Freitag, 30. September 2016

Donostia - San Sebastián

30.9.2016

In San Sebastián (spanisch) bzw. Donostia (baskisch) im spanischen Baskenland wurde ein Fußballspiel besucht. 186.000 Menschen leben hier.

Ausblick auf die Stadt vom Monte Igueldo


Blick auf den Berg Monte Urgull mit 1950 errichteter riesiger Jesusstatue.


Das Meer.


Die Stadt ist 2016 gemeinsam mit Wrocław europäische Kulturhauptstadt.


Der Name San Sebastián (spanisch für „Heiliger Sebastian“) wurde im frühen 11.Jh. erstmals schriftlich erwähnt. Der baskische Stadtname Donostia ist ebenso aus dem Namen des Heiligen Sebastian entstanden: Done Sebastian wurde im Lauf der Jahrhunderte über Donebastia sprachlich zu Donostia verschliffen. 40% der Stadtbevölkerung sind zweisprachig baskisch und spanisch. Zwischen 15% und 20% sprechen im Alltag baskisch.


Die 1889 bis 1897 errichtete neugotische Kathedrale Buen Pastor.


Straßenszenen


Der Hauptbahnhof San Sebastián-Donostia, früher auch estación del Norte oder estación de Atocha wurde 1864 eröffnet und 1881 sowie 1905 ausgebaut. Die Metallüberdachung der Bahnsteige aus dem Jahr 1881 wurde in den Werkstätten von Gustave Eiffel hergestellt.


Das 1912 eröffnete Theater der Victoria Eugenia (spanisch Teatro Victoria Eugenia, baskisch Victoria Eugenia Antzokia).


Das Veranstaltungszentrum Palacio de Congresos y Auditorio Kursaal wurde 1999 anstelle des 1973 abgerissenen vorherigen Gran Kursaal Marítimo de San Sebastián aus dem Jahr 1921 errichtet. Der als Fremdwort aus der deutschen Sprache entlehnte Begriff Kursaal bezeichnete ein repräsentativ ausgestattetes Mehrzweckgebäude, das in Ferienorten dem gesellschaftlichen Leben für diverse Veranstaltungen wie Bälle, Empfänge, Theatervorführungen etc. Platz bot. In Frankreich wurden diese Bauten Casino genannt.


Die Plaza de la Constitución (spanisch) bzw. baskisch Konstituzio („Platz der Verfassung“). Das Hauptgebäude auf diesem zentralen Platz in der Altstadt war bis 1947 das Rathaus. Der Platz wurde in klassizistischem Stil neu errichtet, nachdem die Stadt im Krieg 1813 niedergebrannt war. Es wurden hier Stierkämpfe ausgetragen, wobei die nummerierten Balkone der Häuser ringsum als Logen dienten.


Straßenszenen


Im Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 behielt die Republik hier 1936 gegen den rechten Militärputsch zunächst die Oberhand, später im Jahr wurde die Stadt aber vom Franco-Militär erobert. In weiterer Folge wurden zwischen 1936 und 1943 485 Menschen zum Tod verurteilt und hingerichtet, darunter der Bürgermeister. Über 600 Menschen wurden von den Rechten ohne Prozesse einfach so in den ersten Monaten nach der Eroberung umgebracht. Das Denkmal erinnert an sie. Zwischen 40.000 und 50.000 Menschen flohen aus der Stadt und suchten ihre kurzfristige Rettung als Flüchtlinge vor allem in Bilbao.


Das heutige Rathaus wurde 1897 als Casino eröffnet. Die Stadt war damals ein beliebtes Sommerferienziel reicher Leute. Im Jahr 1914 entwickelte sich San Sebastián im Ersten Weltkrieg zu einem kosmopolitischen Zentrum Europas, da Spanien nicht am Krieg teilnahm. Im damals weltberühmten Casino der Stadt verkehrten u.a. Mata Hari, Leo Trotzki oder Maurice Ravel. Nach dem Spanischen Bürgerkrieg war es in der Franco-Herrschaft damit vorbei. Seit 1947 ist hier nun das Rathaus untergebracht. Die baskische Terrororganisation ETA ermordete im Zuge ihrer jahrzehntelangen Terrorkampagne in den 1990er Jahren in ganz Spanien Lokalpolitikerinnen und Politiker, die für nicht-baskische Parteien kandidierten. Im Gemeinderatswahlkampf 1995 wurde der Bürgermeisterkandidat der rechtskonservativen spanischen Volkspartei von der ETA umgebracht.


Straßenszenen

Mittwoch, 28. September 2016

Bilbao

28./29.9.2016

In Bilbao (in baskisch sowohl Bilbao als auch historisch Bilbo) wurde ein Fußballspiel besucht und davor eineinhalb Tage in der Stadt verbracht. 345.000 Menschen leben hier.

Bilbao ist die größte Stadt des spanischen Baskenlands. Sie wurde im Jahr 1300 auf Veranlassung des hiesigen Grafen an der Stelle eines kleinen Dorfs gegründet. Zuvor hatte es hier Jahrhunderte früher eine römische Siedlung namens Bellum Vadum („schöne Furt“) gegeben, woraus sich über die Verballhornung „Bilbaum“ der heutige Stadtname Bilbao ergeben haben könnte. Neben der romanischsprachigen Herkunfstheorie gibt es aber natürlich, wie könnte es anders sein, aber auch eine weitere Variante, die den Namen aus der baskischen Sprache herleitet, nämlich von „bi albo“ („zwei Seiten“), auf die Ufer des Flusses Ría bezogen, oder von der Burg Biribilbao.


Plaza Berria oder Plaza Nueva, ein Mitte des 19.Jh. in einheitlicher Bebauung fertiggestellter Platz


Die Kathedrale (spanisch Catedral de Santiago Apóstol „Kathedrale des heiligen Apostels Jakobus“) wurde von Ende des 14. bis Anfang des 16.Jh. in gotischem Stil errichtet. Eine seinerzeit berühmte spätgotisch-manieristische Innenraumeinrichtung von Anfang des 16.Jh. wurde bei späteren Umbauten zerstört. Die Portalfassade und der Glockenturm wurden 1885 bis 1890 neu gebaut.


Die von engen Straßen geprägte Altstadt, das Casco Viejo mit den Siete Calles, den „sieben Straßen“ ( Zazpikaleak). Im Mittelalter bestand die Stadt zunächst aus drei Hauptstraßen, im 15.Jh. wurde sie um vier weitere Straßen auf schließlich sieben Straßen erweitert.


Kirche des hl. Anton aus dem späten 15.Jh.


Das Theater Teatro Campos Elíseos (spanisch) bzw. Campos Eliseos antzokia (baskisch) wurde 1902 eröffnet und glänzt mit einer markanten Jugendstil-Fassade. Nach fünfjährigen Renovierungsarbeiten wurde 2010 der Betrieb wiederaufgenommen.


Straßenszene


Der Bahnhof Bilbao-Concordia wurde 1902 eröffnet. Hier enden die Linien der Schmalspur-Eisenbahngesellschaft FEVE, die von Bilbao nach Santander und León führen.


Der Bahnhof Bilbao-Abando wurde 1870 eröffnet und ist der Hauptbahnhof Bilbaos.
In der Bahnhofshalle steht eine Büste von Indalecio Prieto (1883 −1962), führender sozialistischer Politiker in Bilbao und Minister der Republik von 1931 bis 1939. Nach der Niederlage der Republik im Spansichen Bürgerkrieg musste er nach Mexiko ins Exil fliehen, wo er verstarb. Seit 2006 heißt der Bahnhof offiziell Abando Indalecio Prieto.


Die Fußgängerbrücke Zubizuri (baskisch für „Weiße Brücke“) wurde 1994 bis 1997 nach Plänen des spanischen Architekten Santiago Calatrava über den Fluss (Ría del) Nervión errichtet. Ursprünglich hatte die Brücke einen Glasboden. Bei Regen und Nässe war er aber so rutschig und eine Unfallgefahr, dass ein Kunststoffbelag darüber gelegt wurde.


Ein Teil der Fassade des ehemaligen Gebäude der Zollhafen von Bilbao, der "Deposit Franco" abgerissen.


Die Standseilbahn funicular de Archanda (spanisch) bzw. Artxandako funikularra (baskisch) wurde 1915 eröffnet. Vom Berg bietet sich ein Blick auf die Stadt.


Denkmal am Berg für die „Kämpfer für Demokratie und Freiheit“ 1936 im Spanischen Bürgerkrieg, der gegen Diktator und Unterdrückung verloren wurde. Im Herbst 1936 wurde Bilbao von der deutschen Luftwaffe, die auf Seiten Francos eingesetzt wurde, bombardiert. In Mai und Juni 1937 wurde die Stadt von der Franco-Armee belagert und dann erobert.


Büste der Dolores Ibárruri Gómez, genannt La Pasionaria. Die 1895 in einem Dorfin der Bizkaia im Baskenland geborene und 1989 in Madrid verstorbene kommunistische Politikerin wurde während des Spanischen Bürgerkriegs 1936 bis 1939 durch ihren Ausruf „¡No pasarán!“ („Sie werden nicht durchkommen!“) bekannt. Mit leidenschaftlichen Reden im Radio unterstützte sie im Herbst 1936 die Verteidigung Madrids als Hauptstadt der Republik gegen die rechte Militärputschistenarmee Francos. Die Rechten warfen ihr ihre Morddrohungen gegenüber José Calvo Sotelo, dem Repräsentanten der Rechten im spanischen Parlament, und ihren öffentlichen Jubel über dessen Ermordung vor Ausbruch des Bürgerkriegs 1936 vor. Nach der Niederlage der Republik floh sie in die Sowjetunion. 1968 verurteilte sie den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei zur militärischen Beendigung des Prager Frühlings. Gemeinsam mit ihrem Ko-Vorsitzenden Santiago Carrillo stand sie für den sogenannten Eurokommunismus, der die Demokratie akzeptierte. Nach dem Tod des Diktators Franco 1975 konnte Ibárruri 1977 nach Spanien zurückkehren und wurde erneut in Parlament gewählt.


Palme


Statue von José Antonio Aguirre y Lecube, 1936 erster Präsident (lehendakari ) der baskischen Regierung, der obwohl mit seiner Baskischen Nationalistischen Partei (EAJ/PNV) ideologisch rechtskonservativ orientiert, sich im Bürgerkrieg auf die Seite der Republik stellte, als diese aufgrund ihrer demokratisch gewählten linken Regierungsmehrheit vom rechten Militärputsch angegriffen wurde. Die spansiche Rechte unterdrückte die baskische Kultur. Nach der militärischen Niederlage im Baskenland musste er 1937 ins Exil flüchten, wo er verstarb. Das Denkmal wurde 1998 errichtet.


Das Guggenheim-Museum Bilbao (spanisch Museo Guggenheim Bilbao) ist eines von sieben Museen für Moderne Kunst der US-amerikanischen Guggenheim-Stiftung. Das Museum wurde nach Plänen des US-Architekten Frank O. Gehry errichtet und 1997 eröffnet. Es besteht aus den Materialien Glas, Titan und Kalkstein. Der Museumsbetrieb bringt jährlich eine Million Besucherinnen und Besucher nach Bilbao, davon 60% aus dem Ausland, und brachte der Stadt mehrere tausend Arbeitsplätze. Diese Aufwertung einer Stadt durch den Museumsbau wurde als „Guggenheim-Effekt“ oder „Bilbao-Effekt“ bekannt.


Vor dem Museum steht die mit Blumen bepflanzte Hundeskulptur Puppy des US-Künstlers Jeff Koons. Sie sollte eigentlich nur kurzfristig im Eröffnungsjahr des Museums hier stehen, wurden dann aber nach Protesten aus der Bevölkerung gegen ihre Entfernung hier belassen. Museumsguides demonstrierten für eine Erhöhung ihres Gehalts von 5,35€ brutto pro Stunde. Seit der römischen Antike prägte das Leben in der Stadt die Eisenverarbeitung aus den in nahen Bergwerken gewonnenen Erzen sowie die Schifffahrt über den Fluss Ría in den nahen Atlantischen Ozean. Ende des 19.Jh. begann ein industrieller Aufschwung mit Eisenhütten zur industriellen Metallproduktion sowie Schiffbau. Mit den Arbeitsplätzen wuchs die Bevölkerung in kurzer Zeit von 11.000 im Jahr 1880 auf 80.000 im Jahr 1900. Hundert Jahre später ging es ab den 1970er Jahren mit der Industrie wieder bergab und stürzte die Stadt in die Krise. Massenarbeitslosigkeit prägte die Stadt. 1981 lebten hier noch 433.000 Menschen, 90.000 mehr als heute. Mit großen öffentlichen Investitionen ging die Stadt aus dem Strukturwandel in den 1990er Jahren gestärkt hervor. So wurde eine U-Bahn gebaut und die voneinander getrennten Stadtteile mit einer Schwebebahn verbunden. Leuchtturmprojekt wurde die Ansiedlung des Guggenheim-Kunstmuseums.


An Strand und Meer.


Die 1893 eröffnete Puente Colgante („Hängende Brücke“) ist die älteste Schwebefähre der Welt. Offiziell heißt sie nach dem Namen der Provinz „Biskaya-Brücke“ (spanisch Puente (de) Vizcaya, baskisch Bizkaiko Zubia). An der Brücke hängt an Seilen eine Fähre, mit der Fahrzeuge und Lasten über den Fluss gebracht werden können ohne den Schiffsverehr lang aufzuhalten. Oben führt ein Fußgängerweg über den Fluss. Dem Prototyp folgten weltweit zwanzig weitere Konstruktionen bis man nach 1916 aufgrund der geringen Kapazität keine weiteren Schwebfähren mehr errichtete. Im Spanischen Bürgerkrieg wurde die Verbindung 1937 von baskischen Truppen zerstört, um den Vormarsch der faschistischen Militärputschistenarmee aufzuhalten. Nach deren Sieg wurde die Brücke wieder instandgesetzt und 1941 wiedereröffnet.


Aussicht von der Brücke