Samstag, 18. Juni 2016

Ranshofen

18.6.2016

In Ranshofen, seit 1938 Stadtteil von Braunau im oberösterreichischen Innviertel, wurde ein Fußballspiel besucht. In Ranshofen leben 2100 Menschen.

Das ehemalige Stift Ranshofen. Ranshofen wurde erstmals urkundlich im Jahre 788 als Herzogshof Rantesdorf erwähnt. Unter Karl dem Großen wurde der Hof von Ranshofen zur Kaiserpfalz erhoben. An der alten Pfalzkapelle siedelte sich eine Priestergemeinschaft an, aus der 1125 ein ein Augustiner-Chorherren-Stift wurde. Die königliche Pfalz wurde zu einem Kloster und vermutlich 1135 eingeweiht. Zwischen 1620 und 1634 wurde die Klosteranlage in barockem Stil neu errichtet. 1779 wurde das jahrhundertelang bayrische Innviertel als Kriegsbeute in die Habsburgermonarchie eingegliedert. Nach dem Tod des letzten Propstes 1809 kam es zu keiner Neuwahl. 1810 kam das Innviertel unter Napoleon für einige Jahren wieder zu Bayern. 1811 wurde das Kloster Ranshofen auf staatliche Anordnung aufgelöst. Aus dem Klostergebäude wurde ein Schloss. Die Klosterkirche wurde Pfarrkirche. Die als wertvoll angesehenen Archivalien kamen an das Hauptstaatsarchiv nach München und der größere Teil der Bibliothek an die jetzige Bayerische Staatsbibliothek in München. Nachdem das Innviertel 1816 wieder an die Habsburgermonarchie kam, wurde Ranshofen weiter als adeliges Schloss verwendet. Die katholische, jüdische Vorfahren besitzende, Familie Wertheimer besaß das Schloss von 1851 bis 1938. Die Nazis raubten 1938 ihren Besitz.


Der jetzige Kirchturm der ehemaligen Stiftskirche und heutigen Pfarrkirche wurde nach einem Brand 1859 in reduzierter Form erbaut. Derzeit in Renovierung.


Stilecht erhaltener mittelalterlicher gotischer Karner


1938 wurde eine Aluminiumfabrik auf dem von den Nazis einer jüdischen Familie geraubten („arisierten“) Gut Ranshofen errichtet. Rüstungsindustrie hatte für den kommenden Weltkrieg einen hohen Stellenwert. Im Zweiten Weltkrieg war das „Mattigwerk“ in Ranshofen 1944 der größte Aluminiumproduzent Nazideutschlands und stellte mit etwa 33.000 t etwa 20% der deutschen Erzeugung. 1948 wurde es als Österreichische Metallwerke AG (ÖMAG) verstaatlicht, 1987 wurde daraus die AMAG, die 1996 privatisiert wurde.


Neben dem neuerrichteten Fabrik wurde 1939 bis 1941 die Werkssiedlung Ranshofen, damals Braunau Süd, als Wohnanlage für die Stammbelegschaft errichtet. Nicht alle, die im Werk arbeiten mussten, konnten hier aber wohnen. In den verschiedenen Betrieben der VAW, zu denen Ranshofen in der Nazizeit gehörte, mussten 20.000 - 30.000 Frauen, Kinder und Männer (darunter Deutsche, Jüdinnen und Juden, Kriegsgefangene, italienische Militärinternierte und KZ-Häftlinge) unter zumeist menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit leisten.

Freitag, 17. Juni 2016

Margarethen am Moos

17.6.2016

Im niederösterreichischen Margarethen am Moos wurde ein Fußballspiel besucht. 1.000 Menschen leben hier.

Straßenszenen


Gedenkstein 950 Jahre Margarethen am Moos


Ungefähr alle zwei Minuten überfliegen Flugzeuge im Landeanflug auf den Flughafen Schwechat den Ort.


Pfarrhof und Pfarrkirche


Die Pfarrkirche wurde im 12. Jh. errichtet.


Der Karner aus dem 13. Jh. neben der Pfarrkirche, heute als Aufbahrungshalle für Begräbnisse benutzt.


Der Pfarrhof wurde 1744 erbaut.


Das Schloss Margarethen am Moos entstand im 14.Jh. als militärische Befestigungsanlage in einer Kette von Burgen an der ungarischen (heute burgenländischen) Grenze. Das heutige Schloss wurde im 16.Jh. errichtet, 1683 umgebaut und 1760 in seine heutige Form gebracht. Noch um 1830 umgab ein Wassergraben das Schloss.


Ein stillgelegtes Eisenbahngleis führt durch den Ort.

Samstag, 11. Juni 2016

Schwarzenau

11.6.2016

In Schwarzenau im niederösterreichischen Waldviertel wurde ein Fußballspiel besucht. 1.500 Menschen leben in der gesamten Gemeinde, 870 in der Ortschaft Schwarzenau selbst.

Schwarzenau wurde als Swarcenawe im Jahr 1150 im Zusammenhang mit einer hiesigen Burg erstmals schriftlich erwähnt.


Das Schloss Schwarzenau steht an der Stelle einer Burg aus dem 12.Jh. Zwischen 1580 und 1592 wurde sie unter teilweiser Verwendung der mittelalterlichen Bausubstanz zum heutigen Renaissance-Schloss umgebaut. 1939 enteigneten die Nazi-Behörden das in Privatbesitz stehenden Schloss wie andere Güter, die Jüdinnen und Juden oder politischen Gegnern der Nazis gehörten, und nutzen es im Zweiten Weltkrieg als Flüchtlingsheim. Am Ende des Krieges sowie in der Nachkriegszeit erlitt die Anlage schwere Schäden und verlor ihre gesamte Einrichtung. Sowjetische Soldaten waren hier nach 1945 einquartiert. Auch die umliegende Bevölkerung hatte ihren Anteil an den Verwüstungen. Aus dem Schloss wurde Baumaterial für private Häuser entnommen. In den 1990er Jahren wurde es renoviert.


Im Meierhof des benachbarten Orts Markl bestand zwischen 1915 und 1918 das Internierungslager Markl. Die Behörden der Habsburgermonarchie deportierten im Ersten Weltkrieg zu zehntausenden österreichisch-ungarische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die einer Nationalität angehörten, die freundschaftlicher Gesinnung zu einem Staat, mit dem man sich im Krieg befand. Sie wurden tausende Kilometer entfernt in Lagern wie diesem eingesperrt. Dazu kamen auch Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus diesen Staaten selbst. Im Niederösterreich gab es 38 Standorte solcher vom Militär bewachten Lager. Das Lager in Markl in einem Meierhof der Baronin Widman aus Schwarzenau wurde 1915 eingerichtet, um Angehörige des jüdischen Glaubens aus den Internierungslagern in Drosendorf und Illmau in einem Lager zu vereinen und so das religionsbedingte Ernährungsproblem mit koscherer Küche zu lösen. 130 Jüdinnen und Juden aus der an Russland angrenzenden Bukowina und Ostgalizien und 40 bis 50 Feldarbeiter sollten hier gefangengehalten werden. Durch den Kriegsbeginn mit Italien wurde die Lagerkapazität aber mit Baracken ausgebaut. Im Sommer 1916 waren hier bis zu 1.400 Menschen gefangen. Die Versorgung war schlecht, die hungernden Internierten protestierten. Wie auch in anderen Lagern kam es 1917 zu Hungerunruhen. Ab Anfang 1918 wurden die jüdischen Insassen wieder freigelassen, nachdem nach den russischen Revolutionen die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen bis weit nach Russland und in die Ukraine hinein das Land besetzt hatten. Anfang August 1918 befanden sich noch 267 Personen im Lager von Markl, von denen sich 114 im Arbeitseinsatz außerhalb des Lagers befanden. Die im Lager befindlichen Internierten wurden ins Internierungslager Drosendorf verlegt und das Lager Markl am 28. August 1918 geschlossen.


Vom Bahnhof Schwarzenau an der Franz-Josefs-Bahn (einst die zweigleisige Hauptstrecke von Wien nach Prag, heute eingleisig und nur von regionaler Bedeutung) zweigten einst die 2010 vom Land Niederösterreich von der ÖBB übernommenen und stillgelegten (bereits teilweise abgerissenen) Bahnlinien der Thayatalbahn und der Zwettler Bahn ab. Am 4. November 1875 entgleiste bei Schwarzenau auf der Franz-Josefs-Bahn gegen 0:30 Uhr ein Personenzug am Weg von Wien nach Prag, weil ein Schienenstück gelockert worden war. Der für den Streckenabschnitt zuständige Streckenwärter befand sich aufgrund einer großen Familie und des geringen Einkommens in einer wirtschaftlichen Notlage. Daher kam er auf die Idee, eine Unfallsituation zu provozieren, den Zug vor dem Unfall aber zu „retten“ und eine Belohnung dafür zu erhalten. Aufgrund auftretenden dichten Nebels konnte der Lokführer aber das Licht der Laterne, mit welcher der Streckenwärter warnen wollte, nicht sehen und fuhr ins Unglück. Die Lokomotive stürzte den Damm hinunter auf der Straße, auf ihr türmten sich drei Gepäckwagen, ein Postwagen und vier Personenwagen. Es dauerte vier Stunden bis die ersten Helfer aus Gmünd eintrafen.


128 Menschen befanden sich in dem Zug. Vier Eisenbahner, darunter der Lokomotivführer und Heizer sowie ein Postbeamter im Postwagen kamen ums Leben. In den Personenwagen starben mindestens drei Reisende. Die Darstellung des Unfalls auf waldviertel.com nennt insgesamt elf Tote und 81 Verletzte, der Bericht auf windigsteig.gv.at spricht von zehn Toten und 81 Verletzten. Die Schwarzenauer Gemeindechronik nennt zehn Tote und 128 Verletzte. Die vier getöteten Eisenbahner und der Postbeamte erhielten ein „Staatsbegräbnis“ auf dem Friedhof von Windigsteig. Die Spurensicherung der Gendarmerie ergab, dass ein Anschlag verübt worden war. Ein Täter konnte aber nicht ermittelt werden. Der Streckenwärter wurde später an eine andere Strecke in Mähren versetzt und wegen psychischer Probleme frühpensioniert. Dabei erhielt er bei der Berechnung der Rente als Ausgleich für den bei dem Unfall im Dienst erlittenen Schock einige fiktive Berufsjahre anerkannt. Nach seiner Pensionierung kam er wieder nach Schwarzenau zurück. Jeden Tag ging er an die Unglücksstelle und schaute den Zügen nach. Erst mehr als 35 Jahre später gestand er die Tat auf dem Totenbett. Das Geständnis wurde nach Aussagen der Hinterbliebenen amtlich protokolliert, aber – um deren Ruf nicht zu schädigen – nur zu den Akten genommen und nicht veröffentlicht.

Samstag, 4. Juni 2016

Graz

4.6.2016

In Graz wurde ein Fußballspiel besucht und daneben erneut ein wenig durch die steirische Landeshauptstadt spaziert.

Blick auf den Uhrturm am Schlossberg


Die Grazer Burg in der Altstadt, neben dem Dom, ließ sich ab 1438 Herzog Friedrich V., ab 1424 Herzog der Steiermark, von Kärnten und Krain und ab 1439 Herzog von Österreich, als Residenz erbauen. Ab 1440 war Friedrich III. römisch-deutscher König und ab 1452 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er war der vorletzte römisch-deutsche Kaiser, der vom Papst gekrönt wurde, und der letzte, bei dem dies in Rom geschah.


Später verbaute und dann wiederentdeckte mittelalterliche gotische Malerei


Noch während seiner Herzogszeit ließ Herzog Friedrich V. 1437 das Vokal-Symbol „a-e-i-o-u“ zur Kennzeichnung seiner Besitztümer anbringen. In seinem Notizbuch sammelte er verschiedene Möglichkeiten für dessen Auflösung. Die Variante „Alles Erdreich ist Österreich untertan“ ist erst im 17. Jh. aufgekommen. In der älteren Forschung galt die Vokaldevise als Spielerei ohne politische Bedeutung, in der neueren Forschung wird sie als Herrschaftsdevise Friedrichs gedeutet.


Ab 1564 war Graz im Zug der habsburgischen Erbteilungen (1379/1411–1457 und 1564–1619) die Hauptstadt des eigenständigen Landes Innerösterreichs und die Grazer Burg wurde Sitz der innerösterreichischen Erzherzöge. Innerösterreich umfasste die Herzogtümer Steier(mark), Kärnten, Krain und das Küstenland. Aufgrund dieser Stellung wurde die Grazer Burg umgebaut und vergrößert. Nachdem Erzherzog Ferdinand II. im Jahr 1619 zum Kaiser gekrönt wurde und nach Wien zog, verlor die Burg ihre Funktion. Im Jahr 1822 galt ein Teil der Burg als baufällig und zwischen 1853 und 1854 wurde ein Teil der Gebäude abgebrochen. Anfang des 20. Jh. kam es wieder zu baulichen Erweiterungen und seit 1922 ist die Grazer Burg Sitz der steirischen Landeshauptleute.


Der Grazer Dom wurde in spätgotischem Stil im 15. Jh. errichtet. Es war die Hofkirche Herzog Friedrichs V. bzw des Kaisers Friedrich III. Im Jahr 1786 wurde Graz zum Bischofssitz ernannt und die Kirche in den Rang einer Domkirche erhoben. Eine erste Kirche befand sich zumindest seit dem 12. Jh. an der Stelle des heutigen Doms. Als 1438 mit dem Bau der Grazer Burg begonnen, wurde auch mit dem Neubau der Kirche begonnen.


Das monumentale Mausoleum Kaiser Ferdinands II. neben dem Grazer Dom wurde 1614 begonnen und nach jahrzehntelangen Bauunterbrechungen 1714 fertiggestellt. Die Anlage besteht aus der Katharinenkirche und der Grabkapelle, gemeinsam bilden sie ein Baudenkmal des Manierismus, der Übergangszeit von der Renaissance zum Barock. Ferdinand II. war seit 1596 Erzherzog von Innerösterreich und vereinte nach und nach die Territorien der Habsburger wieder unter seiner Herrschaft. Bereits als Landesherr von Innerösterreich vertrat er einen Kurs des Absolutismus und der rigiden, gewaltsam durchgesetzten katholischen Gegenreformation. Dagegen erhoben sich die böhmischen Stände, was zum Auslöser des Dreißigjährigen Krieges wurde.


Straßenszene


Das Grazer Rathaus wurde ab 1550 im Renaissancestil am heutigen Standort am Hauptplatz erbaut. Dieses Gebäude war einfach gehalten und nur an den Ecken mit Verzierungen geschmückt. 1803 wurde es abgerissen und bis 1807 durch einen neuen Bau im klassizistischen Stil ersetzt. 1887 wurde wiederum mit einem Neubau begonnen, der aber Teile des Altbaus einbezog. Das heutige Bild des späthistoristisch-altdeutschen Rathauses entspricht weitgehend dem der letzten Ausbaustufe, der Südtrakt des Gebäudes ist mit dem Jahr 1889 und der Haupttrakt mit 1893 datiert. In den 1960er Jahren stand eine eine vereinfachte Neugestaltung der Fassade im Sinn des klassizistischen Vorgängerbaus zur Debatte. Eine Volksbefragung 1966 entschied sich mit 83% für die Beibehaltung der gewohnten Fassade.


Grazer Hauptplatz. Die Häuser, die den Platz umgeben, haben einen mittelalterlichen bis spätgotischen Baukern. Besonders die Fassaden, zum Teil spätgotischer, barocker, biedermeierlicher und späthistoristischer Gestaltung prägen das Platzbild.


Straßenszene