Samstag, 27. Mai 2017

Hohenau an der March

27.5.2017

In Hohenau an der March auf niederösterreichischer Seite im tschechisch-slowakisch-österreichischen Dreiländereck im Nordosten Niederösterreichs wurde ein Fußballspiel besucht. 2.700 Menschen leben hier.

Die Zuckerfabrik Hohenau prägte von 1867 bis zur Schließung 2006 das Arbeits- und Wirtschaftsleben von Hohenau. Hier arbeiteten einmal 1.200 Menschen, am Schluss waren es noch 136. 1938 wurde der jüdischen Gründerfamilie Strakosch ihr Eigentum an der Fabrik geraubt. Der Direktor der Zuckerfabrik, Georg Strakosch-Feldringen, beging Selbstmord. Nach der Befreiung 1945 erhielten die Strakosch ihren Besitz zurück. 2003 übernahm der Raiffeisen-Zuckerkonzern Agrana den Betrieb und schloss ihn später. Nur die Silos werden noch zur Lagerung genutzt.


Das 1929/30 erbaute Rathaus.


Entenbrunnen am Rathausplatz


Der Glockenturm wurde 1745 erbaut und 1967/68 zur Verbesserung des Durchzugsstraßenverkehrs abgebaut und am Rand eines Parks im Oberort neuaufgebaut.


Straßenszenen. Sowohl durch die kulturelle Vielfalt des Grenzraums als auch durch im Zuge der mährischen Wirtschaftsmigration nach Wien in Hohenau Gebliebene war der Ort im 19.Jh. tschechisch geprägt. Noch um 1920 war die Mehrheit der Bevölkerung tschechischen Ursprungs.


In Hohenau entstand im 19.Jh. im Zuge der mährischen Migrationsbewegung nach Wien eine jüdische Gemeinde von Jüdinnen und Juden, die sich anstatt weiterzuziehen hier niederließen. 1938 wurden die Geschäfte der Hohenauer Jüdinnen und Juden von den Nazis geschlossen, sie ihres Lebensunterhalts beraubt und nach Wien zwangsumgesiedelt. Die meisten werden später im Holocaust ermordet. Mit Alfred Löbl konnte ein einziger Hohenauer Holocaust-Überlebender zurückkehren und betrrieb bis in die 1990er Jahre im Ort eine Eisenwarenhandlung. Die 1899 erbaute Synagoge wurde 1939 abgerissen. Der 1879 eröffnete jüdische Friedhof wurde 1938 stillgelegt, blieb aber erhalten.


Altes Lagerhaus


Die katholische Pfarrkirche ist mit ihrem heutigen Aussehen ein frühbarocker Umbau von 1693.


Das Denkmal namens Landmark erinnert seit 2005 an die EU-Erweiterung um die Tschechische Republik und die Slowakei am 1. Mai 2004. Im Metallring sind je ein Zitat von des Jirí Gruša, Magdalena Vášáryová und Marlene Streeruwitz jeweils in allen drei Sprachen angebracht ist. Drei Ausgänge aus dem Denkmal zeigen in die Richtungen von Prag, Bratislava und Wien. Ein halbes Jahrhundert lang lag Hohenau am Rand des toten Grenzraums des Eisernen Vorhangs des kommunistischen Ostblocks, wo bis 1989 tschechoslowakische Grenzsoldaten Menschen, die über den Fluss March aus der Diktatur flüchten wollten, erschossen. Insgesamt starben von 1948 bis 1989 am Eisernen Vorhang zwischen der damaligen Tschechoslowakei und Österreich fast 800 Menschen. 129 Menschen wurden beim Fluchtversuch getötet und 648 Soldaten bei Unfällen im Minengürtel oder durch Selbstmord. Seit 1994 verbindet eine Brücke über die March Hohenau mit der Slowakei.


Am Bahnhof erzählen Kindermalereien in der Bahnsteigunterführung die Geschichte Hohenaus.

Freitag, 19. Mai 2017

Berlin

19.5.2017

In der deutschen Hauptstadt Berlin wurde ein Fußballspiel besucht und davor wieder einmal ein Stadtspaziergang unternommen.

Straßenszenen


dem Verlauf der Berliner Mauer folgend


Am Checkpoint Charlie, einst von den Alliierten kontrollierter Grenzübergang zwischen dem amerikanischen Teil Westberlins und dem sowjetischen Ostberlin. Beim Mauerbau 1961 standen sich hier auf der offenen Straße amerikanische und sowjetische Panzer schussbereit gegenüber. Heute ist das hier alles eine geschichtslose Touristenattraktion.


Überrest der Berliner Mauer. Die Mauer allein reicht halt aber auch eben nicht, um sich die Todeszone des Grenzbereichs zu vergegenwärtigen. Mit Minenfeldern und Soldaten, die auf die Menschen schossen und sie töteten, wenn sie aus der DDR-Diktatur flüchten wollten.


Nach über einem Jahrzehnt wurde wieder die Topographie des Terrors besucht, die 1987 eröffnete Ausstellung am Ort des im Zweiten Weltkrieg zerbombten ehemaligen Hauptquartier der zentralen Mord- und Terrororganisaton der Nazis, ab 1934 des Sicherheitsdienstes (SD) der SS und ab 1939 des Reichssicherheitshauptamtes. Die Ausstellung im freiliegenden Kellerbereich zeigt, wie sich die Gewaltherrschaft der Nazis entwickelte und was sie in unterschiedlichen Facetten für Berlin bedeutete. Die Berliner Mauer teilte danach hier die Stadt.


2010 wurde die Freiluftausstellung der Topographie des Terrors durch ein neues Dokumentationszentrum ergänzt. Es zeigt die Rolle von SS und Polizei als Unterdrückungsorganisationen des Naziterrors und ihre Massenmorde an unterschiedlichen Opfergruppen des NS-Regimes sowie die Massenerschießungen von Geiseln und gefangenen Zivilpersonen in besetzten Ländern durch SS und deutsche Polizeieinheiten. Die Nazis definierten nicht Menschen sondern das Volk als zentrale Kategorie und als Volk nur einen Teil der in Deutschland Lebenden. Alle anderen gehörten nicht dazu, waren an allem schuld, wurden diskriminiert, ausgegrenzt und sollten schließlich umgebracht werden.


Stolpersteine erinnern im Straßenpflaster Berlins an die Wohnorte von Nazi-Opfern


1951 in der DDR errichteter Sockel eines nicht errichteten Denkmals für Karl Liebknecht, der hier am Potsdamer Platz gemeinsam mit Rosa Luxemburg 1916 gegen das Morden des Ersten Weltkriegs als sozialistischer Politiker einsetzte. Er wurde sofort verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Während der Teilung der Stadt ab 1961 befand sich der Sockel unmittelbar am Todesstreifen der DDR-Grenze und war nicht zugänglich. 1995 wurde der Sockel abgebaut, aber 2003 wiederaufgestellt.


Denkmal für die von den Nazis systematisch verfolgten und ermordeten Homosexuellen. Es gab 50.000 Verurteilungen und tausende kamen in KZ, das viele nicht überlebten. 2008 wurde die Betonstele aufgestellt, in der auf einem Bildschirm eine gleichgeschlechtliche Kuss-Szene läuft.


Freilebende Hasen im Park mitten in Berlin.


Irgendwann steht man dann immer vor dem Brandenburger Tor.


Bahnhof Friedrichstraße


Straßenszene