Donnerstag, 30. April 2015

Prottes

29.4.2015

In Prottes im niederösterreichischen Weinviertel wurde ein Fußballspiel besucht. 1.400 Menschen leben hier.

Straßenszene


Die Pfarrkirche wurde im 13.Jh. romanisch errichtet, später kam ein gotischer Chor hinzu. Im 18.Jh. wurde sie barock umgebaut. Die beiden gekreuzten Schlüssel im Wappen über dem Eingangstor zeigen die Zugehörigkeit zum Stift Melk an.


Jahrhundertelang prägte der Weinbau Prottes.


Seit dem 20.Jh. ist Prottes Teil der Erdölregion des Weinviertels, die von der Förderung von Öl und Gas geprägt ist. Ölpumpen stehen rund um Prottes in den Äckern und auch innerhalb des Ortsgebiets.


Ein Museum informiert über die Geschichte der Ölförderung in Prottes. Allerdings hat es an Wochentagen geschlossen. Dafür zeigt ein 1979 als Freilichtmuseum angelegter Erdöl-Lehrpfad über die Straßen verteilt mehr als 150 Originalgeräte, die zur Aufsuchung, Gewinnung und Verarbeitung von Erdöl und Erdgas verwendet wurden. Zur Blütezeit der Erdölgewinnung im Marchfeld im 20.Jh. arbeitete ein Großteil der Ortsbevölkerung in der ÖMV.


Auf einer Hügelkette über Prottes wurde das Barbarakreuz aus Teilen eines Ölförderturmes errichtet. Es erinnert an verunglückte Ölarbeiter. Anstelle von Arbeitsschutzvorrichtungen wurde Bergleuten jahrhundertelang empfohlen, zur christlichen Heiligen Barbara als „Schutzpatronin“ zu beten und auf religiösen Schutz zu hoffen.

Sonntag, 19. April 2015

Innviertler Volkskundehaus, Ried im Innkreis

18.4.2015

Zwischen den Besuchen von Fußballspielen am Vormittag und am Nachmittag wurde in Ried im Innkreis das Innviertler Volkskundehaus besichtigt. Das Museum wurde 1933 eröffnet.


Das Hauptinteresse galt der stadtgeschichtlichen Ausstellung Zwischen Bayern und Österreich. Es gibt Defizite, aber die Präsentation ist jedenfalls modern und gut gemacht.


Im Innviertel mitsamt Ried waren die Nazis in den 1930er Jahren stark vertreten. Das wird nicht besonders beleuchtet, aber auch keineswegs versteckt, sondern deutlich vermerkt. Der Staatsstreich von 1933/34 mit dem die Christlichsozialen unter Dollfuß die Demokratie abschafften, sozialdemokratischen Widerstand blutig niederschlugen und eine austrofaschistische Diktatur errichteten, wird in der Zeitleiste hingegen irreleitend und verharmlosend dargestellt.


Innerhalb des Ausstellungsraums befindet sich in einem kreisförmigen eigenen Raum einige Schlaglichter mit Exponaten und Bildern zur Rieder Stadtgeschichte.


Das Innviertel war jahrhundertelang zwischen bayrischen und habsburgischen Herrschern umkämpft bis das bayrische Innbaiern nach dem bayrischen Erbfolgekrieg 1779 als nunmehr österreichisches Innviertel in die habsburgische Herrschaft überging.


Jahrhundertelang konnte man sich nicht einfach in einer Gemeinde oder Stadt niederlassen und war dort Gemeindebürger. Die Bürgerrechte und -pflichten mussten in einem Verfahren und kostspielig erworben werden.


Selbst im landwirtschaftlich geprägten Innviertel waren Nahrungsmittel im Ersten Weltkrieg Mangelware, weil Kriegführen und Töten für den Kaiser wichtiger war.


Die Zeit des Zweiten Weltkriegs: Die deutsche Wehrmacht kam und wurde bejubelt, es gab nur wenige Bombenangriffe, hunderte Rieder wurden als Soldaten im Krieg getötet, deutsche Flüchtlinge und Vertrieben aus dem Banat wurden in Ried aufgenommen. 1945 kam die US Army. Kein Wort zu Verbrechen, Verfolgung und Widerstand.


Im Figurensaal gibt es mittelalterliche und frühneuzeitliche religiöse Skulpturen zu sehen.


Ein Webstuhl. Das Weben von Leinen war einst ein bedeutendes Gewerbe in Ried. Im 16.Jh. verdienten damit 900 Menschen ihren Lebensunterhalt. Ich hätte mir mehr über die Arbeitswelt und das Arbeitsleben der Menschen in Ried und im Innviertel über die Jahrhunderte gewünscht.


Mehr hätte ich auch gerne über die Lebenswelt die Menschen gesehen. Neun von zehn Menschen lebten nicht in guten Stuben oder gutbürgerlichen Wohnungen.


Es gibt einige historische Schießscheiben zu sehen.

Sonntag, 12. April 2015

Parma

11.4.2015

Im italienischen Parma wurde ein Fußballspiel besucht. 190.000 Menschen leben hier.

Der Palazzo della Pilotta aus dem Jahr 1583 wurde als Regierungssitz der Farnese-Herzöge errichtet. Das Herzogtum Parma wurde 1545/47 von Papst Paul III. nach Abtrennung von Mailand gegründet, um seinem Sohn Pier Luigi Farnese eine Herrschaftsposition zu schaffen. Erbe der Farnese wurden im 18.Jh. nach einigen europäischen Erbfolgekriegen die in Neapel herrschenden spanischen Bourbonen, welche die Reichtümer und Schätze dorthin brachten. Die letzte Herzogin musste 1859 fliehen nachdem Kaiser Franz Joseph persönlich seine Soldaten in den Tod und die österreichische Armee in eine militärische Niederlage gegen Frankreich geführt hatte.


Der heutige Park vor dem Palazzo della Pilotta, die Piazza della Pace entstand erst nach dem Zweiten Weltkrieg. 1944 zerstörte eine Bombe eines Luftangriffs das an den Palazzo angebaute Theater. Die Reste des zerstörten Anbaus sind an der Außenwand des Palazzos ersichtlich.


Das Denkmal für die Partisanen gegen deutsche Nazi-Besatzung und ihre faschistischen Unterstützer wurde 1956 eingeweiht. Nach dem italienischen Seitenwechsel wurde Parma im Zweiten Weltkrieg im September 1943 von deutschen Truppen besetzt. Die rund 200 Jüdinnen und Juden in Parma waren de Verfolgung ausgesetzt und wurden deportiert. Hunderte Menschen wurden im Zuge des Terrorregimes der deutschen Besatzung eingesperrt oder nach Deutschland verschleppt. Der Widerstand begann noch 1943. Während den zwanzig Monaten von September 1943 bis zur Befreiung im April 1945 wurde 396 Menschen umgebracht, davon 267 Zivilistinnen und Zivilisten und 130 Partisaninnen und Partisanen.


Die Piazza Garibaldi mit dem Palazzo del Governatore. Das Gebäude wurde ursprünglich im 13.Jh. errichtet, war Sitz der Kaufleute und später der Gouverneure. Das heutige Aussehen stammt aus dem 18.Jh. Am Turm befindet sich eine Sonnenuhr.


Am heutigen Domplatz befand sich seit dem 4. oder 5. Jh. eine frühchristliche Kirche, die wahrscheinlich über einem vorchristlichen Heiligtum errichtet worden war.


Ab 860 entstand neben der alten Kirche am heutigen Domplatz die Marienkirche, die zur Cattedrale di Santa Maria Assunta wurde. Nachdem sie 1074 abgebrannt war, begann 1074 in mehreren Phasen der Bau des heutigen Doms. Der Campanile entstand zwischen 1284 und 1294 in gotischem Stil.


Das turmhohe Baptisterium neben dem Dom wurde zwischen 1196 und 1216 erbaut. Außen ist die Fassadenpracht aus rosa Marmor zu bewundern, innen ist die achteckige Taufkirche in jener Zeit mit biblischen Szenen bemalt worden.


Der Bischofspalast (Palazzo Episcopale) wurde an 1055 errichtet. Er wurde immer wieder umgebaut, die Stilelemente aus der Zeit des Mittelalters und der Renaissance sind an der Fassade aber noch gut erkennbar.


Hinter dem Dom liegt das um 985 gegründete Kloster San Giovanni Evangelista.


Straßenszene. Im August 1922 hatte es im Zuge der gewalttätigen Auseinandersetzungen rund um die faschistische Machtübernahme in Teilen der Stadt fünftägige Straßenschlachten und Barrikadenkämpfe gegen faschistische Milizen gegeben. Auf antifaschistischer Seite gab es fünf Tote in Parma und zwei im Umland, auf der Gegenseite zwei Tote Faschisten.


Italien


Die Zitadelle wurde Ende des 16.Jh. als Machtdemonstration des Herzogs und als Beschäftigungsmaßnahme für die Bevölkerung errichtet. In der fünfeckigen ehemaligen Befestigungsanlage am Rande der historischen Altstadt befindet sich heute ein öffentlicher Park.

Samstag, 11. April 2015

Deutschkreutz

10.4.2015

Im mittelburgenländischen Deutschkeutz wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 3.100 Menschen leben hier.

Seit 1340 ist Deutschkreutz eine Marktgemeinde. 1619 wird der Ortsname erstmals als Nemeth Kereztur genannt. Die wortwörtliche ungarische Entsprechung des Namens Deutschkreutz Németkeresztúr wurde 1899 im Zuge der staatlichen Magyarisierungspolitik in Sopronkeresztúr geändert. Deutschkreutz war bis 1921 ein westungarischer Vorort der Stadt Sopron, seither verläuft die Staatsgrenze bald hinter dem Ortsrand.


Die katholische Pfarrkirche wurde 1419 erstmals erwähnt. Der heutige Bau stammt aus dem 18.Jh. und wurde 1928 sowie 1973/74 erweitert und umgebaut.


Das Elisabeth-Denkmal wurde 1901 errichtet. Es ist ein Zeugnis der damaligen Verehrung der ungarischen Königin und österreichischen Kaiserin Elisabeth in Ungarn. Franz Joseph selbst konnte man aufgrund seiner militärischen Unterdrückung der Revolution von 1848/49 in einem blutigen Krieg nicht so gut verehren. Die Inschriften sind obligatorisch ungarisch.


Storchennest


Eine Gedenktafel am Pfarrheim erinnert an die vielen Flüchtlinge des Wendejahres 1989, als die kommunistischen Regimes zusammenbrachen.


Das Schloss Deutschkreutz wurde 1492 als mittelalterliche Burg erwähnt, 1560 wurde es im Renaissancestil umgebaut. Die heutige Ansicht stammt im wesentlichen aus dem Umbau von 1625. Burg und Schloss waren Besitz der hier über Land und Menschen herrschenden Nádasdy. Nach der Hinrichtung Franz III. Nádasdy als Gegner des Habsburgerkönigs fiel die Herrschaft an die Esterházy. Das Schloss Deutschkreutz wurde zum landwirtschaftlichen Gutshof. Von 1945 bis 1955 nutze die sowjetische Armee das Schloss als Kaserne, wobei die alte Inneneinrichtung zerstört wurde. Nachdem die Gemeinde das Gebäude 1957 erworben hatte, ist es seit 1966 in Privatbesitz. Zugänglich ist es nur von Mai bis September.


1938 lebten hier 430 Jüdinnen und Juden. Von ihnen wurde Deutschkreutz Zelem genannt. Nach der Nazi-Machtübernahme am 12. März 1938 wurden angesehene Gemeindemitglieder verhaftet und in Oberpullendorf eingesperrt, Jüdinnen und Juden misshandelt und ihr Besitz geraubt. Anfang Mai 1938 hatten alle ihren Heimatort nach Wien zu verlassen. Manche wurden mit Lkws weggebracht. 81 Menschen wurden nachweislich in einem KZ ermordet. 154 konnten sich durch Flucht in andere Länder retten. Vom großen Rest weiß man nicht, wo sie geblieben sind.


Vor einem der letzten noch bestehenden einstigen jüdischen Häuser, dem Geburtshaus des Komponisten Karl Goldmark in der ehemaligen Judengasse, der heutigen Hauptstraße, wurde als einzige öffentliche Erinnerung an das jahrhundertelange jüdische Leben in Deutschkreutz erst 2012 und auf eine Privatinitiative von Michael Feyer aus Wien hin ein Denkmal errichtet.


Nach ihrer Vertreibung aus der Steiermark und Kärnten sowie aus Ödenburg/Sopron (1496 und 1526) ließen sich Jüdinnen und Juden in verschiedenen Ortschaften Westungarns nieder. Als 1670 Kaiser Leopold I. die Jüdinnen und Juden aus Wien, Niederösterreich und den ungarischen Grenzgebieten vertreiben ließ, wurde diesen vom Fürsten Esterházy gestattet, sich in seinen westungarischen Gebieten niederzulassen. Ziel war, die von jahrzehntelangen Kriegseinwirkungen verwüsteten Landstriche wiederzubeleben. Es entstanden die jüdischen Sieben Gemeinden (Schewa Kehillot) Eisenstadt, Mattersdorf, Lackenbach, Deutschkreutz, Kobersdorf, Frauenkirchen und Kittsee. Am Höhepunkt 1857 lebten 1.244 Jüdinnen und Juden in Deutschkreutz, 38% der Ortsbevölkerung. Ab 1860 durften sich Jüdinnen und Juden in Städten niederlassen und 1867 wurden alle gesetzlichen Diskriminierungen aufgehoben, sodass es zu einer Abwanderungsbewegung kam.


Das jüdische Viertel wurde von den Nazis systematisch abgetragen. Die 1834 errichtete Synagoge wurde 1941 gesprengt. Der massive Bau wurde mit 140 Sprenglöchern, dem Doppelten des Erlaubten, geladen, sodass der Tempel hoch in die Luft geschleudert wurde, bevor er zusammenbrach. Von einem durch die Luft geschleuderten Ziegelbruchstück wurde in der Gruppe der Schaulustigen eine 17-jährige Zuschauerin tödlich getroffen. Die Israelitische Kultusgemeinde bekam das Grundstück nach 1945 zurück, musste es aber in den 1950er Jahren verkaufen. Es entstand hier ein Konsum-Supermarkt, den es nunmehr aber auch nicht mehr gibt.


Der jüdische Friedhof wurde 1842 eröffnet. Gegen Kriegsende 1944/45 wurden die meisten Grabsteine entfernt und hauptsächlich zur Errichtung des sogenannten Ostwalls verwendet.


38 Grabsteine, die auf dem Wiener Zentralfriedhof zwischengelagert gewesen waren, wurden wieder aufgestellt. Zahlreiche Bruchstücke, die im Nikitscher Schlossgarten gefunden wurde, brachte man mosaikartig an der westlichen Friedhofsmauer an.


Die Gedenktafel erinnert an ein Massengrab von 284 Budapester Jüdinnen und Juden, die 1944/45 innerhalb von fünf Wochen in ihrem Lager am Areal des Schlosses Deutschkreutz an Erschöpfung und Krankheiten gestorben waren. Die Nazis hatten sie zum Bau des militärisch sinnlosen Ostwalls hierher verschleppt. Selbst wenn er fertiggebaut worden wäre, hätte er die sowjetischen Truppen nicht aufgehalten. Bei Deutschkreutz sollte ein Netz von Panzer- und Laufgräben entstehen. Hier wurden 5.000 Zwangsarbeiter aus dem Osten, 2000 ungarische Jüdinnen und Juden, Polen, Ukrainer und 30 französische Gefangene eingesetzt. Die ausgemergelten Menschen litten Hunger, hatten keine medizinische Versorgung und keinerlei Arbeitsschutz. Dazu wurden sie von ihren Wachmannschaften geprügelt und willkürlich umgebracht. Insgesamt kamen in und um Deutschkreutz 650 deportierte Jüdinnen und Juden ums Leben.