dem heute noch das Eingangstor erhalten ist. Das alte Fabriksgelände wurde baulich als Kaserne adaptiert und von März 1910 bis März 1912 von bosnisch-herzegowinischen Infanterieregimentern bezogen. Im Ersten Weltkrieg diente das alte Werk sowohl als Kaserne wie auch als Kriegsgefangenenlager.


Altes Industriegebäude.


Ein Ein-Mann-Beobachtungsbunker aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem ehemaligen Gelände des „Rax-Werkes“. Der darin Ausschau bzw. Wache haltende Mann konnte seine Umgebung über vier Beobachtungsschlitze kontrollieren. Die Betonwand hielt Splittern einer Handgranate und Gewehrbeschuss stand, aber nicht mehr. Insofern war die exponierte Position während eines Bombardements lebensgefährlich. Trotzdem mussten dazu abkommandierte Personen (des „Werkschutzes“ der „Rax“-Fabrik) während des Zweiten Weltkriegs hierin angeblich Treffer und Brände melden.


Straßenszene


Nicht nur in Wien sondern auch in Wiener Neustadt gibt es eine gotische Wegsäule Spinnerin am Kreuz aus dem 14.Jh. Die Sage, die sich darum in Wiener Neustadt rankt, ist aber eine andere als jene in Wien.


Sowjetischer Friedhof am städtischen Friedhof. 952 sowjetische Soldatinnen und Soldaten, die in den Kämpfen des Zweiten Weltkriegs getötet wurden sowie teilweise auch einzelne, die in der anschließenden Besatzungszeit bis 1955 hier verstarben, sind hier in Massengräbern und Einzelgräbern begraben.


Gedenkstätte für die im Februar 1934 im Kampf gegen die austrofaschistische Diktatur getöteten Arbeiterinnen und Arbeiter.


Kriegerdenkmal für getötete Soldaten des Ersten Weltkriegs


Denkmal und Massergräber für Tote des Zweiten Weltkriegs


Der jüdische Friedhof wurde 1889 eröffnet. Die jüdische Gemeinde von Wiener Neustadt zählt zu den ältesten und bedeutendsten im Gebiet des heutigen Österreich und bestand spätestens Mitte des 13. Jahrhunderts. Mit der Nazi-Machtergreifung 1938 wurden die Jüdinnen und Juden verfolgt, drangsaliert und ausgeraubt. Mit Oktober 1939 begannen die Deportationen. Der Großteil wurde im Jahre 1942 in die Konzentrationslager verschleppt. Nur rund ein Sechstel der Deportierten überlebte das KZ.


Stolpersteine zur Erinnerung an ermordete jüdische Nachbarinnen und Nachbarn


Freiheitspark


1952 wurde die bombenbeschädigte Synagoge, die dann als Lager verwendet worden war, abgerissen.


Am 14. Januar 1918 begann in den Wiener Neustädter Daimler-Motorenwerken wegen der Halbierung der Mehlration der Jännerstreik, der sich aus sozialer Unzufriedenheit und Kriegsmüdigkeit binnen weniger Tage zur größten Streikaktion in der Geschichte des Landes ausweitete, die mitten im Ersten Weltkrieg nahezu eine Million Arbeiterinnen und Arbeiter in fast allen Industriegebieten der Monarchie erfasste. Bald forderten die Streikenden nicht mehr bloß eine bessere Versorgung, sondern auch die sofortige Beendigung des Krieges. Nach dem Ende des Jännerstreiks wurden die Streikführer und zahlreiche Aktivisten verhaftet oder zur Armee eingezogen.


Der Wiener Neustädter Dom (Liebfrauendom) ist ein im Kern spätromanisches Bauwerk, das 1279 noch nur als Pfarrkirche geweiht wurde und 1468 bis 1785 Kathedrale des damaligen katholischen Bistums Wiener Neustadt. war


Straßenszenen


2011 ermordete ein rechtsextremer Terrorist im sozialdemokratischen Sommerferienlager Utøya in Norwegen 69 Menschen, fast alle Kinder und Jugendliche. Der Massenmörder ist seither in rechtsextremen Kreisen ein vielumjubelter Held und hatte seine stolzen Bekenntnisbriefe auch an Rechtsextremisten in Wien geschickt. In Wiener Neustadt wurde in Gedenken an die 69 Toten von Utøya und die acht von ihm zuvor bei einem Bombenanschlag in Olso ermodeten Menschen ein Park benannt.