Samstag, 27. Februar 2016

Belgrad

27.2.2016

In der serbischen Hauptstadt Belgrad (serbisch Београд, Beograd) wurde ein Fußballspiel besucht. 1,2 Mio. Menschen leben hier.

Die erhöht liegende und daher von vielen Stellen der Stadt gut sichtbare Kathedrale des Heiligen Sava (Храм светог Саве, Hram svetog Save) ist die größte Kirche Südosteuropas und eines der größten orthodoxen Gotteshäuser der Welt, geweiht dem serbischen Nationalheiligen Sava. Der Kirchenbau war mindestens ebenso ein nationalistisches wie ein religiöses Projekt. Nach mehreren Jahrzehnten Planung wurde 1935 mit dem Bau begonnen. Durch den Zweiten Weltkrieg wurden die Bauarbeiten 1941 eingestellt. Auch im kommunistische Jugoslawien wurde der serbisch-nationale Prestigebau nicht fortgesetzt. Mit dem aufkommenden Nationalismus der 1980er Jahre, der schließlich in Staatszerfall und Bürgerkrieg führte, begann man 1984 wieder weiterzubauen. Der erste Gottesdienst fand 1989 statt, es war eine nationalistische Demonstation mit 150.000 Menschen vor der Kirche. 2007 waren die Arbeiten im Außenbereich abgeschlossen, innen ist die Kirche bis auf eine kleine Altarecke im Rohbauzustand.


Straßenszene


Das zwischen 1907 und 1935 errichtete Parlamentsgebäude (Dom Narodne Skupštine). Für den Bau wurde die aus osmanischer Zeit stammende ehemals größte Moschee Belgrads, die Batal-Moschee, abgerissen.


Der Gebäudekomplex Dom Sindikata ist eines der großen Nachkriegsbauten des kommunistischen Jugoslawiens. Es war einst der Versammlungsort der Kommunistischen Partei.


Das 1868 errichtete Nationaltheater in Belgrad (Народно позориште у Београду, Narodno Pozorište u Beogradu).


Das 1902 eröffnete Serbische Nationalmuseum.


Straßenszene


Die Bajrakli-Moschee (Бајракли џамија, Bajrakli džamija, „Fahnenmoschee“) ist der letzte erhaltene Moscheebau von einmal 80 Moscheen in Belgrad. Die ursprünglich 1575 errichtete Moschee wurde von 1660 bis 1688 neu erbaut. Zwischen 1717 und 1739 wurde die Moschee als römisch-katholische Kirche genutzt, kam anschließend aber wieder an den muslimischen Kultus, der noch heute nach einer Unterbrechung von 1878 bis 1893 gepflegt wird. Von 1521 bis 1815 war die Stadt Belgrad osmanisch beherrscht. Eine größere muslimische Bevölkerung lebte hier bis zu einem Bürgerkrieg 1867.


Wahrzeichen Belgrads ist die in der Geschichte häufig in butigen Kriegen umkämpfte Festung (Kalemegdan), die hoch über der Mündung des Flusses Save in die Donau liegt. Eine erste osmanische Belagerung scheiterte 1456 an den ungarischen Verteidigern, 1521 wurde sie aber erobert. Bis 1867 blieb hier das osmanische Militär, unterbrochen von drei habsburgischen Eroberungen (1688–1690, 1717–1739, 1789–1791).


Heute gibt es in der Festung u.a. ein Kriegsmuseum. Im Freien sind diverse große Mordwerkzeuge wie Kanonen und Panzer ausgestellt.


Blick von der Festungsmauer auf die Donau


Blick von der Festung auf den Zusammenfluss von Save und Donau. Bis 1918 war die Save die Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Serbien. 1914 begann die österreichisch-ungarische Armee mit der Bombardierung Belgrads vom gegenüberliegenden Flussufer den Ersten Weltkrieg.


Nach mehrmaligen Zerstörungen und Wiederaufbauten der Festung besteht sie im Kern aus einer Anlage des 15.Jh. mit Erweiterungen des 17. und 18.Jh.


Straßenszene


Donauufer


Das 1990 errichtete Denkmal Menora u plamenu am Donauufer erinnert in Form einer jüdischen Menora in Flammen an die 9.000 Belgrader Jüdinnen und Juden, die von den Nazis in der deutschen Besetzung Belgrads von 1941 bis 1944 umgebracht wurden.


Das heutige Museum der jugoslawischen Geschichte (Музеј историје Југославије, Muzej istorije Jugoslavije) war früher als Museum des 25. Mai (Titos Geburtstag) oder Museum der Revolution eine Kultstätte des Personenkults um den kommunistischen Diktator Tito, der am Gelände 1980 bestattet wurde.


Blick auf Belgrad von den Museumsstufen

Samstag, 20. Februar 2016

Barcelona

19./20.2.2016

Zu einer ganzen Reihe von Fußballspielen, u.a. bei Espanyol, wurde Barcelona erneut besucht. Nachdem beim jüngsten Aufenthalt im November nur kurz Zeit für etwas Kultur außerhalb der engeren Altstadt blieb, konnte eine eingehendere Stadtbesichtigung diesmal nachgeholt werden. 1,6 Mo. Menschen leben in der nordostspanischen Stadt, Hauptstadt Kataloniens.

Die in typischem, Elemente der islamischen Vergangenheit verwendenden, Neo-Mudéjarstil errichtete, Stierkampfarena wurde 1900 eröffnet. 1977 fand hier das letzte blutige Spektakel statt, dann stand die Anlage lange leer und verfiel. Stierkampf war in Barcelona nie sehr populär, da er als etwas typisch Spanisches bzw. Kastillisches in Gegensatz zum katalanischen Nationalismus stand. Seit 2010 ist er in Katalonien vollständig verboten. 2011 wurde die ehemalige Arena zu einem Einkaufszentrum umgebaut, dessen Dachplateau per Panoramalift erreicht werden kann.


Blick vom Dach der Arena auf die Plaça d'Espanya (katalanisch, spanisch: Plaza de España), die für die Weltausstellung von 1929 errichtet wurde.


Blick von der Arena auf das Palau Nacional, das ebenfalls für die Weltausstellung 1929 am Fuße des Montjuïc errichtet wurde. Heute befindet sich darin das Kunstmuseum Museu Nacional d’Art de Catalunya (spanisch Museo Nacional de Arte de Cataluña).


Die Venezianischen Türme (Torres Venecianes) an der Öffnung der Plaça d'Espanya hin zum Berg Montjuïc wurden als Weltausstellungsattraktion nach dem Vorbild des Campanile des Markusdoms von Venedig errichtet. Sie markierten den Eingang zum Ausstellungsgelände.


Die Quatre Columnes (katalanisch für „Vier Säulen“) waren ursprünglich 1919 am Fuße des Montjuïc unterhalb des später errichteten Palau Nacional aufgestellt worden. Die Säulen bezogen sich auf die vier Balken der Flagge Kataloniens, der Senyera, und entwickelten sich zu einem Symbol des Katalanismus. Wegen dieser katalanischen Allegorie wurden die Säulen 1928 unter dem damaligen spanischen Diktatur Primo de Rivera abgerissen, damit sie während der Weltausstellung in Barcelona 1929 keine Bedeutung bekommen konnten. Erst 2008 wurden die vier Säulen als sichtbares katalanisches nationales Symbol wiedererrichtet.


sonnengeflutete Rückseite des Palau Nacional


Blick vom Montjuïc auf die im November näher betrachtete Sagrada Família


Zwei Gondelseilbahnen führen auf den Berg Montjuïc, eine aus der Stadt und eine vom Hafen.


Das Castell de Montjuïc (spanisch Castillo de Montjuich) wurde zwischen 1751 und 1799 anstelle einer älteren als militärische Festungsanlage aus dem 17.Jh. am Berg Montjuïc errichtet, der die Stadt und den Hafen überblickt.


Die in den 1920er Jahren aufgestellten Kanonen dienten im Spanischen Bürgerkrieg zur Verteidigung gegen den Beschuss Barcelonas durch italienische Marine und Flugzeuge 1937 und 1938 sowie die Bombardements durch die deutsche Luftwaffe 1938. Sie konnten gegen die militärische Übermacht aber wenig ausrichten. Hitler und Mussolini unterstützten ihren Verbündeten Franco im Bürgerkrieg gegen die Republik. Er gewann mit ihrer Hilfe und herrschte bis zu seinem Tod 1975 als Diktator.


Die Festung diente nicht nur der Verteidigung nach außen und war in mehreren Kriegen umkämpft sondern vor allem auch der Unterdrückung nach innen. Im 19.Jh. war Barcelona Schauplatz mehrerer blutiger Aufstände. Im Zuge eines gewaltsamen Aufstands gegen Steuererhöhungen durch die spanische Regierung im November 1842 musste sich das Militär kurzzeitig aus der Stadt in die Festung am Berg zurückziehen und bombardierte von dort zwölf Stunden lang die Stadt, was etwa 100 Menschen tötete, bis die Aufständischen aufgaben. Mehrmals wurde Barcelona im 19.Jh. von hier oben aus vom Militär beschossen.


Das Castell de Montjuïc war jahrhundertelang Gefängnis und Hinrichtungsstätte. Im und nach dem Spanischen Bürgerkrieg 1936 bis 1939 diente die Festung beiden Seiten als Gefängnis für politische Gegner, die hier auch gefoltert wurden. 1940 ließ der siegreiche faschistische Dikator Franco hier den letzten frei gewählten Präsidenten der katalanischen Autonomieregierung, Lluís Companys, hinrichten. Dieser war nach der Niederlage der Republik nach Frankreich geflüchtet, dort von der deutschen Gestapo verhaftet und von den Nazis an ihren Verbündeten Franco ausgeliefert worden. Eine große katalanische Fahne erinnert an der Bastei, wo Lluís Companys erschossen wurde, an ihn.


Ausblicke vom Castell de Montjuïc auf die Stadt und das Meer


Am Jachthafen.


Die 68 Meter hohe Kolumbussäule wurde für die Weltausstellung von 1888 in Barcelona errichtet. Sie erinnert daran, dass Kolumbus nach der Rückkehr seiner Expedition nach Amerika in Barcelona Königin Isabella und König Ferdinand Bericht erstattete. Er erzählte ihnen, wie geplant in Indien gewesen zu sein.


Straßenszene


Das 1990 an der Rambla del Raval aufgestellte Kunstwerk von Fernando Botero El Gato del Raval, die Katze von Raval.


Straßenszenen in den Ramblas, den breiten Boulevards.


Die Plaça Reial (katalanisch für „Königlicher Platz“) wurde zwischen 1848 und 1895 gestaltet nachdem das hier zuvor stehende Klostergebäude durch einen Brand zerstört worden war. Dadurch erhielt der Platz seine gleichförmige Bebauung. Der noch junge Architekt Antoni Gaudí, später berühmt u.a. für seine beim letzten Besuch besichtigte Sagrada Família, gestaltete hier 1878 verschnörkelte Straßenlaternen.


Die mittelalterliche Altstadt Barri Gòtic („Gotisches Viertel“).


Das Regierungsgebäude Palau de la Generalitat ist seit 1403 Sitz und Symbol der katalanischen Autonomie. Das Gebäude geht auf das 15.Jh. zurück, die Fassade wurde 1596 im Renaissancestil gestaltet. Im Spanischen Erbfolgekrieg von 1700 bis 1713, in dem die Habsburger Kaiser und die französischen Könige ihre Soldaten einander bekämpfen und töten ließen, um die spanische Herrschaft für sich zu sichern, entschied sich Katalonien für den Habsburger Kandidaten Karl, der nach Belagerung der Stadt 1705 in Barcelona einziehen konnte. Nachdem der Krieg mit der Entscheidung für den französischen Thronkandidaten Philipp zu Ende gegangen war, wurde Barcelona von den französisch-spanischen Truppen des neuen Königs 1714 erobert und die katalanischen Autonomieinstitutionen aufgelöst, womit die katalanische Selbstverwaltung mit kurzer Unterbrechung in der Zeit der Republik in den 1930er Jahren für drei Jahrhunderte beendet wurde. Aus dem Palau de la Generalitat wurde ein Palast der spanischen Könige in Barcelona. Nach Revolution und Gründung der Republik 1931 wurde die Autonomieregierung, die Generalitat, wiedergegründet. 1939 wurde Barcelona im Zuge des militärischen Zusammenbruchs der Republik vom Militär Francos erobert, Autonomie und Freiheit beendet. Von allem das erste Jahrzehnt danach war von blutiger Rache der rechten Bürgerkriegsgewinner geprägt, die politische Unterdrückung der Diktatur von freier Meinung und demokratischen und sozialen Rechten im ganzen Land endete aber erst mit dem Tod Francos 1975. In der neuen spanischen Demokratie wurde 1977 die Autonomieregierung der Generalitat de Catalunya wiedererrichtet.


Der katalanische Nationalismus ist allgegenwärtig, einige widersetzen sich mit spanischem Nationalismus. Barcelona ist als Hauptstadt Kataloniens auch ein Zentrum des katalanischen Nationalimus, der eine Trennung von Spanien anstrebt. Die katalanische Sprache ist eine mit Spanisch zwar verwandte, aber eigenständige Sprache. Nachdem die katalanische Sprache in den Jahrzehnten der Franco-Diktatur von 1939 bis 1975 verboten und unterdrückt war und ihr Gebrauch bestraft wurde, ist sie heute allgegenwärtig. Während Spanisch in der Stadt laut Spracherhebung von 2013 praktisch vollständig verstanden wird, verstehen auch 95% der Bevölkerung katalanisch. 73% können katalanisch aktiv sprechen, 79% können es lesen und 53% sprechen.


Die Plaça del Rei (katalanisch für „Königsplatz“) ist der historische Ort des Sitzes der Grafen von Barcelona und Könige von Aragon im Mittelalter, dem Palast Palau Reial Major mit gotischen Fassade und dem Turm Martins I. (Mirador del Rei Martin). In der zweiten Hälfte des 14.Jh. erhielt der Platz seine rechteckige Form und wurde zum Schauplatz vorn Turnieren.


Ruinen des antiken römischen Aquädukts an der Plaça Nova. In römischer Zeit wurde hier 133 v.u.Z. die Kolonie Colonia Faventia Iulia Augusta Pia Barcino gegründet. Der Name wurde im 1.Jh.u.Z. zu Barcino verkürzt. Die Namens- und Besiedlungsgeschichte ist aber schon älter und könnte auf eine kathargische Stadtgründung oder Eroberung um 230 v.u.Z. unter dem karthagischen General Hamilkar Barkas, dem Vater Hannibals, zurückgehen.


In späteren Jahrhunderten verbaute Teile der einstigen mittelalterlichen Stadtmauer sind an der an der Plaça Nova schön zu sehen.


Die Kathedrale, La Catedral de la Santa Creu i Santa Eulàlia. Die erste Vorgängerkirche an dieser Stelle entstammte dem 6. Jh, sie wurde 985 zerstört. Eine neue romanische Basilika wurde 1058 eingeweiht. Die heutige gotische Kathedrale wurde von 1298 bis 1447 errichtet. Der Glockenturm kam 1500 dazu. Die heute den Anblick prägende Fassade wurde erst 1887 bs 1898 neogotisch gestaltet, der mittlere Turm gar erst 1906 bis 1913 gebaut.