Dienstag, 29. März 2011

Blätter, März 2011



Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 3/2011
128 S.








Zu den arabischen Revolutionen, der politisch fesselndsten Kette an Ereignissen dieses Jahres, gibt es einige interessante Beiträge. Eine Crux sind halt die Vorlaufzeiten einer Monatsschrift, so wurde der Satz Erhebungen der Volksmassen erscheinen im Lande Muammar al-Gaddafis jedoch nicht nur wegen der Repression unwahrscheinlich sehr bald von der Realität überholt.

Dazu gibt es von Tariq Ramadan, Gudrun Krämer und Dan Diner über den Islam und Europa sowie einen spannenden Beitrag von Oliver Matz über die Bedeutung von Frauen in der kolumbianischen Guerillabewegung FARC und dieser für Frauen, mit kritischer Bewertung, zu lesen.

Samstag, 26. März 2011

Neusiedler See

25.3.2011

Das Vorhandensein des Neusiedler Sees (ungarisch Fertő-tó, kroatisch Nežidersko jezero oder Niuzaljsko jezero) südlich der Stadt Neusiedl am See (ungarisch Nezsider, kroatisch Niuzalj) war mir bewußt. Dennoch habe ich erst nunmehr, beim wiederholten Besuch hierorts aus Anlaß eines Fußballspiels, am See vorbeigeschaut.
Schon schön so ein Wasser, das bis zum Horizont reicht. Das muß man zugeben. Hier liegen auch pittoreske Schiffe und es gibt zutrauliche Enten.







Freitag, 25. März 2011

Widerspruch 59



Widerspruch 59
Beiträge zu sozialistischer Politik
30. Jg. / 2. Halbjahr 2010
224 S.







Zum Thema Integrationspolitik bringt das Heft eine Anzahl an kritischen Beiträgen, oft aus Schweizer Zusammenhang und Perspektive, was aufgrund ähnlicher Problemlagen Vergleiche und Schlüsse zur hiesigen Situation zuläßt, aber durch andere politische Zusammenhänge auch einen vom eigenen Sumpf abstrahierten Blick ermöglicht.
Gianni D'Amato erwähnt etwa einen wichtigen, stets wenig beleuchteten Punkt: In den urbanen Kontexten der Schweiz bleibt es nach wie vor problematisch, dass die bisherige Praxis der Integration die Einheimischen, die schon lange dazugehören, nach wie vor nichts angeht. Integration geht bislang immer die,Fremden an, nie die Einheimischen. Was in der Schweiz und anderswo in Europa fehlt, ist eine öffentlich-politische Identität, in der sowohl die Mehrheit der Narrative der Minderheit als Teil der eigenen kulturellen Identität versteht, als auch die Migrantinnen und Migranten ihre Gruppenzugehörigkeit mit der gesamten politischen Gemeinschaft zu verbinden vermögen. ... Mit Rifaat (2004) ließe sich demnach sagen: Immigrants adapt, countries adopt. Einer Adaption der Migranten muß eine Adoptierung durch die Orte der Einwanderung entsprechen.

Montag, 21. März 2011

Hollenburg

20.3.2011

Nicht nur die Städte dieser Welt stehen am Reisemenü (zum Besuch eines Fußballspiels), sondern auch Flecken wie der niederösterreichische Ort Hollenburg am Südufer der Donau, gegenüber von Krems. 380 Menschen leben heute hier. Die Siedlung geht auf ein 193−211 gegründetes römisches Kastell zurück, das die Donaugrenze bewachte. Bereits um 860 wird Hollenburg als Holunburc urkundlich erwähnt.

Links im Bild die über der Donau thronende Ruine der im Jahr 1248 errichteten örtlichen Burg, rechts hinten das noch heute in vollem Ornat thronende Stift Göttweig. Die Herren der Burg waren allerdings nicht die dortigen Mönche, sondern die Bischöfe von Freising (Bayern), zu deren Herrschaft Hollenburg bis zur Säkularisation 1805 gehörte. Nach einem Ausbau im Jahr 1408 unter dem Freisinger Bischof Berthold von Wähingen wurde sie Bertoldstein genannt.


Von der einst wesentlich größeren Burganlage steht heute nur mehr die Ruine des turmartigen Hauptgebäudes. Aufgrund seiner strategisch günstigen Lage an der Donau war die Burg ebenso wie die Ortschaft mit ihrer ebenfalls im 13.Jh. errichteten Wehrkirche wiederholt Kriegsschauplatz. Nach heftigen, wechselvollen Kämpfen in den 1460er und 1470er Jahren war sie zerstört und wurde nicht wieder aufgebaut.


Nur unwesentlich weniger malerisch als die mittelalterliche Burgruine liegt am anderen Ufer der Donau ein intaktes Wahrzeichen des Industriezeitalters, das Öl- und Gaskraftwerk Theiß.

Freitag, 18. März 2011

ÖZP 2010/1



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2010/1
136 S.







Frameworks of knowledge, also Erkenntnisweisen der politikwissenschaftlichen Praxis gilt der Schwerpunkt dieses Hefts.
Am spannendesten unter dieser vielen Theorie war der Beitrag Demokratietheorieentwicklung im Kontext gesellschaftlicher Paradigmen von Eva Kreisky und Marion Löffler, in dem sie jüngste Versuche der Theoretisierung von Demokratieschwächung bearbeiten und dabei eine interessante Zusammenschau der Ansätze von Jacques Rancière, Colin Crouch, Pierre Rosanvallon und Chantal Mouffe geben. Unter dem Strich bilanzieren die Autorinnen, daß die Genannten keine genügenden Konzepte einer Demokratietheorie vorgelegt hätten.

Montag, 14. März 2011

Pilsen

12.3.2011

Vor zwei Wochen Budweis und nun Pilsen. Nicht das Bier führte mich allerdings hierhin wie dorthin, sondern der Fußball.
170.000 Menschen leben heute in der westböhmischen Stadt Plzeň. Bekannt durch die Brauerei mit Pilsner Urquell (Plzeňský Prazdroj) und Gambrinus-Bier sowie die Škoda-Werke, einst größter Rüstungskonzern der österreichisch-ungarischen Monarchie und auch heute noch, auf mehrere Unternehmen aufgeteilt, wichtiger Arbeitgeber.

Die katholische St.-Bartholomäus-Kathedrale (Katedrála sv. Bartoloměje) dominiert den Hauptplatz im Zentrum der Altstadt. Der gotische Bau wurde gleich mit Gründung der Stadt als Königsstadt unter dem böhmischen König Wenzel (Václav) II. im Jahr 1295 begonnen. Der 102 Meter hohe Turm ist der höchste Kirchturm in Böhmen.


Das Rathaus hinter der Kathedrale ist sicher das bemerkenswerteste Gebäude am Platz. 1554 bis 1559 wurde es im, wenngleich etwas klobigen, Renaissancestil erbaut. Die Fassade verzieren Sgraffitos.


Historische Häuser am Hauptplatz (náměstí Republiky).


Die 1893 fertiggestellte, in maurisch-romanischem Stil gehaltene Große Synagoge (Velká synagoga) ist die zweitgrößte Synagoge in Europa, nach derjenigen in Budapest, und drittgrößte der Welt. 1938 lebten 3.200 Jüdinnen und Juden in der Stadt (bei einer damaligen Bevölkerung von 125.000 Menschen). Im Jänner 1942 wurden sie ins KZ deportiert. Das Gebäude überstand den Zweiten Weltkrieg als Lagerhalle. Der letzte Gottesdienst der heute nur wenige dutzend Menschen zählenden jüdischen Gemeinde war 1973, nach einer Renovierung 1998 finden hier heute Konzerte und Ausstellungen statt.


Gleich nebenan steht das Große Theater , das Josef-Kajetán-Tyl-Theater. Das 1869 eröffnete Stadttheater ist ein klassischer Theaterbau seiner Zeit. Im Jahr 2015 wird Pilsen europäische Kulturhauptstadt sein, dann wird es hier wohl rund gehen.


Anstelle der Ende des 19. Jahrhunderts abgerissenen Stadtmauern wurde nicht analog zur Wiener Ringstraße ein breiter Boulevard errichtet, sondern eine vielfältige Stadtparkanlage, die rings um das historische Stadtzentrum führt. Hier der Blick aus dem Park auf die Innenstadt.

Mittwoch, 9. März 2011

Datum 3/11



Datum
3/2011
98 S.








Sehr interessant zu lesen sind Gerald Drissners Vor-Ort-Eindrücke von der Revolution in Ägypten. Bereits im Herbst vergangenen Jahres vermittelte sein Artikel über einen Polizeimord eine präzise Zustandsbeschreibung einer brodelnden Stimmung.

Nettes gibt es im Heft noch über die Favoritner Sängerknaben (wie sie Helmut Neundlinger nennt) Christoph & Lollo zu lesen. Aber wie könnte man über die beiden auch nicht Nettes schreiben oder sagen.

Sonntag, 6. März 2011

Nürnberg

5.3.2011

Die mit 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zweitgrößte Stadt Bayerns verbindet der historisch Interessierte einerseits mit dem Mittelalter und andererseits mit der Nazizeit. Beide Aspekte wurden bei einen kleinen Tour durch die Stadt in Augenschein genommen, bevor der Besuch eines Fußballspiels anstand. Kulinarisch interessiert bin ich nicht, daher wurden weder Bratwürstel noch Lebkuchen gegessen.
Nürnberg wurde zwischen 1000 und 1040 gegründet. Von 1219 bis zur Übernahme der Stadt durch das Königreich Bayern 1806 war Nürnberg als Freie Reichsstadt unabhängig und wurde von im Rat der Stadt Nürnberg zusammengefaßten Patrizierfamilien regiert.

Die um 1250 begonnene Lorenzkirche. Die hier zu sehende prächtige gotische Westfassade stammt aus dem 14.Jh. Die Lorenzkirche schloß sich bereits 1525 der Reformation an, 1529 erklärte sich dann Nürnberg offiziell für protestanisch. Da die deutschen Könige und Kaiser aber katholisch blieben, wurde 1543 zum letzten Mal ein Reichstag in Nürnberg abgehalten.


Der Hauptmarkt. Links der Schöne Brunnen (1389−1396) mit 40 Statuen, welche die damaligen Institutionen darstellen. Im Hintergrund die von 1352 bis 1362 errichtete Frauenkirche. Sie steht anstelle der bei einem Pogrom 1349 zerstörten Synagoge. 562 jüdische Bürgerinnen und Bürger der Stadt wurden damals mit kaiserlicher Erlaubnis umgebracht und ihr Vermögen eingezogen. Nach der bayerischen Übernahme der Stadt 1806 wurde die Frauenkirche zur katholischen Stadtpfarrkirche. 1945 standen von der Kirche nur die Fassade und Seitenmauern, bis 1953 wurde sie wiederaufgebaut.


Die Kaiserburg hoch über der Stadt war über 500 Jahre, von 1050 bis 1571 eine der Pfalzen, in denen die mittelalterlichen deutsche Könige bzw. Kaiser zeitweise residierten.


Im äußeren Burghof, Blick auf den Sinwellturm aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der Bergfried. Das Name kommt vom mittelhochdeutschen Wort sinwell − rund, rumdum.


Der sehr schöne Platz am Tiergärtner Tor an der Stadtmauer. Der Wohnstand des reichen Bürgertums der Stadt in Mittelalter und früher Neuzeit kommt in den Bauten zur Geltung. Am Eck des Platzes steht das Haus, in dem Albrecht Dürer bis zu seinem Tod 1528 lebte und arbeitete.


Links das Tiergärtner Tor, im Hintergrund erhebt sich die Burg über die Stadt. Bis zum Zweiten Weltkrieg war Nürnberg die einzige deutsche Großstadt, in welcher der mittelalterliche Stadtkern samt Stadtmauer fast unverändert erhalten war. 1945 wurde die Altstadt durch Luftangriffe im Jänner und während der fünftägigen Schlacht um die Stadt im April 1945, als US-Truppen sie unter heftigen Kämpfen erobern mußten, fast vollständig zerstört. Im Unterschied zu anderen Städten wurde beim Wiederaufbau die Stadtstruktur beibehalten und auch wenn die allermeiste Bausubstanz so Nachkriegsbauten sind, bleibt der Eindruck der historischen Stadt.


Man könnte weinen, wie romantisch manche Orte wirken. Hier der Weinstadel mit dem Henkersteg über dem Fluß Pegnitz. Das abrupte Ende der Romantik: Im Turm wohnte vom 16. bis zum 19. Jahrhundert der Henker der Stadt. Der Weinstadel wurde 1446−48 als Siechenhaus errichtet, in dem die Leprakranken untergebracht wurden, bevor das Gebäude ab 1571 als Weinlager diente.


Vor diesem Haus am Unschlittplatz wurde 1828 Kaspar Hauser erstmals gesehen und angesprochen.


Ab November 1945 wurden in Nürnberg die Prozesse gegen Hauptkriegsverbrecher und Spitzen der Naziherrschaft geführt. 1993 wurde die Kartäusergasse durch das Kunstwerk Straße der Menschenrechte des israelischen Künstlers Dani Karavan gestaltet. Hinter dem Torbogen verläuft eine Reihe von Betonpfeilern. Die insgesamt 30 Elemente des Kunstwerks stehen für die 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1948.


Die Stadtmauer umschließt die historische Altstadt.


Im Süden der Stadt errichteten die Nazis auf einem riesigen Gebiet von über 16,5 km² ihr Reichsparteitagsgelände, wo von 1933 bis 1938 die Parteitage der NSDAP abgehalten wurden. Der monumentalste Bau ist die 1935 begonnene, unvollendete Kongreßhalle, die für 50.000 Menschen geplant war. Sie liegt am Großen Dutzendteich. Der hufeisenförmige Torso ist 40 Meter hoch (geplant waren 79!), seine äußeren Arkaden erinnern architektonisch an das Kolosseum in Rom. Der Granit für die Fassadenverkleidung stammte aus Konzentrationslagern. Ab 1938 starben auch im Steinbruch des KZ Mauthausen dafür unzählige Menschen.


In einem Kopfbau der Kongresshalle ist seit 2001 das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände mit der Ausstellung Faszination und Gewalt über die NS-Zeit und ihre Verbrechen untergebracht. Wie ein Pfahl bohrt sich der vom österreichischen Architekten Günther Domenig geplante gläserne Gang durch das Nazigemäuer.


Im Inneren der Kongreßhalle sieht man die Größe des Ziegelbaus. Neben dem Dokumentationszentrum sind hier u.a. die Nürnberger Symphoniker und allerlei Lagerhallen untergebracht.


Das Zeppelinfeld, wo 1909 Graf Zeppelin mit seinem Luftschiff landete, wurde 1935 bis 1937 als Aufmarschgelände am Reichsparteitagsgelände der NSDAP mit Tribünenanlagen für 70.000 Menschen ausgestattet. Im Hintergrund die Haupttribüne. Heute befinden sich auf dem riesigen Platz gleich mehrere Fußballfelder.

Donnerstag, 3. März 2011

Blätter, Februar 2011



Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 1/2011
128 S.








Der amerikanische Historiker und Rechtsanwalt Ned Brown schreibt über die Misere der Defensive des linken politischen Spektrums in den USA. Er sieht eine politische Strategie zur Wiedergewinnung moralischer Autorität als zukunftsträchtig: Die leidenschaftliche Verteidigung der Schwachen und der Widerstand gegen die Mächtigen war historisch die eigentliche raison d'être der Demokraten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Während der Finanzmarktkrise demonstrierte Obama zwar politische Führungsfähigkeit, aber viel zu wenig Entrüstung über die Sünden der (von den Republikanern dominierten) Wall Street.
Brown will eine große Erzählung als politische Leitlinie. Man kann und sollte auch an die hiesigen Verhältnisse und die Sozialdemokratie denken, wenn er meint So hörte man beispielsweise vor allem von Obama, dass es der Gesundheitsreform bedürfe, um Geld zu sparen, und nicht primär, um die Nichtversicherten vor dem Eelend zu retten. Obama versäumte es ebenso auszurufen, dass niedrige Steuern für die Reichen eindeutig Unrecht sind. Er schien regelrecht verlegen, wenn er die Reichen fast zaghaft bat, ,ein wenig mehr zu zahlen. Dagegen schien er sich weitaus wohler zu fühlen, wenn er über Budgeteinzelheiten reden konnte. Doch das ist zu wenig. Damit die Wiederbelebung der Linken Erfolg hat, muss sie wieder die Sprache von ,Recht und ,Unrecht verwenden.
Zeit für Gerechtigkeit war das Thema der letztjährigen Kampagne der SPÖ.

Spannende Beiträge gibt es in der Februarausgabe des weiteren von Ulrich Beck, der fünf Lebenslügen anprangert, um zu einem Plädoyer zur Errettung der Europäischen Union zu gelangen, sowie von Markus Holzinger, der zehn Jahre Antiterrorkrieg als Schleifung des Rechts bilanziert.