Freitag, 2. März 2012

Datum 3/12




Datum
3/2012
98 S.







Die Titelgeschichte beschäftigt sich mit der geschichtspolitischen Identitätssuche des österreichischen Bundesheers. In „Traditionsräumen“ wird dort „Traditionspflege“ getrieben, lernt daraus ein Mensch, der das Umbringen von Menschen nicht so leiwand findet und daher wenig Ahnung vom Heer hat. Anna Giulia Fink und Dominik Sinnreich portraitieren in ihrem Text Waffenaficionados, die versuchen, von noch gern gepflegter Habsburger-und-Hitler-Kriegsromantik wegzukommen. „Hinter dem Generalinspektor der Deutschen Bundeswehr hängt ein Porträt von Stauffenberg. Bei uns in manchen Offizierskasinos noch immer ein Franz Joseph,“ zitieren sie etwa den ehemaligen Hauptmann und Journalisten Gerhard Vogl. Dieser kritisiert auch „groteske Namen“ von Kasernen wie etwa einer Kuenringer-Kaserne, was er süffisant kommentiert: „Ein Raubritter-Geschlecht aus dem Mittelalter! Was für ein tolles Identifikationsangebot für die Jugend von heute.“ Die Versuche von Verteidigungsminister Norbert Darabos, kulturverändernd zu wirken und rechten Umtrieben eine klare Grenze zu setzen, kommen meines Erachtens im Text etwas zu schlecht weg (es seien nur „symbolische Siege“). In Summe aber ein spannender Artikel über eine wunderliche Welt und Leute mit Hirn darin.
P.S.: Eine immer wieder auftretende journalistische Flapsigkeit stieß leider auch hier ungut auf, wenn der Bürgerkrieg des Februar 1934 auf den Beschuß des Karl-Marx-Hofs reduziert wird. Hier wird in journalistischer Verkürzung gern eine symbolhafte Episode der Kämpfe mit diesen als solchen gleichgesetzt, was der gesamten Dimension mit den über 300 Toten an vielen Orten Österreichs aber nicht gerecht wird.

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