Samstag, 27. August 2016

Schattendorf

27.8.2016

Im burgenländischen Schattendorf (ungarisch Somfalva, kroatisch Šundrof) wurde ein Fußballspiel besucht. 2.400 Menschen leben hier.

Schattendorf liegt, seitdem das Burgenland 1921 an Österreich angeliedert wurde, direkt an der Grenze zu Ungarn.


Die Pfarrkirche wurde 1703 erbaut. Der Kirchturm wurde 1747 hinzugefügt.


Am 30. Jänner 1927 schossen in Schattendorf drei Mitglieder der rechtsradikalen Frontkämpfervereinigung aus den Fenstern eines Wirtshauses auf die zahlenmäßig deutlich überlegenen, jedoch unbewaffneten Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer gegen sie gerichteten sozialdemokratischen Demonstration. Sie töteten dabei ein achtjähriges Kind (Josef Grössing) und einen Kriegsinvaliden (Matthias Csmarits) und verletzten fünf weitere Menschen.


Die Frontkämpfer veranstalteten, um Aufsehen zu erregen und zu provozieren, Veranstaltungen in sozialdemokratischen Orten, so auch in Schattendorf. Ihre Zusammenkunft wurde bereits am Bahnhof von einer sozialdemokratischen Gegendemonstration verhindert. Sie zogen sich in das Gasthaus Tscharmann eines der ihren zurück. Von dort schossen drei Frontkämpfer aus einem Fenster dem Kind in das Herz und dem Bauarbeiter Csmarits von rückwärts in den Hinterkopf. Die Täter wurden von einem Geschworenengericht wegen Notwehr freigesprochen. Politisch motivierte Gewalttaten wurden damals zumeist nicht geahndet. Am 15. Juli 1927, einen Tag nach dem Urteil, versammelten sich tausende aufgebrachte Arbeiterinnen und Arbeiter vor dem Justizpalast in Wien. Einige stürmten im Verlauf eines chaotischen Protests hinein und legten Feuer. Die Bundesregierung des katholischen Priesters Ignaz Seipel ordnete den Schusswaffeneinsatz der Polizei an, die eine regelrechte Menschenjagd auf Demonstrantinnen und Demonstranten in der Wiener Innenstadt veranstaltete und dabei 83 Menschen erschoss. Im Zuge der daraufhin noch den nächsten Tag anhaltenden Ausschreitungen und Proteste wurden auch Polizeiwachzimmer gestürmt und Polizisten getötet.


In Schattendorf leben heute weiterhin die Nachkommen und Familien der Toten wie der Mörder. Der achtjährige Josef Grössing wurde am hiesigen Friedhof begraben. Im Zuge der Friedhofsverkleinerung 1968 wurde sein Grab an die Rückseite der neugebauten Leichenhalle versetzt, neben die WC-Anlage (die Türen rechts) und außerhalb des Friedhofs. Von dort ist die Gedenkstätte nicht zu sehen. 1984 wurde eine Gedenktafel angebracht. Die drei Todesschützen sind innerhalb des Friedhofs begraben, ihr Opfer liegt außerhalb. Laut einer emotional geschriebenen Webseite wurde das Grab Grössings beim Bau 1968 planiert und die Straße darüber gebaut. Die heutige Grabstätte wäre ein leeres Grab.


Ab Dezember 1944 wurden etwa 1.100 bis 1.200 ungarische Jüdinnen und Juden zur Zwangsarbeit nach Schattendorf gebracht. Sie hatten schwere Bauarbeiten am Bau von militärischen Anlagen (Laufgräben, Panzergräben) zu leisten. Sie wurden im Schulhaus, in Gatshäusern, in Privathäusern und in ein bis zwei Lagern untergebracht und von SA-Männern bewacht. Berichte von Überlebenden zeigen, dass die meist älteren Männer der Schattendorfer Wachmannschaften sie nicht brutal behandelten. Durch Hunger, Kälte und Erschöpfung starben dennoch viele Menschen. Bei der Auflösung des Lagers aufgrund der herannahenden sowjetischen Armee wurden viele Kranke zurückgelassen. Am 28. März 1945 mussten etwa 300 Deportierte unter SS-Bewachung abmarschieren. In Gramatneusiedl wurden die meisten in Waggons gepfercht und ins KZ Mauthausen gebracht.


Planmäßige Massenmorde dürften in Schattendorf nicht durchgeführt worden zu sein, allerdings wurden bei der Räumung des Lagers drei Menschen umgebracht. Die Zahl derjenigen ungarischen Jüdinnen und Juden, die in Schattendorf sterben mussten, ist nicht bekannt. Grabanlage für 27 in der Zeit von Oktober 1944 bis April 1945 im Lager Schattendorf ums Leben gekommene ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter.

Samstag, 20. August 2016

Opole

20.8.2016

In der polnischen Stadt Opole (deutsch Oppeln) wurde ein Fußballspiel besucht. 120.000 Menschen leben hier.

Opole war die historische Hauptstadt Oberschlesiens. Bis 1532 regierten Herzöge aus der Familie der Piasten von hier aus das Herzogtum Oppeln, dann übernahmen die Habsburger die Herrschaft bis Schlesien nach dem ersten preußisch-österreichischen Schlesischen Krieg an Preußen angegliedert wurde. Der 51 Meter hohe Piastenturm ist der letzte Überrest des ehemaligen Schlosses der Herzöge, das vermutlich ab 1217 entstanden war. Nach dem Aussterben der Piasten 1532 verfiel das funktionslose Schloss zunächst, erst im 19.Jh. wurde es wieder hergerichtet und ab 1860 als Regierungs- und Verwaltungsgebäude genutzt. 1931 wurde das Schloss bis auf den Turm abgerissen und von 1932 bis 1936 ein modernes Regierungsgebäude errichtet.


Das Denkmal in Form der antiken Siegesgöttin Nike wurde 1970 zum 25. Jubiläum des Kriegsendes des Zweiten Weltkriegs und der polnischen Übernahme der Stadt errichtet. Als Nationaldenkmal ist es allen Kämpfern für die polnische Nationalität in der Stadt gewidmet, auch den Aufständischen der Schlesischen Aufstände gegen die Zugehörigkeit zu Deutschland 1919 bis 1921.


2000 errichtetes Militärdenkmal


Am Wasser.


Die Franziskanerkirche aus dem 14.Jh. war bis zur Vertreibung der Deutschen 1945 die evangelische Stadtpfarrkirche. Drei Viertel waren hier damals römisch-katholisch, zwanzig Prozent protestantisch und fünf Prozent jüdisch.


Gedenkstein für nach dem deutschen Angriff auf Polen 1939 ermordete, verfolgte, eingesperrte, deportierte und zur Sklavenarbeit gezwungene Polinnen und Polen


Die alte Synagoge an der Hospitalstraße (heute ul. Szpitalna) aus dem Jahr 1840 wurde bereits 1897 durch einen Neubau ersetzt. Das Gebäude wurde verkauft und hier eine Druckerei untergebracht, weswegen es die Zerstörungen durch die Nazis im Gegensatz zu seinem Nachfolger überstand. 1930 hatten in Oppeln noch 607 Jüdinnen und Juden gelebt, ca. 1% der Bevölkerung. 1939 waren es nur mehr 280. Die nicht geflüchteten Jüdinnen und Juden wurden zwischen 1942 und 1944 in KZ deportiert und zumeist direkt ermordet.


Im 19.Jh. lebten überwiegend Deutsche in der Stadt. 1910 sprachen von den 33.907 Einwohnerinnen und Einwohnern 80 % deutsch, 16 % polnisch und 4 % deutsch und polnisch. Anfang 1945 organisierten die deutschen Behörden die Flucht eines Teils der deutschen Bevölkerung mit Zügen nach Breslau, da eine Befestigung und Verteidigung der Stadt nicht möglich war. Am 23./24. Januar 1945 nahm die Rote Armee die Stadtteile östlich des Flusses Oder ein mitsamt der Innenstadt ein. Zwei Monate später eroberten sie auch den Westen und übergaben am 24. März 1945 übergaben formell die Macht an die polnische Verwaltung. Die Stadt zählte an dem Tag nur noch 170 Einwohnerinnen und Einwohner, etwa 60 % der Stadt waren zerstört. Bereits im April 1945 trafen die ersten polnischen Vertriebenen aus den polnischen Ostgebieten ein, die Polen an die Sowjetunion abtreten musste. Gleichzeitig kehrten nach dem Ende der Kampfhandlungen tausende der deutschen Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt in ihre Häuser zurück, soweit sie nicht zerstört waren. Doch die deutsche Bevölkerung wurde in den Jahren 1945/46 vertrieben oder in Arbeitslager der Umgebung eingesperrt und aus dem deutschen Oppeln die polnische Stadt Opole. Heute sind etwa 2,5% der Stadtbevölkerung deutsch und betreiben mehrere Bildungs- und Kulturvereine.


Das Rathaus in der Mitte des Marktplatzes stammt in seinem heutigen Aussehen im Wesentlichen aus einem Umbau der Jahre 1818 bis 1821. Der 1864 anstelle eines Vorgängerturms errichtete Rathausturm stürzte am 15. Juli 1934 ein, da Bauarbeiten zu einer Schwächung der Statik geführt hatten. Er wurde bis 1936 wiederaufgebaut.


Gedenkplatte zum 60. Jahrestag der „Umsiedlung“, de facto oft eine zwangsweise Vertreibung, der ca 1,8 Mio. Polinnen und Polen aus dem 1945 sowjetisch gewordenen Osten in die nun Deutschland abgenommene neuen polnischen Westgebiete.


Straßenszene


Die gotische Kathedrale zum Heiligen Kreuz (Bazylika Katedralna Podwyższenia Krzyża Świętego) geht auf die Errichtung einer ersten Holzkirche an dieser Stelle im Jahr 2001 zurück. Der heutige Kirchenbau entstand zwischen 1254 und 1295. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche 1899/1900 als die beide 73 Meter hohen neugotischen Türme fertiggestellt wurden.


Rekonstruierte Stadtmauer


Der heutige Bahnhof Opole Główne (Oppeln Hbf) wurde 1899 anstelle eines um 1860 errichteten ersten Bahnhofs eröffnet.

Freitag, 19. August 2016

Bytom

19.8.2016

In der polnischen Stadt Bytom (deutsch früher Beuthen OS) wurde ein Fußballspiel besucht. 170.000 Menschen leben hier. Vor dreißig Jahren und vor dem Zusammenbruch des Bergbaus waren es noch 240.000 gewesen.



Die Stadt wurde 1136 als Bithom erstmals schriftlich erwähnt. Das Herzogtum Beuthen gehörte ab 1289 zum böhmischen Königreich, mit dem es 1526 unter die Herrschaft der Habsburger fiel. Im ersten Schlesischen Krieg zwischen Preußen und Österreich wurde Schlesien von Preußen erobert und war ab 1742 preußisch.


Die katholische Marienkirche wurde im 13./14.Jh. in gotischem Stil errichtet. Nach einem Brand wurde sie im 16.Jh. umgestaltet, aber von 1851 bis 1857 wieder neugotisch eingerichtet. Der Kirchturm wurde in Zuge dessen in neugotischer Ziegel-Optik aufgestockt.


Am Marktplatz. Hier stand einst das 1880 anstelle eines Vorgängerbaus neu errichtete Rathaus. Es wurde im Frühjahr 1945 von sowjetischen Soldaten in Brand gesteckt und die Ruine danach abgerissen.


Am 27. Januar 1945 wurde Beuthen von der sowjetischen Armee besetzt und danach unter polnische Verwaltung gestellt. Die deutsche Mehrheitsbevölkerung der Stadt wurde, sofern sie nicht geflüchtet war, vertrieben. 1890 waren von den 36.900 Einwohnerinnen und Einwohnern etwa 9.000 polnisch gewesen, der Rest deutsch. Als neue Bewohnerinnen und Bewohner kamen noch 1945 aus den ehemals polnischen Ostgebieten, die nun sowjetisch wurden, ihrerseits vertriebene Polinnen und Polen an, die hier nun angesiedelt wurden. Deutsche Inschriften an öffentlichen Gebäuden sind manchmal noch zu finden, wenn ihre Entfernung zu aufwändig gewesen wäre bzw. nur halbherzig gemacht wurde.


Die „Schlesische Oper“, Opera Śląska, in Bytom ist eines der bedeutendsten Opernhäuser in Polen. 1945 wurde sie im 1901 eröffneten Gebäude des ehemaligen Stadttheaters von Beuthen gegründet.


Straßenszenen


Die 1869 eröffnete jüdische Synagoge wurde in der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 von den hiesigen Nazis niedergebrannt. Jüdinnen und Juden wurden dazu gezwungen, stundenlang davor zu stehen und dem Feuer zuzusehen. Es lebten hier in der Zwischenkriegszeit zwischen 3.500 und 5.000 Jüdinnen und Juden. Die 1.300 verbliebenen Menschen wurden im ersten direkten Holocaust-Transport in das KZ Auschwitz deportiert und dort alle am 15. Februar 1942 in der Gaskammer ermordet.


Der 1866 eröffnete Neue jüdische Friedhof mit einem erhaltenen Friedhofsgebäude in neugotischem Stil. Im verschlossenen Friedhof befindet sich auch ein Denkmal für die niederländischen Jüdinnen und Juden, die von den Nazis zur Zwangsarbeit nach Schlesien deportiert und dabei hier getötet wurden.


Das Oberschlesische Museum, ein 1929/30 in modernem Stil errichteter Museumsbau.


Der heutige Bahnhof wurde 1929/30 anstelle deines Vorgängerbahnhofs aus dem Jahr 1868 errichtet. Ein großes Gebäude und eine mehrere Bahnsteige überspannende große Dachkonstruktion, doch heute nur ein Regionalbahnhof ohne Bahnhofspersonal und Fahrkartenverkauf.

Montag, 15. August 2016

Berlin

14./15.8.2016

In der deutschen Hauptstadt Berlin wurden wieder einmal zwei Tage verbracht und dabei auch Fußball geschaut, u.a. bei Union Berlin.
3,4 Mio. Menschen leben hier.

Der Flughafen Berlin-Tempelhof wurde 1923 eröffnet und war einer der ersten Linienverkehrsflughäfen in Deutschland. Bis zu seiner Schließung 2008 war Tempelhof neben Tegel und Schönefeld einer von drei internationalen Zivilflughäfen Berlins. Das zwischen 1936 und 1941 errichtete Flughafengebäude hat eine Gesamtlänge von 1,2 km und ist damit eines der längsten Gebäude Europas. In seiner Funktionalität mit Trennung von Abflug und Ankunft oder Fracht und Personenverkehr war es ein bahnbrechender Flufhafenbau. Die Bauarbeiten am Flughafen liefen auch nach Beginn des Zweiten Weltkriegs weiter. Nun wurden aus den besetzten Gebieten v.a. der Sowjetunion verschleppte Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Verhältnissen zum Bau eingesetzt, die in Barackenlagern am Flughafengelände gefangenhalten wurden. Bei Kriegsende 1945 war der neue Flughafen noch nicht vollständig fertiggestellt.


Die Reichsadler sind noch überall angebracht, die Hakenkreuze zwischen den Krallen wurde abgeschlagen.


Am Ort des Flughafen stand zuvor das Columbia-Haus, das als Militärgefängnis des Kaiserreichs errichtet worden war und von den Nazis als Gestapo-Gefängnis benutzt wurde, wo nach der NS-Machtübernahme Andersdenkende gefangen, gefoltert und auch ermordet wurden. Von 1934 bis 1936 wurde es als KZ geführt. 1994 wurde ein Mahnmal an die Opfer errichtet.


Das Luftbrückendenkmal wurde 1951 am neubenannten Platz der Luftbrücke vor dem Flughafen Tempelhof errichtet. Die drei Zacken des als Bogen nach Westen gestalteten Denkmals stehen sinnbildlich für die drei Luftkorridore zwischen West-Berlin und der damaligen Trizone, der 1948 zusammengeschlossenen US-amerikanischen, britischen und französischen Besatzungszonen. Die Inschrift am Sockel „Sie gaben ihr Leben für die Freiheit Berlins im Dienste der Luftbrücke 1948/1949“ erinnert an die dabei bei Unfällen Verstorbenen. Im Juni 1948 wurde in den westlichen Besatzungszonen, der späteren Bundesrepublik Deutschland, gemeinsam die D-Mark eingeführt, die auch in den US-amerikanischen, britischen und französischen Sektoren Berlins (Westberlin) gelten sollte, das innerhalb der sowjetischen Besatzungszone (der späteren DDR) lag. Daraufhin blockierte die sowjetische Militärverwaltung für fast ein Jahr lang, von 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949, den Güter- und Personentransport auf Straßen, Schienen und Wasserwegen nach Westberlin. So organisierten die Westmächte eine aufwändige Versorgung der Berliner Bevölkerung auf dem Luftweg, der ihnen uneingeschränkt offenstand. In 280.000 Flügen wurden 1,44 Mio. Tonnen Kohle, 490.000 Tonnen Lebensmuttel und 160.000 Tonnen Baustoffe zum Ausbau der Flughäfen und zum Neubau des Kraftwerkes Ruhleben eingeflogen. Es gab mehrere tödliche Unfälle, bei denen insgesamt 39 Briten, 31 US-Amerikaner und 13 Deutsche ihr Leben verloren.


Die Siegessäule auf dem Platz Großer Stern in der Parkanlage des Großen Tiergartens in Berlin wurde von 1864 bis 1873 als militaristisches Nationaldenkmal zur Verherrlichung der Kriege errichtet, die zur Entstehung des Deutschen Kaiserreichs unter preußishcer Führung geführt hatten. Das Denkmal stand zuerst auf dem damaligen Königsplatz, heute Platz der Republik, an dem später das Reichstagsgebäude errichtet wurde. Im Zuge der geplanten Umgestaltung Berlins wurde die Säule von den Nazis 1938/39 hierher versetzt und um 7,5 Meter aufgestockt.


Das 1901 eingeweihte Bismarck-Nationaldenkmal für den ersten deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck. Es stand ursprünglich vor dem Reichstagsgebäude und wurde 1938 an den heutigen Standort am Großen Stern im Tiergarten versetzt. Der deutsche Nationalheld setzte sein Ziel eines vereinten Deutschlands unter preußischer Führung gegen den Habsburgerstaat und Frankreich in Kriegen durch. Er ließ Sozialdemokraten einsperren und verfolgen und gleichzeitig rudimentäre erste Sozialgesetze beschließen, um an Ausbeutung und Lebensbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter nicht grundsätzlich etwas ändern zu müssen. Er wollte so „in der großen Masse der Besitzlosen die konservative Gesinnung erzeugen, welche das Gefühl der Pensionsberechtigung mit sich bringt.“


Das Sowjetische Ehrenmal wurde 1945 errichtet, um die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Roten Armee zu ehren und insbesondere der 80.000 sowjetischen Soldaten zu gedenken, die bei der Schlacht um Berlin 1945 getötet wurden. Im rückwärtigen Teil der Anlage liegen die Gräber von zwischen 2.000 und 2.500 sowjetischen Soldaten.


Irgendwie steht man dann doch bei jedem Berlin-Besuch wieder vor dem Brandenburger Tor.


Die Bronzeskulptur Der Rufer des Künstlers Gerhard Marcks steht seit dem 19. Mai 1989 auf der ehemaligen Westseite des Brandenburger Tors, von wo sie in den Osten der DDR den auf dem Sockel angebrachten Spruch „Ich gehe durch die Welt und rufe Friede Friede Friede“ rief.


Das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas wurde 2012 eröffnet. Es gedenkt den von den Nazis als „Zigeuner“ verfolgten europäischen Roma und den dabei bis zu 500.000 ermordeten Menschen. Auf der Außenseite der Glasplatten wird in englisch und auf der Innenseite in deutsch die Verfolgung der Sinti und Roma von 1933 bis 1945 dokumentiert. In der Mitte steht nach Konzept des Künstlers Dani Karavan ein rundes Wasserbecken („Brunnen“) mit schwarzem – „endlos tiefem“ – Grund. Das Wasserbecken wird von unregelmäßig geformten Steinplatten umgeben, in denen in unregelmäßigen Abständen Namen von Konzentrationslagern eingemeißelt sind.


Ein Denkmal an der Staatsbibliothek erinnert an zwei Jugendliche, die im August 1968 an Hauswände im damaligen Ostberlin den Namen „Dubček“ schrieben. Sie drückten damit ihren Protest gegen den Einmarsch der Ostblockarmeen in die ČSSR zur militärischen Niederschlagung des Reformkommunismus des Prager Frühlings aus. Die achtzehnjährigen Schüler Frank Havemann, ein Sohn des bekannten Dissidenten Robert Havemann, und Hans-Jürgen Uszkoreit wurden als Urheber als „Staatsfeinde“ verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Nach ihrer Entlassung mussten sie sich in der Produktion „bewähren“ (harte Arbeit statt Bildung), ihrer beruflichen Entwicklung wurden viele Steine in den Weg gelegt.


Auch am Lustgarten ist man bei jedem Berlin-Besuch irgendwie wieder.


Blick auf den Stand der absurdesten Baustelle Berlins, dem Neubau eines verlorenen (im Zweiten Weltkrieg zerstört, in der DDR abgerissen) Königsschlosses des 18./19.Jh. im 21.Jh.


Auf der Museumsinsel hatte von den drei aus persönlichen Interessen am meisten interessanten Museen das Alte Museum montags geschlossen und das Pergamon-Museum wurde aufgrund wegen laufenden Umbaus eingeschränkter Sammlungspräsentation ausgelassen. So wurde das Neue Museum besucht. Das Gebäude wurde zwischen 1843 und 1855 errichtet, da das Alte Museum zu klein geworden war. Seit der Wiedereröffnung 2009 beherbergt das Neue Museum Sammlungen aus dem alten Ägypten und Teile der Antikensammlung. 1939 wurden die Sammlungen geschlossen, im Zweiten Weltkrieg wurde eine Vielzahl der Kunstwerke ausgelagert und so gerettet, da das Gebäude zu großen Teilen zerstört wurde. In der Nachkriegszeit nutzten andere Museen der Museumsinsel die weniger beschädigten Räume als Magazin. Wiederaufbaupläne der 1980er Jahre wurden mit dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung beendet. Zwischen 1999 und 2009 wurde das Neue Museum dann wiederaufgebaut. Die komplett zerstörten Teile wurden in enger Anlehnung an die ursprünglichen Volumina und Raumfolgen neu errichtet und die erhaltenen Bauteile restauriert und ergänzt.


Das Hauptaugenmerk lag auf den bewunderswerten und bewunderten Stücken der ägyptischen Sammlungen. Ein Fotografieren des berühmtesten Ausstellungsstücks, der Brüste der Nofrete, ist verboten und wird vom Ordnerpersonal unterbunden.


Auch aus anderen antiken Kulturen gibt es schöne Stücke wie hier ein Kopf aus Zypern. Dazu einiges aus Ur- und Frühgeschichte.


Stücke aus dem von Troja-Entdecker Heinrich Schliemann so genannten Schatz des Priamos.


Im Neuen Museum.


Der Goldhut aus der Bronzezeit. Das Kunstwerk aus dünnem Goldblech diente wahrscheinlich religiösen Zwecken und wurde von Priestern eines in der späten Bronzezeit in Zentraleuropa verbreiteten Sonnenkultes verwendet.


Denkmal am Landwehrkanal für Rosa Luxemburg am Ort, an dem sie tödlich verwundet oder tot ins Wasser geworfen wurde. Der Namenszug rutscht ins Wasser. Das Denkmal ließ 1987 das Architektenehepaar Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte privat aufstellen. Rosa Luxemburg wirkte ab 1887 in der polnischen und ab 1898 in der deutschen Sozialdemokratie, in der sie Linksaußen-Positionen einnahm. Im Ersten Weltkrieg war sie vehemente Kriegsgegnerin, weswegen sie ins Gefängnis musste. Sie beteiligte sich in der Revolution 1918/19 an der Gründung der kommunistische Partei, auch wenn sie die Dikatur Lenins in Russland vehement kritisierte („Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.“) Unzufrieden mit dem Verlauf der Revolution wurde im Jänner 1919 in Berlin mit Streik und Barrikadenkämpfen der Spartakusaufstand versucht. Die Regierung der Republik verteidigte sich mit Freikorps-Einheiten aus ehemaligen Frontsoldaten und großteils republikfeindlichen, kaisertreuen Freiwilligen, die mit militärischer Erfahrung und Bewaffnung den Aufstand schnell und blutig niederschlugen. Für tote Aufständische wurden Geldprämien bezahlt, sodass nach Niederschlagung des Aufstands hunderte Arbeiterinnen und Arbeiter von den Soldaten ermordet wurden. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden von Soldaten verhaftet und schwer misshandelt. Rosa Luxemburg wurde mit einem Gewehrkolben bewusstlos geschlagen, in einen Transportwagen gelegt und unterwegs durch Schüsse in den Kopf ermordet.


Karl Liebknecht wurde wenig später einige hundert Meter weiter nördlich, am Neuen See, erschossen. Hier steht der zweite Teil des 1987 errichteten Denkmals in Form einer Gedenksäule. Er war 1916 wegen seiner Kritik an der Kriegsbefürwortung der Sozialdemokratie aus der SPD ausgeschlossen worden. Er wurde vom Kaiserreich wegen seiner Kriegsgegnerschaft ins Gefängnis geworfen, aus dem er erst kurz vor Kriegsende wieder freikam. 1918/19 beteiligte er sich an der Gründung der KPD.


Ein weiters Rosa-Luxemburg-Denkmal steht vor dem 1969 bis 1974 errichteten Verlagsgebäude des Neuen Deutschland, in der DDR die zentrale Parteizeitung des Regimes. Heute sind darin mehrere Institutionen und Organisationen aus dem Ex-DDR-Umfeld untergebracht, von der Rosa-Luxemburg-Stiftung bis zur Initiativgemeinschaft zum Schutz der sozialen Rechte ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe und der Zollverwaltung der DDR als Sozialverein ehemaliger Stasi-Leute, Todesschützen der Grenzwachen und anderer Unterdrückungsorgane der DDR. Das Denkmal Rosa Luxemburgs entstand 1998/99 und ergänzte zwei 1996 aufgestellte Terrakotta-Stelen zu Ehren der 1943 von den Nazis im KZ Theresienstadt ermordeten Mathilde Jacob und von Karl Liebknecht.


1972 wurde der Platz vor dem Verlagsgebäude nach dem bedeutenden marxistischen Publizisten und Historiker Franz Mehring (1946 bis 1919) Franz-Mehring-Platz benannt. Im Ersten Weltkrieg trat er als Kriegsgegner gegen die Mehrheitssozialdemokratie auf.


Die Köpenicker Blutwoche war eine Verhaftungs-, Folter- und Mordaktion der SA nach der Nazi-Machtübernahme im Jahr 1933. Von 21. bis zum 26. Juni 1933 wurden im Berliner Stadtteil Köpenick etwa 500 politische Gegnerinnen und Gegner der Nazis von der Köpenicker SA gefangengenommen, gedemütigt, gefoltert und teils ermordet. Zahlreiche Personen starben an Verletzungen, die ihnen durch Folter zugefügt wurden, oder behielten bleibende gesundheitliche oder psychische Schäden. Die Angaben zu den Todesopfern schwanken zwischen 24 und 91, dabei bis zu 70 Vermisste. Gedenksteine und ein Mahnmal erinnern heute an sie.


Straßenszene Berlin-Köpenick


Das Köpenicker Rathaus im Berliner Ortsteil Köpenick wurde 1901 bis 1905 anstelle eines Vorgängerbaus für die damals eigenständige brandenburgische Stadt Cöpenick erbaut, die seit 1920 Teil Berlins ist und seit 1931 Köpenick geschrieben wird. Bekannt wurde das Köpenicker Rathaus ein Jahr nach seiner Einweihung, als der 57-jährige arbeitslose Schuster Friedrich Wilhelm Voigt am 16. Oktober 1906 in einer zuvor erworbenen Hauptmannsuniform des 1. Garde-Regiments mit zehn herbeikommandierten gutgläubigen Soldaten Bürgermeister Georg Langerhans verhaftete, um sich der Stadtkasse zu bemächtigen. Der gelungene Raub flog erst nach dem Verschwinden des mehrfach Vorbestraften auf und der zehn Tage später verhaftete Voigt ging als „Hauptmann von Köpenick“ in die Geschichte ein. Die Episode zeigte, wie im militaristischen Deutschen Kaiserreich ein Offizier ohne jegliche Legitimation außer seiner Uniform alle sonstige staatliche Gewalt außer Kraft setzen konnte. Vor dem Haupteingang des Rathauses wurde 1996 eine Skulptur für den Hauptmann von Köpenick aufgestellt.